Spieltag: FC Schalke 04 - Hertha BSC

Die Länderspielpause ist vorbei, Deutschland hat es endlich geschafft sich für die Europameisterschaft im nächsten Sommer in Frankreich zu qualifizieren. Zeit sich wieder dem Alltagsgeschäft, der Bundesliga, zu widmen. Dort trifft unsere Hertha am nächsten Samstag auf die Knappen vom FC Schalke 04. Hätte man mir vor der Saison gesagt, dass es zu diesem Zeitpunkt ein Duell unter Tabellennachbarn werden wird, hätte ich nachgefragt warum Schalke den Saisonstart verpatzt hat. Der aktuelle Tabellenplatz ist aus Sicht eines Hertha-Fans schön anzusehen, aber auch die Fans aus dem königsblauen Lager sollten relativ zufrieden sein, zumindest mit der Platzierung. Diese kommt auch nicht von ungefähr. Schalke schloss die Bundesliga in den letzten elf Saisons nur 2 mal schlechter ab als Platz 6 und ist somit quasi jährlich international vertreten. Auch in der Champions League ist man ein häufiger Gast gewesen und erreichte in den letzten 3 Jahren jeweils das Achtelfinale. Der 4:3 Auswärtserfolg in Madrid sollte dem ein oder anderem hier vielleicht noch präsent sein.
In der Bundesliga begegneten sich die Hertha und Schalke in der letzten Saison am 8. und am 25. Spieltag und spielte 2:0 auf Schalke und 2:2 in Berlin. Am Ende der Saison stand Schalke mit 48 Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz (13 Punkte vor der Hertha auf Platz 15) und qualifizierte sich somit für die Europa League.

