Peter Bosz

Nein, eben nicht. Man kommuniziert klar, dass man mit einem dauerhaften Punkteschnitt von unter 1,0 nicht in der nächsten Saison mit Herrn Bosz in die 2. Liga gehen wird (das weiß sowieso jeder, dass allerspätestens bei einem verpatzten Saisonstart in der nächsten Saison Schluss gewesen wäre). Aber man macht deutlich, dass man ihm bis zur Sommerpause Zeit gibt, um mit der Mannschaft wieder stabilen, mannschaftlichen, erfolgsversprechenden Fußball zu spielen. Und dann eine Entscheidung trifft, ob man sich neu aufstellt. Und dass man dafür jetzt schon Gespräche führt, um darauf vorbereitet zu sein.

Das vermittelt Klarheit und gibt allen Beteiligten alle Optionen. Wenn man das schon vor ein paar Wochen gemacht hätte, wäre es sogar möglich gewesen, dass die Mannschaften in den letzten Spielen nicht diesen "Gewinnen, egal wie"-Fußball spielt, weil sie glaubt, dass man zwingend gewinnen muss. Dann hätte man vor Wochen eventuell die Weichen dafür stellen können, dass man Spiel für Spiel wieder sicherer wird und vielleicht jetzt gegen Bielefeld, Hertha, Schalke schon wieder guten Fußball und klare Siege einfährt. Stattdessen sind wir jetzt wochenlang die Spiele wie Endspiele angegangen. Wie Endspiele mit Rückstand 10 Minuten vor Schluss. Und wie wir in Endspielen spielen, plus wie wir bei Rückstand und wenig Zeit spielen, das wissen wir ja alle.





Genau darum geht es doch. War das Ziel, mit Bosz wieder in die Erfolgsspur zu finden, um mit ihm in die nächste Saison zu gehen? Oder war das Ziel, einen Zeitpunkt zu finden, an dem jeder versteht, warum man Bosz rausschmeißt?




Warum sollte man das tun, wenn man Bosz für den besseren Kandidaten hält? Unser Ziel war doch sicher, mal etwas länger mit einem Trainer zusammenzuarbeiten. Und wenn das jetzt eine Krise gewesen wäre, aus der man herausfindet, warum denn nicht? Bosz wäre doch nicht entlassen worden, wenn man jetzt Hertha geschlagen hätte und danach die Saison vernünftig bis zum Ende gespielt hätte. Warum sagt man nicht im Vorhinein, dass man das bis zum Ende der Saison mit ihm durchzieht und danach Bilanz zieht?

Ich verstehe Entlassungen während der Saison, wenn man einen besseren Kandidaten findet (da sind sich hier eigentlich alle einig, dass Hannes Wolf nicht die dauerhafte Traumlösung ist). Oder wenn man dringend noch Punkte für irgendwelche Saisonziele braucht (das wird bei uns mit der CL sowieso höchstwahrscheinlich nichts mehr...der Rest ist nicht so wichtig...zudem hätte man Platz 7 auch mit einer mittelmäßigen Bilanz in den letzten 8 Spielen schaffen können, was jetzt mein Ziel wäre, weil ich möchte, dass wir die neue Conference League in der nächsten Saison gewinnen). Oder wenn es definitiv keinen Sinn mit dem Trainer mehr macht. Oder wenn der Trainer die Mannschaft kaputt macht, sodass im Sommer Abgänge drohen (das war eventuell ein Problem bei Roger Schmidt damals). Und so weiter.




Genau das möchte ich ja nicht. Keine Übergangslösungen.




Also eine Panikreaktion. Und genau das halte ich für falsch.

Im Abstiegskampf habe ich Verständnis dafür. Wobei es zahlreiche Fälle gibt, wo es schief gegangen ist. Der Klassiker 2011: Skibbe rutscht mit Frankfurt langsam in den Abstiegskampf, ist aber noch 14. oder so. Zudem gewinnt er nach einigen sieglosen Spiele mal wieder. Man entlässt ihn trotzdem und holt Christoph Daum. Daum holt 3 Unentschieden und 4 Niederlagen aus den letzten 7 Spielen und Frankfurt steigt als 17. ab. Währenddessen gibt Daum skurrile Interviews und man bekommt das Gefühl, dass man bei der Eintracht überhaupt nicht merkt, wie ernst die Lage ist (jedenfalls der Trainer nicht).

