Vereinsgeschichte des FC Bayern

23.02.2008 - 10:59 Uhr
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#251
22.07.2020 - 00:31 Uhr
Zitat von Schelling1900

Zitat von username

Zitat von Remington_Steele

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Zitat von Remington_Steele

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Zitat von JuanMata

Den Elfer zum 5:0 bekommt sicherlich fast jeder rein und traut sich, es geht aber auch um knappe Dinger.

Frag mal Lothar Matthäus was bei der WM 1990 im Finale in seinem Kopf los war. Der hat den Elfer auch abgeben an Brehme, da er nicht die innerer Sicherheit und Gefühl dafür hatte. Und das obwohl er eine bärenstarke WM spielte und sogar Weltfußballer wurde.
Ohne Brehme wäre Deutschland vielleicht nicht Weltmeiste geworden, hätte einen Titel weniger

Zu Matthäus passt nicht nur die WM-Finalgeschichte: Er hat in Pokalfinals 3 von 3 Elfern verschossen. In der Liga für uns 27 von 29 reingemacht. Das ist ne bessere Quote, als die von Lewandowski.


Hinzu kommt, dass er 1987 im Landesmeister-Finale die Mannschaft in eine falsche Taktik trieb. Wir führten 1:0 gegen Porto, hatten alles im Griff, Lattek ordnete in der Pause an, weiter offensiv zu spielen, sagte, nichts sei entschieden. Beim Rausgehen aufs Feld bestimmte der grausam schlechte Matthäus zusammen mit Dieter Hoeneß dagegen, Porto kommen zu lassen um sie auskontern zu können. Wir gaben die Spielkontrolle aus der Hand, Porto wurde immer stärker - Ausgang bekannt. Madjer-Tor zum 1:1, spätes Gegentor zur 1:2-Niederlage. Michael Rummenigge ist nach dem Finale völlig ausgeflippt, hat Matthäus schwere Vorwürfe gemacht. Lattek sagte danach, wenn er seinen Abschied nicht schon beschlossen hätte, würde er jetzt gehen - so etwas würde er sich nicht bieten lassen, er sei froh, mit der Mannschaft nichts mehr zu tun zu haben.

Na ja - und auch 1999 geht zu einem nicht unerheblichen Teil auf seine Kappe. Als Kapitän und Abwehrchef geht man nicht in der 80. Minute vom Feld. Der Wechsel kostete uns die Ordnung, danach war Matthäus unten durch in der Mannschaft. Einige Monate später flüchtete er auch deshalb zu den Metro Stars.


Interessante Geschichte in Wien, hatte ich gar nicht mer so auf dem Radar. Matthäus hatte schon irgendwie das Looser-Gen wenn es darauf ankam. Trotzdem ist er natürlich ein brillanter Fußballer gewesen.


Ich kenne hingegen die Variante:

Dieter Hoeneß: "Die Abwehrspieler sprachen sich dafür aus, defensiver zu agieren, Porto kommen zu lassen. Wir Stürmer waren dagegen, aber Lattek hörte nicht auf uns."


Klar, dass Dieter das so darstellt, er war mitbeteiligt! Der Dieter soll sowieso schnell stil sein, sonst krame ich das 82er-Finale nochmal raus!

Hab gegoogelt und ein Interview von Lattek gefunden:

Bei Bayern erlebten Sie wohl Ihre bitterste Niederlage: im Endspiel des Landesmeister-Cups 1987 gegen Porto.

Das hat mir unheimlich weh getan, der Pott war nur zwei Meter entfernt, wir mussten nur zufassen. Ludwig Kögl hat per Kopf das Führungstor erzielt. Ich habe aber der Mannschaft in der Halbzeit in der Kabine gesagt, dass das Spiel noch nicht entschieden ist. Aber die alten Hasen meinten, sie könnten das Spiel über die Runden schaukeln. Deshalb ist es schiefgegangen. Damals habe ich bei der Pressekonferenz gesagt: „Gut, dass ich nichts mehr damit zu tun habe.“ Da stand schon fest, dass ich bei Bayern aufhöre.

https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.mehr-fussball-lattek-ich-bin-ein-bauernsohn.3a65c55a-2b69-4f1f-a6a8-b84392b12775.html

Matthäus wusste schon, was er verbockt hatte und sagte danach bei seiner Ansprache beim Bankett: „Dieses 1 : 2 wird Risse geben. Die Niederlage kann aber auch stark machen, ja, sie muss uns zusammenschweißen. Wir dürfen uns jetzt nicht selbst zerfleischen.“

Das Brutale an Wien war, dass sich fast alle im Verein viel zu sicher waren. Wir eröffneten bereits zur Halbzeit das Siegerbankett. Und selbst als Bayern-Hardcore-Fan muss ich sagen: Die Niederlage ist uns recht geschehen.

Interessant der Link zu Lattek, in der Form kannte ich seine Beurteilung noch nicht.

Dass Du D. Hoeneß 1982 anlastest weiß ich von nem Beitrag von vor ein paar Jahren - könnte mir vorstellen, dass Du ihn vllt. deshalb grundsätzlich auf dem Kieker hast und die Umstände um die Positionierung in der Halbzeit-Diskussion 1987 sich bei Dir zu seinen Ungunsten manifestiert haben Zunge raus

Ich selbst kann aber zu den damaligen Umständen nichts aus eigener Erinnerung beitragen,* muss mich auf Geschriebenes verlassen.


* Obwohl ich bereits am Rande mitbekommen hab, dass das Spiel gg. Porto ansteht und es durch ein Hackentor verloren wurde. Qua Alter aber nicht viel detaillierter. Faszinierend: Vor einigen Monaten hab ich mir den Bundesliga-Rückblick von 1986/87 besorgt. Anhand dessen kam mir dann wieder die Erinnerung hoch, das wir damals als Kinder das Knietor von D.Hoeneß, das den Meistertitel klar gemacht hat, nachgespielt haben. Dieses Tor war bis dahin 30 Jahre lang aus meiner Erinnerung gelöscht.


Wien war übrigens mein erstes CL Finale live im Stadion. Insgesamt habe ich nun drei Finale, mit Dahoam und Wembley. Leider nur eins davon gewonnen, aber an mir lag's sicher nicht zwinker

Kann mich noch erinnern wie ich mich auf der Rückfahrt geärgert habe. Und die Karten fürs Finale konnte man sich damals einfach am Schalter in der Säbenerstr. abholen, glaub sogar von Hopfner persönlich.

