16. Spieltag: 1.FC Heidenheim 1846 - 1.FC Kaiserslautern

Als ich vor noch nicht mal zehn Jahren vom nächsten Gegner las, war mein erster Gedanke, „Heidenheim an der Brenz, ohje, klingt nicht gerade spannend“, mein zweiter „Naja, Ludwigshafen am Rhein hört sich auch nicht gerade toll an“ und drittens fragte ich mich „Liegt Hildesheim nicht in Niedersachsen?“ Nun, inzwischen weiß ich, dass Heidenheim wie Hildesheim an der A7 liegt, der (Achtung, gefährliches Halbwissen!) längsten Autobahn Deutschlands, also irgendwo zwischen Dänemark und Österreich. Das KFZ Kennzeichen HDH steht offiziell für „Hinter den Hügeln“, was wie auch „Heimat der Hasen“ das Provinzielle zum Ausdruck bringen soll. Mit knapp 50.000 Einwohnern ist HDH etwa halb so groß wie die Pfälzer Provinzhauptstadt, mit dem seit geraumer Zeit schlechtesten Zweitligafußballverein in Deutschland.

Ja, schon etwas traurig der Niedergang des 1.FCK und das zum 20jährigen Meisterschaftsjubiläum. Allerdings, wurde damals in den Folgejahren auch angefangen Geld, das wir nicht hatten, auszugeben. Anstelle nachhaltig in den Nachwuchs zu investieren, wurden fertige und satte Stars geholt, Steuern hinterzogen und ein völlig überteuertes WM Stadion mitfinanziert. Vor zehn Jahren waren wir schon mal am Abgrund, wurden dann aber vom Retter Stefan Kuntz wieder flott gemacht, nur um dann wieder die gleichen Fehler im etwas kleineren Stil zu machen. Wer aber dachte, die neue Führung, die vor einem Jahr mit viel Hoffnung auf bessere Zeiten angetreten war, könnte den Karren wieder aus dem Dreck ziehen, wurde (bislang) enttäuscht. Und daher wundert es auch keinen, dass sich am kommenden 1. Adventwochenende alles auf die Jahreshauptversammlung konzentriert und das Spiel in HDH zur Nebensächlichkeit degradiert.

Trotzdem lohnt sich ein etwas genauerer Blick auf den 1.FC Heidenheim, der vor zehn Jahren noch in der Oberliga kickte und damals bereits den heutigen Trainer Frank Schmidt einstellte, zu dem es zu Beginn der Saison ein schönes Interview gab, was im Prinzip auch auf den Punkt bringt warum es bei uns nicht läuft.


Seit Schmidt sich mit den Heidenheimern also langsam nach oben gearbeitet hat, wurden in Lautern ganze neun Trainer und drei Interimcoaches verheizt! Wer diese alle ohne Google in der richtigen Reihenfolge hinbekommt, bekommt übrigens ein Extrapünktchen. Aber nicht nur in dieser Hinsicht kann man neidvoll nach HDH blicken, auch das Sponsoring mit etwa 300 regionalen Geldgebern ist vorbildhaft.


Nun, zum Spiel selbst, welches am Freitag, den 1. Dezember um 18:30 in der Voith Arena stattfinden soll. Was soll man da noch sagen, die Voraussetzungen sind aus Lauterer Sicht eher bescheiden. HDH steht bei uns eher für „Hoch die Haare“ oder nur „harte Drogen helfen“, wenn man die 90 Minuten gegen Bielefeld beschreiben möchte. Nach dem Last-minute-Sieg in Dresden war so etwas wie Hoffnung zu spüren, nur lag man nach noch nicht mal 30 Minuten schon wieder (unnötig) zurück und rannte dann ohne echte Mittel den Rest des Spiels gegen die übliche Zweitligabetonmauer. Immerhin waren Einsatzbereitschaft und Bemühen zu erkennen, nur reicht das halt allein nicht.

Die Heidenheimer hingegen haben sich nach drei Niederlagen in Folge inzwischen gefangen und sich mit zehn Punkten aus vier Spielen von einem Abstiegsplatz befreit. Eventuell ein guter Moment am Freitag mal durchzuatmen, auch wenn es unwahrscheinlich erscheint. In drei Heimspielen gegen den FCK noch nicht verloren und ein 7:2 Torverhältnis. Einziger Hoffnungsschimmer aus Lautrer Sicht sind die vielen Gegentore, die sich Heidenheim besonders zu Hause in dieser Saison schon eingefangen hat, insgesamt 18 in acht Spielen. Bester Spieler ist wohl Marc Schnatterer, der in neun Jahren für Heidenheim in 341 Spielen sage und schreibe 101 Tore und 99 Vorlagen erzielte, zudem seit vier Jahren kein Pflichtspiel mehr verpasste. Und mit Robert Glatzel steht sehr wahrscheinlich auch ein Altbekannter in der Startelf, der sich bei uns leider nicht durchsetzen konnte, zumindest sahen es so die Verantwortlichen in der letzten Saison.

Bei uns ist es eigentlich egal wer aufläuft, einer wird schon einen Bock schießen aber leider nicht umstoßen. Da kann die fette Dame schon langsam mal ihre Stimme anwärmen. Nur man hat’s in Dresden gesehen, wenn man glaubt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Flanke her. Und wie sagte Mulder einst zu Scully, „The truth ist out there“ was auf Deutsch so viel wie „die Wahrheit liegt auf dem Platz“ bedeutet. Eventuell liegt am Freitag aber sogar eine Schneedecke auf dem Platz, zumindest sollte man den Wetterbericht im Auge behalten, bevor man sich am Freitag im Wochenendverkehr die A8 runterquält. In jedem Falle sollte man sich ein Alternativprogramm zurecht legen, also Kinobesuch oder Glühwein saufen, wo wir dann wieder bei den harten Drogen wären.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Devil_till_Death am 28.11.2017 um 13:56 Uhr bearbeitet