Seilfahrt auf Schalke - die Entwicklung unseres S04

24.09.2014 - 19:04 Uhr
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Ich denke auch, wir sollten die Diskussion um Ausgründung etc etwas mehr von der Person Tönnies lösen, und da ist es hier wohl richtig aufgehoben. Da würde ich hier jetzt gerne nochmal grundsätzlich ansetzen, wobei - wie schon gestern mal angedeutet - mir da deutlich die Grautöne fehlen.

Ich gestehe auch ein, da - wie auch zum Beispiel mistake oder seppel - da eine Voreinstellung zu haben, die in Richtung Mitgliederverein/e.V. geht. Es mag sein, dass da das Herzlein mitspricht, aber hoffe doch, dass das Herzlein nicht so sehr die Blutzufuhr zum Gehirn sabotiert, wie das bei manch einem(r) Provokateur(in) der Fall zu sein scheint.

Wenn wir zunächst mal in den beiden Modellen e.V. und GmbH/KG o.Ä. als ausgliederte Tochter vergleichen, dann sehe ich zunächst 3 wesentliche Unterschiede:
1 Das Haftungsrecht, das häufig zu Ausgründungen im Non-Profit-Sektor führt: Eine Kapitalgesellschaft ist nur begrenzt haftend bei Konkurs/Insolvenz, beim Verein schlägt es auf Mitglieder durch
2 Die Möglichkeit zu Beteiligung Dritter, was zumindest bei nicht-gemeinnützigen Kapitalgesellschaften möglich wäre, beim gemeinnützigen Verein hingegen nicht.
3 Die Abkoppelung der operativen und Steuerung. Hier ist im Normalfall die Geschäftsführung gestärkt, dass die Entscheidungen mehr bei den professionellen Geschäftsführers liegen, und weniger bei den zumeist ehrenamtlichen Vereinsvorständen. Allerdings gilt auch, dass die Gesellschafter der Tochter, im Normalfall die Vereinsvorsitzenden, jede operative Entscheidung als Gesellschafterbeschluss festlegen können, der schriftlich festzuhalten ist und von der Geschäftsführung umzusetzen ist, sofern keine rechtswidrigkeit vorliegt.

Steuerlich kann ich zumindest bezogen auf Schalke 04 keine wesentlichen Änderungen erkennen, es mag durchaus welche geben, der Spielbetrieb dürfte aber auch schon im gemeinnützigen e.V. körperschaftssteuerpflichtig sein. Die Umsatzsteuerpflicht dürfte auch nicht groß berührt sein, da diese eher an der Art der Geschäfte ansetzt, und die dürften wohl unverändert bleiben.

Bezogen auf den dritten Punkt ist bei Schalke 04 e.V. bereits eine organisatorische Voraussetzen, dass durch die Wahlzyklen und die Trennung in Vorstand und Aufsichtsrat analoge Strukturen geschaffen wurden. Hier sehe ich bisher keinen Mehrwert - das war eher ein schlagendes Argument beispielsweise beim HSV.

Der erste Punkt ist mir in der Diskussion noch nicht begegnet, letztlich fokussiert es sich somit auf den zweiten Punkt.

Und hier kommen wir dann zur Debatte. Es besteht wie wie Bayern und BVB, ggf. bald beim HSV de Möglichkeit, Partner (bzw. "Investoren") in's Boot zu holen. Hier wären durchaus dreistellige Millionenbeträge insgesamt als Einlage für unter 50% der Anteile möglich, und in der Tat würde eine solche Eigenkapitalspritze die Entschuldung auf einen Schlag bedeuten können, mit Wegfall von Tilgungszahlungen, und insbesondere auch Zinsaufwendungen.

Was zunächst mal klar sein muss ist, dass es hier eine einmalige Geldspritze ist, die natürlich zu Erleichterungen führt, die aber bei Weitem nicht fantastische Handlungsspielräume eröffnen. Es wäre bei weitem nicht die Situation in Wolfsburg mit den umfänglichen Geldspritzen, und vermutlich nichtmal wie in Leverkusen. Hoffenheim, Leipzig und Ingolstadt würde ich in der Betrachtung noch rauslassen, da halte ich die Zuschüsse zum operativen Geschäft im Moment für eher moderat, es wird aber die Frage sein, wie die sich weiter entwickeln werden.

Kommen wir zwischendurch zu Tönnies' Milchmädchenrechnung: 132 Mios Schuldenentlastung würde eine Einsparung von 25 Mios im Jahr bringen, als Zinsen und Tilgung, und dann noch schön hochgerechnet: 250 Mios in 10 Jahren. Diese Rechnung kann ich so nicht nachvollziehen, ein Blick in den Konzernabschluss würde es auch nicht aufklären, vermute ich. Damit diese Rechnung aufgeht, müssten die Finanzverbindlichkeiten einen extremen Zinssatz haben, weit über 10 Prozent, das die Zinslast in 10 Jahren auf 120 Mios. aufaddiert. Wenn dem so wäre, dann gehörte peters sicher zum Teufel gejagt, in der derzeitigen Zinskonjunktur. Ich gehe eher davon aus, dass die Verzinsung der Fananleihe um die 6% derzeit eher ein erwartbares Maß der Verbindlichkeiten wäre - wobei man eben auch fragen kann, ob hier derzeit nicht auch eine Umschuldung vorteilhaft wäre.

Überdies wird hier auch ein etwas falsches Bild entworfen, denn das Budget im Sinne der Gewinn- und Verlustrechnung würde bei Entschuldung auf einen Schlag nur mit den Zinszahlungen entlastet, und die liegen - so weit ich mich erinnere - unter 10 Mios., zumindest nach Jahresabschluss. Nur das würde für die Ausweitung des Gehaltsbudgets und ggf. für Abschreibungen an Ablösesummen als Gegenposition zur Verfügung stehen. Die Tilgungen wären jedoch erfolgsneutral, und würden zwar die Zahllast vermindern, sodass die Kontenbestände ansteigen dürften /Ein Festgeldkonto, Hurra, Hurra!/ aber keinen Spielraum zu steigenden Gehältern beispielsweise lassen - das sei schonmal für die Spezialisten aus dem ToQ festgehalten.

Überdies wäre in Frage zu stellen, welche Interessen der Investor hat. In Deutschland war bisher von Zinsausschüttungen für Einlagen nie die Rede (bei den Bayern insbesondere), was aber auch derzeit daran liegt, dass es den Bayern gelingt, ihren Marktwert und ihre Umsätze stetig zu steigern. Anders sieht die Situation schon in England aus, wo Investoren teilweis über Jahre Geld aus dem Verein gezogen haben, so bspw. bei ManUtd - auch wenn es gerade dort jetzt wieder in eine andere Richtung geht. Aber ein Investor könnte das legitime Interesse bekunden, dass Überschüsse erwirtschaftet werden und auf Dauer auch eine Verzinsung ausgeschüttet wird - und diese Eigenkapitalverzinsung liegt im Normalfall über den Fremdkapitalzinssätzen.

Das Konstrukt Schalke wird sicher niemals ein "Bayer Leverkusen", "Volkswagen Wolsburg" oder "RedBull Leipzig" werden, und sowohl Dax-Konzerne oder Einzelpersonen, geschweige denn Scheichs oder Oligarchen würden niemals bei Schalke in dem Maße bei Schalke einsteigen, dass wie bei ManCity, PSG oder Wolfsburg Fantasiesummen zur Deckung des operativen Geschäfts aufschlagen würden - dazu fehlt einfach der Anteiz der Kontrollübernahme in unserem so lebendigen Mikrokosmos. Wobei ich hier im Moment schon spannende Rahmenbedingungen sehe, denn sowohl Scheichs als auch Oligarchen haben im Moment finanziell einen sehr schweren Stand - und da bin ich sehr gespannt, was da die nächsten Jahre passieren wird, wenn sich diese Situation nicht bald ändert - das eine oder andere Malaga könnte ich mir aber schon vorstellen.

Insofern bin ich zunächst sehr skeptisch, was die Ausgründung betreffen kann - und hier spricht nicht nur das kleine königsblaue Herzlein. Der Effekt wäre sichtbar, aber doch marginal - ein Vorteil wäre aber eine erhebliche Senkung von Risiken, die aus der hohen Verschuldung entstehen - "Was passiert wenn wir mal 2 Jahre von den Fleischtöpfen der ChampionsLeague entfernt bleiben...?".

Aus meiner Sicht sollten wir aber nicht nur die Extremfälle "schwarz-weiß" beleuchten, sondern eben auch über die Grauzonen...

Ich rechne schon damit, dass alsbald eine 15:30 und sportschau-Debatte losgetreten wird, um die Nachteile gegenüber England und auch noch Italien abzubauen. Das wird aber bezogen auf die Kräfteverhältnisse der Bundesliga nicht viel Verändern - ein Bedrohungsszenario "Wolfsburg" würde da weiterhin greifen.

Überdies wäre es möglich, durch Beteiligungen an bereits bestehenden Konzerntöchtern eine Entschuldung voranzutreiben, d.h. Verkauf von (weiteren) Anteilen der Arena, eventuell auch in Richtung Marketing und auch Catering zum Beispiel. Hier vermute ich aber, dass sich das albald in Stadionmiete oder eben Gewinnerwartungen und Ausschüttungen im Marketing oder auch Catering niederschlagen wird, sodass der Entlastung bei den Zinsen eine Mehrbelastung an anderer Stelle gegenüberstünde.

Zuletzt können wir zurück auf unseren allseits geliebten Wurstkönig kommen: Die plakative Rechnung mit € 1.000 pro Mitglied ist natürlich in dieser Form nur ein Anstoß gewesen, hat aber einen Effekt gehabt, nämlich seine Kritiker in Provokateure und Vernunftbegabte zu scheiden. Wir müssen nicht zur Bongartz-Mark zurück, was durchaus ein Ansatzpunkt sein könnte, aber entsprechende Modelle könnte ich mir schon vorstellen, weit von der Kopfabgabe entfernt einen Beitrag zu generieren. Man denke nur an Entwicklungen in England nach dem Motto "Buy back my team", oder die St.Pauli-Retter - auch wenn das Zweite aus einer anderen Situation gekommen ist. Es wäre halt die Frage einer charmanten Kampagne, die Mitglieder dazu motiviert zu spenden (übrigens eine der Haupteinnahmequellen anderer gemeinnütziger Institutionen). Wenn da etwas professionell eingestielt wird, und die Oberen voran gehen, für die Spender dann ein Gimmick geboten wird, dann wäre da etwas denkbar - das ist Crowdfunding, und da gibt es durchaus professionelle Ansätze, weit enfernt von so einer Kopfpauschale. Da bin ich gespannt, ob es Überlegungen gibt.

Der Scheideweg scheint derzeit aber klar. Die derzeitige Strategie hat gewisse Risiken, dass sie nicht weiter aufgeht: zwei Jahre ohne Europa und die auf Kante geähte Kalkulation fliegt uns um die Ohren. Und die Frage ist, wie jetzt ein Weg sein soll: Budgets vermindern um Risiken zu senken, oder Möglichkeiten zu suchen, Risiken auch bei steigenden Budgets im Zaume zu halten.