Wenn es noch um die CL geht, verstehe ich Panikreationen auch. Das kommt jetzt aber zu spät. Und dass man mit Übergangsnotlösungen genügend Konstanz im heutigen taktisch komplexen Spitzenfußball erreicht, um die CL zu erreichen, halte ich auch für fraglich.

Eigentlich bringen Trainerentlassungen heutzutage immer weniger. Es gibt noch Fälle, bei denen die Mannschaft plötzlich anders auftritt. Köln mit Gisdol beispielsweise, Stuttgart mit Korkut. Aber es ist eher der Ausnahmefall. "Feuerwehrmänner" sind sowieso eher etwas aus den 90ern oder den 2000ern, wo ein paar Motivationssprüche gereicht haben, um erfolgreich Fußball zu spielen.



Ich persönlich hätte ja Lust auf die Conference League, weil man sich da als erster Sieger des Wettbewerbs verewigen könnte. Natürlich kann man es auch wieder in der EL versuchen. Aber so wie ich uns kenne, stöhnen wir - ob mit EL oder Conference League - dann in einem Jahr wieder darüber, dass uns die Dreifachbelastung schadet und dass Verein xy Vorteile hat, weil er nicht international spielt.

Die Auftritte gegen Bern (oder auch das Ausscheiden in anderen Saisons) machen den Spielern (und potentiellen Neuzugängen) sicher auch nur bedingt Lust auf internationale Spiele mit unserem Verein. Die CL wäre etwas anderes, aber die EL-Teilnahme lockt sicher nicht wesentlich mehr an, als ohne möglich wäre, wenn die grundsätzlichen Voraussetzungen im Verein gut aussehen.

Wenn man mit Bosz wieder in die Spur gefunden hätte, wären die Aussichten auf dem Transfermarkt sicher eher besser, als wenn man jetzt einen Übergangstrainer hat, mittelmäßig performt, und dann im Sommer einen weiteren neuen Trainer (aller Voraussicht nach aus einer niedrigeren Liga (Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien etc) ohne das ganz große Renommee), den die Mannschaft erst einmal kennenlernen muss und der erst einmal zeigen muss, was er mit uns spielen kann, und warum man zu uns wechseln soll, nachdem wir die Saisonziele verfehlt haben, auch unter dem nächsten Trainer nur mittelmäßig performen und dann einen neuen unbekannten Trainer geholt haben.

Natürlich hängt der Optimismus bezüglich der nächsten Saison auch ein bisschen an den letzten 8 Spielen. Wenn wir jetzt die Kurve bekommen, können wir vielleicht den ein oder anderen Spieler eher überzeugen, als wenn wir die letzten 8 Spiele auch noch vergeigen. Und die Mannschaft geht mit einem anderen Gefühl in die Sommerpause. Es hat also schon Vorteile, wenn man wirklich geglaubt hat, dass Bosz die Kurve nicht mehr bekommt, oder wenn die Mannschaft keine Lust auf ihn mehr hatte. Das finde ich aber nicht eindeutig und ich habe nicht den Eindruck, dass man das geklärt hat. Man hat im Gegenteil den Fehler in den letzten Wochen gemacht, den Ergebnisdruck auf Trainer und Mannschaft zu erhöhen, anstatt die Stabilisierung der Spielweise zum Hauptziel auszurufen. Trainer+Mannschaft haben ganz offensichtlich den Ergebnisdruck gespürt bzw. haben ihn sich selbst gemacht. Und entsprechend haben wir psychologisch gespielt. Was die Gegner gemerkt haben und entsprechend psychologisch spielen konnten (auf Fehler und klare Chancen lauern, im Wissen, dass sie kommen werden).

Genau so hatte ich es auch gesehen. Wenn man von ihm weiterhin überzeugt ist, und das hat man immer wieder betont, dann wäre ich auch mit ihm kläglich gescheitert diese Saison und hätte nächste Saison von hinten das Feld aufgeräumt ohne internationale Belastung. Aber mit der klaren Zielsetzung Champions League und wenn es droht diese zu verpassen, dann muss der Kopf von Bosz eben rollen. So habe ich das vor Wochen hier auch schon geschrieben. Die letzten Spiele waren aber einen Schritt in die komplett falsche Richtung weshalb ich dann auch zum Entschluss kam, dass es eine Trennung sinnvoll wäre. Nur so viel zu meiner eigenen Sicht damit du diese auch kennst.