Hat hier jemand mehr wie 3 CL Finale auf dem Buckel? Mailand habe ich ausgelassen, wäre also sogar möglich ohne gleich Methusalem sein zum müssen tongue


Ich kann auch “nur” mit drei CL-Finals aufwarten, aber bei einer 2:1-Bilanz. Mailand, Finale dahoam und Wembley. 1999 hätte man für 420 DM (!) mit der Mannschaft (!) nach Barcelona fliegen können, wäre sogar beim Bankett dabei gewesen, aber irgendwie wollte ich nicht. 2010 hatte ich vermeindlich Karten für Madrid, ich war auch schon in Madrid, aber ich bin Betrügern aufgesessen, konnte mein Kreditkartenbuchung jedoch wieder rückgängig machen. Mir wurden damals auf der Straße zwei Tickets für glaub ich 600 oder 800 Euro angeboten, leider spielte der Bankomat nicht mit. tongue War das hart. Statt im Bernabeu haben wir in einer Würstelbude ein paar Meter weiter das Spiel geschaut, mit fast nur Inter-Fans um uns.

•     •     •

Danke Arjen! Danke Franck!
Auf ewig Legenden. Auf ewig in meinem Herzen.

Franz, du bist der Größte!
Einen wie Franz Beckenbauer wird es nie mehr geben

Dieser Beitrag wurde zuletzt von Remington_Steele am 22.07.2020 um 00:39 Uhr bearbeitet
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#252
22.07.2020 - 00:37 Uhr
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Zitat von Remington_Steele

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Zitat von Remington_Steele

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Zitat von JuanMata

Den Elfer zum 5:0 bekommt sicherlich fast jeder rein und traut sich, es geht aber auch um knappe Dinger.

Frag mal Lothar Matthäus was bei der WM 1990 im Finale in seinem Kopf los war. Der hat den Elfer auch abgeben an Brehme, da er nicht die innerer Sicherheit und Gefühl dafür hatte. Und das obwohl er eine bärenstarke WM spielte und sogar Weltfußballer wurde.
Ohne Brehme wäre Deutschland vielleicht nicht Weltmeiste geworden, hätte einen Titel weniger

Zu Matthäus passt nicht nur die WM-Finalgeschichte: Er hat in Pokalfinals 3 von 3 Elfern verschossen. In der Liga für uns 27 von 29 reingemacht. Das ist ne bessere Quote, als die von Lewandowski.


Hinzu kommt, dass er 1987 im Landesmeister-Finale die Mannschaft in eine falsche Taktik trieb. Wir führten 1:0 gegen Porto, hatten alles im Griff, Lattek ordnete in der Pause an, weiter offensiv zu spielen, sagte, nichts sei entschieden. Beim Rausgehen aufs Feld bestimmte der grausam schlechte Matthäus zusammen mit Dieter Hoeneß dagegen, Porto kommen zu lassen um sie auskontern zu können. Wir gaben die Spielkontrolle aus der Hand, Porto wurde immer stärker - Ausgang bekannt. Madjer-Tor zum 1:1, spätes Gegentor zur 1:2-Niederlage. Michael Rummenigge ist nach dem Finale völlig ausgeflippt, hat Matthäus schwere Vorwürfe gemacht. Lattek sagte danach, wenn er seinen Abschied nicht schon beschlossen hätte, würde er jetzt gehen - so etwas würde er sich nicht bieten lassen, er sei froh, mit der Mannschaft nichts mehr zu tun zu haben.

Na ja - und auch 1999 geht zu einem nicht unerheblichen Teil auf seine Kappe. Als Kapitän und Abwehrchef geht man nicht in der 80. Minute vom Feld. Der Wechsel kostete uns die Ordnung, danach war Matthäus unten durch in der Mannschaft. Einige Monate später flüchtete er auch deshalb zu den Metro Stars.


Interessante Geschichte in Wien, hatte ich gar nicht mer so auf dem Radar. Matthäus hatte schon irgendwie das Looser-Gen wenn es darauf ankam. Trotzdem ist er natürlich ein brillanter Fußballer gewesen.


Ich kenne hingegen die Variante:

Dieter Hoeneß: "Die Abwehrspieler sprachen sich dafür aus, defensiver zu agieren, Porto kommen zu lassen. Wir Stürmer waren dagegen, aber Lattek hörte nicht auf uns."


Klar, dass Dieter das so darstellt, er war mitbeteiligt! Der Dieter soll sowieso schnell stil sein, sonst krame ich das 82er-Finale nochmal raus!

Hab gegoogelt und ein Interview von Lattek gefunden:

Bei Bayern erlebten Sie wohl Ihre bitterste Niederlage: im Endspiel des Landesmeister-Cups 1987 gegen Porto.

Das hat mir unheimlich weh getan, der Pott war nur zwei Meter entfernt, wir mussten nur zufassen. Ludwig Kögl hat per Kopf das Führungstor erzielt. Ich habe aber der Mannschaft in der Halbzeit in der Kabine gesagt, dass das Spiel noch nicht entschieden ist. Aber die alten Hasen meinten, sie könnten das Spiel über die Runden schaukeln. Deshalb ist es schiefgegangen. Damals habe ich bei der Pressekonferenz gesagt: „Gut, dass ich nichts mehr damit zu tun habe.“ Da stand schon fest, dass ich bei Bayern aufhöre.

https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.mehr-fussball-lattek-ich-bin-ein-bauernsohn.3a65c55a-2b69-4f1f-a6a8-b84392b12775.html

Matthäus wusste schon, was er verbockt hatte und sagte danach bei seiner Ansprache beim Bankett: „Dieses 1 : 2 wird Risse geben. Die Niederlage kann aber auch stark machen, ja, sie muss uns zusammenschweißen. Wir dürfen uns jetzt nicht selbst zerfleischen.“

Das Brutale an Wien war, dass sich fast alle im Verein viel zu sicher waren. Wir eröffneten bereits zur Halbzeit das Siegerbankett. Und selbst als Bayern-Hardcore-Fan muss ich sagen: Die Niederlage ist uns recht geschehen.

Interessant der Link zu Lattek, in der Form kannte ich seine Beurteilung noch nicht.

Dass Du D. Hoeneß 1982 anlastest weiß ich von nem Beitrag von vor ein paar Jahren - könnte mir vorstellen, dass Du ihn vllt. deshalb grundsätzlich auf dem Kieker hast und die Umstände um die Positionierung in der Halbzeit-Diskussion 1987 sich bei Dir zu seinen Ungunsten manifestiert haben Zunge raus

Ich selbst kann aber zu den damaligen Umständen nichts aus eigener Erinnerung beitragen,* muss mich auf Geschriebenes verlassen.


* Obwohl ich bereits am Rande mitbekommen hab, dass das Spiel gg. Porto ansteht und es durch ein Hackentor verloren wurde. Qua Alter aber nicht viel detaillierter. Faszinierend: Vor einigen Monaten hab ich mir den Bundesliga-Rückblick von 1986/87 besorgt. Anhand dessen kam mir dann wieder die Erinnerung hoch, das wir damals als Kinder das Knietor von D.Hoeneß, das den Meistertitel klar gemacht hat, nachgespielt haben. Dieses Tor war bis dahin 30 Jahre lang aus meiner Erinnerung gelöscht.


