Ehemalige Fortunen

03.02.2009 - 17:00 Uhr
Ehemalige Fortunen |#2381
19.04.2021 - 11:48 Uhr
Also ich muss da mal eine Lanze für Friedhelm brechen.

Dieses Interview ist ein perfektes Spielbild für unsere Gesellschaft. Sobald immer irgendjemand etwas sagt, was einem in irgendeinerweise negativ ausgelegt werden kann (es muss ja kein Rassismus sein), entsteht bei Twitter und Facebook ein Shitstorm. Als würde man nur darauf warten. Zugeben, mir geht mit meinen nun fast zweiunddreißig Jahren der ganze Social Media-Wahn und die fahrlässige Umgang mit seinen eigenen Daten im Internet hart gegen den Strich. Ohne Internet würde es zu solchen Shitstorms niemals kommen.

Die Frage ob Friedhelm ein Rassist ist oder nicht, hat sie für mich zu keiner Sekunde gestellt. Viel mehr ist es diese verschlimmverbesserte Perfektion des eigenen Sprachgebrauchs - einfach nervig. Letztens noch eine Doku über die Seidenstraße gesehen (Danke an @ESPRIT-Arena), der Film war von einer Linda Vierecke. Im Film ging es ständig über BürgerInnen. Also in allem wo es ging, wurde dieses „Innen“ angehangen. Für mich ist ein Bürger ein Bürger, völlig egal ob männlich, weiblich oder divers. Es ist gut, dass Frauen mittlerweile ähnlich oder gleichviel verdienen und den gleichen Stellenwert im Leben haben – aber irgendwann ist dann doch auch mal gut, oder? Muss man es dann immer bis auf die Spitze treiben? Können sich diese Menschen mit diesem ultra ausgeprägten Enthusiasmus etwas verändern zu wollen nicht etwas verändern, was den Menschen und der Welt hilft, statt hyper-feministisch zu werden? Hochqualifizierte Jobs sind meistens an Männer vergeben, weil diese Berufe für Frauen mal „verschlossen“ waren. Statt zu warten, bis sich die Frauen in Zukunft von alleine qualifizieren (was früher ja nicht ging) wird nun in Unternehmen (und auch indirekt bei Fussballvereinen) eine Frauenquote durchgeboxt.

Man muss als Bürger dieses Landes doch ganz genau überlegen, was man wie zu manchen Leuten sagt. Sobald man sich Migranten gegenüber z.B. kritisch äußert, ist es völlig egal, wie viel an dieser kritischen Meinung stimmt – es ist schlicht irrelevant. Es wird immer direkt auf den 2. Weltkrieg, Adolf ***** /Nazi-Sprung verwiesen und man ist in einer Schublade. Während in den USA gefühlt jeder zweite eine Nationalflage im Garten hängen hat, würde man bei uns schief dafür angesehen werden. Für mich ist das in Ordnung, wir haben nun mal eine dunkle Vergangenheit (für die ich übrigens nichts kann). Also ich kann damit Leben und muss jetzt keine Initiative gründen, die dieses Bild ändert. Genau so, wie man uns auch gerne mal als „Kartoffel“ bezeichnet. Genau so, wie es deutsche Tugenden gibt (Pünktlichkeit, Service), gibt es eben für jede Region spezifische Bezeichnungen. Muss das immer diskriminierend sein? Schnelle Spieler kommen eben überdurchschnittlich oft aus afrikanischen Regionen. Das ist für mich etwas positives. Das Menschen aus afrikanischen Regionen meist eine dunklere Hautfarbe haben ist eben auch ein Fakt. Ist das jetzt diskriminierend? Friedhelm ist sich so unsicher, dass er dafür besser gar keine Bezeichnung nennt. Shitstorm hat er als er diesen Satz so angefangen hatte schon sicher. In Amerika werden immer mehr übergewichtig, ist es nun gegenüber übergewichtigen diskriminierend, wenn man den Fakt so benennt? Warum?

Davon mal abgesehen, lernt man schon in der Bambini, dass Fussball eben ein rauerer Sport als z.B Snooker ist. Ich bin trotzdem kein Sozialfall und gehe arbeiten.

