04. Februar 2023 – 21. Spieltag - Gegner Hallescher Fußballclub Chemie

Willkommen zum ersten Heimspiel der Rückrunde. Nach dem Montagsspiel in München, welche unsere Goldfüße nach starker kämpferischer Leistung für sich entscheiden und zum zweiten Mal in Folge einen 0:1 Pausenrückstand drehen konnten, sieht der schwarz-gelbe Himmel gleich wieder sonniger aus. Noch hängt er nicht voller Geigen, aber Optimismus und Hoffnungen kehren langsam zurück, 6 Punkte sind es bis Rang 3.

Unser Geschäftsführer Sport Ralf Becker setzte kurz vor Ultimo seine Transferpolitik, ehemalige Dynamos zurückzuholen, fort. Wir sagen nach 7 Monaten „Willkommen zurück – Brollo!“ Niklas Heeger wünschen wir in Trier und Jan Shcherbakovski in Cottbus alles Gute, Gesundheit und Erfolg. Jetzt bitte noch Maximilian Arnold, Robert Andrich und Vincenzo Grifo, dann wird es perfekt. Marvin Schwäbe und Janis Blaswich halten wir noch in Reserve. Florian Jungwirth hat ja leider aufgehört, aber vielleicht lässt er sich noch einmal überzeugen, seine Kariere doch erst beim geilsten Verein der Welt zu beenden. Als Trainer käme im Zweifel noch Stanislaw Salamowitsch Tschertschessow in Frage.
Aber ein Trainerwechsel steht bei uns aktuell nicht zur Debatte. Dafür stellten gleich drei andere Vereine am Dienstag, dem 31.01.2023, ihren Trainer frei. 1860 München, der 1. FC Ingolstadt und der HFC Chemie sehen ihre Saisonziele akut gefährdet.

Unser heutiger Gegner, welcher seine Heimspiele im „Leuna-Chemie-Stadion“, dem ehemaligen „Kurt-Wabbel-Stadion“ in Halle austrägt ist ein guter alter Bekannter. Gegründet wurde der Hallesche Fußballclub Chemie am 26.Januar 1966, durch Ausgliederung der Fußballsektion aus dem SC Chemie Halle, welche unter anderem aus dem am 15.Juli 1950 gegründeten Turbine Halle hervorging. Ihre größten Erfolge hatten die Chemiker in den Jahren hinter der Mauer. In der Saison 1951/52 holten sie ihren einzigen DDR-Meistertitel, übrigens vor dem Vorgänger unserer SGD, der SG Volkspolizei Dresden. 1956 und 1962 gewannen die Hallenser den FDGB-Pokal.
Dreimal qualifizierte sich der HFC für den Europapokal. In fünf Spielen gab es einem Sieg, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen bei 5:9 Toren. Stets war in der ersten Runde Endstation.
Besonders tragisch war dabei die UEFA-Cup Saison 1971/72. Gegner in der ersten Runde war der PSV Eindhoven. Beim Hinspiel in Halle trennte man sich 0:0. Am Vorabend des Rückspieles gab es in dem gebuchten Hotel in Eindhoven einen Hotelbrand, von dem die Mannschaft schwer getroffen wurde. Die Spieler Klaus Urbanczyk und Erhard Mosert halfen dabei, anderen Hotelgästen das Leben zu retten, verletzten sich dabei aber selbst schwer. Der damals 31-jährige Urbanczyk sprang aus dem Fenster acht Meter tief auf ein Vordach, dann noch einmal sechs Meter runter. Trotz seiner schweren Verletzungen, die er dabei erlitt, kehrte er noch zweimal in das brennende Hotel zurück und rettete mehreren Gästen das Leben. Insgesamt starben zwölf Menschen, darunter der junge HFC-Spieler Wolfgang Hoffmann. 20 Personen wurden schwer verletzt. Urbanczyk, dem sogar die Amputation eines Beines drohte, konnte später zwar wieder Fußball spielen, erreichte aber nicht mehr seine alte Leistungsstärke. Der HFC zog sich aus dem UEFA-Pokal zurück und das Rückspiel wurde nicht mehr ausgespielt. „Nachgeholt“ wurde es im April 2006. Der damalige Champions-League Achtelfinalist gewann beim Viertligisten in Halle mit 12:2. 50 Jahre nach der Brandkatastrophe wurde am Halleschen Stadion ein Gedenkstein enthüllt.

https://www.n-tv.de/sport/fussball/Als-der-Traum-von-Europa-im-Feuer-vergluehte-article18702206.html

Klaus Urbanczyk, genannt „Banne“ ist einer der Größten des Vereins. Von 1959 – 1972 absolvierte der Verteidiger für den Club 263 Spiele und erzielte dabei 13 Tore. Für die DDR-Auswahl absolvierte er insgesamt 34 Spiele. Sein größter Erfolg war die olympische Bronzemedaille 1964 in Tokio. Im gleichen Jahr wurde er zum Fußballer des Jahres und zum Sportler des Jahres gewählt. Letzteres gelang ihm als einziger Fußballer in der Geschichte der Umfrage. Infolge der Verletzung aus der Brandkatastrohe beendete er 1972 seine Karriere als Spieler. Später war er Trainer beim HFC, dem 1.FC Magdeburg, Chemie Wolfen und Lok Altmarkt Stendal. Seine größten Erfolge hier waren der Oberligaaufstieg mit dem HFC sowie je zwei Pokalsiege und zwei Vizemeistertitel mit den Magdeburgern. Der 82-jährige lebt heute in Halle und ist seinem Club weiterhin verbunden.

