Michael Zorc [Sportlicher Leiter]

Ganz ehrlich, ich hätte lieber jemanden mit entsprechender Berufserfahrung und Netzwerken, eigenen sportlichen Vorstellungen und weniger Stallgeruch. Einer der eben nicht Dinge schon immer so und so kennt, sondern erstmal in Frage stellt. Zorc hat oft einen guten Job gemacht, über einiges kann man sicher auch unzufrieden sein, aber das sind ziemlich große Schuhe und wenn sie Kehl nicht passen, setzen wir 2-3 Jahre in den Sand, bis wir uns neu aufstellen können. Letztlich ist das aber Zorcs Job zu entscheiden, ob er da nur seinen eigenen Lehrlinger platziert, oder ob Kehl das wirklich hinkriegt und in der Lage ist eine eigene Handschrift zu entwickeln.
Ich hoffe, Zorc liegt richtig.

Ich finde auch dass die Argumentation nicht schlüßig ist, weil Ragnick bei RB und Hoffenheim nicht mit Geld um sich schmeißen konnte. RB und Hoffenheim haben im Durchschnitt immer noch kleinere oder gleich große Transfers wie der BVB tätigen können.

Passend zum BVB-Konzept: Rekordzugang Naby Keita 29,75 Mio (kann der BVB immer aufbringen), Rekordabgang Naby Keita 60 Mio... Für einen Olmo hat man ca 20 Mio gezahlt als Riesentalent, welches man sicher auch am liebsten für ca 100 Mio verkaufen würde. Hat der BVB gerade wieder mit Bellingham gemacht.

Von Hoffenheim mit Rekordzugang 14 Mio brauchen wir gar nicht erst reden, dafür Rekordabgang 44 Mio (Joelinton) sowie Spieler wie Firmino Schulz, Demirbay für sehr hohe Ablösen verkauft. Es stimmt also nicht, das Ragnick mit Geld um sich werfen konnte, sondern eig. ist es so, dass Zorc mit Geld um sich werfen kann.

Ragnick ist sicher ein Fachmann, der aber auch nicht zu jedem Club passt. Kehl will man wie Zorc damals aufbauen, eig ist die Situation ziemlich ähnlich (Ex-Spieler, Ex-Kapitän, etc).

Das Ding ist, dass Manager wie Bobic, Eberl,... die ihren Job wirklich gut machen dann auch irgendwo eine langfristige Sicherheit wollen würden und man demensprechend sicherlich am Zweifeln ist, ob man Kehl als Zorc-Nachfolger nimmt oder aber eben einen, der den Job zwar kann aber eig. nicht (mehr im Falle Bobic) im Club integriert ist und man dementsprechend evtl Kehl da auch was verbauen würde. Ich persönlich glaube an die interne Lösung, gerade Bayern lebt das ja vor mit Salihamidzic oder wie man ihn schreibt und Kahn, weil es da auch keine Probleme mit der Identifikation gibt.

Hab zwar Eberl noch mehr als absoluten Experten auf dem Schirm, allerdings hat Bobic schon einige starke Punkte die für ihn sprechen:

1.) Philosophie: Er hat Frankfurt direkt eine wiedererkennbare Philosophie eingehaucht und scheint eine klare Strategie zu verfolgen, was Transfers und Fit von Spielern deutlich vereinfacht.

2.) Trainer: Neben der Philosophie hat mit Kovac und Hütter auch zwei Trainer gefunden, die perfekt dazu passen und das obwohl die beiden keine Erfahrung in einer Top5 Liga hatten was dafür spricht, dass sie da einfach gutes Scouting machen.

3.) Teamplayer: Während Eberl bei Gladbach gefühlt alles alleine versucht zu wuppen und Zorc gefühlt keinen zweiten stärkeren Mann neben ihn duldet, hört man aus Frankfurt viel gutes über die Zusammenarbeit von Bobic, Hübner und dem Chefscout und generell scheint Hübner recht präsent ohne das das ein Problem darstellt. Das scheint mir auch eine Lehre aus der Stuttgart Zeit zu sein, wo er in Interviews danach ja meinte, dass er an zu vielen Dingen beteiligt war, wo er nicht die Expertise besass.

4.) unterbewertete Spieler: Im Gegensatz zu Zorc, der mir zu oft Spieler auf dem Höhepunkt oder schon darüber hinaus zu kaufen scheint, klappt es in FFM extrem gut Spieler zu identifizieren, die aus irgendwelchen Gründen bei vorherigen Vereinen nicht ihr Leistungspotential abgerufen haben, aber gut zu Frankfurt passen. Klassische Beispiele hier sind für mich Kostic, Rebic, Jovic, Hinteregger, Mascarell, Silva, Wolf und auch Rode.

3.) Scouting kleinere Ligen: Mit Haller, Kamada, Rönnow, Sow etc. scheint man auch in kleineren Märkten recht gut vernetzt zu sein und holt da immer wieder interessante Spieler hervor.

Das einzige was etwas skeptisch macht ist natürlich seine Stuttgart Zeit. Bin da leider nicht genug in Details um die Arbeit dort zu bewerten. Auf der einen Seite musste er wenn ich es richtig gelesen habe dort die Personalaufwände um 40% kürzen, was sicherlich keine leichte Aufgabe ist, aber auf der anderen Seite war die Zeit eben auch nicht besonders erfolgreich was Trainer, Transfers und Co. angeht. Vielleicht kennt sich da jemand besser aus?

Wurde Sven Mislintat hier noch gar nicht genannt? Dortmunder Jung mit überaus erfolgreicher Dortmunder Vergangenheit und mutmaßlich damals nur gegangen, weil es mit Tuchel Probleme gab. Das wäre doch sicherlich auch mehr als nur ein guter Nachfolger für Zorci. Hat im Sommer 2022 auch "nur" noch ein Jahr Vertrag, da kommt man doch easy raus - vor allem wenn ein Anruf aus der Heimat kommt.

