18. Spieltag, MSV Duisburg - SG Dynamo Dresden ::: Tatort Duisburg, Schimanski und das Zebra

das telefon klingelte jetzt schon 5 minuten, eh schimi endlich ran ging.
"was is?" schnorrte er kurz angebunden in den hörer.
"ach du bist es, chef. hätte ich mir ja denken können, so viel geduld und nerven hat nur einer. was gibts?"..."wie? ein zebra? und dafür weckst du mich an einem samstag mittag? gibts nich ne soko zoo, die sich darum kümmern kann?"...
"achso, das maskottchen vom msv." es sei schon seit tagen weg und nicht einer wisse, wann er es zuletzt gesehen habe..."ok, kein stress, bin in ner halben stunde da... brauch vorher noch 'nen kaffee und was zu essen." mit diesen worten beendete er die verbindung, zog seine feldjacke über und stürzte (noch etwas tüdelig von der letzten, durchzechten nacht) aus dem haus richtung currywurst-bude.

"bin dann mal im wedaustadion" (schauninsland-reisen-arena sagt in duisburg schließlich kein mensch) meldete sich schimi ne halbe stunde später bei seinem chef ab. wozu erst auf die wache, das war eh zeitverschwendung.

der manager des msv erklärte schimanski, dass nachdem das heimliche, inoffizielle maskottchen, die pfeffermühle, letzte woche seinen platz im museum gefunden hat, nun das wappentier wieder als glücksbringer fungieren sollte.
aber bereits seit dem letzten heimspiel hat es niemand beim msv gesehen. die ganzen letzten monate war es schon etwas depressiv und ging nur widerwillig in die kurve und zu den spielern.
"wenn es schon seit fast zwei wochen nicht mehr aufgetaucht ist, warum hat sich der verein dann nicht gleich gemeldet?" fragte schimi. der manager sagte kleinlaut, dass sie das verschwinden zu erst gar nicht bemerkt hatten, wo sie doch zuletzt so auf die pfeffermühle fixiert waren, die ja durchaus glück brachte. auf das zebra war da in den letzten jahren eher nicht allzuviel verlass.
er kann sich nicht mal erinnern, wann er den gestreiften freund zuletzt gesehen hat. der beste kumpel des zebras, der platzwart habe es aber schon seit anfang letzter woche nicht mehr gesehen. machte es doch immer mal einen besuch bei ihm und prüfte den rasen.

schimi war etwas ratlos, er stöberte überall um das stadion herum, konnte aber nichts entdecken, was eine spur zum verbleib des zebras verriet. also mal die kontakte im ort bemühen, dachte er, und fuhr rüber ins hafenviertel. nach fragen hier und nachhaken dort, bekam er heraus, dass sich das zebra wohl schon seit anfang der woche im quartier herumgetrieben und etliche kneipen aufgesucht hätte.

der wirt des anker meinte, gestern ein zebra an dem tisch am fenster gesehn zu haben. es trank etliche biere und schnäpse, zahlte kurz nach eins und wankte ziemlich angetrunken aus der lokalität. und es hat irgendwas auf den bierdeckel gekrakelt, aus dem er nicht schlau wurde.
dann hielt er schimi fraglichen deckel unter die nase. da stand: "ihr könnt mich mal! holt euch doch wieder ne pfeffermühle!"
der fall schien klar. das zebra war frustriert, es fühlte sich nicht wirklich gebraucht. war halt "nur" das wappentier, sollte ein bisschen winken hier und kinder bespaßen da, aber als glücksbringer war es nicht mehr gefragt.

positiv denken, dachte schimi. vielleicht ist es einfach nur an einem netten ort, um sich abzulenken. ist ja nicht so, dass es so etwas in duisburg nicht gab. es könnte im zoo mit den zebra-stuten flirten oder von der landmarke "tiger & turtle" den blick in die ferne schweifen lassen. es würde bei den temperaturen aber kaum seine ruhe im meidericher oder im landschafts-park suchen und dort seinen rausch ausschlafen. vielleicht tauchte es im laufe des nachmittags wieder in einer kneipe auf.
dass es sich etwas antun würde, das konnte sich schimi nur schwer vorstellen. zwar hat es für seinen geliebten verein bis zur selbstaufgabe sein fell zu markte getragen. aber es liebte ihn und der verein wusste auch, was er an ihm hatte. da würde doch jetzt sein ego nicht eine kurzschluss-reaktion auslösen. ausschließen wollte er jedoch nichts. wenn jemand abgründe kannte, dann horst schimanski. also lenkte er seine schritte erstmal richtung rheinbrücke.

uwe neuhaus bekam den trubel um das zebra durch einen kumpel aus essen mit, der in den 80ern bei rot-weiss einer seiner mitspieler war, und mit dem er kurz vor der abreise nach duisburg einen kurzen telefon-plausch führte.
er musste trotz der geschilderten traurigen umstände ein wenig lächeln und dachte bei sich: zum glück haben wir nicht so ein maskottchen. die lenken nur vom eigentlichen ab und sehen oft ziemlich schei.... schrecklich aus. ich glaube an diesen abergläubischen glücksbringer-kokolores eh nich! ritter keule hat den unionern zuletzt ja auch nix gebracht.
andererseits hatten die meidericher einen punkt am millerntor geholt. und das ohne maskottchen.
aber ein heimspiel ist etwas anderes. wenn das zebra nicht zum spiel im stadion ist, sind die 3 punkte so gut wie im sack, ...und falls es doch noch auftaucht, werden wir das spiel auch irgendwie hinbiegen, orakelte neuhaus und bestieg zuversichtlich den mannschaftsbus.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Kermit_der_Frosch am 14.12.2017 um 16:30 Uhr bearbeitet