Der Taktiktisch (Aufstellungen, Analysen, Systeme)

06.03.2013 - 20:50 Uhr
Zitat von Auszeit
Wir "performen" mitnichten über. Wir treffen einfach wesentlich früher als in der vergangenen Saison, weshalb wir über mindestens die Hälfte der zu vergleichenden Spielzeit völlig andere Ausgangssituationen haben. Ein simpler Unterschied, der aber die Schwächen solcher Zahlenspiele schnell offenlegt.

Spannender wären dann Statistiken, die den Spielverlauf genauer in den Blick nehmen können: Wann zu welcher Zeit und mit welchem Spielstand konnte der HSV jeweils Torgefahr entwickeln.


Das versucht man bei fivethirtyeight, in dem man bei den tatsächlich erzielten Toren den nach der 70. Minuten erzielten Toren einen geringeren Wert zumisst. Letztendlich gibt es keine Daten, die alles objektiv aufklären. Aber solche Daten helfen dann eben doch, die Situation etwas von den rein subjektiven Eindrücken wegzuführen.

Mal ergänzend:
Wolf (Spiele 8 -24):
xG: 1,59 zu 1,18 (+0,41)
Tore: 1,24 zu 1,53 (-0,39)
Chancenverwertung: 78% zu 130%

Nur nach den Torschüssen hätte man in der Rückrunde ein TV von 27:20 (+7) erwarten können, tatsächlich sprang ein TV von 21:26 (-5) heraus. Schlägt man diese Chancenverwertung auf die ersten 7 Spiele von Hecking über kommt man auf ein Torverhältnis von 11:8 (+ 3) statt auf 17:5 (+12).
Bevor jetzt wieder irgendeiner um die Ecke kommt und erklärt, ich wolle alles schlecht reden. Darum geht es nicht ansatzweise. Es geht nur darum die Leistungen einen Hauch realistischer einzuordnen und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Ich sehe aktuell einen stabilen HSV der relativ zuverlässig seine Tore macht und ich glaube nicht, dass man mal in einen Negativtrend rutscht wie unter Wolf. Nur aktuell entsprechen die Ergebnisse nicht zwingend den Leistungen.
Mal zur Veranschaulichung:
Gegen Darmstadt: 2,9 : 0,6
Gegen Nürnberg: 1,5 : 0,4
Gegen Aue: 1,7 : 0,3
Gegen Pauli: 2,2 : 1,1

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"Wer es nicht schafft, gegen den HSV zu punkten, sollte nicht auf dem Rücken eines Flüchtlings, der niemandem etwas getan hat, versuchen, einen Vorteil herauszuholen, sondern besser auf die eigenen sportlichen Fehler schauen"

Thioune, Fußball-Spruch des Jahres 2020
Zitat von RoyBobbel
Zitat von Auszeit

Zitat von RoyBobbel

Was soll denn die Chancenverwertung mit dem Spielstand zu tun haben? Führend trifft es sich leichter?


Äh ja? Aber es geht ja nicht nur um die Chancenverwertung bei den Zahlen, nech.


Kannst Du das annähernd irgendwie belegen?

Also seit dem Post von hope geht es sehr wohl um die Chancenverwertung. Denn das war die Grundlage der Diskussion. Unter Hecking verwertet man besser ohne mehr in gefährliche Zonen zu kommen. Was Marek mit seinem Post dann darlegt.


Naja, aber nicht nur. Es geht auch um das Verhältnis (Hat man mehr Chancen als man zulässt?) und Anzahl (Wenn man immer ein xG von 1 : 0,5 erreicht, macht man zwar in der Theorie doppelt so viele Tore wie der Gegner, aufgrund der geringen Anzahl der zu erwartenden Tore sind die Endergebnisse aber reines Glücksspiel).

@Jottkah1887
Wenn Du das Spiel in den torgefährlichen Zonen auswerten möchtest, kannst Du Dich den Non-Shot-Based xG widmen, die von fivethirtyeight ausgewiesen werden zwinker

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"Wer es nicht schafft, gegen den HSV zu punkten, sollte nicht auf dem Rücken eines Flüchtlings, der niemandem etwas getan hat, versuchen, einen Vorteil herauszuholen, sondern besser auf die eigenen sportlichen Fehler schauen"

Thioune, Fußball-Spruch des Jahres 2020
Zitat von Hope


@Jottkah1887
Wenn Du das Spiel in den torgefährlichen Zonen auswerten möchtest, kannst Du Dich den Non-Shot-Based xG widmen, die von fivethirtyeight ausgewiesen werden zwinker


Öhhhmmmm...ich würde wohl bei der Parametrisierung scheitern.