Im Sommer gab es auf Schalke einige personelle Wechsel. Roberto di Matteo, welcher die Mannschaft im Oktober 2014 erst übernommen hatte, trat nach der Saison als Cheftrainer zurück. Nach einer längeren Suche mit einigen interessanten Kandidaten (Wilmots, Weinzierl etc.) wurde Andre Breitenreiter vom gerade erst aus der Bundesliga abgestiegenen SC Paderborn als neuer Cheftrainer bekannt gegeben. Eine durchaus sympathische Lösung, welche scheinbar auch von Erfolg gekrönt ist. Nach 11 Spielen mit den Knappen weist Breitenreiter eine durchschnittliche Punkteausbeute von 2,27 Punkten pro Spiel auf. Eine Statistik die sich durchaus sehen lassen kann. Aber auch im Kader der Schalker gab es die ein oder andere Veränderung. Der von den reinen Zahlen her beachtlichste Wechsel fand in den letzten Zügen der diesjährigen Sommertransferperiode statt. Julian Draxler wechselte nach 14 Jahren auf Schalke für 36 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg. Ein Verlust, welcher bestimmt bei dem ein oder anderen Schalke-Fan für Verstimmung gesorgt hat, dem chronisch verschuldeten Schalke aber auch gutes Geld in Kassen gespült hat. Ein weiterer prominenter Abgang ist Jefferson Farfan gewesen, welcher dem vermeintlichen Ruf des Geldes folgte und in die Vereinigten Arabischen Emirate wechselte. Auch er sorgte mit 7 Millionen Euro Ablöse, genauso wie die 6,5 Millionen Euro von Leverkusen für Papadopoulos, für frisches Geld, welches vom Schalker Management zum Teil wieder in die Mannschaft investiert wurde. Mit Johannes Geis wurde ein junger, talentierter, deutscher Spieler für das defensive Mittelfeld geholt (12 Mios /Mainz), welcher als spielstarker Antreiber im Mittelfeld und sehr guter Standardschütze sich in der Liga schon einen Namen gemacht hatte. Dazu wurde noch Franco di Santo (6 Mios / Bremen) geholt. Er soll unter anderem die Abhängigkeit vom „Hunter“ beenden und Huntelaar Konkurrenz machen, wie sich aber herausstellt funktionieren beide neben einander auch sehr gut. Nastasic, welcher für knappe 10 Millionen Euro von Manchester City, nach halbjähriger Leihe, fest verpflichtet wurde und zeitweise als eines der vielversprechendsten Abwehrtalente in Europa galt, verletzte sich gleich zu Saisonbeginn schwer und fällt bis ins neue Jahr aus. Für Überraschung gesorgt hat sicherlich der Transfer von dem brasilianischen Rechtsverteidiger Junior Caicara, welcher für 4,5 Millionen aus Bulgarien (Ludogorets) verpflichtet wurde. Außerdem konnte noch der umworbene Höjberg von den Bayern für eine Saison ausgeliehen werden.
Insgesamt steht Schalke zusammen mit dem schon vorher vorhandenen Spielermaterial (Goretzka, Meyer, Sane etc.) eine teils noch sehr junge, durchaus aber talentierte Truppe zur Verfügung, welche mit dem aktuell dritten Tabellenplatz auch schon aufhorchen lässt, welche Ambitionen sie hat. Nach 8 Spielen in der Bundesliga hat man 16 Punkte geholt und das, obwohl man mit 10:8 Toren nicht einmal sonderlich herausragend agiert hat. Auf in der Gruppenphase der Europa League steht an mit 6 Punkten und 7:0 Toren aus 2 Spielen sehr gut da. Was all das ein wenig schmälert ist, dass das alles gegen vermeintlich kleinere Namen erreicht wurde und sich zeitweise auch nicht mit Ruhm bekleckert wurde. Gegen den scheinbar einzigen „großen“ Gegner Wolfsburg wurde verloren, zuhause gegen Aufsteiger Darmstadt, welche fairer Weise zu der Zeit auf einem Höhenflug waren und erst am 5. Spieltag von den Bayern besiegt wurden, spielte man nur 1:1 und am letzten Spieltag vor der Länderspielpause wurde man zuhause vom 1. FC Köln mit 3:0 geschlagen. Auch vorher schon, beim Heimspiel gegen Frankfurt am 6.Spieltag, gewann man laut Kicker „glücklich“ und beim 1:0 Auswärtserfolg am 5. Spieltag beim VfB Stuttgart wertet der Kicker den Sieg als „schmeichelhaft“ für Schalke. Das sind Dinge, nach denen am Ende einer Saison keiner mehr fragt, die aber zeigen das Schalke auch Zuhause nicht unschlagbar ist.
Aufstellungstechnisch agiert Schalke in dieser Saison häufig mit einem 4-4-2 mit Doppel-6. Zur Verletzten-Liste und möglicher Aufstellung lässt sich aktuell nur schwer etwas sagen. Sicher nicht dabei sind aber: Nastasic, Uchida (?), Höger & (Boateng). Für Höwedes könnte es das Comeback in der Startelf geben.

Wahrscheinliche Aufstellung der Schalker:

Fährmann – Aogo, Matip, Neustädter/Höwedes, Caicara – Geis, Goretzka – Meyer, Sane – Huntelaar, di Santo