Das 0:1 gegen Aston Villa war wohl die dämlichste Finalniederlage aller Zeiten. Villa hatte verdammt noch mal einen einzigen Torschuss und wir 8 bis 100 Hundertprozentige. 1987, und da hast du schon recht, war Dieter nicht federführend. Das war schon Matthäus. Gerne demnächst mehr dazu. Lächelnd

•     •     •

Danke Arjen! Danke Franck!
Auf ewig Legenden. Auf ewig in meinem Herzen.

Franz, du bist der Größte!
Einen wie Franz Beckenbauer wird es nie mehr geben
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#253
22.07.2020 - 08:08 Uhr
Zitat von Remington_Steele

Das 0:1 gegen Aston Villa war wohl die dämlichste Finalniederlage aller Zeiten. Villa hatte verdammt noch mal einen einzigen Torschuss und wir 8 bis 100 Hundertprozentige. 1987, und da hast du schon recht, war Dieter nicht federführend. Das war schon Matthäus. Gerne demnächst mehr dazu. Lächelnd


Es ist unglaublich, wie englische Teams in den drei wichtigen Finals Bayern bezwingen konnten. Zum Finale gegen Aston Villa kann ich aus Altersgründen nicht viel sagen, aber vom Hörensagen passt es perfekt zu den brutal-unverdienten Siegen von ManUnited und Chelsea in den CL-Finals. Gut, dass jetzt in Lissabon kein Engländer im Finale möglich wäre - die scheinen in Endspielen unser Kryptonit zu sein.

Ich "lausche" aber gerne solchen Erzählungen, gerne mehr davon!

•     •     •

Gegen pausenloses Geflenne über die Bundesliga. Für konstruktive Lösungsansätze.

Dieser Beitrag wurde zuletzt von fussballbekloppt am 22.07.2020 um 08:08 Uhr bearbeitet
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#254
22.07.2020 - 23:58 Uhr
Wenn Interesse herrscht, kann ich die nächste Zeit gern mal etwas vom vorn Krieg ( tongue ) erzählen.

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Danke Arjen! Danke Franck!
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Franz, du bist der Größte!
Einen wie Franz Beckenbauer wird es nie mehr geben
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#255
23.07.2020 - 00:05 Uhr
Zitat von fussballbekloppt

Zitat von Remington_Steele

Das 0:1 gegen Aston Villa war wohl die dämlichste Finalniederlage aller Zeiten. Villa hatte verdammt noch mal einen einzigen Torschuss und wir 8 bis 100 Hundertprozentige. 1987, und da hast du schon recht, war Dieter nicht federführend. Das war schon Matthäus. Gerne demnächst mehr dazu. Lächelnd


Es ist unglaublich, wie englische Teams in den drei wichtigen Finals Bayern bezwingen konnten. Zum Finale gegen Aston Villa kann ich aus Altersgründen nicht viel sagen, aber vom Hörensagen passt es perfekt zu den brutal-unverdienten Siegen von ManUnited und Chelsea in den CL-Finals. Gut, dass jetzt in Lissabon kein Engländer im Finale möglich wäre - die scheinen in Endspielen unser Kryptonit zu sein.

Ich "lausche" aber gerne solchen Erzählungen, gerne mehr davon!



FunFact, Quatsch, BadFact: Das war die erste bedeutende Finalniederlage sad Vorher alle Finals gewonnen.
(Meisterschaften, Pokal, Europapokal)
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Koenich am 23.07.2020 um 00:07 Uhr bearbeitet
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#256
23.07.2020 - 00:13 Uhr
Zitat von Koenich
Zitat von fussballbekloppt

Zitat von Remington_Steele

Das 0:1 gegen Aston Villa war wohl die dämlichste Finalniederlage aller Zeiten. Villa hatte verdammt noch mal einen einzigen Torschuss und wir 8 bis 100 Hundertprozentige. 1987, und da hast du schon recht, war Dieter nicht federführend. Das war schon Matthäus. Gerne demnächst mehr dazu. Lächelnd


Es ist unglaublich, wie englische Teams in den drei wichtigen Finals Bayern bezwingen konnten. Zum Finale gegen Aston Villa kann ich aus Altersgründen nicht viel sagen, aber vom Hörensagen passt es perfekt zu den brutal-unverdienten Siegen von ManUnited und Chelsea in den CL-Finals. Gut, dass jetzt in Lissabon kein Engländer im Finale möglich wäre - die scheinen in Endspielen unser Kryptonit zu sein.

Ich "lausche" aber gerne solchen Erzählungen, gerne mehr davon!



FunFact, Quatsch, BadFact: Das war die erste bedeutende Finalniederlage sad Vorher alle Finals gewonnen.
(Meisterschaften, Pokal, Europapokal)

Immer her mit Anekdoten aus früheren Jahren. Könnt aber auch diesen Thread hier nehmen, hab @Teec3 extra den Titel ändern lassen tongue
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#257
23.07.2020 - 00:17 Uhr
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Zitat von Koenich

Zitat von fussballbekloppt

Zitat von Remington_Steele

Das 0:1 gegen Aston Villa war wohl die dämlichste Finalniederlage aller Zeiten. Villa hatte verdammt noch mal einen einzigen Torschuss und wir 8 bis 100 Hundertprozentige. 1987, und da hast du schon recht, war Dieter nicht federführend. Das war schon Matthäus. Gerne demnächst mehr dazu. Lächelnd


Es ist unglaublich, wie englische Teams in den drei wichtigen Finals Bayern bezwingen konnten. Zum Finale gegen Aston Villa kann ich aus Altersgründen nicht viel sagen, aber vom Hörensagen passt es perfekt zu den brutal-unverdienten Siegen von ManUnited und Chelsea in den CL-Finals. Gut, dass jetzt in Lissabon kein Engländer im Finale möglich wäre - die scheinen in Endspielen unser Kryptonit zu sein.

Ich "lausche" aber gerne solchen Erzählungen, gerne mehr davon!



