Internationaler Fussball

Wenn sich der DFB vor der EM tatsächlich (noch) Aufbruchstimmung erhofft, dann müsste er jetzt handeln und Flick seines Amtes entheben. Logisch, dass man als Trainer in Länderspielen auch experimentiert, aber gerade dieses personelle Karussell stärkt Flick in seiner Position nicht, vor allem wenn überhaupt kein Anzug passt. Sein mediales Auftreten ist zudem auch völlig unsouverän. Ich kann nicht einerseits Süle öffentlich abwatschen, in der PK später aber meinen, sich vor seine Spieler stellen zu müssen und Kimmich in Sphären zu hieven, die er in keinster Weise bestätigen kann. Das ist nicht ungeschickt, das ist schon ziemlich tölpelhaft. Über seine Berufungsstrategie wurde zwar schon viel geschrieben, aber dass ein Kehrer regelmäßig eingeladen wird, obwohl ihm so viel auf internationalen Niveau fehlt, ist auch ein Mysterium. Die Formkurve geht unter Flick weiter abwärts, jetzt werden selbst schon Teststpiele in aller Wiederkehr vergeigt. Keine Strategie, keine Vision, keine Reflexion, kein Herz. Wenn die N11 vor Flicks Übernahme schon schlecht war, ist sie jetzt tatsächlich noch schlechter geworden, denn wir reden hier über 5 Siegen aus den letzten 16 Begegnungen.

Lustig gestern vor dem Nations League FInale wurde ein Ausschnit aus einer PK von vor der letzten Länderspielpause eingespielt, auf der Flick sagte die defensive Unsicherheit resultiere daraus das die Viererkette nicht eingespielt sei, man dies aber jetzt ändern würde. Lässt aber ausnahmslos unterschiedliche Spieler spielen und würfelt wild durcheinander. Nun sogar die Abkehr von Vierer- auf Dreierkette und die Aussage die Dreierkette müsse sich erst einspielen. Sorry, für mich ist der Mann komplett überfordert und hat 0 Plan wie er das hinbiegen soll. Goßens meinte am Wochenende ja auch er lasse sich die vorhandene Entwicklung nicht kaputt reden....das ist schon ein herrliches Panorama da beim DFB.

Das ist absoluter Wahnsinn. Er möchte, dass sich die Mannschaft findet und wechselt dann andauernd die Grundordnung. Vielleicht einfach mal schauen, was mein Kerngerüst auf Vereinsebene spielt und welche Spieler ich habe:

- Bayern: 4-2-3-1
- Dortmund: 4-1-4-1
- Leipzig: 4-2-2-2

Und ja, ManCity & Chelsea wechseln ggflls. minutenweise zwischen Systemen - das machst du aber nicht, wenn du unter Druck stehst und einen Stamm finden möchtest. Da geht es dann um Sicherheit und Automatismen.

Ich glaube, die deutsche N11 hat ein grundsätzliches Problem, das weit über die Personalie Flick hinaus geht. Sie ist am Ende ja nur das prominenteste Aushängeschild unseres Fußballs, bzw. seines gesamten Systems. Dieses System ist spätestens ab dem Bereich, wo sich die Akteure als Profis bezeichnen, in einem mehr als bedenklichen Zustand.

Die Basis wurde nicht nur auf der administrativen Ebene über Jahre vernachlässigt, auch im sportlichen hat man gedacht, man müsste auf Bewährtes verzichten, um modern und hip rüberzukommen. Die Funktionäre, im Verband wie in der Liga, wirken, und das nicht nur in der Außendarstellung, in erster Linie für ihren persönlichen Platz am Trog.

Eine Idee, wofür der deutsche Fußball stehen soll, wen er begeistern soll und was es braucht, um diesen erfolgreich in der Praxis umzusetzen, gibt es entweder nicht oder es gibt zu viele verschiedene. Damit das nicht so auffällig wird, lässt sich der deutsche Fußball dann gerne für politische Themen vor Karren spannen, die vor Moral nur so triefen. Das gibt den Beteiligten dann kurzfristig ein Gefühl von Erhabenheit und moralischer Überlegenheit, bis sich eine Fremdscham einstellt.

