19. Spieltag - VfB Lübeck vs. FC Hansa Rostock

Nach der Niederlage gegen die Buwe aus Mannheim ziehen allmählich dunkle Wolken über der Lohmühle auf. Passenderweise hat man in der englische Woche nun auch noch einen schweren und attraktiven Gegner vor der Brust. Der FC Hansa Rostock gibt sich in Lübeck die Ehre. Am Samstag heißt es dann Kraweel vs. Kogge!

Die Kogge:

Der FC Hansa Rostock gehört ohne Zweifel zu den größten Traditionsvereinen in der 3.Liga. Der Verein führt 14.000 Mitglieder und in normalen Spielzeiten pendelt sich auch der Zuschauerschnitt im Ostseestadion auch in dieser Größenordnung ein. Die Gründung des FC Hansa wird auf den 28.Dezember 1965 datiert, an diesem Tag löste sich der Club offiziell von Empor Rostock und wurde zu einem reinem Fußballclub. Der Empor Rostock wurde bereits 1954 als typischer Sportclub der DDR gegründet und war bis 1965 durchaus erfolgreich. Vier Mal wurde man Vizemeister der DDR-Oberliga.
Auch nach der Abspaltung war man ein etablierter Erstligist, rutschte aber ins Mittelfeld (mit dem ein oder anderen Ausflug in die 2.Liga) ab. Erst in der letzten DDR-Saison gelang dem Club die erste Meisterschaft und zugleich die Qualifikation für die damalige Bundesliga. Wie nahezu alle Clubs aus der ehemaligen DDR geriet der FCH nach der Wende jedoch in ernste Probleme und stieg bereits in der ersten Saison als Tabellenletzter ab. Der erhoffte direkte Wiederaufstieg blieb aus, erst 1995 gelang die Rückkehr in die Bundesliga. In der Bundesliga konnte man sich zehn Jahre halten und gehört damit zu den erfolgreichsten Clubs aus der Ex-DDR. Nach zwei Jahren in der 2.Liga kehrte man 2007 noch mal für eine Saison in die Bundesliga zurück, in der Folge rutschte man jedoch weiter ab. 2010 verlor man die Relegation gegen Ingolstadt und stieg gar in die Drittklassigkeit ab. Der Abstieg konnte mit dem direkten Aufstieg korrigiert werden, doch 2012 stieg man
als Tabellenletzter wieder ab. Seit dem konnte man sich von diesem Schlag nicht mehr erholen. In der Saison 2020/21 geht man schon in die neunte Drittligasaison in Folge. Der Wiederaufstieg ist das erklärte Ziel der Nachbar-Hanseaten, wurde allerdings nicht offen als Saisonziel formuliert. Über Jahre spielte man nur im Mittelfeld der 3.Liga und stand 2015 kurz vor dem Absturz in die 4.Liga. 2017/18 und 2018/19 landete man auf dem sechsten Platz. In der Saison 2019/20 gab es für Hansa ein Auf- und Ab und man war den größten Teil der Saison in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen. Am 33.Spieltag lag man noch auf dem Relegationsplatz, im Endspurt fehlten jedoch die Ergebnisse und der Aufstieg konnte nicht erreicht werden. Wieder einmal landete man auf dem sechsten Platz. Seit Januar 2019 ist Jens Härtel für die sportliche Seite in Rostock verantwortlich. Der 51-Jährige trainierte zuvor unter anderem den 1.FC Magdeburg über viele Jahre.
Ehemaliger VfB'er findet man nicht in den Reihen der Rostocker, dafür haben wir bekanntermaßen einige mit FCH-Vergangenheit im Kader.

Im Sommer wurde ein ordentlicher Umbruch vorgenommen. 14 Spieler haben den Club verlassen, wobei zwei junge Spieler (Paul Wiese und Michel Ulrich) in die Regionalliga verliehen wurde. Straith wurde ausgemustert. Ansonsten wurden in Alexander Sebald (TW), Nico Rieble (IV, zu uns), Tanju Öztürk (DM/Oberhausen) und Rasmus Thellufsen (LA/Leihe von Aalborg) auch Reservisten abgegeben. In Maxi Ahlschwede und Kai Bülow beendeten zwei Routiniers ihre Karriere, Stammspieler waren sie in der letzten Saison aber nur noch zeitweise. Nico Granotowski war ein halbes Jahr vom VfL Osnabrück ausgeliehen (wurde vor kurzem vom FCM verpflichtet). Absoluter Stammspieler war der Mittelfeldspieler nicht,
aber doch fester Teil der Mannschaft. Einen ähnlichen Stellenwert hatte in Nikolas Nartey (ZM) eine weitere Leihgabe. Er kehrte zu Sandhausen zurück. Linksaußen Aaron Opuku war von Hamburg ausgeliehen und spielte eine starke Saison (33 Einsätze). Sein Verlust schmerzt definitiv. Daniel Hanslik (kennen wir noch aus Wolfsburg) spielte in der Rückrunde als Leihgabe von Kiel in Rostock und gehörte oft der Mannschaft an. Leistungsträger Mirnes Pepic (zentrales Mittelfeld) lehnte das Angebot von Rostock mit dem Ziel 2.Bundesliga ab. Am Ende wechselte er zum direkten Konkurrenten vom MSV Duisburg und dürfte damit als Verlust verbucht werden.