Für die alte Dame aus Berlin läuft die Saison weiterhin sehr gut. Im letzten Saisonspiel konnte man den Hamburger SV zuhause mit einem 3:0 schlagen und setzte sich mit nunmehr 14 Punkten aus den bisherigen 8 Spielen in der Bundesliga auf den 4. Tabellenplatz. Damit lässt man Vereine wie Leverkusen und Wolfsburg zumindest temporär hinter sich. Als wenn der sportliche Erfolg allein nicht schon Grund genug zur Freude wäre, ist bemerkenswert, wie diese Punkte teilweise eingefahren worden sind. Hertha macht wieder Spaß! Ich glaube das kann man mit aller Deutlichkeit so sagen. Aktuell lässt sich Spielkultur erkennen, die Laufbereitschaft und der Einsatz stimmen und es sind teilweise echt schöne Spielzüge mit dabei. Das alles ist umso bemerkenswerter, wenn man den zeitweiligen Verletztenstand im Kader berücksichtigt, welcher sich leider auch nicht konstant abbaut, sondern eine Fluktuation aufweist. Trotz immer wieder neuen Verletzungen und gezwungenermaßen umgestellten Formationen, schafft es die Hertha mit den Situationen umzugehen und weiterhin ihre Leistung auf den Platz zu bringen. Außer Form sind in Berlin momentan nur wenige Spieler (z.B. Stocker). Der Rest liefert das ab, was man von ihm erwartet oder mehr. Ibisevic erweist sich immer mehr zum Glücksgriff und konnte im Spiel gegen Hamburg seinen zweiten Doppelpack schnüren. Als Belohnung für die bisherigen Leistungen scheint Hertha ihn nun sogar schon frühzeitig fest verpflichten zu wollen. Auch Weiser überzeugt weiterhin und macht auf der rechten Seite ordentlich Alarm. Dabei überzeugt er nicht nur offensiv sondern kann auch defensiv seine (zumindest für mich überraschend gute) Leistung konservieren. Cigerci und Baumjohann kommen nach ihren langwierigen Verletzungen immer besser in Tritt und erweisen sich nach und nach als echte Waffen für unser Spiel. Dazu noch Haraguchi und Kalou, welche ihre Positionen jeweils auch gut bis sehr gut bespielen. Herthas Offensive ist also belebt worden. Zumindest momentan sieht das alles strukturiert aus und nicht mehr nur nach Zufall wie in großen Teilen der letzten Saison.
Auch die Defensive erledigt ihren Job zufriedenstellend. Dies ist erstaunlich, da gerade hier verletzungsbedingt häufige Wechsel in der bisherigen Saison stattgefunden haben. Größte Schwachstelle bleibt weiterhin das Abwehrverhalten bei gegnerischen Standards. Es wird spannend zu sehen, wer die Defensive gegen Schalke bilden wird. Vertraut man Jarstein weiterhin oder setzt man wieder auf Kraft? Wie weit bzw. fit sind Langkamp, Brooks und Stark? Ist Skjelbreds Verletzung vom Länderspiel ernst? Spielt man angesichts des vermeintlich stärkeren Gegners wieder mit einem 4-3-2-1? Es bleibt abzuwarten...

Wahrscheinliche Aufstellung der Berliner:

Jarstein/Kraft - Plattenhardt, Lustenberger, Stark/Hegeler, Weiser – Kalou, Skjelbred, Cigerci, Darida, Haraguchi – Ibisevic


Wie immer wünsche ich uns allen ein sportlich faires und trotzdem intensives und gutes Spiel.

Auf Schalke in Unterzahl in der Nachspielzeit ausgekontert zu werden, zeugt von großer Naivität. Matip hätte aus der Situation an der Außenlinie nie frei herauskommen dürfen, wenn es nicht anders geht, ist in so einer Situation das taktische Foul das richtige Mittel. Und warum Sané frei starten darf und sich die Abwehrspieler hinten alle ansehen, ohne sich verantwortlich zu fühlen, ist doch abenteuerlich.
Auch ganz am Ende der Fehlerkette läuft Meyer frei ein, ohne dass er irgendwie behindert wird. Sehr, sehr ärgerlich nach einem tollen Spiel in HZ 2.

Im Übrigen bin ich auch der Meinung, dass die Einwechslungen von Brooks wenige Minuten vor Schluss mehr Unruhe stiften als etwas bringen. Er hat ja die Aufgabe, den Gegner zu verwirren, aber ich habe den Eindruck, dass die Verwirrung eher auf unserer Seite liegt. Wir sind eine sehr gut organisierte Mannschaft mit festen Einteilungen, dieser Plan muss bis zur letzten Minute durchgezogen werden.