23. Spieltag: VfL Bochum - Würzburger Kickers

Weiter geht die Tour durch die Spitzenklasse der 2. Liga:

Düsseldorf – Fürth – Kiel – Hamburg – Bochum: Was wie eine schöne Deutschlandreise klingt, ist für die Kickers ein straffes Programm durch die Top-6 der Liga. Vorerst als Schlussakkord (wenngleich anschließend mit Heidenheim und Hannover ebenso schwierige Aufgaben warten) riesen die Kickers am kommenden Samstag, den 27. Februar in die Ruhrmetropole nach Bochum, um im dortigen Ruhrstadion beim VfL zu gastieren. Anpfiff ist um 13:00 Uhr.

Welch eine Freude und was für eine mannschaftliche Geschlossenheit war das am letzten Sonntag, als die Kickers sensationell mit 3:2 gegen den HSV gewannen, zwischenzeitlich gar 3:0 gegen den großen Favoriten führten und am Ende trotz des nur noch knappen Vorsprungs den Sieg recht souverän über die zeit retteten. Es scheint, als hätte sich nun eine Mannschaft gefunden, in welcher die Stärken der einzelnen Spieler zu tragen kommen und sich Führungsspieler herausbilden. Auch die zuvor viel kritisierten Douglas und Hägele machten ihre besten Spiele in dieser Saison, Hasek erweist sich als Verstärkung wie generell fast alle Wintertransfers. Lange hat es gedauert, aber man kann an das Ziel Klassenerhalt mittlerweile glauben, vor allem da man nach Bochum (bis auf wenige Ausnahmen) die Spitzenteams hinter sich gelassen hat und dann in den Duellen gegen die direkte Konkurrenz die notwendigen Punkte holen will. Trares wird sehr wahrscheinlich auf dieselbe Elf wie gegen den HSV setzen, personelle Ausfälle der Stammelf sind nicht bekannt. Aus der zweiten Reihe werden weiterhin Hansen, Giefer, Hemmerich und Ewerton wahrscheinlich fehlen. Douglas und Lotric droht weiterhin die Gelbsperre, kurz- oder mittelfristig wird Trares daher umstellen müssen.

Ganz eng verbunden ist der sportliche Erfolg, der in dieser Saison zum Aufstieg in die Bundesliga (erstmals seit dem Abstieg 2010) mit dem Chefcoach Thomas Reis: Reis übernahm die Bochumer im September 2019, als sie mit zwei Punkten nach fünf Spielen auf dem vorletzten Tabellenplatz standen. Reis führte den VfL dann mit 44 Punkten aus 29 Spielen in das sichere Mittelfeld, um nun anzugreifen. Offensiv bauen die Bochumer dabei auf eine relativ erfahrene Truppe: Zoller, Holtmann, Blum oder Zulj haben allesamt schon Bundesliga gespielt und einiges in ihrer Karriere gesehen, ebenso wie die Doppel-Sechs aus Losilla und Tesche, die mit ihren 34 bzw. 33 Jahren eher zu den Dinos der 2. Liga gehören . Dahinter hat man mit Bella-Kotschap und Leitsch (der gegen die Kickers jedoch gelbgesperrt fehlen wird) zwei sehr junge IV-Talente, vor allem Bella-Kotschap gilt als eines der größten Talente in Deutschland auf der Position des Innenverteidigers und wird als kommender Nationalspieler gehandelt. Sehr offensivwütig ist auch Linksverteidiger Soares, der im Hinspiel gegen die Kickers wohl sein bestes Spiel in dieser Saison gemacht hat (drei Scorerpunkte) und kontinuierlich antreibt ohne seine defensiven Aufgaben zu vernachlässigen. Im Tor steht mit Riemann ebenso ein ganz erfahrener Mann, dahinter muss sich Ex-Kickers-Keeper Drewes weiter mit der Rolle als Nummer zwei zufriedengeben. Mit Ganvoula kommt in dieser Saison der beste Stürmer des VfL der letzten Spielzeit nur von der Bank und traf auch erst einmal. Zuletzt gab es vor vier Wochen daheim gegen Karlsruhe bzw. letzte Woche in Aue zwei ärgerliche Niederlagen, die aber vorkommen können. Daher will die Reis-Elf gegen die Kickers absolut nichts anbrennen lassen, um im so engen Aufstiegsrennen nicht gegen einen Underdog erneut Punkte zu verlieren.