FunFact, Quatsch, BadFact: Das war die erste bedeutende Finalniederlage sad Vorher alle Finals gewonnen.
(Meisterschaften, Pokal, Europapokal)

Immer her mit Anekdoten aus früheren Jahren. Könnt aber auch diesen Thread hier nehmen, hab @Teec3 extra den Titel ändern lassen tongue


Meine Zähne sind blind, die Augen sind grau.. Weinend
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#258
11.08.2020 - 09:30 Uhr
Lesenswerter Artikel zur Entwicklung des deutschen Fußballs in den letzten 100 Jahren mit häufigen Passagen zum FC Bayern:

https://m.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/bundesliga/160779/geschichte-der-bundesliga
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#259
18.09.2020 - 01:12 Uhr
Die Muse küsst noch... Deshalb: Nochmal was zum Europapokal:



DER FCB IN DEN NACHRANGIGEN EUROPAPOKAL-WETTBEWERBEN


Auf der FCB-Homepage prangte bis vor kurzem mehrere Wochen lang: "Champions of Europe" - verbunden mit 6 Sternen für die 6 Siege im Europapokal der Landesmeister und in der Champions League. Die beiden Titel von 1967 und 1996 in den anderen Europapokal-Wettbewerben: Mit keiner Silbe erwähnt. Stattdessen sind sie unter Erfolge quasi auf einer Stufe mit diversen Superpokal-Wettbewerben aufgeführt und werden im Gegensatz zu Meisterschaften und Pokalsiegen nicht regelmäßig bei neuen Erfolgen durch ihren Beitrag zur Titelanzahl ins Gedächtnis gerufen. Welche Bedeutung hatten die nachrangigen Europapokal-Wettbewerbe in der Vergangenheit und welche darüber hinausgehenden Highlights hatten sie für den FCB zu bieten? Eine Spurensuche:




1) DIE WETTBEWERBE UND IHRE GEMEINHIN BEIGEMESSENE BEDEUTUNG:

1.1) Der Messestädte-Pokal:

"Teilnehmer waren jeweils Städteteams oder Klubs als Vertreter von Handelsstädten, die zwischen 1955 und 1971 um die Trophée Noel-Beard spielten. Der Messestädte-Pokal hatte keinen Bezug zur UEFA, gleichzeitige Teilnahmen am Europapokal der Landesmeister waren daher anfänglich noch möglich.(...) Waren diese Städte anfangs noch teilweise durch Stadtauswahlen, gebildet aus mehreren Vereinen, vertreten, spielten ab der Saison 1964/65 offiziell nur noch Erstligavereine als Vertreter der jeweiligen Messestädte."

Für die Qualifikation für den Wettbewerb war "das Erreichen eines bestimmten Tabellenrangs in der nationalen Meisterschaft" nicht erforderlich.

Die Bedeutung zur damaligen Zeit wird häufig abschätzig beurteilt: "so wenig Bedeutung (...) wie heutige Spiele um den Audi-Telekom-oder-sonstwas-Cup", "unbedeutender Messepokal" (vgl. Draxler S.40 oder dfb.de) oder konkret mit Bezug zum FC Bayern: "Bis zur Saison 1966/67 hießen die europäischen Wettbewerbe des FC Bayern Messe-Pokal (1962/63) oder Intertoto-Runde (1963/64). Mit dem DFB-Pokalsieg vom 4. Juni 1966 qualifiziert sich der Klub erstmals für den ,richtigen' Europapokal, den Europapokal der Pokalsieger". (Bausenwein et al. S.84)

(Im Ausland wurde dies wohl bisweilen anders beurteilt - so wird über ein Duell des 1.FC Nürnberg mit dem FC Valencia berichtet: Bei den Spaniern hat der Messepokal fast die gleiche Bedeutung wie der Europacup der Landesmeister und Pokalsieger. Wir konnten uns davon überzeugen, als am, Mittwochabend ca. 50 000 Zuschauer ins Stadion des FC Valencia gekommen waren.)

"Nachdem die Promotion von Handelsmessen in den letzten Austragungsjahren immer mehr in den Hintergrund getreten war und die meisten Städte bereits mehrere Vertreter ins Rennen geschickt hatten, wurde der Wettbewerb 1971 eingestellt. Die UEFA führte daran anschließend den UEFA-Pokal ein, der im Gegensatz zum Messestädte-Pokal für alle Vereine offen war und für den sich die Clubs über ihr Abschneiden in der jeweiligen nationalen Liga qualifizieren konnten."

In Ewigen Europapokaltabellen wird der Messestädte-Pokal gemeinhin vollwertig miteingerechnet, doch die Siegerlisten der UEFA beinhaltet ihn nicht (vgl. englischsprachiger Wikipedia-Artikel)



1.2) UEFA-Pokal & Europapokal der Pokalsieger:

"Da die UEFA nach Einstellung des Messestädte-Pokals direkt den UEFA-Pokal ins Leben rief, wird der Wettbewerb von Vereinen heute oftmals ebenfalls als „UEFA-Pokal“ tituliert, um so die Wertigkeit zu steigern."* Offensichtlich wird dem UEFA-Cup also eine höhere Wertigkeit gegenüber dem Messepokal zugeschrieben. Der Europapokal der Pokalsieger hingegen galt als noch "weit traditionsreichere(r) Pokal" - er wurde bereits elf Jahre vor dem UEFA-Pokal ins Leben gerufen und beinhaltete eine Ansammlung nationaler Titelträger: Der der nationalen Pokalwettbewerbe. Der Pokalsiegercup wurde von der UEFA als zweitwichtigster Wettbewerb angesehen, wodurch

  • ein Verein bei gleichzeitiger Qualifikation für Pokalsieger- und UEFA-Cup stets für den Pokalsieger-Wettbewerb gemeldet wurde
  • der Europäische Supercup im Duell der Sieger aus Europapokal der Landesmeister und Pokalsieger-Cup ermittelt wurde - der UEFA-Pokal-Sieger war hier außen vor

"Da der Wettbewerb in den 1990er Jahren an Renommee verloren hatte, wurde der Europapokal der Pokalsieger im Zuge der Reformierung des Europapokals der Landesmeister und des UEFA-Cups ab der Saison 1999/2000 abgeschafft und mit dem UEFA-Cup zusammengelegt." Im vorletzten Finale stand übrigens der von Jogi Löw trainierte VfB Stuttgart.

Ich erinnere mich an den Umstand, dass in den letzten ausgespielten Jahren oben beschrieben Rangfolge bei gleichzeitiger Qualifikation für Pokalsieger- und UEFA-Cup mehr oder weniger als Strafe wahrgenommen wurde - der UEFA-Cup war wegen der höheren Leistungsdichte des Teilnehmerfeldes inzwischen weitaus lukrativer. So wurde z.B. der Aufstieg des BVB zum nationalen Konkurrenten maßgeblich durch deren UEFA-Cup-Finaleinzug 1993 beschleunigt, der ihnen viele TV-Millionen einbrachte.

Mit der Aufstockung der Champions League auf bis zu zwei (ab 1997/98) bzw. vier Teilnehmer (seit 1999/00) der stärksten Ligen hat der UEFA-Cup wieder an Bedeutung eingebüßt. Meiner Einschätzung nach dürfte der Peak in den 1990er-Jahren gelegen haben. 1994/95 starteten dort bspw. die späteren Landesmeister von Italien (Juventus), Spanien (Real Madrid), Deutschland (BVB), Frankreich (Nantes) sowie der Tabellenzweite - und Dritte aus Italien (Lazio & Parma), der Zweite aus Spanien (La Coruna), der Zweite aus England (Blackburn) und der Vierte aus Deutschland (Kaiserslautern) - ein zweifelsfrei stärkeres Teilnehmerfeld, als es die Champions League im gleichen Jahr aufbieten konnte.