Der letzte Mann mit einer Vision beim DFB, hatte leider die "Falsche" und keinen neben sich, der ihn davon abbringen hätte können. Jetzt sitzen da Typen an der Spitze, die die EM im eigenen Land als Bedrohung wahrnehmen und die längst überfälligen Korrekturen im System auf nach der EM vertagen (wollen). Von Aufbruch zu neuen Ufern ist der DFB und die DFL mindestens so weit entfernt, wie die FDP von der absoluten Mehrheit.

Das Festhalten an Flick ist auch Ausdruck einer Hilflosigkeit bei der Auswahl von Alternativen. Einen Trainer, von dem ich vollends in der Rolle des Nationaltrainers überzeugt wäre, sehe ich in Deutschland nicht.
Leute die fähig genug wären, den Karren aus dem Schlamassel zu befreien, werden sich den derzeitigen DFB kaum antun.

Einen zweiten Franz B. hat Deutschland nicht. Insofern finde ich mit oder ohne Flick, bei Gedanken an die deutsche Nationalelf, wenig Grund zur Freude. Die moralische Überlegenheit tröstet mich darüber nicht hinweg.

Mit sportlichen Grüßen

Dieser Beitrag wurde zuletzt von Goatstar71 am 19.06.2023 um 12:16 Uhr bearbeitet

Mit Flick ist doch ebenso wie damals bei Erich Ribbeck. Mal Meister mit den Bayern geworden und darum für tauglich als Nationaltrainer befunden. Selbst wenn die große Problematik nicht an ihm selbst hängst, so merkt man einfach, dass Flick keiner ist, der irgendwie neu strukturieren und einen Teamgeist etablieren, also diese sagenumwobene "Mission" ausrufen könnte. Da hatte Löw viel mehr zu bieten und war sogar am Ende noch ein stabilerer Nationaltrainer als es Flick jemals war.
So pauschal es klingt, ich glaube da würde jetzt ein "Feuerwehrmann" oder ein Trainer, der mehr über Motivationskünste kommt, deutlich besser passen. Halt nicht langfristig. Ich meine Völler war damals ja so ein Beispiel. Nicht dass ich mir den jemals wieder als Nationaltrainer wünschen würde, aber der hat wenigstens 2002 das mit einer der vermutlich bislang am schwächsten besetzten Nationalmannschaft (von Klose auf dem Zenit abgesehen) geschafft, was ich Flick nichtmal mit der aktuell doch ganz guten Besetzung zutrauen würde.

Ich sag ja: Gib' Baumgart einen Kader aus dt. Spielern, die noch keine fünf Länderspiele haben und die Mannschaft zerreißt 'Hansis Eleven' in der Luft.

Flick und dem Team fehlt alles was deutsche Mannschaften früher stark gemacht hat.

Ich denke mir vieles liegt daran, wie unsere Jugend ausgebildet wird. Das hat auch Baumgart schon bemängelt. Es gibt jetzt die Spielweise in den U6-U11 in der 2 zweier oder dreier Teams auf 4 Tore gegeneinander spielen.
Es geht anscheinend nicht mehr darum, wie kann ich mit einem Spielsystem spätestens ab der U8 gegen die andere gewinnen, sondern um möglichst viele Tore und ohne echte Ergebnisse.
Das spiegelt aber auch unsere Zeit wieder, die Kinder sollen nicht von der Leistungsgesellschaft erfasst werden, egal in welchem Bereich, ob Schule, Sport oder in der Familie. Doch Leistung zu zeigen, zu fördern und entwickeln ist ein Elementarer Bestandteil in unserer Gesellschaft. Nur wenn ich gegen eine andere Mannschaft verliere und merke es hat da und da dran gelegen, kann ich als Jugendtrainer dies im Training korrigieren und meine Spieler fördern.
Ich brauche keine herum schreienden Eltern, die den Schiri und die gegnerische Mannschaft zur Minna machen, doch Leistung sollte messbar bleiben.
Dann ist die Frage, warum das Kopfball und Flankenspiel (welches uns immer ausgezeichnet hat) nicht mehr zu sehen auch da gebe ich Baumgart recht, dass wir keine reinen Mittelstürmer mehr ausbilden, obwohl diese Mittelstürmer unser Aushängeschild waren.
Ich weiß aber nicht, ob der FC seine Jugend ein Stück weit so anpasst, dass der Trainer auch Mittelstürmer aus der Jugend bekommt.