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spassrakete - Fanboy


Dieser Beitrag wurde zuletzt von Sisyphos04 am 27.02.2015 um 14:12 Uhr bearbeitet
Es geht hier in der Diskussion durcheinander: Macht nicht den Fehler des Duos Infernale Meier/Niebaum, die Gewinn-Verlust-Rechnung mit der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung durcheinanderzubringen.

Die Gewinn-Verlust-Rechnung würde bei Entschuldung effektiv nur um Zinsaufwendungen entlastet. Die Tilgung ist hier keine Position, durch Wegfall entstünde Finanzierungsspielraum, nicht aber zusätzliches Budget für Personal oder Abschreibungen.

Überdies sei zum Thema Arena zu sagen, dass der Kredit der Arena möglicherweise 2019 bedient sein wird. In der Gewinn-Verlust-Rechnung werden aber 25 Jahre Abschreibungen von 4% auf den Anschaffungswert entstehen. Die Mär von der Abbezahlung ist und bleibt ziemlich rhetorisch, zumal die Tilgungen des Arena-Kredits inzwischen mit anderen Krediten finanziert wurden.

Ich sehe weiterhin keinen Mehrwert für das operative Budget als im Ausmaß der Zinsaufwendungen, also rundum 10 Mio. € (+/- 20%). Und dieser Effekt - behaupte ich mal - ließe sich auch durch andere Maßnahmen realisieren.

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spassrakete - Fanboy

Mich wundert ein wenig, dass noch niemand darauf angesprungen ist, aber im letzten Schalker Kreisel wurden die Anträge zur JHV öffentlich gemacht. Auf stolzen neun (!) Seiten wurden insgesamt 31 (!!) Anträge auf Satzungsänderungen präsentiert. Alle Vorschläge wurden von der im letzten Jahr gebildeten Kommission erarbeitet. Neben etlichen Anträgen in denen es um die Beseitigung von Rechtschreibfehlern geht gibt es auh wegweisende Vorschläge hinsichtlich der Vereinsstruktur. Aufgrund der Fülle an Anträgen fasse ich die wichtigsten mal kurz zusammen.

Ehrenrat
Der Ehrenrat soll sich aus insgesamt fünf Mitgliedern zusammen setzen, von denen zwei die Befähigung zum Richteramt haben. Auf diese beiden Stellen können sich Kandidaten bewerben, die anderen drei Positionen werden von der Mitgliederversammlung gewählt.

Gemeinsamer Ausschuss
Vorstand, Aufsichtsrat, Wahlausschuss und Ehrenrat entsenden jeweils zwei Mitglieder, die dann die Bewerbungen auf Positionen im Ehrenrat prüfen.

Wahlausschuss
Der Wahlausschuss soll aus acht Mitgliedern bestehen, dazu wird ein rollierendes System eingeführt. Dazu ist zunächst eine Übergangslösung von Nöten, die nach einem Jahr aufgehoben wird. Spätestens drei Jahre nach der Einführung soll das System hinsichtlich Praktikabilität geprüft werden.

Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat besteht aus mindestens acht Mitgliedern, darüber hinaus können weitere Mitglieder für zwei Jahre bestellt werden. Werden mehr als drei Mitglieder kooptiert kann jede Entscheidung nur mit einer Mehrheit der von der MV gewählten Mitglieder erfolgen.

Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung
Eine Ausgliederung ist nur durch 3/4-Mehrheit durch schriftliche Abstimmung auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung.

Darüber hinaus soll die Satzung hinsichtlich des Vorstandes angepasst werden (kein Vorsitzender mehr nötig, Erteilung von Vollmachten für Investitionen unter 100.000 €), Rechtschreibfehler beseitigt werden und Fristen besser gesetzt werden (fixes Datum, statt Zeitraum).

Wie ich finde, liest sich das ganze sehr gut, passt aber auch so gar nicht zu der geführten Debatte über die Ausgliederung. Interessant ist da insbesondere die Begründung zum Ausgliederungsparagraphen:

Zitat von usernick
Um den von der Öffentlichkeit bisweilen geführten Diskussionen um eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung zu begegnen, soll auch in der Satzung ein eindeutiges Bekenntnis zur Rechtsform des eingetragenen Vereins abgegeben werden. Es wird daher ausdrücklich festgelegt, dass jede Art der Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung zwingend einen entsprechenden Beschluss der Mitglieder bedarf, der auf einer außerordentlichen, zu diesem Zweck einberufenen Mitgliederversammlung erfolgen muss.


Bisher gab es keinen entsprechenden Paragraphen, so dass eine 2/3-Mehrheit ausgereicht hätte.

Insgesamt sind das schon sehr ernsthafte Bestrebungen am e.V. festzuhalten. Insbesondere die vielen rein formalen Sachen hinterlassen bei mir den Eindruck, dass man die Satzung einmal ordentlich entstauben möchte um besser für die Zukunft aufgestellt zu sein.

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Tausend Trainer, schon verschlissen,
Spieler kommen, Spieler gehen...
Im Folgenden möchte ich mich mit der regelmäßig wiederkehrenden sowie momentan bei einigen herrschenden Weltuntergangsstimmung bezüglich unseres S04 beschäftigen.
Von Vorstand und Manager über Trainer und Spieler - allesamt überbezahlt, überbewertet und unmotiviert.
Aussagen in diese Richtung sind natürlich die einfachste Weise, sich die - in den Augen vieler - schlechte sportliche Leistung zu erklären. Doch man sollte sich viel differenzierter mit der Situation auseinandersetzen:
Von vielen werden die "viel zu hohen" Zielsetzungen der Verantwortlichen sowie Erwartungen der Fans kritisiert.
Ich hingegen sehe das Problem etwas anders. Ich bin froh darüber, dass unsere Vereinsführung die entsprechenden Ziele (Platz 2-4 in der Buli, Achtelfinale der CL, im DfB-Pokal überwintern) derartig festlegt und kommuniziert. Es ist intern wichtig, den Spielern und dem Trainerteam zugleich motivierende und erreichbare Ziele vorzugeben, an denen sie sich orientieren können; diese extern zu kommunizieren, erhöht vielleicht den Druck auf die Spieler, aber Leistungsdruck ist einfach eines der Grundprinzipien des Leistungssports.
Dass diese Ziele die beiden genannten Eigenschaften erfüllen, haben die letzten Jahre wohl gezeigt. Keiner kann verklären, dass sich die Bayern über eine Bundesligasaison hinweg nur selbst schlagen können. Ebenso kann aber auch keiner verkennen, dass unser Kader nicht nur vom finanziellen Aufwand, sondern auch von seiner qualitativen und quantitativen Ausstattung her das Zeug dazu haben sollte, die entsprechenden Ziele zu erreichen.
Das Problem liegt hier in meinen Augen schlichtweg darin, dass viele hier verkennen, dass Erfolg in keinster Weise planbar ist, vor allem nicht im Fußball. Der finanzielle Aufwand mag zwar mit dem sportlichen Erfolg positiv korrelieren, gleichwohl führt ein hohes Budget nicht automatisch zu guten Ergebnissen. Ebenso muss man nicht - wie manche User - die Champions League für die nächsten Jahre als unerreichbar erachten. Abgesehen von Bayern müssen wir uns wirklich vor KEINEM Bundesligakonkurrenten ernsthaft verstecken; wir sind einer der mitgliederstärksten Vereine Europas, zuletzt ein Dauergast der Champions League, haben Fans in ganz Deutschland und weit darüber hinaus, und gutes Geld kann man bei uns ebenso verdienen. Alleine Wolfsburg wird uns dazu demnächst enteilen können, was an der ungeheuren Finanzkraft gepaart mit einer soliden sportlichen Führung und einem wirklich stark besetzten Kader liegt.

Sollten wir also diese Saison "nur" die Europa League erreichen, oder gar den internationalen Wettbewerb ganz verpassen, dann kann ich damit eben auch mal leben nach 3 CL-Teilnahmen in Folge. Der Verein wird es überleben.
Zugegebenermaßen bin ich von der Spielweise des Teams auch nicht sonderlich begeistert derzeit, aber die Tabelle lügt nunmal nicht, und wir liegen auf Platz 5. Das Achtelfinale der CL haben wir erreicht, uns dort gegen den Titelverteidiger mehr als teuer verkauft und damit national wie international einiges an Respekt erspielt. Lediglich das Aus gegen Dresden im Pokal lässt sich ganz und gar nicht mit unseren Zielen in Einklang bringen.

Als Reaktion auf die angebliche sportliche Misere rufen einige User zum radikalen Umbruch auf.
Komischerweise sind das oft genau diejenigen, die auch während der Ägide des Jens Keller zum Rundumschlag ausholten und natürlich schon von Beginn an prophezeiten, dass Tönnies und Heldt, di Matteo und seine Spieler (vorzugsweise Boateng) die erwähnten Nulpen sind.
Vielleicht überwiegt in mir die Hoffnung, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir an einigen wenigen Stellschrauben nur drehen müssen, um den maximalen Ertrag aus unseren Möglichkeiten herauszuholen.
Ein Anfang ist es, di Matteo mit Heldt die Sommerpause zur intensiven Vorbereitung sowie Modifikation des Kaders zuzugestehen, wie es einige User fordern. Die potenziellen Schwachstellen unseres Kaders wurden in den diversen Transfer- und Kaderplanungsthreads zuletzt wirklich weitreichend diskutiert.
Dazu nur so viel: Ich halte es für wenig sinnvoll, einen teuren Boateng gegen einen noch teureren Khedira zu tauschen, der zwar zweifelsohne auf einem internationalen Topniveau spielen kann, in meinen Augen aber für unseren Bedarf nicht der richtige Spieler ist. Ob es bei Boateng wirklich die spekulierten 8 Mio. € p.a. Gehalt sind (was ich nicht glaube) oder weniger, sei dahingestellt. Allgemein kann ich mit Boateng in der Funktion des allgemeinen Sündenbocks sehr wenig anfangen und sehe in ihm weiterhin den richtigen Mann für die Achter-Position.
Der Zug für einen Geis, den ich wirklich liebend gerne bei uns auf der 6 sehen würde, ist aus meiner Sicht leider abgefahren aus finanziellen Gründen.
Hier kann man durchaus gespannt sein, allerdings befürchte auch ich, dass wir im Sommer ein Transferminus im zweistelligen Millionenbereich machen werden, was alleine angesichts des feststehenden Nastasic-Transfers schon fast in Aussicht steht.

Im Gegensatz zu vielen schätze ich die aktuelle Situation sowie die mittelfristige Zukunft unseres S04 optimistisch ein und bin davon überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren noch viel Spaß an diesem Verein haben werden.
Der Club wird letztlich immer über seinen prägenden Figuren stehen, und das ist auch gut so.

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Für Kontinuität in der Mannschaft, auf den Rängen und in der sportlichen Führung!
Vorwärts Schalke!
Aktuelle Entwicklung....ja, wird sehr viel diskutiert momentan. Auch ich habe mir die Tage mal etwas vermehrt Gedanken gemacht.

