17.Spieltag: FC Energie Cottbus 1:2 Hertha BSC

Der Krebs von Cottbus

Im zeitigen 14. Jahrhundert, so die Stimme des Volkes, war es der Lehnsnehmer Rudolf, der ihn einst hütete, wie seinen Augapfel. Einen Krebs, den er als Anerkennung seines Lehnsherren Ulrich, seines Zeichens Zinsverwalter der Niederlausitz, bekam.
Auf seinen vielen kriegerischen Reisen zog es ihn in die weite Welt hinaus. Er pflegte, seinen Krebs an jeder ihm geeignet erscheinenden Stelle zu wässern.
Nicht selten zog er sich dabei den Zorn der ansässigen Bauernvölker zu, die mitansehen mussten, wie ihr kostbares Brunnentrinkwasser durch den Gliederfüßer verunreinigt wurde.
Mit seiner ausgeprägten Überzeugungskraft verhinderte der junge Rudolf Konflikte, indem er auf die bedeutende Symbolik seines Tieres hinwies. Demnach ereilt die Wiedergeburt nur jenen, der das Tier in Ehren hält und ihm keinen Schaden zufügt. Außerdem währt er jenen den Schutz durch die rote Burg, welche ihm huldigen.
Auf diese Weise war es dem findigen Rudolf stets möglich, ohne Furcht und Leid durch die weiten Ländereien zu schweifen.
Als er jedoch nichtsahnend eines Tages seinen Krebs einmal mehr an einer Wasserstelle badete, wandte sich das Schicksal gegen ihn. Eines frühen Morgens in der slawisch-deutschen Siedlung Lietzow flandierten die einheimischen neureichen Adeligen durch die bewaldete Seenlandschaft, als sie den roten Krebs in ihrem Tümpel entdeckten.
Unverfroren schnappten sie sich den Krebs und verschwanden im Nebel. Rudolf, außer sich vor Wut, kehrte rasch in die Lausitzer Heimat zurück, um seinem Lehnsherren Ulrich von der Begebenheit Bericht zu erstatten.
Dieser, empört von der Ungeniertheit der Ansässigen, schwor Rache. Er gab Rudolf ganze 300 Goldstücke, auf dass er sich eine elfköpfige Kriegesformation zusammenstelle.
Rudolf ging der Bitte seines Herren nach und zog kurze Zeit später in den Kampf in die Lietzower Wälder. Doch er stieß auf unerwartet heftigen Widerstand. Ganze vier Tage und Nächte dauerte die Schlacht. Nach anfänglichen Erfolgen wurden Rudolfs Krieger jeden weiteren Tag weiter zurückgedrängt, bis sie den Rückzug vollzogen.
Im Übermut des Triumphes wagten es die Lietzower, vor die Tore der roten Burg in Cottbus zu treten. Vor dem Burgtor hielten sie den Krebs demonstrativ in die Höhe, um den Gegner bereits vor der Schlacht zu demoralisieren.
Als die in blau und weiß gekleidete Lietzower Armee schließlich zum Angriff auf die rote Burg übergingen, rechneten sie nicht mit der Macht des gemeinen Fußvolkes. Dieses stellte sich innerhalb der Burg geschlossen hinter Rudolfs rot-weiße Ritter.
In einem unachtsamen Moment gelang es Vasile, dem Anführer von Rudolfs Armee, den Krebs zu befreien und hinter die schützenden Burgmauern zurück zu bringen. Die wütenden blau-weißen Krieger wurden in den beiden Folgetagen durch die Schwerttechnik von Ritter Frank und die List vom jungen Ritter Sebastian endgültig in die Flucht geschlagen.
Seither gab es zwischen beiden Völkern territoriale Auseinandersetzungen, bei denen zumeist Rudolfs Armee die Oberhand behielt. Selbst im Lietzower Bauernvolk flüstert man bereits über die Unfähigkeit der blau-weißen Armee, wenn es zu Duellen mit Rudolfs rot-weißer Kampfestruppe kommt.
In Kürze wird eine weitere Schlacht erwartet. Dieses Mal ist jedoch wieder der Cottbuser Krebs das unumgängliche Objekt der Begierde. Lehnsnehmer Rudolf weiß jedoch, dass er sich auf seine treuen Ritter sowie die Unterstützung des gemeinen Fußvolkes verlassen kann.
Begleitet von Heerscharen des einfachen Bauernpöbels in blau und weiß, welche sowohl aus der zweiten als auch der dritten königlichen Garde entstammen, ziehen die Lietzower Krieger wieder aus, sich ihren Krebs aus der Spree zurückzuholen.