Ehemalige Fortunen

Ich möchte vorweg schicken, dass es was die Personalie Robert Schäfer betrifft hier bei Fortuna eine extrem hohe Meinungspluralität gibt und im folgenden somit nur meine subjektive Meinung dargestellt wird.

Robert Schäfer ist in meinen Augen ein absoluter Fachmann und starker Entwickler. Selbst die größten Kritiker, dürften nicht abstreiten können, dass der Verein nach seinem Amstausscheiden deutlich besser da stand, als zuvor. Die meiste Kritik rührte wohl hauptsächlich an seiner Person und seinem Umgang, nicht aber an seiner fachlichen Expertise. Es machten immer wieder Gerüchte die runde, dass gerade auf der Geschäftsstelle wohl das ein oder andere mal eine etwas angesäuerte Stimmung herrschte. Man muss hierbei aber auch entgegenstellen, dass Robert Schäfer hier in seiner Zeit extrem viele veraltete Strukturen aufgebrochen hat. Dabei gehört es eben, so hart das gerade für einen familiären Verein wie Fortuna ist, auch manchmal dazu unangenehme Entscheidungen treffen zu müssen.

Ich persönlich konnte Robert Schäfer in zwei Gesprächen mal etwas besser kennenlernen und man merkt, dass er zweifelsohne sein Handwerk verstehen. Man merkt genauso, dass er nicht vor gewissen Entscheidungen zurückschreckt und durchaus mal unbequem sein kann. Ich denke seine größten Stärken liegen durchaus in der mittel- bis langfristigen Entwicklung. Er hat sich einen Überblick über den Verein verschafft und darauf aufbauend einen viele Bereich umfassenden strukturierten Plan entwickelt, den er dann strikt verfolgt hat. Auch hier findet wieder ein Kritikpunkt seinen Ursprung undzwar dass er dabei zu selten nach links und rechts geschaut hat und dementsprechend wenig kompromissbereit gewesen sein soll. Dennoch halte ich ihn für einen sehr starken Entwickler, der nicht davor zurückschreckt alte Strukturen aufzubrechen, um eine Vision voranzubringen.

Seine Involvieren in der Funkel–Causa möchte ich jetzt bewusst außen vor lassen, das würde einerseits ein zu großen Fass aufmachen und andererseits steht es hier schlicht und ergreifend Aussage gegen Aussage. An dem Wahrheitsgehalt von manchen Dingen, die Schäfer dann im Nachgang negativ angeheftet wurden, hab ich persönlich jedoch erhebliche Zweifel.

Alles in allem muss ich leider festhalten, dass die Demission von Schäfer und die Installation von Thomas Röttgermann – in meinen Augen – eines der größten Downgrades der Vereinsgeschichte war und ich wüsste einen fachlich und konzeptionell sehr guten Mann wie Robert Schäfer gerne noch in unserem Verein.

Edit: Da mein Vorredner auch nochmal das Thema Ablösesumme eingebracht hat vielleicht nochmal als gutes Beispiel: Robert Schäfer hat damals in der zweiten Bundesliga eine Ablöseforderung von knapp unter 5 Millionen Euro für Ihlas Bebou mit auslaufenden Vertrag (!) durchgesetzt (den Vergleich zu TR und Benito Raman kann gerne jeder selbst ziehen). Das zeigt, dass dieses unbequeme Verhalten auch sehr positiv für den Verein eingesetzt wurde.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Block__8 am 05.05.2021 um 10:55 Uhr bearbeitet

Ein Hannover-Fan wird wohl sicher wissen, für welchen Preis Bebou damals gewechselt ist

Ansonsten kann ich mich den Worten nur anschließen. Auch ich habe Robert Schäfer in einigen Gesprächen etwas kennenlernen dürfen und halte ihn für einen absoluten Fachmann, der sich auch klar positioniert. Dass er nicht der größte Fußballfachmann ist, weiß er selbst. Er weiß es daher auch zu verstehen, ein Team aufzubauen, das seine blinden Flecken gut ausgleichen kann.

Danke für deine Einschätzung!
Nach dem, was du beschreibst, wäre er demnach genau die richtige Personalie für uns.
Ich weiß nicht, wie viel man davon außerhalb von Hannover mitbekommt, aber bei uns ist nun sehr viel im Argen, da wäre jemand, der diese Strukturen aufbricht und einen klaren Plan verfolgt sehr willkommen. Ich vermute schon länger, dass Kind sich diesen Sommer (endlich) aus dem operativen Geschäft zurückzieht. Ein Schritt, der überfällig ist. Man darf gespannt sein, was sich daraus ergibt.
Dass er selbst über keine Fußballkompetenz verfügt, finde ich nicht dramatisch, sofern er anders als Kind damit umgeht. Viel wichtiger wird es sein, diese Schwächen durch gute Personalentscheidungen auszugleichen und nachhaltige Strukturen aufzubauen. Bei Kind scheint das aus Gründen, die den Rahmen hier sprengen würden, einfach nicht möglich zu sein.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von SergioPinto96 am 05.05.2021 um 11:08 Uhr bearbeitet

Dem möchte ich mich anschließen, sehr informativ.