Seit der Saison 2004/05 wird im UEFA-Cup, analog zur Champions League, eine Gruppen-Phase ausgespielt; seit 2009/10 heißt der Wettbewerb "Europa League". Seit 1999/00 werden die Gruppen-Dritten der laufenden Champions-League-Saison ins Sechzehntelfinale eingegliedert und seit 2014/15 erhält der Sieger der Europa League einen Starterplatz in der Champions League des Folgejahres. Damit wurde der Wettbewerb in meinen Augen inoffiziell zur "Zweiten Europäischen Liga" erklärt.

Seit der Saison 1997/98 wird auch der UEFA-Cup mit nur einem Endspiel beschlossen. Zuvor wurde auch die Finalrunde mit Hin- und Rückspielen ausgetragen - vermutlich auch, um volle Zuschauerränge zu garantieren.



* Eine kleine Spitze an dieser Stelle - auf der 1860-Homepage heißt es unter der Überschrift "UEFA-POKAL": "Selten haben die Löwen eine solche Lehrstunde bekommen, wie in der 2. Runde des UEFA-Pokals, der damals noch Messepokal hieß."




2) DIE BILANZ DES FCB IN DEN EINZELNEN WETTBEWERBEN:

2.1) Der FCB im Messestädte-Pokal:

Hier trat der FCB nur 2x an; 1962/63 zu Oberliga-Zeiten und 1970/71 dann als Bundesligist. Im ersten Versuch scheiterte man im Viertelfinale an Dinamo Zagreb, im zweiten erneut im Viertelfinale am FC Liverpool; beide Male recht klar. Beim allerersten Duell 1962/63 trat übrigens Gegner Basel nach einem 3:0-Hinspielsieg des FCB zum Rückspiel nicht mehr an. Dieser kampflose Sieg führt dazu, dass der FCB in der Ewigen Tabelle auf Rang 36 und damit vor dem TSV 1860 liegt, der immerhin vier Spielzeiten im Messepokal absolvierte.



2.2) Der FCB im UEFA-Pokal:

Der FCB kann 9 Spielzeiten im UEFA-Pokal vorweisen: 1977/78, 1979/80, 1983/84, 1988/89, 1991/92, 1993/94, 1995/96, 1996/97 & 2007/08. Das beste Ergebnis wurde mit dem Sieg 1996 erzielt, doch auch die Halbfinal-Teilnahmen 1980, 1989 & 2008 sind erwähnenswert. Zu 1995/96 zudem, dass der FCB nur durch die Mithilfe der Gladbacher die Qualifikation sicherstellen konnte - bei einem Sieg des damals zweitklassigen VfL Wolfsburg im Pokalfinale wäre der FCB mit seinem 6. Liga-Platz (der btw. Trapattonis Wechselfehler geschuldet war) auf der Strecke geblieben.

Ärgerlich ist aus meiner Sicht v.a. der Wettbewerb von 1980, der ganz im Zeichen der deutschen Teams stand: Alle vier Halbfinalisten kamen aus der Bundesliga, im Viertelfinale schaltete der FCB zudem den fünften Bundesligisten, Kaiserslautern aus. Vor dem Halbfinal-Rückspiel lag der FCB in der Bundesliga-Tabelle an erster Stelle, mit komfortablem Abstand auf Stuttgart (Tabellendritter) und meilenweit vor Frankfurt und Mönchengladbach. Die direkten Duelle gegen beide Letztgenannten konnten wir, bei Anwendung der Europapokal-Regelung, für uns entscheiden und das bis dahin einzige Saisonspiel gegen Stuttgart gewinnen. Auf dem Papier sollte also der FCB der Favorit auf den UEFA-Pokal-Sieg gewesen sein, zumal im Modus von Hin- und Rückspiel der Zufall ein kleines Stück reduziert wurde. Das Hinspiel zu Hause verschaffte zudem einen relativ komfortablen Vorsprung von 2:0. Bis drei Minuten vor Spielende lag man dann mit 0:1 in Frankfurt zurück, was dem FCB genügt hätte. Dann traf Pezzey und in der Verlängerung ging man mit insgesamt 1:5 baden.

Zusätzlich sei noch die Saison 2002/03 erwähnt, als der FCB ja zum bisher einzigen Mal in der Gruppenphase der Champions League ausschied. Die Gruppengegner waren sicher schwer und zur damaligen Zeit war es keine Schande, hinter Milan & La Coruna zu landen - aber Siege gegen Lens, die Sicherung des 3. Tabellenplatzes und damit die Qualifikation für den laufenden UEFA-Pokal-Wettbewerb hätte es schon sein dürfen. Hat mich immer geärgert, weil da vllt. etwas möglich gewesen wäre. Wobei - dem RC Lens wurde sogleich der FC Porto zugelost, der sich dabei durchsetzte, den Wettbewerb schließlich gewann und im Folgejahr noch die CL dazu. Ein Überwinden des FC Porto hätte dem FCB dann jedoch folgende Gegner beschert: Denizlispor -> Panathinaikos Athen -> Lazio Rom -> Celtic Glasgow. Eine machbar erscheinende Gegnerfolge.

In der Ewigen Tabelle liegt der FCB hier nur auf Platz 78.



2.3) Der FCB im Europapokal der Pokalsieger:

Fünf Teilnahmen am Cupsieger-Cup kann der FCB vorweisen. Der erste DFB-Pokalerfolg 1957 kam ein kleines bisschen (3 Jahre) zu früh, damit noch eine weitere Teilnahme hätte hinzukommen können. Die Bilanz des FCB fällt hier besser als im UEFA-Cup aus: Zum Cup-Erfolg von 1967 kamen noch weitere 3 Halbfinals hinzu; nur 1982/83 schied man bereits im Viertelfinale aus.

Und jene Saison stellt möglicherweise sogar die größte verpasste Gelegenheit in diesem Wettbewerb dar: Im Viertelfinal-Duell gegen den von Alex Ferguson trainierten FC Aberdeen führte der FCB nach einem 0:0 im Hinspiel bis zur 77. Minute mit 2:1 in Schottland und war spielüberlegen. Dann folgte ein Doppelschlag Aberdeens, die sich im Halbfinale leicht gegen Thor Waterschei (Belgien) durchsetzen konnten und im Endspiel den Pokal gegen Real Madrid gewannen. In allen anderen Jahren fehlten dem FCB immer mindestens zwei Tore zum Weiterkommen.

In der Ewigen Tabelle reichten die Ergebnisse für einen guten 10. Platz - einen Platz hinter Aberdeen.