Insgesamt spielte der HFC Chemie 34 Jahre in der DDR-Oberliga und 7 Jahre in der zweitklassigen DDR-Liga. 1991 konnten er sich als Oberligavierter für die 2. Bundesliga qualifizieren, stieg jedoch bereits im Folgejahr in die NOFV-Oberliga Mitte ab. 1993/94 verpassten die Hallenser die Qualifikation für die neu geschaffene Regionalliga und waren somit ab 1994 viertklassig. Der Sprung in die Drittklassigkeit gelang 2012 als Meister der RL Nord. Im damaligen Kader standen die EX-Dynamos Pavel David, Benjamin Boltze, Maik Wagefeld und Torwart Darko Horvat. Ebenfalls zur Aufstiegsmannschaft gehörte unser späterer Kapitän Marco Hartmann. Der HFC befindet sich somit in seiner 11. Drittligasaison in Serie, die Beste Platzierung hier war der 4. Platz 2018/19. Aktuell befinden sich die Hallenser jedoch als Tabellenvorletzter in akuten Abstiegsnöten.

Es gibt zahlreiche Spieler und Funktionäre, welche sowohl für unsere SGD als auch für den HFC tätig waren bzw. sind. Der aktuelle Sportdirektor der Hallenser ist Ralf Minge und im Kader stehen mit Niklas Kreuzer und Niklas Landgraf zwei Ex-Dynamos. Umgekehrt spielten Jan Shcherbakovski, Sven Müller und Akaki Gogia bereits für die Hallenser. Unser Sturmtalent Julius Hoffmann wechselte 2019 vom HFC-Nachwuchs zu uns. Einige weiter Spieler, welche für beide Vereine ihre Töppen schnürten, sind Andreas Wagenhaus, Lutz Schülbe, Karsten Neitzel, Marcel Franke, Toni Leistner, Sebastian Mai und Pascal Sohm. Sven Köhler, von 2002 bis 2007Co-Trainer, Trainer und Nachwuchstrainer bei uns, war von 2007 bis 2015 für 295 Pflichtspiele Cheftrainer in Halle und führte diese in die Dritte Liga.

Man könnte angesichts dieser Fülle an gemeinsamem Personal meinen, wir erleben heute ein Freundschaftsspiel. So ist es aber nicht. Die Hallenser wollen nicht absteigen und werden mit hohem Einsatz gegenhalten und wir wollen diese Saison nicht herschenken. In bisher 63 Spielen gegeneinander gab es für unsere Goldfüße 33 Siege, 19 Unentschieden und 11 Niederlagen bei 109:64 Toren.
Aus der jüngeren Vergangenheit ist der 26. August 2015 unvergessen. 27.135 Zuschauer erlebten in Dresden ein wahres Spektakel.

https://www.youtube.com/watch?v=PT3O3Di_etM

Nach Zuckerpass von Marvin Stefaniak erzielte Justin Eilers in der 12. Minute die Führung, welche Sören Bertram kurz vor der Pause per Elfmeter, verursacht von Giuliano Modica, ausglich. Unsere Goldfüße machten in der 2. Halbzeit das Spiel, aber die Hallenser gingen durch Marco Engelhardt in der 74. Minute in Führung. Durch Tore vom Michael Hefele (85.) (nach Ecke Stefaniak) und Giuliano Modica (87.) (nach Freistoß Stefaniak) drehten wir kurz vor Schluss das Spiel, gewannen verdient und stiegen später auf. Das Bild von Kapitän Hefele, wie er nach seinem 2:2 die Mannschaft puscht („Wir spielen auf Sieg!!!“) ist heute noch in meinem Kopf. Die Stille während des Freistoßes und die ohrenbetäubende, emotionale Entladung nach Modicas Tor gehören zu jenen Momenten, weswegen man ins Stadion geht.

Vom Spirit jener Mannschaft sind unsere Goldfüße derzeit noch ein gutes Stück entfernt. Aber die letzten beiden Spiele und das heutige Spiel können dazu beitragen, diesem wieder näher zu kommen. Dazu müssen Mannschaft und Fans gemeinsam beitragen.

Deshalb gilt wie immer!

Auf geht’s und ALLES geben, auf geht’s DRESDEN KÄMPFEN und SIEGEN!!

Gebt mir ein

Deeee..