Bislang war ich zwar kein inniger Verfechter unserer Strategie mit „Spagat zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlicher Konsolidierung“, allerdings auch kein großer Kritiker davon.
Vielleicht lag das daran, dass Heldt & Co diesen Weg insgesamt die letzten Jahre recht gut hinbekommen haben.

So sehe ich das Vorgehen bisher:
Die Transferpolitik, in erster Linie bundesligaerfahrene und möglichst ablösefreie/kostengünstige Spieler zu verpflichten, damit vor allem den Kader in der Breite zu stärken, hatte natürlich die Folge, dass die Gehaltskosten insgesamt recht gestiegen sind.
Ab und zu dann einen gezielten „größeren“ Transfer wie Boateng, fand ich eigentlich ganz gut. Immer wieder auch die bärenstarke Jugend in den Profibereich einzubinden verläuft bis heute recht gut.
Auch versuchte Heldt, die Leistungsträger zu halten. Das gelang ihm bspw. beim Hunter oder Farfan auch, wenn auch für einen hohen Preis – um wieder auf die Gehaltskosten zu kommen.

Bin leider kein Wirtschaftsexperte und kann da auch nicht so sehr in die Tiefe gehen. Für mich als Laien sieht es so aus, als dass die Schulden nur relativ gering abgebaut wurden – trotz dreimaliger CL-Teilnahme.

Jetzt stehen wir mal wieder an einem Punkt, wo man sich zumindest mal Gedanken machen kann, seinen eingeschlagenen Weg zu verändern.
Kann man sich mit Khedira & Co. verstärken und an welchen Schrauben kann gedreht werden?
Kann man mit dieser Transferpolitik weiterhin relativ erfolgreich – sprich CL – sein?

Ich persönlich wäre eher für einen allgemeinen Richtungswechsel.
Dabei gäbe es für mich zwei Wege, die man nun einschlagen könnte. Dies nicht nur, weil man mal die CL verpasst. Vielmehr, weil personell ein Umbruch stattfinden kann. Es laufen viele hochdotierte Verträge von „mittelmäßigen“ Spielern aus und man könnte innerhalb von ein bis zwei Jahren einen recht großen Kaderumbruch einleiten.

Der erste Weg wäre wohl der sportlich riskantere. Man könnte sich auf einen kleinen Kern von Leistungsträgern konzentrieren und um diesen herum eine ganz neue Mannschaft aufbauen. Dies in einer eher „low-budget-Version“. Also viele eigene Talente integrieren und auch mit weiteren jungen, hungrigen und damit relativ kostengünstigen Spielern erweitern.
Hätte zur Folge, dass man mit recht hoher Wahrscheinlichkeit von seinen CL-Ansprüchen – zumindest vorerst – verabschieden müsste.
Dadurch würden Einnahmen massiv einbrechen. Auf der anderen Seite könnte man diesen überteuerten Kader endlich einmal auf ein gesundes Maß bringen.
Die Frage ist, ob dies wirtschaftlich überhaupt noch möglich ist und ob man das sportliche Risiko gehen möchte. Wenn es schief läuft, könnte man langfristig im „grauen Mittelmaß“ versinken oder gar schlimmer.

Der zweite Weg ist der Fußballunromantische und wohl wirtschaftlich risikoreichere.
Man könnte sich vom e.V. und der Fußballromantik im großen Teilen verabschieden und seine Profiabteilung ausgliedern. Ich weiß nicht, ob wir ähnlich hohe Summen wie Dortmund oder gar Bayern erzielen können, wenn wir Anteile nach deren Vorbild verkaufen. Ich vermute aber, dass bei uns einiges mehr, als beispielsweise beim HSV herauskäme.
Dieses Geld könnte zum Großteil sofort in zwei recht "aggressive" Transferperioden fließen.
Man könnte jetzt vielleicht direkt einige „große“ Transfers stemmen und somit auf die CL-Plätze angreifen und nach der Saison dann nochmals gezielt zuschlagen. Wenn es nicht klappt, hätten wir allerdings unsere Seele verkauft und einen extrem teuren Kader an der Backe.

Für mich persönlich gibt es aktuell keinen bevorzugten Weg. Nur denke ich, dass der Weg der letzten Jahre so auf Dauer nicht mehr funktionieren wird.
Was meint ihr? Gibt es noch andere, realistische Wege?
Zitat von take
Zitat von GelsenHandy
Zitat von Padawan
Die Stimmung ist doch momentan eh schon im Keller, da kann man sowas auch mal raushauen. ugly
Mal sehen, ob da jetzt noch ein Dementi kommt. Tönnies traue ich das auf jeden Fall zu.
Irgendwie muss man dieses sehr sensible Thema aber auch mal auf den Tisch bekommen, ohne dass die Fans direkt wieder ausrasten, weil wir dann kein Verein mehr wären.
Ich persönlich hätte mit einer Ausgliederung kein Problem, wenngleich diese sicher nicht unsere Probleme lösen würde.


Ich persönlich bin sehr stark gegen eine Ausgliederung, da diese für mich sozusagen ein "Joker" darstellt und ich auch nur ungern "meinen" Verein an Investoren verschachern möchte.
Generell muss mir erstmal jemand aufzeigen, was eine Ausgliederung für direkte Vorteile bieten würde. Und da möcht ich kein inhaltsleeres Gelaber a la HSV+ nach dem Motto "attraktiver für Sponsoren", "wichtig um mitzuhalten" und "zeitgemäß" sondern wirklich konkrete Pläne, warum die Ausgliederung Sinn macht und warum genau jetzt. Dazu schätze ich unsere aktuell handelnden Personen auch nicht kompetent genug ein um das ganze Potential der Ausgliederung auszuschöpfen.


Bei uns wäre das schon sinnvoll, damit könnte man ein großen Teil der Schulden drücken, womit uns pro Jahr ca. 20 mio. € mehr Geld zur Verfügung stehen würde.

Das halte ich auch für einen Irrglauben, da der Schuldenstand auch nach der Ausgliederung nicht auf 0 sinken wird. Die Zinstilgung würde sich reduzieren und natürlich würden neue Mittel für weitere Investitionen frei werden, allerdings werden wir auch nach einer Ausgliederung nicht im Geld schwimmen. Bayern macht mehr Umsatz als Schalke und Dortmund zusammen, Red Bull und VW verfügen über riesige Mittel, alle anderen Vereine spielen finanziell in einer anderen Liga und versuchen lediglich sich im Vergleich mit dem Rest zu positionieren. Ich halte es für wesentlich wichtiger sich als eigenständige Marke zu positionieren, die sich deutlich von der Konkurrenz abhebt, anstatt auf Biegen und Brechen den letzten Cent aus jedem Stein pressen zu wollen. Unser Wettbewerbsvorteil lautet Tradition, ein riesiges Fanaufkommen, Emotionalität und Identität.

Darüber hinaus habe ich auch gar nicht das nötige Vertrauen in die handelnden Personen, eine Ausgliederung in sinnvollen Schritten durchzuführen. Wie bereits gesagt, ist es kein Problem der Rechtsform, wenn mit dem teuersten Kader aller Zeiten die Saisonziele meilenweit verfehlt werden. Ich bin der Meinung, dass die vorhandenen Mittel nicht ansatzweise effizient genug ausgeschöpft werden, so dass ich nicht verstehe, warum unsere Arbeit durch mehr Geld effizienter werden soll. Bei Vereinen wie Mainz oder Freiburg, die seit Jahren über dem Limit arbeiten, kann ich verstehen, dass man überlegt den Club auf eine neue Stufe zu stellen, aber in der Situation sehe ich uns einfach nicht. Vielmehr finde ich, dass wir unnötig viel Potenzial verschenken. Ich bin da ganz bei Gelsenhandy. Ich lehne eine Ausgliederung aus verschiedensten Gründen ab, bin aber auch nicht so verblendet mich dem Thema komplett zu verschließen. Leider vermisse ich momentan noch auf beiden Seiten den notwendigen konstruktiven Diskurs um das Thema wirklich von allen Seiten zu durchleuchten. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass niemand so wirklich weiß, woran wir momentan sind.

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Tausend Trainer, schon verschlissen,
Spieler kommen, Spieler gehen...
Zitat von Jaens
Zitat von Mistake
Unser Wettbewerbsvorteil lautet Tradition, ein riesiges Fanaufkommen, Emotionalität und Identität.


Und in welcher Weise beißt sich das mit einer Ausgliederung? Mit einer Ausgliederung verkauft man doch nicht die Seele des Vereins. Mir kann niemand erzählen das Tradition und Emotionen abhanden kommen, wenn 20% der Anteile einer neugegründeten KG verkauft werden. Es gibt doch auch Zwischenwege wie es die Bayern gemacht haben. Ich verstehe diese Angst davor nicht.

Ob Bayern da jetzt das richtige Beispiel ist sei mal dahingestellt, aber natürlich sind die Werte nicht an die Rechtsform gebunden. Ich will sie auch gar nicht in Abhängigkeit zueinander stellen, sondern viel mehr deutlich machen, dass wir bereits über ein enormes Potenzial verfügen, dass wir auch ohne Ausgliederung ausschöpfen können.

Zitat von Jaens
Zitat von BWG

Wo steht das? Warum sollte sich ein Investor darauf einlassen? Ist dir das Berliner Modell bekannt, wo es eben nicht so gehandhabt wird? Schätzt du uns in einer so guten Position, dass die Investoren auf eine regelmäßige Auszahlung verzichten, allein um bei uns einen Fuß in der Tür zu haben?


Weil ein Investor am Unternehmensrisiko teilnimmt? Hast du mal eine Quelle, wo das in Berlin anders gehandhabt wird? Das wäre mir jetzt neu.


Zitat von Sueddeutsche
Insgesamt hat KKR (...) 61,2 Millionen Euro überwiesen. Dem Vernehmen nach sind etwa 18 Millionen Euro dafür geflossen, dass KKR 9,7 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH und Co. KGaA erhält(...). Außerdem etwa acht Millionen Euro als Einmalzahlung für den Vertragsabschluss.

Die restlichen rund 35 Millionen seien als "Vorauszahlung auf zukünftige Einnahmen" zu verstehen. In welcher Höhe und in welchem Tempo Hertha BSC dieses Geld zurückzahlen wird, sei völlig offen


SZ

Berichtigt mich, wenn ich falsch liege, aber ich verstehe das so, dass die 18 Millionen für die Anteile ins Eigenkapital geflossen sind und die mögliche Erträge damit erfolgsabhängig ist. "Vorauszahlung auf zukünftige Einnahmen" heißt für mich nichts anderes, als dass der Investor Hertha Fremdkapital zu Verfügung stellt, damit Schulden umverteilt werden können. Da die KKR höchstwahrscheinlich plant die Anteile gewinnbringend weiterverkaufen zu können sehe ich das folgendermaßen: Man beteiligt sich zu 9,7 Prozent an der KGaA, die man gewinnbringend weiterverkaufen möchte. Erzielt die Hertha einen Gewinn fällt etwas davon ab, das Hauptaugenmerk liegt aber auf einer Wertsteigerung des Unternehmens, da man zu einem höheren Preis verkaufen, als kaufen möchte. Damit das gelingt stellt man weitere finanzielle Mittel zu Verfügung, die aber zurückgezahlt werden müssen. Eventuell liegen die Zinsen hier unter dem Marktniveau, damit es sich für die Hertha auch lohnt, anfallen werden sie aber trotzdem. Ob Hertha das Geld abstottern muss oder bereits Sponsoringverträge forfaitiert wurden ist dabei eigentlich egal. Das Investment ist in erster Linie eine Zweckehe auf Zeit. Der Investor verspricht sich einen Gewinn durch die Wertsteigerung des Unternehmens, Hertha verspricht sich von der Wertsteigerung langfristig zu profitieren.