3) FCB-HIGHLIGHTS AUS DEN NACHRANGIGEN EUROPAPOKALWETTBEWERBEN:

(Zzgl. zu den beiden Finals, die ich hier und hier umfassend behandelt habe.)


1967/68 vs. AC Mailand (Halbfinale Pokalsieger-Cup; Bild): Der FCB als Cupverteidiger gegen ein Milan mit Gianni Rivera, Giovanni Trapattoni oder Karlheinz Schnellinger (im Bild zu sehen). Das ein Jahr später auch den Europapokal der Landesmeister gewinnen wird. Bausenwein et al. (S. 80) bezeichnen die 0:2 Auswärts-Niederlage im Hinspiel als "unglücklich" und attestieren dem FCB beim 0:0 im Rückspiel einen "großen Auftritt". Draxler (S. 46) thematisiert, dass vor dem 0:1 im Hinspiel Sepp Maier der Ball ungeahndeterweise aus der Hand getreten wurde und es insgesamt an Cleverness mangelte.


1971/72 vs. Liverpool (Achtelfinale Pokalsieger-Cup; Bild): Das einzige von 4 bzw. 5 (wenn man den Super Cup 2001 miteinbezieht) Duellen mit Liverpool, das der FCB für sich entscheiden konnte. Nach einem 0:0-Hinspiel gelingt vor 40.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion ein 3:1. Laut Schulze-Marmeling (S. 127) die "beste Saisonleistung" des FCB - und später sollte ja u.a. noch das 5:1 im letzten Meisterschaftsspiel gegen Schalke 04 folgen.


1983/84 vs. PAOK Saloniki (2. Runde UEFA-Pokal; Bild): Ein wohl recht bescheiden anzusehendes Duell gegen Ex-Trainer Pal Csernai; mit 0 Toren nach 210 Minuten. Danach aber ein episches Elfmeterschießen, das ich an anderer Stelle ausführlich beschrieben habe. Erst mit dem 20. Elfmeter schießt Torhüter Pfaff den FCB in die nächste Runde.


1988/89 vs. Inter Mailand (Achtelfinale UEFA-Pokal; Bild): Nach schlechten Hinspiel-Ergebnissen zu Hause, wie in den Duellen mit Real Madrid 2017 & 2018, wird das "Wunder von Mailand" beschworen, das hier seinen Ursprung hat. Nach einer 0:2-Niederlage zu Hause gegen Matthäus, Brehme und Co. gelingt der Heynckes-Elf noch die Wende: Der FCB gewinnt 3:1 beim späteren italienischen Meister, begünstigt durch eine Vielzahl an Rettungsaktionen Raimond Aumanns. Ein bis heute (leider) einmaliges Kunststück in der FCB-Europapokalgeschichte. Die 13 Helden: Aumann, Reuter, Augenthaler, Grahammer, Nachtweih, Thon (Kögl), Dorfner, Pflügler, Ekström, Wegmann (Eck), Wohlfarth.


1988/89 vs. SSC Neapel (Halbfinale UEFA-Pokal; Bild): Das einzige Pflichtspiel-Duell mit Diego Maradona; 75.000 Zuschauer wollen ihn im Rückspiel in München sehen. Maradonas "Adjudanten": Die Brasilianer Careca & Alemao - die Ausländer-Slots bei Napoli sind absolut hochklassig besetzt. Dem FCB gelingt die Aufholjagd nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel nicht und er scheidet nach respektabler Leistung und einem 2:2 aus.


1991/92 vs. Boldklubben 1903 Kopenhagen (2. Runde UEFA-Pokal; Video): Das möglicherweise schwärzeste Kapitel der FCB-Geschichte der Neuzeit. Mit 2:6 geht man beim dänischen Team, das überwiegend aus Halbprofis besteht, unter. Die dänischen Fans singen: "Die Bayern sind eine Mickey-Mouse-Truppe" (Draxler S.196). Auch hier eine Auflistung der Beteiligten; dieses Mal in Form eines Prangers: Hillringhaus, Ziege, Kreuzer, Berthold, Strunz (Labbadia), Effenberg, Grahammer, Thon, Bender (Pflügler), Münch, Mazinho. Trainer: Sören Lerby.


1995/96 vs. Barcelona (Halbfinale UEFA-Pokal; Bild: https://reshape.sport1.de/c/t/e8b8fb91-f319-11e4-acef-f80f41fc6a62/1320x742): Ein Barca, trainiert von Johann Cruyff. 2 Jahre zuvor CL-Finalist, 4 Jahre zuvor CL-Sieger. Mit Leuten wie Figo, Hagi, Bakero, Guardiola. OK, im Vergleich zu 1994 fehlen dem Team inwzischen Romario, Stoitchkov und Koeman, aber für mich war das damals eine Sensation, dass sich der FCB gegen dieses Team durchsetzte. Auch durch ein Tor von Markus Babbel, dem in Hinspiel noch ein folgenreicher Fehler unterlaufen war, gelingt dem Rehhagel-FCB vor 115.000 Zuschauern im Nou Camp ein 2:1 und dadurch der Finaleinzug.


2007/08 vs. Getafe (Viertelfinale UEFA-Pokal; Bild): Die Tingeltour durch Europas Hinterhöfe bescherte uns eines der dramatischsten Spiele der FCB-Geschichte. Für mich persönlich war Luca Tonis 3:3 in der 120. Minute zusammen mit Andersson 2001 der emotionalste Bayern-Moment - dem Spielverlauf geschuldet: Ab der 5. Minute spielt der FCB gegen den spanischen Underdog in Überzahl und bringt es doch nicht zustande, das Spiel an sich zu reißen und das ungünstige 1:1 aus dem Hinspiel zu drehen. Stattdessen gelingt erst in der 90. Minute der Ausgleich, der zur Verlängerung führt. Doch auch dort kann das Team von Ottmar Hitzfeld seine Überzahl nicht ausspielen und man liegt schließlich bis fünf Minuten vor dem Ende mit 1:3 zurück. Diese lange Zeit des Grämens darüber, dass an diesem Tag gar nichts gelingen will, erzeugt dann den Ausbruch, den wahrscheinlich viele FCB-Sympatisanten an jenem Tag erlebt haben. Dem Ausgleich geht sogar eine Offensivaktion des nach vorne gestürmten Kahn zuvor.



(Bei den Highlights von vor meiner Fanzeit habe ich mich an Schnipseln, die ich mal gelesen hab, orientiert sowie an Namen - Namen, die aus heutiger Sicht etwas her machen. K.a, inwiefern möglicherweise das Halbfinalduell im Pokalsieger-Cup 1972 gg. die Glasgow Rangers auch ein Highlight für den FCB war. Oder das Halbfinalduell im gleichen Wettbewerb 1985 gegen den späteren englischen Meister Everton. Letztgenanntes Duell werde ich aber noch kurz in Kapitel 5.3 thematisieren.)