Im Hinspiel siegten die Bochumer nach einer spektakulären ersten Halbzeit als die Kickers früh durch Munsy in Führung gingen, durch Sontheimer dann zum 2:2 ausglichen, am Ende mit 3:2 – Zoller gelang 20 Minuten vor Schluss der Siegtreffer, die Kickers standen mal wieder mit leeren Händen da. Am Samstag wollen sie es gewiss besser machen, wenngleich die Bochumer natürlich als Favorit ins Spiel gehen. ABER: Düssledorf und den HSV hat man geschlagen, Fürth und Kiel das Leben schwer gemacht. Daher wird man sich auch gewiss bei den Kickers etwas ausrechnen, um am Samstag zu punkten. Das wären natürlich erneut absolute Big-Points und der Traum vom Verbleib in der 2. Liga würde weiter existieren.

Mögliche Aufstellungen:

Riemann - Gamboa, Bella Kotchap, Decarli, Danilo Soares - Losilla, Tesche - Blum, Zulj, Holtmann - Zoller

Bonmann - Feltscher, Douglas, Strohdiek, Feick - Hägele - Sontheimer, Hasek - Lotric - Munsy, Pieringer

Holger Pfandt. Kommt gleich nach Dahlmann von der Qualität her. Der hat das in diesem Stil schon bei einigen Spielen der Kickers gemacht und mir deshalb schon öfter negativ aufgefallen in dieser Saison.

Zum Spiel: Das schlechteste Spiel unsererseits in der Rückrunde. Chancenlos und auch in dieser Höhe verdiente Niederlage. Mehr gibt es nicht dazu zu sagen.

Ausblick: Auch wenn man jetzt die Top-Clubs der Liga nahezu alle bereits vor der Flinte hatte und man fast nur noch Gegner aus der unteren Tabellenhälfte hat, sollte man nicht den Fehler begehen, zu glauben, dass man die aufgrund der guten Leistungen zuletzt alle weghaut. Die Erfahrungen aus der Vorrunde zeigten, dass wir uns gegen defensiv eingestellte Gegner auch schwer tun. Es wird trotz leicht gestiegener Hoffnungen auf den Klassenerhalt extrem schwer, das Blatt noch zu wenden. Unmöglich ist es aber nicht.

Hägele-Bashing: Eigentlich dachte ich damals bei seiner Verpflichtung, endlich mal einer, der richtig gut kicken kann. Ich bin also nicht per se ein Hägele-Gegner. Doch die immer wieder kehrenden Fehler im Stellungsspiel und seine "Fähigkeit", im entscheidenden Moment seinen Gegner aus den Augen zu verlieren, bringen mich immer wieder auf die Palme. Liest man seine Statistikdaten, so haben wir in ihm unseren stärksten Mittelfeldspieler mit Klasse Quoten in Zweikampf und Passsicherheit. Eigentlich bildet das so gar nicht unseren Daniel ab.

Auch in die allgemeinen Lobeshymnen vom Spiel gegen den HSV mag ich nur bedingt einstimmen. Zumindest bis zur 70. Minute war das sicherlich das beste oder zumindest eines der besten Spiele im Kickers-Trikot von ihm. Aber dann musste ja @Borusse91 seinen Post von der erstklassigen Leistung des Daniel Hägele hier absetzen. Kurz danach fiel das erste Gegentor.
Ich gehe nach Studium der beiden Gegentore des HSV sogar so weit und gebe Hägele zumindest eine Teilschuld an beiden Gegentreffern. Beim ersten orientiert er sich vom späteren Torschützen weg und orientiert sich zum Flankengeber hin, obwohl da bereits durch 2 Kickers-Spieler gedoppelt wird. Dabei lässt der den Hamburger weit und breit allein auf weiter Flur stehen, der dann unbedrängt den Abpraller aufnehmen und das Tor erzielen kann.
Beim 2. Gegentor ist er zunächst ganz nah dran am späteren Torschützen, bleibt dann aber einfach stehen und schaltet ab. Der Gegenspieler läuft einfach weiter durch und köpft ein.

Auch heute passiert ihm nicht nur der Stockfehler zum 0:1, auch gibt es einige andere Szenen, wo er einfach nicht im Bilde ist. Typisch auch bei der Riesenchance von Bochum, als Zulj den Ball im Strafraum unbedrängt links knapp neben den Pfosten setzt. Hägele läuft mit ihm mit bis zur Strafraumgrenze, bleibt dann einfach stehen und lässt den Bochumer allein weiter Richtung Tor laufen. Ich dachte, ich fass es nicht. Das ging halt grade noch gut. Insgesamt hat er leider häufig solche Aussetzer. So leid es mir für den Menschen Daniel Hägele tut, aber so hat er leider keine Zweitliga-Tauglichkeit, weil in dieser Liga solche Nachlässigkeiten in der Regel sofort bestraft werden.