Passt das so ungefähr?

Letztlich wäre aber genau so ein Modell für mich nicht tragbar, da ich keinen langfristigen Vorteil darin erkennen kann. Es geht in erster Linie darum, den Verein auf ein neues Niveau zu hieven, ähnlich wie wir es durch unsere aggressive Schuldenpolitik gemacht haben. Natürlich kann man jetzt lange streiten und diskutieren, ob es bei uns nicht erfolgreich gelaufen ist, nachhaltig ist dieser Weg trotzdem nicht.

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Tausend Trainer, schon verschlissen,
Spieler kommen, Spieler gehen...
Mir hat es in den letzten Wochen schon immer wieder in den Fingern gejuckt, etwas zur aktuellen Situation, Roberto Di Matteo oder Horst Heldt zu schreiben, allerdings war ich ebenso fest entschlossen meine Meinung möglichst unabhängig von einzelnen Ereignissen oder Ergebnissen zu formulieren. Einerseits um die Arbeit unseres Teams und leitender Personen möglichst objektiv und Ganzheitlich über die komplette Saison verteilt zu beurteilen, andererseits um mir nicht jede Woche den Frust in ellenlangen Texten von der Seele schreiben zu müssen, deren Inhalt sich wiederholen würde. Jetzt stehen wir endlich am Ende der Saison, Di Matteo ist Geschichte und der ganze Verein steht scheinbar vor einem riesigen Scherbenhaufen. Natürlich kann man gerade am Beispiel S04/BVB erkennen, wie unterschiedlich eine Bewertung von der aktuellen Situation geprägt ist, dennoch scheint die Situation momentan nicht nur ein Ausreißer nach unten zu sein. Mir fällt es sehr schwer ein komplettes Team, inklusive Trainer, Manager etc. gemeinsam zu beurteilen, so dass ich gerne einzeln auf verschiedene Aspekte eingehen möchte. Natürlich könnte man das auch in den entsprechenden Threads, allerdings finde ich es durchaus von Vorteil alles an einem Ort zu haben, auch um die entsprechenden Schlüsse ziehen zu können. Da ich aber dennoch ein so breites Feld abstecken möchte passt das alles vielleicht nicht 100%ig in diesen Thread. Seht es mir bitte nach! Bevor ich jedoch auf die einzelnen Punkte zu sprechen komme möchte ich erst einmal einen Blick auf das erreichte werden.

Die Saison 2014/15 und unsere Ziele
Nach langem K(r)ampf sind wir schließlich als Tabellensechster ins Ziel gekommen und spielen nächstes Jahr in der Europa League. Im DFB-Pokal sind wir für das erste Mal seit langer Zeit wieder in der ersten Runde ausgeschieden, dafür konnte in der Champions League das Achtelfinale erreicht werden, durchaus mit Chancen auf ein Weiterkommen. Betrachtet man nur diese Ergebnisse war die Saison nicht unbedingt zufriedenstellend, aber keineswegs katastrophal. In der Champions League befand man sich absolut im Soll und hat sein Ziel erreicht. Und auch wenn wir solche Erfolge und Nächte wie in Madrid am liebsten jede Saison genießen würden ist es erst einmal kein Beinbruch, dass wir nächstes Jahr mit der kleinen Schwester Europa League vorlieb nehmen müssen. Finanziell ist es allemal zu stemmen und darüber hinaus hat es durchaus seinen Reiz in einem europäischen Wettbewerb reelle Chancen auf einen Titel zu haben. Der DFB-Pokal hat sowieso seine eigenen Gesetze, die den Erfolg kaum planbar machen. Natürlich kann und darf es nicht Anspruch eines Bundesligisten sein gegen einen unterklassigen Gegner auszuscheiden, allerdings scheiden Jahr für Jahr Teams aus den oberen Ligen gegen kleinere Vereine aus. Das ist der Lauf der Dinge und Teil dieses Wettbewerbs. Auch wenn ich dem Pokal keineswegs seine Relevanz nehmen möchte und ihn eigentlich als spannenden Wettbewerb wahrnehme, ist das Ausscheiden hier absolut zu vernachlässigen, auch wenn es natürlich die Gesamtbewertung der Saison deutlich nach unten drückt.

Diese Sicht auf die Dinge lässt uns natürlich erst einmal von einem Weltuntergangsszenario abkehren, verschweigt aber auch 13 Punkte Rückstand auf Platz vier, eine keineswegs überzeugende Vorrunde in der Champions League, oft lustlose Auftritte und eine sehr schlechte Konkurrenz im Rennen um die Europa League-Plätze. Alles Aspekte, die genauso zu unserer Saison dazugehören und die eine Bewertung entsprechend ambivalent ausfallen lassen. Doch egal, ob der aktuelle Lauf der dinge durch die Negativspirale der letzten Monate geprägt ist: Die Saison ist vorbei und wir können einen Schlussstrich ziehen. Im Sommer wird ein neuer Trainer die Chance bekommen ein Konzept zu entwickeln, mit dem wir etwas neues aufbauen können. Trotzdem werfe ich jetzt noch einmal einen Blick zurück.

Jens Keller
In einem Rückblick darf natürlich auch Jens Keller nicht fehlen. Obwohl er in seiner gesamten Amtszeit nie unumstritten war (manch einer behauptet auch er habe nie eine faire Chance erhalten) hegten insgeheim doch viele Fans die Hoffnung, dass es ihm nach der vielzitierten erfolgreichsten Rückrunde aller Zeiten gelingen würde die Mannschaft entsprechend auf die neue Saison einzustellen.Gegen Dresden folgte dann bevor die Saison eigentlich angefangen hatte der erste Nackenschlag und auch in der Liga ging es nicht gut los. Auf eine unnötige Niederlage in Hannover zum Saisonbeginn folgte ein erkämpftes 1:1 gegen die Bayer, bevor man am ditten Spieltag mit 4:1 bei der mönchengladbacher Borussia unterging. Ein kurioses 2:2 gegen Frankfurt bedeutete nach wie vor keinen Sieg, nach den ersten vier Spieltagen und es schien wieder einmal, als währe die Zeit von Keller auf Schalke gezählt. Doch ebenso routinemäßig wie nach verlorenen Spielen der Kopf des Trainers gefordert wurde, wusste die Mannschaft eine passende Antwort zu geben. Mit einem 3:0 in Bremen gelang der lang ersehnte erste Sieg und spätestens nach dem überzeugenden Derbysieg schien es, als hätte es Jens Keller wieder einmal geschafft im notorisch unruhigen schalker Umfeld den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Um so überraschender kam dann für mich seine Entlassung, nach der Niederlage in Hoffenheim. Die Begleitumstände mit Kellers Besuch bei Sky 90 waren darüber hinaus mehr als unglücklich und der Zeitpunkt erweckte den Eindruck, Di Matteo hätte bereits seit dem vierten Spieltag bereit gestanden und nur auf eine Niederlae gewartet. Kellers Beurteilung in dieser Saison fällt sehr schwer. Natürlich war die Punkteausbeute aus den ersten Spielen nicht wie gewünscht, gleichwohl hatte man bereits die schweren Spiele gegen München und Mönchengladbach hinter sich. Darüber hinaus schien es, als hätte man eine Trendwende eingeleitet und könne den verpatzten Start vergessen machen. Heldt begründete die Entlassung wie folgt:

Zitat von Horst Heldt
Es fehlt die notwendige Konstanz, um unsere gesteckten sportlichen Ziele zu erreichen. Daher haben wir uns dazu entschieden, einen Schnitt zu vollziehen

Spox

Es ist in der Tat richtig, dass Keller während seiner Amtszeit immer wieder mit Rückschlägen konfrontiert wurde. Ein Trend, der sich auch in den wenigen Spielen dieser Saison zumindest anbahnte. Dennoch fand ich die Entlassung zu diesem Zeitpunkt falsch. Keller ist es trotz aller Widrigkeiten gelungen seine Ziele zu erreichen und hätte sich damit meiner Meinung nach einen Vertrauensvorschuss verdient gehabt. Darüber hinaus lief sein Vertrag diesen Sommer aus, so dass man einen glatten Schnitt hätte machen können. Offenbar hatte man im Sommer 2014 genug Vertrauen in ihn die Saison erfolgreich bestreiten zu können. Ich finde es inkonsequent diese Haltung nach so wenigen Spielen aufzugeben und mitten in der Saison einen Neustart zu wagen. Der in den Medien erwähnte Eindruck, man habe sich nach der erfolgreichen Rückrunde einfach nicht getraut Keller zu entlassen ist für mich kaum wegzuwischen. Wenn man von einem Trainer wirklich überzeugt ist zieht man das auch durch. Andernfalls verfällt man in einen Schlingerkurs wie wir ihn erleben mussten. Es ist müssig zu spekulieren, wie die Saison unter Keller weiter verlaufen wäre, allerdings lässt sich rückblickend feststellen, dass Jens Keller weder das Hauptproblem war, das die Entwicklung der Mannschaft hemmte, noch das eine Entlassung ein Allheilmittel darstellt.

Roberto Di Matteo
Nach Jens Keller sollte es nun also Roberto Di Matteo richten. Weltmännisch, erfahren in der Fußballwelt und Champions League-Sieger! Trotzdem stellte der Italo-Schweizer für viele eine große Unbekannte dar, dennoch hofften viele Fans, dass nun nach den ständigen aufs und abs unter Keller Ruhe einkehren würde. Der Start unter Di Matteo verlief zunächst zwar etwas holprig, allerdings schaffte man es oben drannzubleiben und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Gegen Wolfsburg, Mainz und Stuttgart wurde eine kleine Serie gestartet, die man mit einer Niederlage in Köln und einem Unentschieden gegen den HSV leider nicht veredeln konnte. In der Champions League gewann man mehr als glücklich das Heimspiel gegen Sporting Lissabon um anschließend beim selben Gegner zu verlieren und die gute Ausgangsposition aus der Hand zu geben. Gegen Chelsea folgte dann ein absolut mutloses Debakel, wie wir es in den letzten Jahren so oft gegen stärkere Gegner gesehen hatten, so dass wir hauptsächlich durch die Schützenhilfe der Londoner in das Achtelfinale einzogen. Man kann nicht sagen, dass Di Matteo sofort eine Erfolgsgeschichte war, ein Messias der nur die Hand auflegen musste, damit es wieder läuft, aber das war auch von den wenigsten erwartet worden. Vielmehr war man froh, dass man mit einer guten Rückrunde immer noch alle Zügel in der Hand hielt und war gespannt, wie es Di Matteo gelingen würde sein Team in der Wintervorbereitung einzustellen. Kleinere positive Ansätze waren durchaus erkennbar und die Schwierigkeit ein Team mitten in der Saison zu übernehmen und neu einzustellen durchaus präsent.