Ich nutz' dann lieber den alternativen Kauderwelsch-Ansatz, indem ich mich auf meinen Sitz pflanze, 'Haaaaaaa-vaaaaaauuu' schrei' und genüßlich eine Flasche Dönnhoff GG Hermannshöhle 2008 entkorke. grins

Cheers
NSB-xG-Jottkah

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"Klopapier erachte ich als weniger essenziell. Habe meine letzten Ersparnisse in Champagner gesteckt.
Das Gefühl von Sicherheit ist unbezahlbar."
(Rainer Schönfeld)
Zitat von Jottkah1887

Zitat von Marek

...Wenn ich mir unsere Tore in Erinnerung rufe (viele Schüsse aus der 2. Reihe), gehe ich schon davon aus, dass wir bisher im Schnitt mehr Tore geschossen haben als statistisch wahrscheinlich.


Sorry furs Einkürzen, @Marek, aber dieser Punkt erscheint mir bei diesem ganzen Zahlenwust sehr wichtig.

Wir haben im und am Strafraum aus meiner Sicht - statistisch schwer belegbar - einfach vielmehr Bewegung, binden Abwehrspieler und reißen Lücken, wo in den gefühlten 10 Jahren zuvor in dieser Zone eher Sandburgen gebaut wurden. Dudziak, Vagnoman, Kittel etc haben dann bei ihren jeweiligen Toren auch die individuelle Klasse gehabt, das zu nutzen, aber ihnen wurde hier auch oft gut zugearbeitet. Ich hab' keine Ahnung, ob/ wie slche Szenen in dem Tool bewertet werden.

Gruß
Jottkah1887


Das sehe ich sogar sehr ähnlich. Hinterseer ist diesbzgl. schon ein massives Upgrade zu Lasogga und zusammen mit Kittel wohl der Haupttreiber für die verbessere Offensivleistung. Aber die ist ja schon in dem sehr starken 2,0 xG-Wert belegt. Dass wir darüber hinaus noch 0,4 Tore mehr pro Spiel machen ist was unsere Erwartungshaltung etwas dämpfen sollte. So ist nach meinen Daten Hertha BSC die einzige Mannschaft der 1. Bundesliga die im Zeitraum 14/15-18/19 konstant über 100% im Vergleich zur durchschnittlichen Chancenverwertung erreichten. Soll heißen: Es ist wahrscheinlicher, dass sich unsere Toranzahl dem eigentlichen xG-Wert annähert, als dass wir weiterhin dermaßen über diesem performen. Das ist bei einem xG Wert von 2,0 aber immernoch extrem stark. Was aber ein derberer Einbruch in der Chancenverwertung anrichten kann, durften wir in der Rückrunde unter Wolf begutachten. Wobei da sicherlich weitere Faktoren wie etwa Kaderqualität, -breite und generelle Mannschaftsführung dazukommen, die diesen Trend wahrscheinlich befeuert haben.

Ich labere unendlich viel und will eigentlich nur eines sagen: ich glaube nicht, dass resultat-technisch so gut weiterlaufen wird wie in den ersten 7 Spielen. Allerdings auch nicht, dass es so viel schlechter laufen wird, dass wir uns großartige Sorgen werden machen müssen. Oder noch einfacher: wir stehen zu recht dort wo wir stehen - aber mit ein paar Toren Tordifferenz zu viel. Dennoch sollte man sich nicht so stark blenden lassen, dass ein Negativszenario als vollkommen realitätsfern abgetan wird.

@Auszeit
Folgendes
Zitat von Auszeit

Ich finde es falsch anzunehmen, dass unsere Effektiv eine „überperformance“ ist. Eher würde ich sagen, dass Hecking das Spiel anders entzerrt als Wolf oder Titz und wir daher generell gefährlichere Chancen entwickeln, wenn wir in Abschlusspositionen kommen.

bestreitet denke ich niemand im Absoluten. Wie ich versucht habe darzustellen, kann man aber sehr gut sein und trotzdem über Erwartung abschneiden. Der Begriff Überperformance ist dem Fall nicht allzu negativ zu betrachten, wie er sonst üblicherweise genutzt wird.

