Fr., 06.03.2020
MSV Duisburg
Forum MSV Duisburg
1. Tabellenplatz  
1.FC Magdeburg
1.FC Magdeburg Forum
15. Tabellenplatz  

Daten

MSV Duisburg   1.FC Magdeburg
Torsten Lieberknecht T. Lieberknecht Trainer C. Wollitz Claus-Dieter Wollitz
6,90 Mio. € Gesamtmarktwert 17,18 Mio. €
25,7 ø-Alter 25,4

Gesamtbilanz: 3. Liga

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27. Spieltag: MSV Duisburg - 1.FC Magdeburg

05.03.2020 - 10:44 Uhr
Freitag, 06.03.2020, 19:00 Uhr
Schauinsland-Reisen-Arena, Duisburg

"Sechs Minuten noch im Wankdorfstadion in Bern - keiner wankt. Unaufhörlich prasselt der Regen hernieder, es ist schwer, aber die Zuschauer harren (nicht) aus. Wie könnten sie auch? Eine Fußballweltmeisterschaft ist nur alle 4 Jahre. Und wann sieht man ein solches Endspiel? Bozsik, immer wieder Bozsik der rechte Läufer der Ungarn hat den Ball - verloren, diesmal an Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball - abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt... Toooor! Toooor! Toooor! Toooor!".

Viele von euch werden sich nach dem Lesen dieser Zeilen vielleicht gerade die Frage stellen: „Bin ich hier im falschen Film?“ Was hat denn die legendäre Radioreportage von Herbert Zimmermann vom Endspiel der Fußball-WM 1954 in Bern mit dem am Freitag auf dem Programm stehenden Duell zwischen den beiden Zweitligaabsteigern MSV Duisburg und dem 1. FC Magdeburg zu tun? Und diese Frage möchte ich euch nun beantworten.

Als bei mir in den 70-er Jahren mein Interesse am Fußball langsam aber sicher immer größer wurde, war eine der ersten Schallplatten die ich damals geschenkt (?) bekommen habe eine LP, auf der neben anderen historischen Reportagen (u.a. auch die Schmach von Cordoba gegen Österreich bei der WM 1978), auch dieses unvergessene, hoch emotionale Stück Deutscher Fußballgeschichte, verewigt war. Und ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie mich diese Passage damals mitgerissen hat und bei mir ein leidenschaftliches Feuer für diesen Sport entfacht hat, das bis zum heutigen Tage trotz zahlreicher Verwerfungen (Totale Kommerzialisierung usw.) noch immer nicht erloschen ist. Genau wie damals bekomme ich auch heute noch teilweise Gänsehaut, wenn ich mir auf Youtube entsprechende Videos dazu anschaue. Unsere Nationalmannschaft sorgte damals für eine der größten Sensationen aller Zeiten im Welt-Fußball und die Spieler erlangten im Laufe der Zeit regelrechten Kult-Status. Einer dieser unvergessenen Helden war Helmut Rahn, der nach einer frühen 2:0 Führung des haushohen Favoriten nicht nur in der 18. Minute den Ausgleich für Deutschland, sondern auch den alles entscheidenen Siegtreffer in der 84. Minute zum 3:2 erzielte. Damals spielte „Der Boss“ für RW Essen und wurde 1955 mit dem Verein Deutscher Meister, nachdem man zuvor bereits 1953 den DFB-Pokal gewonnen hatte.

Der 1929 geborene Rahn war auch noch mit 34 Jahren aktiv, als die neu gegründete 1. Bundesliga an den Start ging. Er war damit neben Max Morlock (1. FC Nürnberg) sowie Hans Schäfer (1. FC Köln), einer von drei Weltmeistern von 1954, die in der Premierensaison des Fußball-Oberhauses dabei waren. In dieser Spielzeit bestritt der Altstar 18 Spiele und schoss dabei acht Tore. Seine Mannschaft wurde damals Vizemeister. In den Geschichtsbüchern der Bundesliga hat er sich allerdings mit einer anderen Aktion für alle Zeiten verewigt: Am vierten Spieltag wurde er im Spiel gegen Hertha BSC nach einer Tätlichkeit als erster Bundesligaspieler überhaupt des Feldes verwiesen. Damals schnürte er seine Fußballschuhe für den Meidericher SV – womit wir beim nächsten Gegner der Elbestädter angekommen wären.