Mit Beginn der Rückrunde wurde ein erklärtes Ziel von Di Matteo deutlich erkennbar: Eine defensive Grundausrichtung sollte den Erfolg bringen. Während sich die Fußballöffentlichkeit erwartungsgemäß über dieses "unansehliche Spiel" ausließ, verwies man auf Schalke immer wieder auf die guten Ergebnisse, die dem Trainer Recht zu geben schienen. Insbesondere das 1:1 in München, beim vermeintlich übermächtigen FC Bayern wurde sehr positiv aufgenommen. Gleichzeitig verwies man immer wieder auf die Verletztensituation und darauf, dass Di Matteo hier nur den Grundstein für spätere Erfolge legte. Die Spiele gegen Bremen und Frankfurt gingen sehr unglücklich für uns aus, so dass wir im Derby schon ordentlich unter Zugzwang standen und den absoluten Tiefpunkt dieser Saison erlebten. Auch wenn die Mannschaft eine Woche später gegen Hoffenheim und auch beim Rückspiel gegen Madrid noch einmal eine ordentliche Leistung zeigte ging es ab hier steil bergab und das Spiel wurde von Woche zu Woche schlimmer.

Die Gründe für diesen Niedergang sind sicherlich vielfältig und sollen an späterer Stelle noch einmal erläutert werden, allerdings muss man Di Matteo trotz allem vorwerfen, dass es ihm nie gelungen ist der Mannschaft eine Spielidee einzupflanzen, die diese auch umsetzen kann. Nach acht Monaten Di Matteo fällt es mir immer noch schwer die große Unbekannte zu lösen und zu sagen, wofür er als Trainer eigentlich steht. Mit Amtsantritt war er für mich vordergründig der große Pragmatiker, der erst einmal die erkannte Schwachstelle ausmerzen wollte, bevor er sich den eigentlichen Aufgaben zuwenden konnte. der Mannschaft eine defensive Spielstrategie einzuimpfen um das Defensivproblem zu lösen war die denkbar einfachste Lösung, jedoch keineswegs verkehrt. Leider gelang es ihm dann nicht, rechtzeitig von dieser Entwicklung loszulassen. Nach der Winterpause schien es, als könne man nun endlich den Erfolg einfahren, dabei wurde dann irgendwann der Zeitpunkt verpasst und das Provisorium zum Dauerthema. Auch wenn nach der Katastrophenleistung in Dortmund eine Abkehr von der Fünferkette erfolgte gelang es uns nie den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Drei Siege (davon zwei durch Eigentore des Gegners in letzter Minute) sind absolut indiskutabel. Dazu kommt noch das immer stärker werdende lustlose Auftreten der Spieler. Sicherlich ein Schuh, den sich die Mannschaft anziehen muss, jedoch erweckte Di Matteo zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass er der Mannschaft von Außen etwas Input verleihen könnte. Sicherlich ist es sehr schwer, von außen in ein Mannschaftsgefüge zu blicken und die richtigen Schlüsse zu ziehen, allerdings hatte man zunehmend das Gefühl, dass die Lethargie von der Mannschaft auf den gesamten Verein umschlug. Auch das Trainerteam wirkte zunehmend emotionsloser und schien die ganze Situation einfach hinzunehmen.

Der größte Kritikpunkt an Di Matteo bleibt meiner Meinung nach jedoch seine teilweise unverständliche Personalpolitik. Spieler wurden teilweise wochenlang durchgeschleift, um kurz darauf in der Versenkung zu verschwinden. Andere schienen von vorne rein keine Chance zu haben. Damit hat er weder sich, noch der Mannschaft, noch den Spielern einen Gefallen getan. Das dann drei Spieler vom Manager (oder doch vom Aufsichtsratsvorsitzenden?) suspendiert wurden dürfte seine Position nicht weiter gestärkt haben. Das Ziel war in erster Linie Kontinuität in den Laden zu bekommen. Spötter könnten nun sagen, dass wir immerhin konstant schlecht gespielt haben, aber unserem Ziel wirklich näher hat er uns nicht gebracht.

Alles in allem bin ich froh, dass dieses Kapitel jetzt beendet wurde. Natürlich wäre eine höhere Konstanz auf dieser Position wünschenswert, andererseits befinden wir uns in einer Situation, in der sowieso alles auf den Prüfstand gehört. Di Matteo war einfach zu angeschlagen um weiter mit dem nötigen Rückhalt arbeiten zu können. Das Risiko bereits nach wenigen Spielen in der neuen Saison wieder mit dem Rücken zur Wand zu stehen wäre einfach zu groß. Wenigstens das scheint man aus dieser Saison gelernt zu haben.

Horst Heldt
Ich habe die teilweise heftige Kritik an Heldt eigentlich noch nie richtig nachvollziehen können, allerdings muss ich zugeben, dass ich ihn nach dieser Saison deutlich angeschlagen sehe. Da wäre zu aller erst die, bereits angesprochene, Entlassung von Keller zu nennen. Wie gesagt, bin ich der Meinung, dass man hier äußerst inkonsequent gehandelt und Loyalität vermissen lassen hat. Ich will Heldt dabei überhaupt nicht absprechen, dass er sehr lange zu Keller gestanden hat, auch in Phasen, in denen so manch anderer wahrscheinlich von ihm abgerückt wäre. Dennoch ist man nicht voller Überzeugung mit ihm in die neue Saison gegangen. Hier hat man sich entweder zu lange von den guten Ergebnissen der Rückrunde blenden lassen oder aber zu vorschnell gehandelt. Das dann mit Di Matteo ein Trainer geholt wurde, der so überhaupt nicht einschlagen wollte befeuert zwar die Wut auf Heldt in der aktuellen Situation, kann meiner Meinung nach aber immer passieren, was schlicht und ergreifend an dem allgemeinen Risiko hängt, das solchen Entscheidungen anhaftet. Heldt ist jetzt seit 2010 im Verein, davon seit Frühjahr 2011 in der alleinigen sportlichen Verantwortung. In dieser Zeit hat er folgende Trainer verpflichtet:

- Ralf Rangnick (sieben Monate)
- Huub Stevens (15 Monate)
- Jens Keller (19 Monate)
- Roberto Di Matteo (acht Monate)

Das bedeutet, dass ein Trainer unter Heldt bei uns knapp über ein Jahr durchschnittlich arbeitet. Dabei muss natürlich berücksichtigt werden, dass Rangnick aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist und den Schnitt vermutlich ordentlich drückt. Natürlich ist das in erster Linie kein überragender Schnitt, aber auch nicht grottenschlecht, wenn man bedenkt, dass ein Trainer in der ersten Liga durchschnittlich eineinhalb Jahre durchhält. Darüber hinaus waren die Trainerentscheidungen eigentlich auch immer schlüssig. Nach Magath wollte man mit Rangnick langfristig etwas aufbauen und entschied sich für einen Trainer, der das Umfeld kannte und bei den Fans einen Stein im Brett hatte. Als dieser dann überraschend wegbrach musste man schnell handeln und präsentierte eine Lösung, gegen die eigentlich niemand so Recht etwas haben konnte. Auf den erfahrenen Trainer Stevens lies man dann einen jungen Trainer folgen, in der Hoffnung er könnte Erfolg haben. Nachdem dieser auch wegen seiner fehlenden Reputation gescheitert ist reagierte man schließlich entsprechend und setzte auf einen vermeintlich großen Namen. Betrachtet man alleine diese Entscheidung ist das Handeln hier eigentlich sehr nachvollziehbar.

Auch bei den Transfers finde ich Heldt nicht so schlecht wie er gemacht wird. Betrachten wir einmal exemplarisch die Neuzugänge dieser Saison:

- Fabian Giefer (ablösefrei)
- Christian Wetklo (ablösefrei)
- Sidney Sam (2,5 Millionen Euro)
- Erik-Maxim Choupo-Moting (ablösefrei)
- Matija Nastasic (9 Millionen)

Natürlich kosten auch ablösefreie Spieler Geld, allerdings finde ich, dass man an diesen Transfers erst einmal nicht viel aussetzen kann. Heldt holt eigentlich seit Jahren kontinuierlich Spieler nach Schalke, die ihre Klasse anderswo unter Beweis gestellt haben und trotzdem nicht all zu viel kosten. Anbetracht des Spagates zwischen Konsolidierung und sportlichem Erfolg kann man damit erst einmal zufrieden sein. Andererseits muss man natürlich auch erwähnen, dass die meisten Spieler nicht mehr die Leistungen erbracht haben, die man sich von ihnen erhoffte. Viele Spieler wurden scheinbar gekauft, nachdem sie ihr Leistungszenit überschritten hatten oder aber sie passen schlichtweg nicht in das Team. Das hängt natürlich auch wieder mit der fehlenden Kontinuität auf dem Trainerposten zusammen, allerdings kann man schon festhalten, dass mehr nach Verfügbarkeit, als nach Plan gekauft wird. Das ist sehr schade, lässt sich aber auch an unserer Geldnot erklären. Auch wenn wir das eine Jahr Europa League verschmerzen können stehen wir nach wie vor unter Zugzwang die Geldquelle Champions League zu erreichen. Die Ambitionen unserer Führungsriege weiter zu expandieren wurden deutlich kommuniziert, so dass nach diesem Plan kurzfristiger Erfolg notwendig ist um langfristig etwas aufbauen zu können. Insbesondere Jobst erwähnt immer wieder, dass man jetzt nicht abgehängt werden darf, da man dann später kaum noch hinterher kommt. Dadurch fehlt uns oftmals die Ruhe, die wir vielleicht benötigen würden.

Zurück zu Heldt muss ich sagen, dass ich insbesondere bei der Suspendierungswelle nach dem Köln-Spiel etwas von ihn abgerückt bin. Hier wurden meiner Meinung nach Bauernopfer gesucht, die man für die aktuelle Fehlentwicklung anprangern wollte. Hier drängt sich mir die Frage auf, warum man nicht eher gehandelt hat oder aber bis zum Saisonende warten konnte. Die äußerst fragwürdigen Umstände haben ihn darüber hinaus wie eine Marionette von Tönnies aussehen lassen. Ich halte es für dringend notwendig, dass Heldt sein eigenes Profil und damit auch die komplette sportliche Ausrichtung des Vereins stärkt. Denn wenn man ehrlich ist haben wir hier noch einiges vor uns.

Clemens Tönnies
Zu Tönnies kann ich eigentlich nichts zur aktuellen Situation schreiben, sondern vielmehr Dinge aufzählen, die mich schon seit Jahren an ihm stören.