Das geht jetzt aber in mehrfacher Hinsicht am Thema vorbei bzw. ist falsch. Dieses Funino, von dem du sprichst, gibt es ja erst seit Kurzem. Wenn das mal seine Wirkung erzielt, vergehen mindestens 10 Jahre.

Davon ab sollte man auch keine U8-Spieler mit Spielsystemen belasten. Das war/ist in jeder Welt verkehrt.

Das dt. Problem ist doch eher, dass man seit einigen Jahren zu systemisch denkt. Jugendtrainer stellen sich und das Spielsystem über die Spieler, was dazu führt, dass wir nur noch Einheitsbrei geliefert bekommen. Durch die starke Ergebnisorientierung werden Spätentwickler gnadenlos aussortiert.

Aber auch das ist im Moment alles Wurst. Ich behaupte mal 18 von 18 Bundesligatrainer würden das im Moment besser machen als Flick.

Ich habe in der F Jugend schonmal gelernt, dass vielleicht nicht 11 Spieler den Ball hinterher jagen sollen, wie in dem Jahrgang davor. Das bedeutet nicht, dass man gleich in ein taktisches Korsett gequetscht wird und da habe ich mich auch ehrlicherweise Zugegeben schlecht ausgedrückt. Aber man hat halt schonmal aufgezeigt bekommen, dass man sich im Raum des Platzes am besten aufteilen sollte um es zu ermöglichen den Ball seinem Mitspieler passen zu können.

Da wir aber schon seit langem keine echten Mittelstürmer mehr ausbilden, ist das ein Punkt der schon jetzt in der NM zu tragen kommt.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Andreas79 am 19.06.2023 um 14:13 Uhr bearbeitet

Entfernen uns vom Thema. Funinho ist eine Referenz an den Straßenfußball. Wenig Spieler, viele Ballkontakte. Zudem werden im 3vs3 bzw. 4vs4 sehr viele gruppentaktische Mittel abgedeckt (impliziertes Lernen).

Ich hoffe, Du hast in F Jugend kein 11 gg 11 gespielt, aber auch irgendwelche Hinweise die Position zu halten waren in dem Alter falsch. Bis zur E geht es explizit eigentlich nur um individualtaktisches Verhalten. Bzgl. Gruppentaktik gibt es Kinder, die es aus dem Bauch raus richtig machen bzw. Probleme erkennen und die auch thematisieren. Der Normalfall ist es nicht.

Das ist aber alles nicht das Problem des dt. Fußballs. Die beginnen eher ab der D-Jugend (U13). Es wird schlecht selektiert, wir haben furchtbare DFB-Nachwuchsnebenkräfte, weil die eben mit einer Hungerentschädigung abgespeist werden, Individualität wird unterdrückt, Spieler werden zu schnell aussortiert. Da reicht ein schlechtes halbes Jahr: Verletzung, Eltern trennen sich oder Liebeskummer und du bist weg vom Fenster. Diese Spieler fängst du auch nicht mehr ein. Die gehen maximal zum Heimatverein (vielen ist das peinlich) und stellen dort fest, dass da keiner kicken kann und hören dann sehr häufig auf.