Der Meidericher Spielverein 02 e.V. wurde am 02. Juni 1902 gegründet und hat derzeit 8.823 Mitglieder. Ebenso wie beim Club sind die Vereinsfarben Blau-Weiß. Der traditionsreiche Verein gehörte zu den 16 Gründungsmitgliedern der Fußball-Bundesliga in der Saison 1963/1964. In dieser Spielzeit gelang dem MSV mit dem zweiten Platz hinter dem Meister 1. FC Köln auch der bisher größte sportliche Erfolg. Darüber hinaus stand man 1966, 1975, 1998 und zuletzt 2011 im DFB-Pokalfinale, ging allerdings jedes mal als Verlierer vom Platz. Der größte internationale Erfolg war der Einzug in das Halbfinale des UEFA-Cup in der Saison 1978/1979. Dort unterlag man in einem deutschen Duell dem späteren Sieger Borussia Mönchengladbach. Kurios: Im zweiten Duell um die Finalteilnahme war ein weiterer deutscher Klub vertreten. Hertha BSC Berlin zog dabei allerdings gegen Roter Stern Belgrad den Kürzeren. Man schied allerdings nur wegen der Auswärtstorregelung gegen die Serben aus. Der MSV Duisburg war lange Zeit fester Bestandteil der 1. Bundesliga. Nach 19 Spielzeiten am Stück stieg der Verein in der Saison 1981/1982 zum ersten mal in die 2. Liga ab. Insgesamt kann der Klub auf 28 Jahre in der deutschen Eliteklasse zurückblicken. In der Ewigen Tabelle der 1. Liga belegt man damit den 16. Platz. 22 Jahre war Duisburg in Liga 2 vertreten und das reicht dort für den zwölften Rang. Vor Beginn der Saison 2010/2011 haben die Fans des MSV die 24 größten Zebra-Legenden aller Zeiten gewählt. Dabei wurden insgesamt über 60.000 Stimmen abgegeben. Neben dem Mr. MSV, Bernard Dietz, der als Kapitän der Deutschen Fußballnationalmannschaft 1980 sogar Europameister wurde, befinden sich darunter auch Spieler wie Ewald Lienen, Michael Tönnies, Kurt Jara und der für mich aus meiner Jugend noch gut in Erinnerung gebliebene Stürmer und MSV-Rekordtorschütze Ronnie Worm, der in 231 Bundesligaspielen für den MSV 71 Tore und anschliessend für Eintracht Braunschweig 92 Tore in 244 Partien erzielte.

Nach 20. Spieltagen ging der MSV Duisburg mit 39 Punkten auf dem Konto als Tabellenführer in die Winterpause. Der Vorsprung auf den Dritt- Viert- und Fünftplatzierten betrug damals 6 Punkte. Und vieles sprach dafür, dass sich ehemalige Bundeslligist langsam aber sicher von der Konkurrenz absetzen könnte. Nach dem der Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde, holten die Meidericher allerdings aus den nächsten 6 Begegnungen von 18 möglichen nur noch ganze 5 Zähler. Die letzten drei Spiele beim FSV Zwickau, zu Hause gegen Waldhof Mannheim sowie zuletzt auswärts in Meppen haben die Zebras alle verloren. Vor dem Heimauftritt gegen die Elbestädter ist man zwar immer noch die Nummer 1 in der Liga, aber der Vorsprung auf Rang 3 (1 Punkt), sowie die Plätze 4-6, ist bis auf drei Zähler zusammengeschrumpft. Erfolgreichster Torschütze in der laufenden Saison ist Moritz Stoppelkamp mit 13 Treffern (= Rang 6 in Liga 3). Dazu hat er sieben Torvorlagen geliefert und belegt mit 20 Punkten Platz 5 in der Scorerliste.

Insgesamt trafen die beiden Mannschaften 6x aufeinander. Dabei kam es zu folgenden Ergebnissen:

31.08.2003: 1. FC Magdeburg – MSV Duisburg 3:4 n.E. (1. Runde im DFB-Pokal 2003/2004)
26.08.2016: 1. FC Magdeburg – MSV Duisburg 1:2 (3. Liga)
24.02.2017: MSV Duisburg – 1. FC Magdeburg 0:0 (3. Liga)
26.09.2018: 1. FC Magdeburg – MSV Duisburg 3:3 (2. Liga)
01.03.2019: MSV Duisburg – 1. FC Magdeburg 1:0 (2. Liga)
13.09.2019: 1. FC Magdeburg – MSV Duisburg 1:1 (3. Liga)

Die Bilanz spricht mit drei Siegen und drei Unentschieden für den MSV.

