12. Spieltag: Würzburger Kickers - FC St. Pauli

Ho! Ho! Ho!

„Mehmet ist nicht heiß, Mehmet glüht. Die überlegen jetzt schon, ob sie das Olympiastadion mit Teflon beschichten sollen, damit er nicht festklebt.“
Bis zum Sommer war das alles, was ich mit Würzburg und Fußball verbunden habe. Lammbock, der Pizza-Kiffer-Film mit Moritz Bleibtreu und Lukas Gregorowicz. Würzburg war "Pizza Spezial" , "Äugler, klein weiße Lamellen", "Nazikommunisten....." und die "Jacobs Krönung des THC" . Und natürlich das "Gehirnzellen-Massacker".

Ansonsten war Würzburg für mich fußballerisches Niemandsland.

Und auch für unseren FC war Würzburg bisher weißer Fleck auf der Landkarte. Kein Aufeinandertreffen in Pflichtspielen bisher - soweit ich gefunden habe.

Aber seit diesem Sommer ist alles anders. Die Kickers aus dem Schatten der Burg rocken die Liga. Zwei Aufstiege in Folge brachten die Franken zu uns in Liga 2. Ohne das große Geld von SAP oder RB. Nicht mit dem X-fachen des Geldes, das die Konkurrenz hat. Zwei Aufstiege nacheinander! Das „Wunder von Bernd“ stand zu lesen. Denn im Zentrum dieses Erfolgssturms ruht ein früherer Braun-Weißer: Ho-Ho-Hollerbach! Damals eisenharter Linksverteidiger, der in den 90ern 4 Jahre Außenlinien und Gegenspieler beackerte, dass es nur so staubte. Bernd Hollerbach – einer meiner absoluten All-Time-Lieblingsspieler beim magischen FC. Metzgersohn. Und mit solchen haben wir ja seit jeher gute Erfahrungen am Millerntor.
Na klar. Auch in Würzburg läuft Profi-Fußball nicht nur mit Wurst, auch hier muss vorher Kohle auf den Grill. Aber wer mit dem kleinsten Drittligaetat den Durchmarsch schafft und auch in der Zeiten Liga als Aufsteiger eine so gute Rolle spielt, der hat allerhand richtig gemacht. Kompliment!

Das kann man vom magischen FC bislang wirklich nicht behaupten. Eine engagierte und erfolgreiche Halbzeit gegen Stuttgart zum Saisonauftakt vernebelte anfangs noch, dass rund um das Millerntor in der Planung dieser Saison nur sehr wenig richtig gemacht wurde. Unser FC steht ganz unten und das auch zurecht. Fußballerische Offenbarungseide im Wochentakt. Und ein Verein, der von dieser Situation überrumpelt wirkt. Wo andernorts längst der Trainer freigestellt worden wäre, erwischte es bei uns den Sportchef. Hauptsache „anders sein“? Die veröffentlichte Begründung dafür wirkte so nebulös, als hätten die Protagonisten aus Lammbock dafür um die Wette gekifft. Dazu die Posse, dass rund um das Nürnberg-Spiel alles nach Meggle fragte und die Demission erst am folgenden Tag in die Öffentlichkeit hinausgestottert wurde. Zeitgleich (!) dann die Verpflichtung eines zusätzlichen Assistenten für den Chef-Coach. Ein wirklich starkes Signal im Abstiegskampf?

Ob die Maßnahmen des Clubs irgendwelche Brüste oder Verkrampfungen lösen, Kräfte freisetzen oder sonstige positive Auswirkungen auf unsere Jungs haben können, vermag ich nicht zu ahnen. Klar ist: Geht es auch in Franken so weiter, dürften Chefcoach Lienen und dem Präsidium sehr bald die letzten Argumente ausgehen.

Aber noch brennt auf Sankt Pauli Licht. Und eine Kerze wird zum Spiel auf meiner Fensterbank entzündet. Für die Hoffnung. Und für das Feuerwerk, das diese Mannschaft entfachen kann. Ein voradventliches Wunder. Einen Sturm, in dessen Zentrum nun die heutigen Spieler stehen und zu Helden werden können: ein Sobiech, ein Gonther oder ein Sobota. Auf dass die Franken erleben, dass es nicht heißt Ho-Ho-Hollerbach sondern Au-Au-Auswärtssieg!
Oh Hauehaueha!
Dieser Beitrag wurde zuletzt von geestler am 05.11.2016 um 11:59 Uhr bearbeitet