Jetzt haben Völler, Rolfes und Co aber keine Lust, das internationale Geschäft komplett zu verpassen. Kann ich verstehen. Und trotz aller Überzeugung was Bosz betrifft geht es dann eben nicht anders und man muss die Reißleine ziehen. Für mich war es also eher eine Entscheidung FÜR das internationale Geschäft in der kommenden Saison als GEGEN Bosz. Nur wäre das eine nach den jüngsten Entwicklungen höchstwahrscheinlich nicht mit dem anderen möglich gewesen.


Bosz lieferte die letzten Wochen halt immer weniger Argumente die für ihn sprachen. Es hätte sicher niemand erwartet, egal wie schlecht wir uns auch zuvor präsentiert haben, dass wir mit 0 Punkten aus den Spielen gegen Berlin und Bielefeld rausgehen. Zumindest positive Resultate aber schlechter Fussball hätten Bosz mMn den Job nicht gekostet.


Klar ist es das Ziel gewesen, mal eine Konstante auf der Trainerbank zu haben. Aber wenn man im kommenden Jahr völlig ohne internationales Geschäft da steht, dann ist man an der Zielsetzung kläglich gescheitert. Dazu spielen wir ja auch katastrophalen Fussball die letzten Wochen, allen voran mit einer desaströsen Defensive.

Klar bringt eine Interimslösung auch nur dann etwas, wenn es eine kompetente ist. Wolf traue ich dies zu, er muss aber erstmal hier liefern. Wird es jetzt der nächste Korkut, dann hat man nichts gewonnen. Das ist klar. Aber lieber setze ich neue Impulse nach den letzten Wochen als dass ich untätig zusehe. Diese Sache ist für mich ganz klar. Wir sind seit dem Bayernspiel die 3. schlechteste Mannschaft in der ganzen Liga! Wenn man sieht, dass einer hinter uns zudem noch Schalke ist, dann wird es auch nicht besser.




Eine Panikreaktion ist für mich etwas anderes. Die hat man auf Schalke bei der xten Entlassung in einer Saison. Wir wollen einfach nur neue Impulse reinbringen um die EL nicht zu gefährden. Ob es mit Wolf klappt, wird sich zeigen. Aber bei Bosz fehlt einem dann einfach der Glaube dran, wieso es nach fast 4 katastrophalen Monaten plötzlich anders laufen sollte. Dabei haben wir noch einen verdammt langen Atem bewiesen und ihm zumindest ausreichend Zeit gelassen.

Inwiefern allgemein eine Trainerentlassung Erfolg bringt oder nicht, das mag ich nicht beurteilen. Kenne genügend Beispiele für beide Seiten und das müsste man wohl von Fall zu Fall sehen.

Und weil man in der EL und gerade auch dieses Jahr im Pokal so schlecht abgeschnitten hat, hast du ja gleich ein weiteres Argument gegen Bosz. Denn das schadet dem Verein in Sachen Transfers. Dazu spielen die Spieler wohl lieber eine schlechte und kurze Saison in der EL als überhaupt keine. Aber letztlich sind die Spieler da am meisten dran Schuld, auch wenn mir Bosz' Sturheit da auch extrem übel aufgestoßen ist.


Alles in allem gibt es genug Argumente in beide Richtungen. Ich hätte mich auch jetzt von Bosz getrennt um die EL bestenfalls noch zu retten und dann hat man alle Zeit der Welt sich auf die kommende Saison vorzubereiten.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Red_Devil am 24.03.2021 um 15:58 Uhr bearbeitet

Peter Bosz ist ein super Typ. Aber seine Analysen haben in den letzten Wochen nicht mehr der Realität entsprochen.
Hat davon gesprochen das es gute wäre das die Spieler sich jetzt einige Zeit nicht sehen, damit sie auch mit Frische zurückkommen. Wenn ich richtig verstanden haben waren doch jetzt 17 Spieler von den Profis beim Training. Oder? Daher verstehe ich diese Aussage auch nicht!
Ich hätte niemals geglaubt das wir nach dem Spiel gegen die Bayern so einbrechen. Was wäre passiert wenn das 2:0 gegen Bayern nicht aberkannt worden wäre. Hätte es diesen Absturz trotzdem gegeben?
Ich finde die Entlassung in der jetzigen Phase richtig.

Dem kann ich mich so anschließen.