Vielleicht versteht ihr ja, worauf ich hinaus möchte.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Copacabana1895 am 19.04.2021 um 11:49 Uhr bearbeitet
Ehemalige Fortunen |#2382
19.04.2021 - 12:04 Uhr
Hmm...ich sträube mich wirklich mit allem bei einer Debatte im Internet über Rassismus etc. mitzumachen, weil es ja wirklich ein sehr sensibles Thema ist. Und auch sehr leicht ist falsch verstanden zu werden, leichter als im echten Leben.

Deshalb geh ich jetzt auch nicht auf alles so ein, wie ich es woanders machen würde...1-2 Punkte will ich dennoch einbringen.

1. Veränderung ist eine Sache, die den (meisten?) Menschen in zu großem Ausmaß Unwohl bereit.
2. Wenn man Rassismus vor 50 Jahren betrachtet, hat sich vermutlich schon enorm viel verändert.
3. Rassismus gibt es trotzdem heute noch und dementsprechend kann der Prozess noch nicht zuende sein.
4. Da sich solche Dinge selten von alleine verändern, werden auch weiterhin Veränderungen vorgenommen müssen.


5. An der Aussage
Zitat von usernick

Die schwarzen Flügelspieler von Leverkusen sind sehr schnell.
ist grundsätzlich nichts falsch.
6. An der Aussage
Zitat von usernick

Die Flügelspieler von Leverkusen sind sehr schnell.
ist allerdings auch nichts falsch.
7. Wenn die Hautfarbe als unterscheidendes Merkmal genommen wird, um etwas positives oder neutrales zu vermitteln, ist das, von außen betrachtet, nicht verletzend.
8. Wenn die Hautfarbe als unterscheidendes Merkmal genommen wird, um etwas negatives zu vermitteln, ist das, von außen betrachtet, verletzend.
9. Wenn man die Hautfarbe aus diesen beiden Gleichungen rausnimmt, und mit etwas, von der zu beurteilenden Person beinflussbaren ersetzt, wird die negative Aussage weniger (falsch) negativ aufnehmbar (konstruktiver...es wird leichter klar, auf welchen Punkt der Kritisierende heraus will), die positive Aussage allerdings nicht um ihren Wert verringert.
10. Friedhelm Funkel ist kein Rassist auf Basis dieser (Nicht-)Aussage.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von sven_ddorf am 19.04.2021 um 12:25 Uhr bearbeitet
Ehemalige Fortunen |#2383
19.04.2021 - 12:07 Uhr
@Copacabana1895 Vollste Zustimmung!

Es ist eigentlich egal, ob es um Gender-Wahn und Pseudo-Rassismus geht, derjenige, über den ein Shitstorm ergeht, hat kaum eine Chance sich dagegen zu wehren, weil allzu viele die platten Beschuldigungen nachplappern – aus Dummheit oder Faulheit.

Was mich anwidert, ist, dass die Anschuldigungen sich jetzt sogar auf Funkels angebliche Gedankengänge beziehen: https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/article230476625/Friedhelm-Funkel-Rassismus-Mitteilung-treibt-ihn-weiter-in-die-Enge.html

Wer sind solche Leute überhaupt, die meinen die Gedanken einer fremden Person besser interpretieren zu können als diese es selber kann? Wie überheblich und voreingenommen muss man sein?
Ehemalige Fortunen |#2384
19.04.2021 - 12:24 Uhr
Zitat von usuriq

Was mich anwidert, ist, dass die Anschuldigungen sich jetzt sogar auf Funkels angebliche Gedankengänge beziehen: https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/article230476625/Friedhelm-Funkel-Rassismus-Mitteilung-treibt-ihn-weiter-in-die-Enge.html

Wer sind solche Leute überhaupt, die meinen die Gedanken einer fremden Person besser interpretieren zu können als diese es selber kann? Wie überheblich und voreingenommen muss man sein?

Die "Welt" gehört auch zum Springer-Konzern. Das ist eigentlich nur die Bild mit komplexeren Sätzen. Die Artikel von denen sind (meistens) der gleiche Schund nur halt mit mehr Wörtern, die vermutlich den Anschein von Seriosität erwecken sollen. Darauf muss man nichts geben.