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nec temere nec timide

Weltmeisterschaftssiegerbesieger 2014

Dieser Beitrag wurde zuletzt von Marek am 24.09.2019 um 11:03 Uhr bearbeitet
Okay ich habe die Differenziertheit und Tiefe der Daten auf dieser Seite unterschätzt und schaue sie mir nach der Arbeit gerne mal genauer an.

Zu den Fernschüssen würde ich auch sagen, dass das eher kontrollierte Abschlüsse waren, als glückliche Sonntagsschüsse. Eben weil sie heraus und freigespielt waren.

Für viele ist eine Chance „taktischer“, wenn beispielsweise ein Flügelspieler freigespielt wurde, dieser in den Rücken der Abwehr flankt oder passt und von dort aus eingeschossen wurde. Also im Vergleich beispielsweise zu Dudziaks Tor vom 16er. Warum ist das so? Warum wird nie von einem Sonntagspass oder einer Sonntagsflanke geredet, warum konzentrieren sich so viele immer nur auf die letzte Aktion?

Ich finde es falsch anzunehmen, dass unsere Effektiv eine „überperformance“ ist. Eher würde ich sagen, dass Hecking das Spiel anders entzerrt als Wolf oder Titz und wir daher generell gefährlichere Chancen entwickeln, wenn wir in Abschlusspositionen kommen.

Oder man ist es in Hamburg einfach nicht mehr gewohnt, wenn 100% Chancen ihrem Namen gerecht werden. Das kann mal passieren bei Leuten wie Hwang oder Lasogga und Arp, bei denen es doch deutlichst an Professionalität also Konzentration mangelte.

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HSV - der Rest ist Fußball
Zitat von Marek

...
Ich labere unendlich viel und will eigentlich nur eines sagen: ich glaube nicht, dass resultat-technisch so gut weiterlaufen wird wie in den ersten 7 Spielen. Allerdings auch nicht, dass es so viel schlechter laufen wird, dass wir uns großartige Sorgen werden machen müssen. Dennoch sollte man sich nicht so stark blenden lassen, dass ein Negativszenario als vollkommen realitätsfern abgetan wird.



Bin da komplett bei dir und euch (dir & @Hope) sehr dankbar dafür, die Entwicklung auch statistisch-wissenschaftlich einzuordnen.

Wenn man die Tabelle zugrundelegt, wird schon die Qualität der Gegner (Fürth - Arminia - Stuggi) wird in den kommenden Spieltagen sehr wahrscheinlich nochmal eine andere sein, als die der Gegner im Durchschnitt der ersten 7 Spieltage.

Und wer als HSVer ein Negativszenario tatsächlich als 'vollkommen realitätsfern' abtut, hat die letzten Jahre offenbar in Eqalugaarsuit, Grönland, verbracht. Derzeit genieße ich den strukturierten HSV-Fußball und weiß, dass im Fußball nur wenig von Dauer ist.

Wirklich spannend wird es - um dem Threadtitel auch einmal wieder gerecht zu warden - wenn durch Verletzungen und Sperren die Tiefe unseres Kaders und seine taktische Anpassungsfähigkeit an neue Aufstellungskonstellationen gefordert wird.

Nur der HSV!
Jottkah1887

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"Klopapier erachte ich als weniger essenziell. Habe meine letzten Ersparnisse in Champagner gesteckt.
Das Gefühl von Sicherheit ist unbezahlbar."
(Rainer Schönfeld)
Zitat von Marek

Ich labere unendlich viel und will eigentlich nur eines sagen: ich glaube nicht, dass resultat-technisch so gut weiterlaufen wird wie in den ersten 7 Spielen. Allerdings auch nicht, dass es so viel schlechter laufen wird, dass wir uns großartige Sorgen werden machen müssen. Oder noch einfacher: wir stehen zu recht dort wo wir stehen - aber mit ein paar Toren Tordifferenz zu viel. Dennoch sollte man sich nicht so stark blenden lassen, dass ein Negativszenario als vollkommen realitätsfern abgetan wird.