Ich bin mittlerweile klar dafür, Mislintat hier mittelfristig als den starken Mann mit weitreichenden Kompetenzen zu installieren. Wie dann eine Hierarchie mit Sportdirektor, Kaderplaner, Lizenzspielerchef etc. genau aussieht, wäre dann zu klären, aber ich hätte keine Bauchschmerzen, ihn mit der entsprechenden Kompetenz auszustatten. Ganz anders sieht die Sache bei Kehl aus, wo ich immer noch sehr skeptisch bin und wo man meiner Meinung nach auch aus den offiziellen Statements ein bisschen rauslesen kann, dass da auch intern noch nicht das letzte Wort drüber gesprochen ist.

Woher weißt du eigentlich, dass Kehl keine eigenen sportlichen Vorstellungen hat? Die Annahme, dass jemand, der bei jemand anderem lernt, zwangsläufig auch dessen Ideen 1:1 kompiert, ist sowohl aus der Lebenserfahrung, als auch in ewidenter historischer Betrachtung vollkommener Quatsch.
Da hier ja so gerne mit dem Begriff der "Philosophie" gekraftmeiert und polemisiert wird, schlage ich vor, selbige einfach mal zum Beispiel zu nehmen und mal die Inhalte von Platon und dessen Schüler Aristoteles nebeneinander zu legen.
Da wirst du gewisse Unterschiede feststellen.

Ich behaupte einfach mal ganz dreist, dass jeder, der wirklich Ehrgeiz hat und den möchte ich Kehl einfach mal zu unterstellen, versucht etwas eigenes darzustellen. Und dass kann er nur, indem er seine Vorgänger widerlegt und sich von ihnen abgrenzt.

Insofern sehe ich hier mittlerweile dann schon eher eine art unterschwelliger Dämonisierung von "Stallgeruch".

Holt man wen mit völlig eigenen Netzwerken, der vorher mit dem Verein nichts zu schaffen hatte, verliert man gleichzeitig die Netzwerke, die Watzke und Zorc aufgebaut haben und die sind nun, alles andere als schlecht.
Wäre eigentlich sinnvoll die über den Sportdirektor zu erhalten und vielleicht über die Geschäftsführung später noch neue hinzu zu gewinnen.

Wissen tue ich es nicht. Ich vergleiche Wahrscheinlichkeiten. Ich arbeite lange genug in meinem Job um zu wissen, dass leute frisch von der Uni, die 5 Jahre im selben Unternehmen sind, innderhalb der Bahnen und Schranken dieses Unternehmens verwachsen sind und es ihnen schwerer fällt, ihr Denken außerhalb dessen zu bewegen als Leuten, die nach 5 Jahren woanders Erfahrungen gesammelt zu haben frisch ins Unternhemen kommen. Das ist einfach so.
Das heißt nicht, dass keiner es kann und es ganz unmöglich ist, dass die (oder hier: Kehl) das nicht können, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist geringer. Deswegen schrieb ich ja auch, dass Zorc entscheiden muss, ob er zu Aki geht und sagt: "Der Kehl der kann das und wird frischen Wind reinbringen" oder ob er sagt "Aki, der ist noch nicht so weit". Das ist, wenn man so will, die letzte und zugleich eine der größten sportlichen Entscheidungen, die Zorc noch wird begleiten müssen.
Diese Vergleiche sind nicht so irre zielführend, aber schau Dir bei Bayern an, wer da den SpoDi machen durfte: Lehrlinger und Brazzo. Ich bin sicher, die hätten auch gestandene und fähigere Köpfe verpflichten können, haben aber auf Stallgeruch gesetzt. Ich bin da kein allzugroßer Fan von und habe da eine starke Grundskepsi zu entwickelt.
Damit hab ich auch nicht gesagt, dass kehl gar nicht geht. Ich sag nur, dass das Argument Stallgeruch für mich eher ein Argument dagegen, als dafür ist. Vor allem, wenn man es als wesentliches Kriterium heranzieht, was mein Vorposter ja irgendwie tat, als er schrieb

Vielleicht sollten wir Susi einwechseln, wenn wir einen Elfmeter bekommen.

Der Stammplatz für Reus darf nicht fallen.

Pima.
Spiel aus der Hand gegeben und mit Mühe irgendwie durchgewurschtelt. Trainer den Offenbarungseid abgelegt und feuern kann man ihn nicht, weil man ihm ja grade nach 1 Punkt aus 3 Spielen den Rücken gestärkt hat.

Das ist ein Lehrstück darin, wie man sich selbst in eine Zwickmühle bringt: Ohne Optionen den Trainer entlassen, einen Nobody mit dem Rucksack CL Quali aufhalsen und dann nicht wirklich mehr gut handeln zu können, weil man sich festgelegt hat und auf den Turnaround hofft weil die Bilanz im Ergebnis nicht desaströs genug ist um schon wieder zu handeln (aber im Prinzip schlechter als unterm Vorgänger).
Ich will ja nicht sagen ich habs gesagt, aber ist nunmal so.


Man kann nur hoffen, dass Zorc ins nicht noch so ein paar Eier ins Nest legt, bevor er Platz für einen neuen Sportlichen Leiter macht und man kann nur hoffen, dass der sportliche Leiter seinen Job beherrscht.
Das war jedenfalls gar nichts, und das beschädigt auch ein Stückweit die doch Alles in Allem recht gute Gesamtbilanz von Zorc in den den letzten Jahren, auch wenn da genug fragwürdige Transfers dabei waren, und mindestens ebensoviele Glücksgriffe.