Der 1. FC Magdeburg konnte seinen Abwärtstrend nach der Winterpause mit dem 6:2 Erfolg über Carl Zeiss Jena am vergangenen Samstag zwar stoppen. Dennoch gibt es – mit einem Blick auf die Tabelle – absolut keinen Grund zur Entwarnung. Zumal der Sieg m.E. gemessen an dem Spielverlauf eigentlich zu hoch ausgefallen ist. Außerdem beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz (= Chemnitzer FC), lediglich zwei Punkte. Was mir allerdings Hoffnung macht ist, dass Capitano Christian Beck am letzten Spieltag mit zwei Treffern endlich seine Torflaute beenden konnte und Sirlord Conteh ebenfalls einen bärenstarken Auftritt hingelegt hat. Er wurde im Laufe der zweiten Halbzeit eingewechselt, erzielte zwei Tore und wurde – nicht nur deshalb – zu recht in die Kicker-Elf des 26. Spieltages gewählt. Sollte es wieder einen Elfmeter für den Club geben, dann ist wohl der ehemalige Duisburger Jürgen Gjasula erneut der Mann, der die Verantwortung vom Punkt übernehmen wird. Dustin Bomheuer, ein weiterer ehemaliger MSV-Kicker, wird das Spiel wegen seiner Verletzung allerdings nur von der Couch aus verfolgen können. Auch das Verhältnis zwischen dem „neuen“ Trainer Pele Wollitz und der Mannschaft scheint intakt zu sein. Diesen Eindruck hatte ich zumindest nach den Interviews im Anschluss an das Spiel gegen Jena. Beim Duell mit dem Liga-Primus muss das Team allerdings erst noch unter Beweis stellen, dass der Kantersieg über den Tabellenletzten nicht nur ein Strohfeuer war. Der MSV wird alles daran setzen, um den aktuellen Negativ-Trend zu stoppen. Eine weitere Niederlage wäre für die Duisburger ein herber Rückschlag im Aufstiegsrennen, zumal bereits am kommenden Spieltag das schwierige Auswärtsspiel beim heimstarken TSV 1860 München auf dem Programm steht.

Ich rechne morgen mit einer ganz engen Kiste. Und wenn ich eine Wette abschliessen müsste, würde ich auf ein Unentschieden tippen. Nichts desto trotz hoffe ich natürlich darauf, dass die Elbestädter mit ihrem reisefreudigen Anhang dreifach punkten können. Angesichts des Gegners - der in der laufenden Saison an 14 von 26. Spieltagen an der Tabellenspitze stand - könnte ich aber auch mit einem Remis gut leben. Zum STT der Duisburger geht es hier.

Und damit sich jetzt der Kreis dieser STT-Eröffnung schliesst, möchte ich noch einmal ganz kurz auf Helmut Rahn zurückkommen. Der gebürtige Essener wurde 1979 anlässlich seines 50. Geburtstags von Ulrich Deppendorf interviewt. Dabei hat er sich auch zu den damaligen Gehältern (1979) in der 1. Liga geäussert und bezeichnete diese gemessen an den Leistungen zu seiner aktiven Zeit als "überhonoriert". Ich kann mir gut vorstellen, was der 2003 verstorbene "Boss" in seiner rustikalen und direkten Art sagen würde, wenn er sich heute zu den Gehältern von Spielern wie Neymar, Messi Ronaldo & Co., aber auch ganz "einfachen" Profifußballern in den größten Ligen der Welt äußern könnte. Das würde wohl ganz schön deftig werden. Er selbst hat übrigens 1951 ein Angebot über die damals unvorstellbare Summe von 150.000 DM von einem argentinischen Club abgelehnt.

Auf ein faires Spiel ohne gravierende SR-Fehlentscheidungen!

•     •     •

TSV 1860 München: DM: 1966
Pokalsieger: 1942,1964,1996 (HP), 2020 (LP)
1. FC Magdeburg: EP-Sieger: 08. Mai 1974
DDR-Meister: 1972,1974,1975
Pokalsieger: 7x, LP-Sieger: 11x, Drittligameister: 2018, 2022

Dieser Beitrag wurde zuletzt von ScottishLion am 05.03.2020 um 11:10 Uhr bearbeitet
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