- Seine Einmischung in das operative Geschäft, obwohl er formell nur Mitglied eines Kontrollorgans ist. Alleine wenn ich mir angucken, wie viele ihn hier für unseren Präsidenten halten wird mir aufgezeigt, dass da etwas falsch läuft.
- Sein ständiges Vorpreschen in den Medien mit teilweise populistischen Aussagen, die nur Unruhe in den Verein bringen
- Sein Spiel als Fähnchen im Winde. Dieses Jahr sehr schön bei seiner Bewertung von Boateng zu sehen, fortgeführt in der aktuellen Ausgliederungsdebatte
- Seine Selbstinszenierung

Tönnies ist ohne Frage extrem wichtig, da er durch seine Kontakte zur Wirtschaft enorme Sponsoringquellen auftreiben kann und ich will ihm seine Verdienste auch nicht absprechen, allerdings darf ihm das keinen Freifahrtschein geben. Tatsächlich mache ich an ihm einen Großteil der aktuellen Entwicklung fest, da er meiner Meinung nach über deutlich zu viel Macht verfügt und wichtige Entwicklungsschritte im Verein blockiert. Ebenso sehe ich ihn nicht in der Lage die Mitglieder des Vereins zu einen und geschlossen deren Interessen zu vertreten, was Satzungsgemäß ja eigentlich sein Anspruch sein dürfte. Selbst wenn wir seine satzungsmäßige Position einmal vernachlässigen und seine Rolle im operativen Geschäft akzeptieren bin ich der Meinung, dass er den Unterschied zwischen einem Fußballverein und seiner Firma nicht richtig verstanden hat. Er ist es gewohnt den Ton anzugeben und seine Interessen durchzuboxen. Das macht er mit seiner Firma so und das auch außerordentlich erfolgreich. In einem emotionalen Verein wie Schalke täte es ihm gut sich auch einmal zurückzunehmen.

Sicherlich nutzen viele Fans die aktuelle Situation jetzt auch um eine generelle Abrechnung mit Tönnies zu vollziehen und eigene vereinspolitische Interessen durchzusetzen, allerdings liegt es bei einem vereinspolitischem Amt auch nahe ihn an seiner Vereinspolitik zu messen.

Die Mannschaft
Oder sollte ich besser schreiben "Die Spieler"? Was da in den letzten Spielen auf dem Platz stand hatte mit einer Mannschaft oder einem Team nicht mehr viel gemeinsam. Zu emotionslos, zu blutleer und zu lethargisch waren die Auftritte. Nach dem desolaten Derby habe ich folgenden Post verfasst:

Zitat von Mistake
Wir haben hier in den letzten Tagen ja auch oft über die wirtschaftlichen Seiten des Fußballs diskutiert. Passend dazu habe ich vor einigen Tagen auf Zeit- oder Spiegel-Online die interessante Aussage eines Ökonoms gelesen, dass die Erfolgreichen in der Wirtschaft nicht immer diejenigen mit den besten Noten oder besten Qualifikationen waren, sondern sich in erster Linie dadurch auszeichnen, dass sie immer ein bisschen mehr tun als andere und auch weiter an sich arbeiten, wenn andere sich zufrieden zurücklehnen. Ich finde, diese Denkweise kann man eigentlich für alle anderen Lebensbereiche anwenden. Somit auch auf unsere Mannschaft.
Wir haben gestern ein wichtiges Spiel verloren. Das an sich ist erst einmal kein Beinbruch und gehört im Fußball dazu. Auch kann es passieren, dass eine Mannschaft einen rabenschwarzen Tag erlebt und wirklich gar nichts gebacken kriegt. Aus dem Affekt wird dann oft viel von "wenigstens kämpfen" oder "mehr laufen" geredet. Ob solche Forderungen immer berechtigt sind sei mal dahingestellt. Was jedoch auffällt ist, dass wir diese Forderungen ziemlich oft hören. Wir haben kontinuierlich über die Saison verteilt Spiele, bei denen wir eine blutleere Mannschaft erleben, die völlig hilflos untergeht. Dieses Jahr gegen Dresden, Chelsea und gestern gegen die Lüdenscheider, letztes Jahr Bayern, Lüdenscheid, nochmal Bayern und Madrid. Das sind jetzt nur die krassesten Fälle mit entsprechenden Ergebnissen. Wir haben uns dazu oft genug auch gegen vermeintlich kleine Gegner nicht mit Ruhm bekleckert. Insbesondere diese Regelmäßigkeit schockiert mich.
Der Kern der Mannschaft spielt jetzt bereits seit mehreren Jahren zusammen und trotzdem hat man, insbesondere in diesen Spielen, den Eindruck, dass sie sich als Mannschaft erst noch finden muss. In den letzten Jahren wurden diese Auftritte oft als Beispiel genannt, das Keller nicht der richtige Trainer wäre, das sein Konzept nicht greift und er es nicht schafft der Mannschaft eine Spielidee einzupflanzen. Ich habe damals schon mit dieser Sichtweise gefremdelt, da eben oft auch die elementaren Dinge, die oft so plakativ gefordert werden, gefehlt haben. Das es jetzt auch unter Di Matteo solche Spiele gibt scheint mir auf den ersten Blick Recht zu geben. Ich will dabei überhaupt nicht außer Acht lassen, dass man nach einem halben Jahr Di Matteo nicht sofort erwarten kann, dass sich alles zum Guten wendet. Ebenso muss man natürlich auch die Verletztenmiserie betrachten, die uns seit Jahren verfolgt. Letztlich sind diese Kriterien aber in einem Punkt alle zu vernachlässigen: Jahr für Jahr erlebt man in den unterschiedlichsten Wettbewerben immer wieder Teams die weit über ihrem Niveau spielen, die sich teuer verkaufen und denen es einfach Spaß macht zuzusehen. Diese Teams eint oft genau das, was auch die besagten Manager erfolgreich macht: Sie ackern auf dem Feld mehr als andere, stehen füreinander ein und pushen sich so zu neuen Höchstleistungen. Natürlich zeigen die Beispiele Freiburg und Mainz auch, dass man nicht dauerhaft immer am Limit spielen kann. Natürlich ist die romantische Vorstellung von 11 Freunden die zusammen den übermächtigen Gegner bezwingen überholt und natürlich haben teure Stars bei einem Verein wie Schalke 04 eine Berechtigung, da sie die Chance unsere Ziele dauerhaft zu erreichen signifikant erhöhen.
Dennoch vermisse ich manchmal diese Eigenschaften, die Mainz oder Freiburg in ihren besten Zeiten ausgemacht haben. Dieses füreinander Einstehen, dieser Wille zum Kampf, der Wunsch dem anderen zumindest ans Bein zu pinkeln...Ich verstehe nicht warum sich ein höherer Etat nicht mit diesen Tugenden vereinbaren lässt. Ich meine, wenn dadurch ein Schmid oder Guede zu Höchstleistungen gebracht werden können, was wäre dann erst mit einem Boateng oder Huntelaar möglich?
Mir geht es hierbei nicht darum einzelne Spieler anzugreifen, sie für irgendetwas verantwortlich zu machen oder ihnen ihre Qualität absprechen zu wollen. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder unserer Spieler zu Recht im Kader von Schalke 04 steht, weil er über herausragende sportliche Fähigkeiten verfügt. Sollten wirklich einmal alle Spieler fit sein haben wir einen gehörigen Konkurrenzkampf und eine Leistungsdichte, um die uns viele Konkurrenten beneiden. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass der Kader in seiner Gesamtheit nicht aufeinander abgestimmt ist. Manche Spieler-Kombinationen scheinen einfach nicht zu harmonieren, was automatisch dazu führt, dass Spieler teilweise als Fremdkörper wahrgenommen werden. Es fehlt einfach dieses Zusammenhalts-Gefühl, dass viele andere Mannschaften ausstrahlen. Es gibt genug Gegner, gegen die diese Schwäche durch überragende individuelle Fähigkeiten ausgeglichen werden können und natürlich kommt es auch immer wieder zu guten Spielen. Nur leider haben wir auch immer wieder die besagten Aussetzer, die solche Zweifel aufkommen lassen.
Ein weiterer Punkt, der mich auf gut Deutsch gesagt einfach nur ankotzt, ist die oft erlebte Alibi-Identifikation mit den Fans. Man durfte die ganze Woche in diversen Interviews lesen wie wichtig dieses Spiel doch sei und dass es nichts größeres gebe. Ich will überhaupt nicht abstreiten, dass sich die Mannschaft nach der Niederlage der Kurve gestellt hat, allerdings finde ich es angesichts der Bedeutung des Spiels ziemlich beschämend, wenn man dann 20m vor dem Block mit gesenkten Köpfen stehen bleibt. Ich möchte hier keine übertriebenen Erwartungen an die Mannschaft stellen. In erster Linie sind die Jungs zum Fußballspielen da und in 90% der Fälle ist es natürlich vollkommen in Ordnung, wenn die Mannschaft nur kurz Richtung Block kommt und einmal kurz den Fans applaudiert. Dennoch hätte ich es auf Grund der Bedeutung des Spiels durchaus für angemessen gehalten auch direkt zum Zaun zu gehen und nicht wie bei jedem anderen Spiel zu handeln. Gerade nach besagten Interviews.
Die Mannschaft wurde gestern, wahrscheinlich das erste mal seit langem, auswärts ausgepfiffen und ich muss sagen, dass ich in diesem Fall vollstes Verständnis für die Reaktion der Fans hatte. Man hat sich gestern wieder mal kampf- und hilflos ergeben und wurde der Bedeutung des Spiels in keinster Weise gerecht. Es wäre schön, wenn eine Reaktion darauf endlich einmal dauerhaft erfolgen würde und nicht nach dem nächsten Spiel wieder die heile Welt herbeigerufen wird.


Link

Das war im März, als noch nicht einmal ansatzweise abzusehen war, wie schlimm es weitergehen würde. Die Identifikation mit der Mannschaft ist mittlerweile am Nullpunkt angekommen und es fällt mir sehr schwer, mir vorzustellen, dass die Spieler, die in Hamburg wortlos vom Gästeblock weggetrottet sind, die sich gegen Paderborn gar nicht gestellt haben, nächste Saison als Leader vorweg gehen und einen Umbruch mittragen sollen. Wie in dem zitierten Post schon angeklungen geht es mir nicht darum übertriebene romantische Standards vorzugeben. Genauso wenig gibt es eine Skala die bestimmt, wie viele Grätschen eine Mannschaft fahren muss, damit man sagen kann sie hat gekämpft, ich sehe dennoch nicht ein, warum es nicht wenigstens möglich ist, dass man etwas Identifikation von der Mannschaft erwartet. Ich will dabei keine übertriebene schauspielerische Darstellung mit Wappen küssen und ewigen Treueschwuren. Mir würde es vollkommen reichen, wenn ich das Gefühl habe, dass sich die Mannschaft mit dem Gang in die Kurve wirklich bei den Fans bedanken möchte und nicht nur eine Pflicht erledigt. Dann kann man es auch gleich bleiben lassen. Genauso wie anschließende Interviews, in denen man dann zu Protokoll gibt, dass man die Fans doch verstehe.

Dass dazu noch Gerüchte über eine innerlich zerstrittene Mannschaft kaum glaubhaft wiederlegt werden können macht die Sache nicht besser. Ich weiß nicht, ob sich so ein Mannschaftsgefüge mit zwei Suspendierungen oder Neuzugängen verändern lässt und ich habe auch kein Patentrezept dafür, wie sich die Mannschaft in der aktuellen Situation verhalten soll, ich weiß nur, dass es so nicht weitergehen kann! Neuzugängen kann nicht sofort zugemutet werden eine Führungsrolle bei uns einzunehmen und vorneweg zu gehen. Wenn es so klappt ist das natürlich sehr erfreulich, allerdings bleibt es doch meistens die Ausnahme.