4) DIE BEDEUTUNG DER WETTBEWERBE FÜR DEN FCB:

Die wohl bekannteste Aussage hierzu ist die von Franz Beckenbauer anno 1996, die Thomas Helmer kürzlich wieder ins öffentliche Gedächtnis zurück rief: Der UEFA-Cup war in seinen Augen der "Cup der Verlierer" (manche Quellen sprechen auch von "Cup der Enttäuschten"). Vom PR-Fiasko für den Wettbewerb abgesehen war das anhand der damaligen Begebenheiten eine durchaus zutreffende Aussage, denn dies war der einzige Europapokalwettbewerb, in dem die Teilnehmer im Vorjahr keinen bedeutenden Titel einheimsen mussten, um sich für ihn zu qualifizieren. Und Beckenbauer bekräftigte seine Meinung auch in der Stunde großer Siege: Als nach dem 2:1 in Barcelona Trainer Otto Rehhagel von einem "historischen Sieg" sprach, entgegnete der Kaiser: "Fast ein historischer Sieg." (Schulze-Marmeling, S.282). Und selbst nach dem Gewinn des Pokals: "Mir persönlich bedeutet dieser Sieg überhaupt nichts (...) Ich weiß nur, daß die Mannschaft gewaltige Defizite hat. Wenn wir in Europa weiter bestehen wollen, müssen wir uns gewaltig verbessern." (SID gem. Mainpost vom 17. Mai 1996, Nr. 113) + "Franz Beckenbauer wollte diese Trophäe nicht anfassen. Als wäre sie mit Dreck oder sonstwas Ekligem beschmiert. Mit dem UEFA-Pokal habe er ,nichts zu tun', stellte der Präsident des FC Bayern (...) klar: Im konkreten Fall nichts wegen der vorausgegangenen Enttlassung Otto Rehhagels; generell nichts, hatte er doch den UEFA-Cup einmal ,Cup der Enttäuschten' genannt. (...) Also nichts für Beckenbauer, nichts für den FC Bayern. Allenfalls eine Zugabe." (Kicker Bundesliga-Sonderheft 1996/97, S.24). An gleicher Stelle werden die eigentlichen Clubziele gegenübergestellt: "Deshalb soll und muss es mehr werden in der kommenden Saison. Alle Kraft voraus, ,damit wir in der Bundesliga vorne stehen', sagt Uli Hoeneß, ,denn wir gehören in die Champions League.'"

In der Stunde des Sieges klang Letzterer noch euphorischer und nannte den Wettbewerb in einem Atemzug mit der Königsklasse: "Wir haben jetzt fast 20 Jahre auf den Titel gewartet und deswegen sind wir heute besonders glücklich. Wir haben ja zwei Endspiele verloren - gegen Aston Villa und gegen Porto - und jetzt haben wir endlich den Titel." (Live-Interview auf Sat.1) Und auch die Maßnahmen des Clubs lassen auf einen gefühlt großen Titelgewinn schließen: Im Gegensatz zum DFB-Pokalsieg 1998 wird auf dem Marienplatz mit den Fans gefeiert. Dort ist der Empfang "überwältigend. Zum ersten Mal seit 20 Jahren darf der FC Bayern wieder einen internationalen Erfolg feiern. Entsprechend groß ist der Jubel zwischen Marienplatz und Münchner Freiheit, und auch Franz Beckenbauer freut sich gewaltig - vom ,Cup der Verlierer' ist keine Rede mehr." (Bausenwein et al. S.140). Noch etwas eindringlicher, Schulze-Marmeling (S. 285): "Zwischen Marienplatz und Münchener Freiheit ging die Post ab."

Doch nur ein Jahr später nach der Erstrundenpleite gegen Valencia wird der UEFA-Cup wieder abgewertet: "Manager Uli Hoeneß (...): ,Wir wollen Deutscher Meister werden. Dann spielen wir in der Champions League.' (...) Der UEFA-Cup blieb für den FCB nur ein Trotspflaster. Das eigentliche Ziel war unverändert die Champions League, die exklusive Gesellschaft der vermeintlich Besten." (Schulze-Marmeling S.289)

Auch anhand anderer Jahre, in denen es nicht zum Pokalgewinn reichte, zeichnet sich ein ambivalentes Bild ab:

  • 1979/80: "Die Niederlagen im DFB-Pokal (...) und im UEFA-Pokal (...) konnte man verschmerzen - zumal man ja als Meister wieder in der europäischen ,Königsklasse' starten durfte." (Bausenwein et al. S.99)
  • 1983/84 (Udo Lattek über das Ausscheiden im Achtelfinale gg. Tottenham): "Viele Spieler haben in der Kabine geweint." (Draxler S.146)
  • 1991/92 (Uli Hoeneß nach dem 2:6 in Kopenhagen): "Das war heute die schwärzeste Stunde in meiner Laufbahn." (Draxler S.196)

2007/08 dann, beim bisher letzten Europapokalauftritt außerhalb der Champions-League (und dort mit dem ersten im Internet-Zeitalter) wieder etwas mehr Futter:

Vor Beginn des Wettbewerbs:

Quelle: FAZ.net
Uli Hoeneß ist nun endlich einmal wieder zwei Tage nacheinander in den Genuss gekommen, die besten Klubs von Europa am Fernsehschirm zu sehen. Freilich hätte der Manager des FC Bayern München darauf gerne verzichtet, wäre lieber mit seiner Mannschaft selbst involviert gewesen in die Champions League, unterwegs in Madrid oder Mailand statt nur Beobachter.

Es sei schon Wehmut dabei, gibt er zu, „aber wir haben uns die Suppe selbst eingebrockt, da brauchen wir jetzt nicht zu lamentieren“.
(...)
Es sei schon ein wenig ungewohnt, nicht in der Champions League zu spielen, gibt Bastian Schweinsteiger zu. Man habe es plötzlich mit Mannschaften zu tun, „die keiner kennt, und jeder denkt, dass man die 4:0, 5:0 schlagen muss“.
(...)
Schweinsteiger kennt in seiner noch jungen Karriere auf europäischer Vereinsebene nichts anderes als die Königsklasse, es fällt ihm deshalb noch etwas schwer, sich auf den neuen Wettbewerb einzustellen. „Es ist ja auch ein internationales Spiel, da ist man schon motiviert“, sagt er, aber ganz überzeugend klingt es nicht.
(...)
Für Hoeneß ist das Tingeln durch die europäische Fußballprovinz aber nur ein „einjähriges Intermezzo. Nächstes Jahr sind wir wieder als Akteur dabei in der Champions League."