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Ehemalige Fortunen |#2385
19.04.2021 - 12:46 Uhr
Zumindest nimmt der Friedhelm mit dieser Diskussion ersteinmal die Mannschaft total aus den Fokus und die können sich zumindest in Ruhe auf die nächsten Spiele konzentrieren.
Funkel kann das ab, der ist Profi...

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Was wird ?
Ehemalige Fortunen |#2386
19.04.2021 - 12:48 Uhr
Ich finde es schwierig sich so auszudrücken, man bedient damit die gruselige "Was man alles nicht mehr sagen darf" Sprechweise eines bestimmten Spektrums. Hätte er von "schwarzen Flügelspielern" geredet, wäre der Shitstorm kleiner gewesen, auch wenn hier die Benennung der Hautfarbe trotzdem unglücklich, da unnötig gewesen wäre. So schwebt das Damokles-Schwert N-Wort über der Aussage. Und wer denkt, dass es ok ist dieses Wort zu verwenden, hat aus guten Grund in der Öffentlichkeit nichts verloren und sollte auch im privaten Bereich über sich nachdenken. Ich glaube nicht, dass FF so tief sinken würde. Ich glaube, er hat sich hier verzettelt, weil er zu vorsichtig sein wollte, wissen tut man es natürlich nie.
Ehemalige Fortunen |#2387
19.04.2021 - 13:18 Uhr
Wir haben Friedhelm doch alle über Jahre offen erlebt und ich denke keiner von uns würde auf die Idee kommen, ihn als Rassisten zu bezeichnen.

Es ist aber einfach so, dass die Zeiten sich geändert haben. Auch alte, weiße Männer, wie ich auch einer bin, müssen sich da weiter entwickeln. Und dazu gehört auch, gewisse Sachen nicht mehr zu sagen und einfach auch nicht mehr zu denken!

Durch seine wirklich unglückliche Äußerung verbindet Funkel die Schnelligkeit mit Ihrer Hautfarbe. Ja das ist rassistisch, wenn auch eher positiver Rassismus. Die Jungs sind schnell, weil sie die Veranlagung dazu haben, nicht weil sie eine dunklere Hautfarbe haben. Es gibt auch genug dunkle Spieler, die alles andere als schnell sind. Dass er die Hautfarbe ungeschickt überhaupt thematisiert hat war unnötig. Hätte er gesagt, die ,,schnellen Leverkusener Spieler" wäre die Aussage doch absolut zutreffend gewesen.

Aber gerade wir älteren weißen Männer haben halt die Verantwortung, Menschen nicht mehr künstlich durch Hautfrabe, Herkunft etc. zu unterscheiden. Und das sage ich, als eigentlich recht konservativer Mensch.

Ich denke keiner sollte Friedhelm für die Aussage ans Kreuz nageln, aber der Hinweis auf die Wirkung der Aussage muss auch erlaubt sein. Und er hat es ja während er es sagt selbst gemerkt und ist dadurch ins schleudern geraten.
Am Ende macht es dann schon noch einen unterschied ob jemand etwas benutzt um zu veletzen, oder weil er sich nichts böses dabei denkt...

Denke Funkel hat den Wink verstanden und wird sich bessern, damit ist die Sache dann aber auch gut.

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Hilft ja nix, aufstehen!
Ehemalige Fortunen |#2388
19.04.2021 - 13:42 Uhr
Haben wir alten weissen Männer wirklich die Verantwortung mit gutem Beispiel voran zu gehen?
Das sehe ich keinesfalls so.

Ich bin seit jeh her liberal und auch in einer Subkultur verwurzelt, die nicht von jedem akzeptiert wird.
Hautfarbe, Religion, Geschlecht ist mir ziemlich egal, ich weigere mich allerdings an der kastration der Sprache teil zu nehmen. (Thema Bürger(innen) usw ...)

Bei der Schnelligkeit mit der man von gewissen Menschen lediglich aufgrund der Wortwahl an den Pranger und darauf folgend auch politisch in eine Ecke gestellt wird, kann ich nur den Kopf schüttelt.
Da werden mit einer Selbverständlichkeit charakterliche Schlüsse gezogen, die so niemals bewertet werden, sollten man die betreffende Person wirklich kennen.