Besonders gravierend finde ich hierbei, dass es uns trotz einer hohen Durchlässigkeit aus dem Jugendbereich nicht gelingt so etwas wie Identifikation mit den Fans herzustellen. Auch wenn die Professionalisierung natürlich vor dem Jugendbereich nicht halt macht finde ich diese Entwicklung bedenklich. wie, wenn nicht durch unsere hervorragende Jugendarbeit wollen wir es überhaupt schaffen so etwas wie Identifikation herzustellen? Ich sehe mich selbst ein wenig ratlos, angesichts dieses Phänomens und weiß nicht wirklich, wie wir dieser Entwicklung stoppen können. Elgert tut schon wahnsinnig viel um die Jungs am Boden zu halten, aber was können wir darüber hinaus tun?

Die Knappenschmiede
Auch in diesem Jahr konnten erfreulicherweise wieder einige Talente Erstligaluft schnuppern. Das meiste Potenzial verspricht sicherlich Leroy Sané, der ja zuletzt immer regelmäßiger zum Einsatz kam. Ansonsten konnte Friedrich in seinen paar Einsätzen durchaus überzeugen. Mal gucken, wie es langfristig mit ihm weitergeht. Wellenreuther wurde natürlich ganz schön ins kalte Wasser geschmissen. Auch wenn sich auf Dauer gezeigt hat, dass er noch ein bisschen Zeit braucht finde ich, dass er seine Sache zumindest ordentlich gemacht hat. Um Platte ist es mittlerweile ja wieder ruhiger geworden.

Ich denke, insgesamt betrachtet kann man dennoch zufrieden mit der Entwicklung sein, auch wenn das Niveau der Vorjahre vielleicht nicht ganz erfüllt wurde. Das war angesichts der Fülle an schier unfassbarer Qualität die da nachgerückt ist auch nicht zu erwarten. Mit Sané ist es uns erneut gelungen einen Jugendspieler im Kader zu etablieren, bei den anderen Dreien muss man abwarten, wie sie sich entwickeln. Wenn wir den Schnitt über die Jahre hinweg halten können, evtl.mit ein paar Ausreißern nach oben, sieht das schon sehr gut aus. Ich denke, wir können optimistisch in die Zukunft gehen, dass unsere Knappenschmiede ihre Führungsposition in Deutschland in den nächsten Jahren weiter halten wird.

Die Fans

Hannover

Bayern

Gladbach

Lissabon

Stuttgart

Madrid

Augsburg

Wolfsburg

Mainz

Stuttgart II

Ich hoffe, ich habe keine vergessen. Das war wirklich ganz großes Kino. Ebenso muss natürlich die "Du gewinnst nie alleine"-Aktion erwähnt werden. Nach vielen Querelen in den letzten Jahren fand ich es eigentlich einen schönen Schritt, dass Mannschaft, Verein und Fans aufeinander zugehen. Schade, dass es dann am Ende so im Sande verlaufen ist.

Generell kann man sagen, dass die Mannschaft lange Zeit eine unglaubliche Unterstützung durch die Fans erfahren hat, bis schließlich gegen Mainz auch der letzte Geduldsfaden riss. Das es dabei auch zu unschönen Szenen kam soll nicht verschwiegen werden, ich weiger mich jedoch einzelne Aktionen auf eine komplette Anhängerschaft umzuwälzen. Man darf gespannt sein, wie sich das Verhältnis Fans/Mannschaft entwickelt und in wie weit es im Zuge einer möglichen Ausgliederung mit dem Verein knallen wird. Die nächste JHV wird wohl sehr emotional geführt werden und man darf gespannt sein, wie diese Saison auf beiden Seiten aufgearbeitet wird.

Fazit:
Marketingtechnisch wurde diese Saison unter das Motto des Kumpel- und Malocherklubs gestellt. Der Spielertunnel wurde umgestaltet, der Fanshop erstrahlt im neuen Look und die Spieler grüßen Kohleverschmiert aus Bergwerkstunneln von Plakaten. Alles in allem eine gelungene Kampagne, die bei den Fans sehr gut ankam. "Back to the roots", das passt auf Schalke. Ebenso ist unmissverständlich, wie der FC Schalke 04 bundesweit wahrgenommen werden soll. Ehrliche Arbeit, das Herz am rechten Fleck, bodenständig und tief in der Region verankert. Nach dieser Saison stellt sich in erster Linie die Frage, was genau da eigentlich vermarktet wird. Sportlich gesehen war diese Saison ein ganz großes Fragezeichen, an dessen Ende niemand so richtig weiß, was er damit anfangen kann.

Auch wenn wir einen Großteil unserer Ziele nicht erreichen konnten erachte ich die Europa League-Qualifikation nicht als großen Beinbruch, geschweige denn als Problem. Auch wenn ich mich wiederhole: Mir geht es nicht darum Ergebnisse zu diskutieren. Niederlagen gehören zum Sport dazu und müssen akzeptiert werden. Vielmehr geht es mir darum, mal einen Blick auf die Begleitumstände zu werden. Die Mannschaft hat sich am Ende plan- und führungslos ihrem Schicksal ergeben und war verdammt weit weg von den propagierten Werten. Auch wenn das ein Stiefel ist, den sich zu aller erst die Spieler anziehen müssen, liegen die Probleme meiner Meinung nach deutlich tiefer. Diese Saison war für mich kein Ausreißer nach unten, sondern das Ergebnis sich anbahnender Entwicklungen in den letzten Jahren. Unter Keller wurde immer wieder kritisiert, dass keine Entwicklung in der Mannschaft eingesetzt hat, dass die Mannschaft kein Profil hat. Diese Kritik greift deutlich zu kurz, wenn sie am Trainer endet. Auch in erfolgreichen Phasen hatten wir immer wieder katastrophale Spiele im Programm. Spiele, die damals als Ausnahme wahrgenommen wurden, mit jedem weiteren Spieltag dieser Saison aber zur Regel wurden. Die fehlende mannschaftliche Geschlossenheit konnte immer wieder mit individueller Klasse ausgeglichen werden, machte sich schlussendlich aber doch zu sehr bemerkbar, als das man sie hätte ignorieren können. Das alleine macht es einem Trainer natürlich schon unheimlich schwer, seine Ideen durchzusetzen, allerdings hatte man in den letzten Jahren auch zunehmend das Gefühl, dass diese Ideen nur bedingt existieren. Stevens und Keller haben sich meiner Meinung nach darauf konzentriert den Erfolg der Mannschaft zu verwalten,was ihnen größtenteils auch ziemlich gut gelungen ist. Die Ziele wurden erreicht und man konnte sich auf neue Aufgaben konzentrieren.

In diesem System spielen dann auch die Neuzugänge eine wichtige Rolle. Es wurden oft Spieler gekauft, die das Niveau der Mannschaft ohne Probleme halten , aber selten Spieler, die die Mannschaft auf ein neues Niveau heben konnten. Vielleicht haben wir uns da auch zusehr den Blicken von Außen verschlossen, um zu erkennen, dass die Mannschaft nur in die Breite und nicht in die Spitze wächst. Als Schalker nimmt man eine Anti-Haltung ja nicht nur ein, man zelebriert sie regelrecht. Irgendwie sind wir in den letzten Jahren ja auch zwischen den Stühlen stecken geblieben. Vor uns Bayern und Dortmund, die nahezu uneinholbar schienen, hinter uns dann Gladbach, Wolfsburg und Leverkusen, die man allenfalls müde belächelte. Vielleicht gab es hin und wieder mal Duelle mit Leverkusen um Platz drei und vier, aber so richtig hat das keinen interessiert. Am Ende würde man schon irgendwie Champions League spielen. Rückblickend kann man vielleicht sagen, dass es uns in unserer Situation nicht gelungen ist uns angemessen zu motivieren. Man hatte kaum Motivation nach oben anzugreifen und sah sich durch seine Neuzgänge ausreichend gegen die Konkurrenz von unten gewappnet. Da ist es fast schon die logische Konsequenz, dass man in eine gewisse Lethargie verfällt.

ich sehe dabei auch auf Seiten der Fans eine ungeheure Schwierigkeit mit der Situation umzugehen und daraus Ansprüche zu formulieren. Auf der einen Seite ist Champions League absolut super, aber auf Dauer ist es dann doch ziemlich langweilig die Saison als "Best of the Rest" zu ende zu bringen und in der Champions League im Achtelfinale rauszufliegen. Auf der einen Seite möchte man dann irgendwann auch einmal oben angreifen, auf der anderen Seite schielt man neidisch auf die ganzen Außenseiter, die mit viel Herzblut weit über ihren Verhältnissen spielen. Am Ende wusste niemand so Recht, was er von der Mannschaft erwarten sollte und man ärgerte sich wieder einmal über die Mannschaft, die ohne große Mühe die Champions League erreichte, aber wieder einmal deutlich hinter der Konkurrenz aus Ost und Süd zurückblieb.

Jetzt sind wir mit dieser Einstellung einmal fürchterlich auf die Schnauze gefallen und zu der fehlenden Perspektive nach oben kommt neue Konkurrenz nach unten, die uns möglicherweise bereits jetzt schon ein paar Schritte enteilt ist. Zusätzlich geistert irgendwo noch das Schreckgespenst RB Leipzig rum. Ich finde, es wird Zeit, dass der Verein aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wird. Wir brauchen neue Strukturen und ein klareres Profil um den Konkurrenzkampf annehmen zu können. Wir haben viel zu lange unsere Position verteidigt, anstatt oben anzugreifen. Dabei wurde der Blick auf das wesentliche verloren und kleinere Fehler so lange im Glanz der Champions League überstrahlt, bis sie so groß geworden sind, dass wir sie nicht mehr übersehen konnten.

Meiner Meinung nach besteht jetzt die große Chance einen gravierenden Schnitt zu machen und das Fundament für die Zukunft zu legen. Auch wenn wir uns keineswegs verstecken müssen wäre ich dafür die Ansprüche deutlich zu senken und Platz 6 als Ziel für die nächste Saison auszugeben um einem jungen Team den Druck zu nehmen und genug Entwicklungszeit eingestehen zu können. Eine lange Reise durch Europa mit vielen spannenden Spielen könnte zudem die Chemie zwischen Fans und Team neu stärken und als "Eurofighter Light" die emotionale Basis für die nächsten Jahre bilden. Das bedeutet ebenfalls, dass man im Kader genug alte Zöpfe abschneidet und die Verantwortung auf neue Schultern verteilt. Im Idealfall ließen sich so nicht nur neue Gelder auftreiben, die den Verlust der Champions League weiter abfedern könnten, sondern auch noch Platz für ein oder zwei kluge Neuverpflichtungen lassen.