@handycap + @SergioPinto96
Dem guten Beitrag von @Block__8 möchte ich noch etwas zu fügen.

Auch ich halte Robert Schäfer für einen fähigen Mann.
In Kombination mit der Hannover 96 GmbH & Co KGaA könnten ihm mehr Möglichkeiten geboten werden als in anderen Vereinsstrukturen. Bei uns gab es erhebliche Differenzen mit dem Aufsichtsrat, dem er auskunftspflichtig war. Das er dort nach und nach den Rückhalt verlor lag an sehr vielen Dingen, die Causa-Funkel war nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Da ich ihn auch privat wie im Amt kennengelernt habe, bin ich mir jedoch sehr sicher das ihm diese Fehler so nicht nochmal unterlaufen werden. Vom geschäftlichen her ist er seinem Nachfolger bei uns jedenfalls deutlich überlegen. Ich könnte ihn mir sehr gut bei Hannover 96 vorstellen, und sicher wäre er keine schlechte Wahl. Das Feuer dazu hat er jedenfalls und sportfachlich lässt er sich beraten.

Ob er jedoch seinen neuen Job bei Anchor Management als Partner und Geschäftsführer gleich wieder aufgibt, wird sicher an unterschiedlichen Dingen liegen. Zwar hat die Anwaltskanzlei und Unternehmensberatung auch in Hannover einen Standort, aber er ist ja auch erst vor gar nicht langer Zeit erst nach München gezogen. Dort hatte seine Frau eine neue Tätigkeit aufgenommen (Anwältin) und Vater von zwei kleinen Kindern ist er auch. Ob da ein Umzug wahrscheinlich ist, mag ich nicht beurteilen.

Ein interessantes Interview wurde vor der Tätigkeitsaufnahme bei Anchor im Dezember in München mit ihm geführt, welches hier bei Spox in 3 Seiten nachzulesen ist. Es zeigt das er nicht alles nachvollziehen kann wie es damals gelaufen ist, aber zwischen den Zeilen lässt er schon erkennen das er einige Fehler gemacht hat. Wie gesagt, ich glaube das passiert ihm nicht nochmal und insgesamt ist er sicher mit dieser Erfahrung kein schlechter Mann für die Hannover 96 GmbH & Co KGaA.

Gruß.

Danke auch an dich für deinen Eindruck! Nur dazu:


Sofern das Gerücht, dass er sich bei uns in Hannover vorgestellt hat wahr sein sollte, gehe ich davon aus, dass diese privaten Aspekte längst geklärt sind. Ob die Familie Schäfer bspw. gerne aus München nach Hannover umziehen möchte (z.B. weil man sich aus welchen Gründen auch immer in München nicht wohlfühlt) oder die Tätigkeit bei Anchor mit einem Engagement bei Hannover vereinbar wäre, weiß ich nicht. Aber wenn an diesen Gesprächen etwas dran ist, wird denke ich dieses Engagement oder der Standort München dem nicht im Wege stehen.

Da gebe ich Dir recht.
Hatte das mit dem Vorstellungsgespräch in Hannover erst nach meinem Beitrag gelesen.

Zunächst einmal: die Info ist interessant und der längere Folgebeitrag von Dir ist sehr gut, @Block__8 . Ich gehe aber davon aus, daß Du bei dem weiteren Kandidaten Michael Born gemeint hast, der vor seiner Zeit in Dresden Geschäftsführer beim SC Paderborn gewesen ist.

Vielen Dank. Exakt, da ist mir ein Fehler unterlaufen. Natürlich ist Michael Born gemeint gewesen.

Noch ein Punkt, der euch sicher auch nicht unwichtig sein dürfte:
RS erkennt bei allen Veränderungen, die er, auch gegen bestehende Machtverhältnisse, auf den Weg bringt, die Tradition eines Vereins und den Wert dahinter komplett an und schätzt das sehr. So habe ich ihn bei uns empfunden und so sagt er es auch selbst (vgl. sehr interessanten Podcast vom Juni 2020 bei "sponsor's"). Nicht umsonst ist seine Vita durch Traditionsvereine geprägt.
Das bedeutet eben auch, dass er die Rolle der Fans als hoch einschätzt. Ich fand, das hat man in den Aktivitäten bei uns gesehen. Auch bei dem, was er mit Herrn Steinforth zusammen auf die Beine gestellt hat.

Ich kenne die Geschäftsstelle noch aus der "guten" (?), alten Zeit und kann mir sehr gut vorstellen, dass sein Auftreten und bsiweilen klare Worte nicht jedem schmeckten. Ob das immer nur an ihm lag ...? Jeder Personaler weiß, dass Change-Prozessen erst einmal mit Ablehnung begegnet wird.

Für mich ist sein Abgang ein extrem starker Verlust!

Podcast
https://sponsors.libsyn.com/131-robert-schfer