Irgendwann muss auch mal Schluss sein mit den Hetzjagden - aber im Internet oder über die Medien ist es ja ein Leichtes ...

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Was wird ?
Ehemalige Fortunen |#2389
19.04.2021 - 14:10 Uhr
Da hat sich der gute Herr Funkel überhaupt nicht clever angestellt. Gerade in einer Zeit, in der sehr sensibel mit dem Thema umgegangen wird, lässt er so etwas raus. Ich bin davon überzeugt, dass er nicht rassistisch ist, aber warum macht er das? Wenn man die Medien folgt, weiß man doch, dass jede Aussage in diese Richtung auseinandergenommen wird.

Dass Rassismus ein Problem, auch im Fußball darstellt ist klar. Das zeigen die Reaktionen wie "man kann ja heute gar nichts mehr sagen", "das ist doch übertrieben" oder "die sind doch viel zu dünnhäutig". Das kann man natürlich immer leicht sagen, wenn man selber nicht betroffen ist. Früher war alles anders. Früher hat man, auch im Rheinstadion, Affenlaute von sich gegeben. Unseren Baffoe haben die eigenen Fans als "N...g...r" beschimpft und ihm die Heimreise in den Dschungel gewünscht. Das war tatsächlich normal. Aber war es auch in Ordnung? Nein, die Zeiten sind vorbei, die Welt ist heute eine andere. Die Betroffenen haben angefangen sich zu wehren, machen vieles öffentlich. Viele verstehen diese Zusammenhänge leider nicht.

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FORTUNA DÜSSELDORF

1895 - Tradition verpflichtet - Rassismus vernichtet
Ehemalige Fortunen |#2390
19.04.2021 - 14:48 Uhr
Mal ein Beispiel: Stell dir vor, es wäre in Deutschland gesellschaftlich anerkannt und akzeptiert, dass Fortunafans grundsätzlich volltrunkende und verblödete Kernassis sind. Wer Fortuna lebt/liebt, muss offensichtlich einen größeren Schaden haben und ist gefährlich. Du trägst eine F95-Fanmütze, steigst in eine Bahn und du wirst wahlweise bedrohlich oder verängstigt angestarrt. Im Supermarkt steht der Kaufhausdetektiv immer in deiner Nähe, weil er davon ausgeht, dass du Dosenbier klaust. Im Büro fragen dich die Kollegen, ob das, was auf deinem Fußballplatz gespielt wird, eigentlich Fußball ist. Auf der Straße hält die Polizei immer dich an, nicht den BVB oder S04-Fan. Menschen in Behörden reden stets sehr laut und akzentuiert mit dir, weil sie dich für blöd halten. Jemand wirft einen Ball dir zu und du stoppst ihn mit dem Fuß. Man sagt zu dir: Du kannst aber gut Fußball spielen. Im Interview sagt der Trainer einer anderen Mannschaft: „Die haben den Platz kaputtgetreten, weil das so – wie darf man dazu heute sagen – Bewegungslegastheniker sind." Jeden Tag gibt es kleine Hinweise / Botschaften, dass du nicht akzeptierst und als vollwertig anerkannt wirst. Und dann kommt der Bayernfan um die Ecke und sagt: Was kann ich denn dafür, dass ich aus München bin. Die Fortuna soll doch froh sein, dass sie in Liga 2 kicken darf.

Mir ist klar, dass der Vergleich mehr als hinkt. Aber glaubt ihr nicht, dass ihr euch da ungerecht behandelt fühlen würdet?

Es geht nicht darum Funkel oder wen auch immer des Rassismus zu bezichtigen. Es geht um die Verantwortung derjenigen, die aufgrund ihres Geschlechts, Religion und Herkunft privilegiert sind. Und das sind nun mal wir alten, weißen Männer. Und da sollte jeder bei sich anfangen und sich und das, was er so sagt, hinterfragen.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von damphousse am 19.04.2021 um 14:51 Uhr bearbeitet
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