Freiburger Fankultur

Der SC Freiburg hat uns informiert, dass es beim Heimspiel gegen Mainz keine Klatschpappen im Dreisamstadion geben wird. Daher wird die ursprünglich geplante Choreo am kommenden Samstag durchgeführt.

Ein Fanclub hat eine Debatte um die Fankultur beim SC Freiburg angestoßen. Er wirf den Ultras Allmachtsphantasien und Selbstdarstellung vor. Die wehren sich. Und sind wiederum sauer auf die Vereinsführung.

Marc Schmid, der Vorsitzende der Fangemeinschaft (FG), bestätigt, dass es ein gutes Verhältnis gebe. Dass aber innerhalb der Fanszene Gesprächsbedarf besteht, sieht er auch: "Was Panem et Circenses anspricht, ist keine Einzelmeinung. So denken viele Fans", sagt er. Zeitnah soll das Thema aufgegriffen werden.

Diskutiert werden auch die von einem Sponsor finanzierten Klatschpappen, die der Sportclub beim Spiel gegen Bayern München verteilen lassen wird – an alle Zuschauer. Corrillo und die NBU werden deswegen bei dem Spiel die Mannschaft nicht unterstützen: "Die Klatschpappen sorgen für eine Stimmung, die aufgesetzt ist und nicht von innen heraus kommt", erklären die Ultras, die einen Eingriff in die Fankultur sehen. Auch bei der Fangemeinschaft gibt es Vorbehalte: "Es geht aber auch darum, wie oft die Pappen eingesetzt werden", so FG-Chef Schmid.

Beim SC verteidigt man sich: Nur fünf, sechs Mal in der Saison und damit sehr maßvoll werde man das fächerartige Anfeuerungsmittel verteilen, sagt Pressesprecher Rudi Raschke. Den Boykott der Ultras kann er nicht verstehen. Der Verein bleibt bei seiner Linie. Man wolle sich nicht erpressen lassen. Die anderen Zuschauer nähmen die Klappen gerne zur Hand – und vom Team werde der Lärm positiv wahrgenommen.

Beim Bundesligaspiel gegen Hertha BSC Berlin sowie beim DFB-Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart wird auf der Nordtribüne kein Megafon zum Einsatz kommen. Auch das Vorsängerpodest wird nicht zur Verfügung stehen.

Nach dem Schlusspfiff wurde wild spekuliert: Singt ein Freiburger Ultra „Ich will den Sand seh’n“, wenn er durch die Sahara läuft? Oder ist die Wahrheit viel schlichter, wie Freiburgs Trainer Christian Streich mit einigem Sarkasmus vermutete. „Wahrscheinlich haben die ein festes Repertoire, und weil sie die ersten vier Gesänge schon vom Blatt runtergesungen haben, haben sie halt mit dem fünften weitergemacht“, sagte er und ergänzte: „In dem Fall hätte vielleicht das sechste besser gepasst.“

Wäre Armin Veh zu diesem Zeitpunkt nicht bereits im Mannschaftsbus gesessen, wäre ihm sicher auch noch eine Bemerkung dazu eingefallen. Die Pressekonferenz nach diesem Bundesliga-Spiel war schließlich bereits in ihrem offiziellen Teil mindestens so unterhaltsam gewesen wie die 90 Minuten zuvor. Und das spricht nicht im Mindesten gegen das spannende, streckenweise sogar hochklassige Spiel. Es war nur schlicht so, dass da zwei Trainer nebeneinander saßen, die einen kauzigen Humor besitzen und die gleiche Skepsis gegenüber manchen Exzessen des modernen Fußballs haben. Vor allem aber ist es so, dass die beiden wechselseitig mit großem Respekt („schöner Fußball“) voneinander reden, wenn sie der frischen Luft nahe sind und sich endlich das Genuss-Zigarettchen anstecken können.

Dabei hat das Ordnungsamt zusammen mit der Polizei eine Liste angeblicher Verfehlungen gesammelt, mit fast schon schwäbischer Akribie. Von der Polizei liege eine Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit vor, heißt es im Brief vom Amt, den die Ultras ins Internet stellten. Die Anzeige stammt aus dem Spiel gegen Bayern München, als die Ultras wegen des Einsatzes der Klatschpappen einen SC-Mitarbeiter per Banner namentlich kritisierten. Nach "wohlwollender Prüfung" sehe man von einem Bußgeldverfahren ab, so das Amt in einem Anflug von Milde.

Dankeschön an alle Fans die bei der gestrigen Choreo mitgemacht und gespendet haben.

Es muss noch ein Teil der Kosten gedeckt werden und wir freuen uns über jeden Euro! Ihr könnt beim Heimspiel gegen Hannover, via PayPal oder per Überweisung auf das folgende Konto spenden.

Corrillo
Kontonr.: 4558391
BLZ: 680 510 04
Sparkasse Hochschwarzwald
Verwendungszweck: Choreo

Wenn es beim Fußball nicht mehr um Fußball geht

Für uns gibt es nichts Schöneres als unseren Verein bei jedem Spiel vielfältig, laut und kreativ zu unterstützen.
Am 15. Februar spielen wir beim FC Bayern München, doch dort ist dies nicht möglich.

Den Verantwortlichen der FC Bayern München AG geht es schon lange nicht mehr um Fans oder Werte des Fußballs. Stattdessen beschäftigt man sich in München mit Kunden und maximalem Profit. Wichtig sind beispielsweise Marktanteile in Asien, Gewinnmaximierung und die Sicherung der Marke “FC Bayern München”. Fans, die ihre kritische Meinung äußern sind unerwünscht und werden mit Erfolg ausgeblendet. Dies zeigt sich in folgenden Punkten:

Warum boykottiert ihr das Auswärtsspiel in München?

Marius K: Es geht den Bayern nicht mehr vorrangig darum, viele Menschen für ihre Spielweise, für ihren Verein und ihre Werte zu überzeugen - sondern um maßloses wirtschaftliches Wachstum. Der FC Bayern München hat dem Fußballfan eine Absage erteilt, Marktanteile in Asien stehen nun oben auf der Agenda. Für eine lebendige Fankultur im Stadion ist da kein Platz mehr.

Der Spieltagablauf bei den Bayern wurde so optimiert, dass Fußball, wie wir ihn lieben, langfristig nicht mehr in den Fokus rücken wird. Da ist nun nicht mehr viel zu machen, wir wollen aber Aufmerksamkeit für die Problematik erregen und haben uns aus diesem Grund für einen Boykott entschieden

Zu anderen wirtschaftlich starken Vereinen wie dem VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 sehen die Corrillos durchaus Unterschiede. "Natürlich gibt es dort auch diese Entwicklung, doch diese Vereine brauchen ihre Fans und legen aus diesem Grund auch Wert auf diese", so der Sprecher der Ultras-Gruppe. "Dem FCB allerdings geht es um langfristige Gewinne und Profit, nicht mehr um Fußball und seine Fans. Eine lebendige Fankultur hat da keinen Platz mehr. Für uns hat der FC Bayern eine Grenze überschritten, wir wollen ein Zeichen setzen und auch den SC und seine Anhänger für die Problematik sensibilisieren."