Ich finde jetzt gar nicht, dass Du viel laberst/gelabert hast, sondern dass Du interessantes Statistikmaterial samt passender Interpretationen eingebracht hast. Ich muss gestehen, ich kannte die genannte Quelle nicht und musste erstmal verstehen, was mit den genannten Zahlen gemeint ist.

Und wie von Dir schon angeführt, ist ja erstmal die Anzahl der expected goals mit 2,0 ganz ansehnlich und erfreulich. Und dafür gibt es diverse Gründe wie variable Spielanlage, torgefährlichere Spieler - insbesondere auch bei Schüssen aus der zweiten Reihe, spielstärkere Spieler, größeres Selbstbewusstsein/mentale Stärke, Konkurrenzkampf. Und im Moment gibt es für mich kein Anzeichen dafür, dass sich hieran kurzfristig etwas substantiell ändern wird. Es steht eher zu hoffen, dass mit weiteren positiven Resultaten die Stabilität verstärkt wird.

Nichtsdestotrotz bleibt die Komponente Glück/Pech - in die man u.a. auch die Schiedsrichterentscheidungen einbeziehen kann - nie unbedeutend. Diesbezüglich ist es halt nur wichtig, dass man sich von unglücklich verlorenen Spielen nicht zu sehr beeinflussen lässt. Ebenso wie glücklich gewonnene Spiele nicht zu einer "Läuft"-Haltung führen dürfen. Und beides war im bisherigen Saisonverlauf nicht zu beobachten. U.a. weil viel Erfahrung im Trainerteam und der Mannschaft steckt.

Was das mit Taktik zu tun hat? Nüscht.

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"Du bist erste Klasse, ich bin zweite, triffst Du mich im Speisewagen?" Niels Frevert

Dieser Beitrag wurde zuletzt von Bananen Falke am 24.09.2019 um 11:39 Uhr bearbeitet
Taktisch gesehen...?

Was für mich fast noch entscheidender ist als die Offensive ist, das wir "gefühlt" in der defensive weniger zulassen. Gerade in engen Spielphasen. Klar nach dem Pauli 0:2 sind kurzfristig die Dämme mal gebrochen, aber sonst...

Man wird sehen, wie es gegen nochmals ambitioniertere Mannschaften aussieht.
Zitat von raute1983

Taktisch gesehen...?

Was für mich fast noch entscheidender ist als die Offensive ist, das wir "gefühlt" in der defensive weniger zulassen. Gerade in engen Spielphasen. Klar nach dem Pauli 0:2 sind kurzfristig die Dämme mal gebrochen, aber sonst...

Man wird sehen, wie es gegen nochmals ambitioniertere Mannschaften aussieht.


Wir sind doch auch gegen Pauli nicht defensiv eingebrochen. Das waren die ersten 25 Minuten mit 5 zu 1 Torschüsse, die wir verschlafen haben. Aber nicht defensiv sondern generell. Danach kam von Pauli 50 Minuten nichts mehr, bis auf das Glück von vDrongelens Eigentor, was vielmehr Glück war.

Dass Pauli ab der 75. Minute dann zu weiteren Chancen kommt, ist ja ein anderes Thema. Wir machten dann ha auf, was nichts mehr mit schwacher Defensivleistung gemein hat sondern mit Logik. Zwinkernd

Also auch gegen Pauli waren wir nicht schwach in der Defensive sondern haben wir den Beginn generell verschlafen. So, hätten wir das Spiel trotzdem gewinnen müssen, was die Qualität und Anzahl der Chancen betrifft.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von robotnik am 24.09.2019 um 12:30 Uhr bearbeitet
Ich finde es interessant, dass Harnik im Interview erzählt hat, dass die langen Bälle im Matchplan nicht vorgesehen waren, sondern intuitiv von ihm und Rick eingeführt wurden.
Das heißt ja, dass Hecking seinen Spielern durchaus Freiräume im taktischen Verhalten gewährt.
Finde ich einerseits gut, andererseits hätte ich eigentlich erwartet, dass Hecking dann schaltet und nicht unsere Spieler auf eigene Faust.


https://hsv24.mopo.de/2019/09/24/schlitzohr-harnik-gab-die-entscheidenden-tipps.html
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