Elf Neuzugänge hat Rostock bisher geholt. Luis Klatte von Herthas U23 wurde als Sebald-Ersatz im Tor verpflichtet. Von Zweitligist Karlsruhe konnte man Damien Roßbach an die Warnow lotsen. Der 27-Jährige war über weite Strecken der Spielzeit Stammspieler in Karlsruhe und agiert in Rostock in der Innenverteidigung. Im zentralen Mittelfeld hat man sich die Dienste von Bentley Baxter Bahn gesichert. Er war zuvor Stammspieler beim Halleschen FC und soll die Lücke von Pepic schließen. Mit Björn Rother aus Magdeburg hat man einen weiteren Spieler für diese Position verpflichtet. Außerdem kam Jan Löhmannsröben von Preußen Münster. Beide Akteure sind defensiver ausgerichtet als Bahn. Die zahlreichen Abgänge Offensivbereich wurden quantitativ ersetzt. Maurice Litka kam von Absteiger Preußen Münster, Manuel Pulido will nach einem Seuchenjahr bei Zweitligist Osnabrück wieder durchstarten und soll den Abgang von Opuku auffangen. Auf der rechten Seite hat man sich die Dienste von Luca Schulz (14 Scorerpunkt für Fürstenwalde) und Aaron Herzog von Gladbach II gesichert. Beide Spieler fallen unter die U23-Regel. Im Winter verpflichtete man dazu noch Simon Rhein (DM) vom FC Nürnberg und leihte den Mittelstürmer Lion Lauterbach von kiHL. Mit letzterem ist wohl auch in der Startelf zu rechnen.

Anders als in der letzten Saison setzte Hansa in den vergangenen Pflichtspielen auf ein 4-2-3-1-System. Der FC Bayern München spielte das System in der Saison 2009/2010 in Perfektion. Die Dreierkette wurde eingestampft (ob wir das bei uns noch erleben werden?).
Insgesamt kann man sagen, dass Hansa eine Truppe mit durchgängig erfahrenen und routinierten Spielern und einem breiten Kader ist. Die meisten Spieler haben ihre Qualität in der 3.Liga schon unter Beweis gestellt oder waren sogar höherklassig aktiv. Dazu haben sie einen gefestigten Stamm aus der letzten Saison und nur das zentrale Mittelfeld ist wirklich neu besetzt, welches durch Bahn/Vollmann gut besetzt ist. Bahn (hätte uns auch gut zu Gesicht gestanden) wurde geholt, um das Spiel zu ordnen.

Die Kraweel:

Kurz und knapp: Ich erwarte nach dem "ordentlichen Auftritt" - Zitat: RML nix und hoffe doch irgendwie auf einen Sieg...
Ich würde mir generell wünschen, dass ab sofort die Luftschlösser in Sachen Kombinations- und Ballbesitzfußball ad acta gelegt werden und man sich sportlich endlich mal der Realität stellt und die heißt: Kampf. Was anderes wird auf unserem Boden sowieso nicht funktionieren. Heißt: Laufen, 1 vs. 1 Situationen suchen, unangenehm in den Zweikämpfen sein und permanent den Zug zum Tor suchen, plus Fernschüsse und zwar Schüsse, keine Schüsschen!
Löhmannsröben sollte man permanent unter Druck setzen, dann neigt er zu krassen Fehlern. Diese gilt es dann zu nutzen.

An Deck!

VfB Lübeck (3-5-2)
Raeder – Okungbowa, Gruppe (c), Riedel – Rieble, Boland, Mende, Zehir, Deters – Benyamina, Deichmann

FC Hansa Rostock (4-2-3-1)
Kolke (c) – Neidhart, Löhmannsröben, Sonnenberg, Riedel, Daedlow, Rhein, Omladic, Bahn, Lauberbach, Verhoek

Anpfiff!
Samstag, 16.01.2021 - 14 Uhr, Dietmar-Scholze-Stadion an der Lohmühle