Danke, Peter, für die Arbeit, das Engagement und Deine gute Art die letzten Jahre.
Aber nach der ersten Rückrunde, mit dem Abgang von Brandt und später Havertz, war die Mannschaft immer weniger imstande, Deinen Fussball erfolgreich umzusetzen und in den letzten Monaten ist die Situation dann leider entglitten mit unbegreiflichen taktischen Unzulänglichkeiten und Fehlern auf dem Feld, die die Spieler auch ohne englische Wochen nicht mehr abstellen konnten.
Schade, dass es so geendet ist, aber nach den letzten Woche hatte auch ich die Hoffnung verloren, das Blatt noch einmal mit Bosz wenden zu können.

Ich wünsche alles Gute für die Zukunft!

Eine Optimale Lösung hätte es nie gegeben. Ich bin ganz klar Pro Bosz, aber verstehe wiederum den Rauswurf. Wie Rolfes gesagt hat, sind die Niederlagen und schlechten Spiele im gleichen Muster abgelaufen. Offensiv ohne Idee im letzten Drittel, hohe Anzahl an erfolglosen Fanken von außen, überhaupt kein Zugriff übers Zentrum und oft mussten unsere IV in 1gg1 Situationen verteidigen. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass man einen Matchplan hatte und es dazu kein Plan B gab. Ob es jetzt nur an den Spielern lag oder am Trainer kann ich nicht beurteilen, jedoch hat sich nie die Spielweise geändert. Genau das und die vielen Verletzten haben ihm wohl den Job gekostet. Ich finde es mega schade, da ich Bosz für eine langfristige Lösung gehalten habe.

Geht mir genauso. Ich halte Bosz immer noch für einen der besten Trainer, die wir hier in den letzten Jahren hatten und es tut mir schon weh, dass er nicht mehr da ist.

Aber wenn man sich anschaut, dass es nach dem desaströsen Auftritt daheim gegen den Aufsteiger Bielefeld eine Woche danach gegen den Abstiegskandidaten Hertha BSC genau 0,0 Reaktion gab und die Mannschaft einfach so weitergemacht hat, als wäre das Bielefeld-Spiel nie abgepfiffen worden, war klar, dass es so nicht mehr weitergehen konnte.

Ich möchte überhaupt keinen Stunk verbreiten aber ich habe mir mal eure Trainerhistorie angeschaut.

In den letzten 9 Jahren habt ihr nun mit Wolf den achten Trainer.

Ein Bosz bringt es auf 108 Spiele und einem Punkteschnitt von 1,79. Nicht schlecht, wären rund 60 Punkte in der Saison. Natürlich nur statistisch.
Geht aber weiter.
Herrlich, 64 Spiele und 1,72.
Korkut sparen wir uns.
Schmidt, 125 und 1,7.
Lewandowski, 5 und 2,6.
Hyypiä, 41 und 1.63.
Lewandowski, 51 und 1,92.

Alle verfügen eigentlich über genug geholte Punkte aber von einer längerfristigen Trainerbesetzung ist man sehr weit entfernt bei euch in Leverkusen.

Da muss es doch auch noch andere Gründe geben als nur der Trainer.

Wie gesagt nicht falsch verstehen aber schon ganz schön eigenartig. Die Trainer in Gladbach haben alle einen schlechteren Punkteschnitt als eure und wir hatten im selben Zeitraum nur 4 Trainer.

Naja Heynckes wollte nicht mehr und Lewandowski und Korkut waren eh nur Interims Lösungen. Von daher ist das gar nicht so wild auch wenn ich mir von Peter Bosz eine längere Amtszeit versprochen hatte.

wenn man sich eure Spiele vor der Bayernniederlage und danach anschaut , da liegen doch Welten dazwischen . Ist da was vorgefallen ? Oder , so vermute ich , Bosz hatte einfach keine Lust mehr und hat seinen Rauswurf provoziert. Wenn er nach so schlechten Spielen einfach genauso weiter macht , nichts verändert/anpasst , während dem Spiel nahezu teilnahmslos am Spielfeldrand sitzt , dann kann man fast nur zu den Annahme kommen, dass Bosz genau das gewollt hat , nämlich zu gehen. Warum auch immer !?

Noch einmal für dich, bitte nicht wieder mit Hä beginnen falls du antworten solltest.
Du schreibst ja selbst " Rumpelfußball Herrlich " aber immerhin 1,72 Punkte im Schnitt.
9 Jahre mit nun 8 Trainern, keiner der Trainer mit weniger als 1,6 Punkten im Schnitt und alle, wie von dir erwähnt, zurecht entlassen.
Schon sehr eigenartig.
Das soll es dann aber auch von mir gewesen sein.
Viel Glück bei eurer Trainersuche und bleibt gesund.