Dies würde natürlich einen Trainer erfordern, der in der Lage ist eine Mannschaft zu formieren und auch das Umfeld mitnehmen kann. Ebenso müsste er sich sicher sein vom Management die entsprechende Rückendeckung zu erhalten. Ich finde es dabei grundsätzlich nicht uninteressant anstatt über einzelne Personen an Gespanne zu denken. Favre/Eberl, Weinzierl/Reuther, Stöger/Schmadtke, Hecking/Allofs sind da schöne Beispiele, dass eine positive Gesamtentwicklung selten von Einzelpersonen abhängig ist. Ob Heldt eine Rolle in einem solchen Gespann einzunehmen vermag, kann ich schlecht beurteilen und hängt von vielen Faktoren ab. Zorc wurde bei Dortmund auch schon belächelt, bevor er durch Klopp stärker wurde. Heldt ist es mit seinen bisherigen Trainern nicht gelungen den perfekten Partner zu finden. Momentan steht die Stimmung klar gegen ihn, allerdings kann das auch sehr schnell wieder kippen, so dass ich da nicht allzu viel drauf geben würde.Grundsätzlich tendiere ich zwar auch eher dazu Veränderungen auf dieser Position einzufordern, allerdings sehe ich selbst ein, dass diese Entscheidung frühestens zur nächsten Winterperiode zum Tragen käme, so dass ich mich auch damit anfreunden könnte, wenn Heldt weitermacht. der nächste Trainer muss aber ohne wenn und aber sitzen!

Rücken wir in der Hierachie eine Position weiter nach oben sind wir bereits bei Tönnies angelangt. Ein Umbruch kann meiner Meinung nach nur gelingen, wenn er vom gesamten Umfeld getragen wird. Das alleine wird schwer genug, so dass es in erster Linie an unseren Gremien liegt die Mitglieder und Fans durch ein geschlossenen Auftritt mitzunehmen. Für Tönnies heißt das: Klappe halten! Keine Stammtischparolen, keine rührseligen Geschichten von der Schale am Grab seines Bruders, keine unruhestiftenden Äußerungen zum operativen Geschäft, keine Gedankenspiele zur Rechtsform, sondern Interviews nach Vorgabe der Vereinslinie. Bescheidenheit predigen, handelnden Personen den Rücken stärken und die Medienpräsenz deutlich zurückfahren. Ebenso müsste er sich aus dem operativen Geschäft heraushalten und dem Trainer/Manager-Gespann nicht mehr reinreden, als es seine Position verlangt. Tönnies bedeutet momentan eine permanente Unruhe-Quelle, als die er nicht mehr tragbar ist. Entweder er passt sein Verhalten den Vereinsbedürfnissen an oder er ist trotz aller Verdienste nicht mehr tragbar.

Das sind meiner Ansicht nach die wichtigsten Weichen die jetzt im Verein gestellt werden müssten, bevor wir uns anderen Themen (Vereinsstrukturen etc.) stellen. Leider gehe ich davon aus, dass diese Ideen und Wünsche so nie in die Tat umgesetzt werden. Die Strategie und Ansichten unserer Verantwortlichen ist eigentlich eindeutig. Konsolidierung bei maximalem sportlichem Erfolg, wobei davon ausgegangen wird, dass man jetzt so erfolgreich wie möglich sein muss um nicht abgehängt zu werden. Ich vermute daher. dass man jetzt erst Recht Stärke zeigen will und Transfers tätigt die den Anspruch auf die Champions League, sowie finanzielle Stärke untermauern sollen. Auf der Trainerposition wird man, denke ich, kein großes Wagnis eingehen. Ich rechne mit jemandem, der bereits ein paar Erfolge vorzuweisen hat und nachher von den meisten als "solide Lösung' beschrieben wird. Das Tönnies sich zurücknimmt ist auch eher Utopie. Vielmehr gehe ich davon aus, dass er sich jetzt erst richtig in das Geschehen reinstürzt um die Zügel weiter in der Hand halten zu können. Auch das Thema Ausgliederung wird uns wohl weiter begleiten, allerdings gehe ich momentan nicht davon aus, dass es vor 2017 wirklich auf den Tisch kommt. Dieses Jahr wird man genug damit zu tun haben kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen und nächstes Jahr steht die Wiederwahl von Tönnies an. Da wird man das Thema nur als letzten Strohhalm bringen können, wenn die nächste Saison ähnlich enttäuschend wie diese wird.

Ich gebe zu, dass diese Vermutung jetzt sehr pessimistisch vorgetragen wurde, allerdings habe ich momentan wenig Hoffnung auf Besserung. Ein Erreichen der Champions League ohne große Veränderungen würde für mich das eigentliche Problem nur weiter verschärfen, auch wenn wir die Kohle natürlich gut gebrauchen könnten. Ich will auch nicht sagen, dass meine Wunschlösung ein Allheilmittel für sämtliche Probleme ist. Den werden wir nicht finden. Vor uns liegt jetzt ein gigantischer Scherbenhaufen. Wenn wir den weggeräumt haben fängt die Arbeit eigentlich erst an und egal für welchen Weg wir uns entscheiden, das Risiko zu scheitern besteht immer. Ich finde, davon sollten wir uns nicht abschrecken lassen und ruhig auch einmal mutige Entscheidungen treffen. Ich glaube keineswegs, dass das obere Tabellendrittel in Zukunft eine solch geschlossene Gesellschaft wird, wie uns der Vorstand immer weißmachen will. Natürlich wird es schwierig und natürlich werden neue Konkurrenten hinzukommen, aber das ist nun einmal der Lauf der Dinge. Teams werden seit Beginn der Bundesliga mal nach oben oder unten gespült, das ist doch nichts wovor man Angst haben muss. Jetzt liegt sicherlich erst einmal eine spannende Jahreshauptversammlung vor uns. Spätestens dann sollten wir abschätzen können, wo die Reise hingeht.

Eine schöne Sommerpause und Glück Auf!

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Tausend Trainer, schon verschlissen,
Spieler kommen, Spieler gehen...

Dieser Beitrag wurde zuletzt von Mistake am 25.05.2015 um 18:06 Uhr bearbeitet
Der Wahlausschuss hat vor der diesjährigen Mitgliederversammlung in neuer Besetzung nun wieder Aufsichtsratskandidaten ausgewählt. Dabei gab es 14 Bewerber, die sich um eine Kandidatur bemühten, darunter auch die beiden Aufsichtsräte Uwe Kemmer und Ingolf Müller, deren Amtszeit nun auslief. Der Wahlausschuss hat laut Satzung die Aufgabe, die Bewerber auf Eignung zu prüfen, er kann maximal doppelt so viele Kandidaten zulassen wie Posten zu wählen sind. Wenn sich nun also mehr als vier Bewerber als geeignet erweisen, so ergibt sich für den Wahlausschuss die Aufgabe, diejenigen Kandidaten auszuwählen, die aus seiner Sicht am besten geeignet sind. Unter diesen vier Kandidaten waren Uwe Kemmer und Ingolf Müller nicht dabei. Es müssen also – aus Sicht des Wahlausschusses – vier besser geeignete Bewerber dabei gewesen sein.
Schalkermarkt.de schießt gegen den SFCV zurück, nachdem dieser öffentlich Kritik an der Entscheidung geäußert hat Müller und Kemmer dieses Jahr nicht zur Wiederwahl zuzulassen. Ich schätze den SFCV zwar als wichtiges Organ zum Erhalt der Mitbestimmung der Fans, sehe ihn aber auch durchaus kritisch, eben wegen der oft zitierten Nähe zum Verein. Natürlich ist die Kritik auch ein politisches Machtspiel um Stärke zu beweisen und um eigene Interessen zu vertreten, allerdings ist sie nach der diesjährigen Wahl auch mehr als berechtigt. Das schalkermarkt.de und damit indirekt Vertreter des Wahlausschusses selber auf die gegebenen Strukturen als gegebene Grenzen hinweisen ist da für mich keine befriedigende Erklärung. Erst Recht, wenn man bedenkt, dass aus der gleichen Ecke dieses Jahr gravierende Veränderungsvorschläge bezüglich dieses Gremiums kamen.

Insbesondere dieser Abschnitt zu der Wahl von Tönnies und Lange nächstes Jahr macht mir Angst.
Zitat von usernick
Aber, lieber SFCV-Vorstand, erst einmal müssen sich beide wieder um eine Kandidatur für den Aufsichtsrat bewerben. Haben sie das getan, werden sie vom Wahlausschuss sicher genauso geprüft wie alle anderen Bewerber auch. Die aus Sicht des Wahlausschusses am besten geeigneten Bewerber erhalten dann eine Kandidatur und stellen sich den Mitgliedern zur Wahl. So sieht es die Satzung vor


Ich bin nach wie vor bekennender Tönnies-Kritiker, dennoch wäre niemandem geholfen, sollte er nächstes Jahr nicht zur Wahl zugelassen werden. ich befürchte fast, dass in den letzten Jahren von vielen Fans zu oft schwarz-weiß gemalt wurde, wenn es um die Verteilung des schwarzen Peters ging, so dass uns langsam eine Aufsplitterung der Mitglieder in mehrere unabhängige Kleingruppen droht, die sich anschließend untereinander abarbeiten.

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Tausend Trainer, schon verschlissen,
Spieler kommen, Spieler gehen...
Zitat von Dominator04
Sehr aufschlussreich auch die Darstellung bei schalkermarkt

http://www.schalkermarkt.de/?p=2428

Anfangs habe ich die Entwicklung dieses Portals ja noch sehr interessiert verfolgt und hatte gehofft, dass sich dort wirklich eine meinungsstarke Internetplattform etablieren kann, ähnlich wie schwatzgelb.de bei den Lüdenscheidern, allerdings geht mir dieses paranoide Vereinsbashing mittlerweile einfach nur noch gehörig auf den Zeiger. Von einem seriösen kritischen Organ sind diese Selbstdarsteller mittlerweile so weit weg wie der HSV von der Meisterschaft.

Zu dem westline-Müll äußere ich mich gar nicht mehr, warne aber schonmal jeden vor, dass sich hinter dem Link eine altbekannte Klick-Sammlerin verbirgt. U d bevor jetzt der Vorwurf kommt ich urteile ohne zu lesen: Die ersten beiden Absätze geben den DerWesten-Bericht wieder, danach folgt eine Auflistung aller Verfehlungen des Ehrenrates.

In der eigentlichen Sache bin ich zwiegespalten. Einerseits bestünde definitiv Klärungsbedarf, wenn eine solche Fülle an Entscheidungen im Eilverfahren beschlossen worden sein sollten, andererseits spricht es auch nicht gerade für Hefer den Weg über das Rechtsgutachten zu gehen. Ich weiß natürlich nicht wie es intern abgelaufen ist, aber nach einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre in der konstruktiv diskutiert wird sieht das nicht aus. Dass die Geschichte durch den Prozess öffentlich wurde ist unfassbar peinlich für den Verein und sicherlich allen drei beteiligten Parteien anzukreiden. Auch wenn absehbar war, dass wir über kurz oder lang eine Blockbildung im AR haben hätte ich nicht mit einer solch schnellen Eskalation gerechnet. Ich hoffe sehr, dass die Aktion jetzt mahnendes Beispiel ist und sich alle zusammenraffen, ansonsten sehe ich schwarz.

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Tausend Trainer, schon verschlissen,
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