Bei kleineren Misserfolgen (einem 2:2 gegen die Bolton Wanderers) zeichnete sich dann aber doch wieder eine größere Bedeutung ab - anhand Rummenigges legendärem Ärger: "Ich bin stocksauer. Es wäre ganz einfach gewesen, zu gewinnen und weiterzukommen (...) Die Zuschauer haben das Recht auf die beste Mannschaft. (...) Fußball ist keine Mathematik"

Und nach dem Spiel in Getafe - Oliver Kahn: "Ich war ja schon überall, in Manchester, Madrid, Barcelona und wie die Gegner alle hießen in der Champions League. Große Spiele - aber das war noch nie da. Wir werden uns in zehn Jahren nicht über Barcelona und die Niederlage gegen Manchester United im Champions-League-Finale 1999 unterhalten, sondern über Getafe." + "Es ist schon interessant, dass man 20 Jahre Europacup gespielt hat, glaubt, dass man alles erlebt hat, und jetzt noch das drauf gesetzt bekommt." + "ich kann mich nicht erinnern, jemals so ein Spiel erlebt oder nur gesehen zu haben. Der Fußball gehorcht Gesetzen, ich weiß nicht, wo die geschrieben werden." Zudem Ottmar Hitzfeld nach dem Schlusspfiff zu Kahn: "Oliver, das wir das noch alles erleben dürfen."

Auf die richtige Fährte zur Auflösung dieser Ambivalenz führt vielleicht diese Passage zum UEFA-Cup-Halbfinale 1980, bei dem sich nur wenige Zuschauer zum Heimspiel einfanden und nach dem wegen des entgangenen Finals auch keine weiteren Einnahmen generiert werden konnten: "das Finale, das die Bayern so dringend gebraucht hätten. In der Woche vor dem Halbfinale war ihnen eine Steuernachzahlung aus den Jahren 1973 bis 1978 in Höhe von 2,5 Millionen DM an die Säbener Straße geflattert, schlagartig war der Klub hochverschuldet." (https://www.sport1.de/fussball/europa-league/2020/04/uefa-cup-halbfinale-1980-als-die-bundesliga-den-europapokal-regierte) Möglicherweise bestanden auf Seiten der Verantwortlichen Vorbehalte über den sportlichen Wert des UEFA-Pokals - aber wegen der Einnahmenmöglichkeiten waren gute Ergebnisse dennoch von großer Bedeutung und in Konsequenz ergab sich daraus auch wieder genügend emotionales Potential bei allen Beteiligten.


Hinsichtlich des Europapokals der Pokalsieger, dessen Teilnahme ja im Regefall ein Titelgewinn vorausging, wären nun weniger ambivalente Aussagen erwartbar, doch eine tragfähige Prüfung lässt sich nicht vornehmen - aufgrund der spärlichen Teilnahmen sind dahingehende Aussagen schwer aufzutreiben.

Betreffend den Titelgewinn 1967 gibt es sie und sie fielen euphorisch aus - Trainer Tschik Cajkovski: "Jetzt wir alles gemacht. Wir auch Europacupsieger. Jetzt gibt's nur noch Mars-Meister." (Bausenwein et al. S.84) bzw. "Trainer Tschik Cajkovski schwärmte von ,bestes Mannschaft von Welt' und kündigte an: ,Holen noch den Titel auf Mond!'" Auch jener Triumph wird groß gefeiert: "Als die Fans sich auf den Heimweg machten, spielten sich unbeschreibliche Szenen ab: Begeistert fielen sich wildfremde Leute in die Arme, tanzten auf Straßen und Plätzen, schwenkten ausdauernd ihre bunten Fahnen und zogen singend und jubelnd durch die Stadt." Am nächsten Tag feiert die Mannschaft mit geschätzten 100.000 Fans auf dem Marienplatz.

Diese uneingeschränkte Anerkennung des Wettbewerbs mag aber auch mit dem Zeitpunkt zusammen hängen: Er kam schließlich zustande, bevor der FCB zum ersten Mal im Europapokal der Landesmeister antreten durfte. Schulze-Marmeling (S. 139) betont denn auch die Wirkung der Erfolge in den 70ern auf die Anerkennung der nachrangigen Wettbewerbe: "Zugleich bedeutete der Titel-Hattrick eine enorme Bürde: Als Beckenbauer 20 Jahre nach dem ersten Titelgewinn den UEFA-Cup als einen Wettbewerb für ,Enttäuschte' denunzierte, war klar, woran der FC Bayern sich seither mißt - und gemessen wird: Die Krone muss es sein, alles andere sind nur Trostpreise." Und selbst der Europapokal der Landesmeister schien in den 70ern nicht die Bedeutung von heute besessen zu haben - zumindest nicht für alle: "Der Meistertitel war ja das Größte für mich. Das war größer zu dem Zeitpunkt, als irgendein Europapokaltitel." (Udo Lattek auf der DVD "Mia san Meister" ab Min. 13:05)

(Über den Messepokal ließen sich keine FCB-spezifischen Aussagen finden.)




5) DIE BEDEUTUNG DER WETTBEWERBE FÜR DIE "ENTOURAGE" DES FCB:

5.1) Zuschauerzahlen:

Die Spiele im Messestädte-Pokal wurden unterdurchschnittlich besucht - die Ligazahlen in jenen Jahren waren doppelt so hoch. Im Europapokal der Pokalsieger, dem einzigen anderen Europapokalwettbewerb des FC Bayern bis in die frühen 70er Jahre hinein, stiegen die Besucherzahlen gleich merklich an: Im Vergleich zur Messepokal-Saison 1970/71 konnten im darauffolgenden Jahr im EPP ca. 70% mehr Zuschauer zu den FCB-Spielen bewegt werden - dabei waren Partien gegen den FC Liverpool sogar in beiden Spielzeiten enthalten. Bis zur letzten Teilnahme 1984/85 bewegten sich die Zahlen im EPP in etwa auf Bundesliga-Niveau.

Der UEFA-Cup wurde vom FCB-Publikum bei den ersten beiden Teilnahmen eher schlecht angenommen und der Schnitt lag etwa auf dem Niveau von DFB-Pokal-Heimspielen und ein Drittel unter dem in der Liga. Ab Mitte der 80er gewann der Wettbewerb an Attraktion und bewegte sich in etwa auf Bundeliga-Niveau. Der Zuschauer-Boom in der Liga ab Mitte der 90er Jahre übertrug sich jedoch zu Beginn noch nicht auf den UEFA-Pokal; die Zahlen verharrten dort noch auf dem Niveau der späten 80er Jahre. In der einzigen UEFA-Pokal-Saison ab Bezug der Allianz Arena zeigten sich dann keine Unterschiede mehr zu den anderen Wettbewerben - die Besucherzahlen bewegen sich seither schließlich generell nahe der Vollauslastung.

In der europäischen Königsklasse wurden stets höhere Zuschauerzahlen als in den nachrangigen Wettbewerben (und zumeist auch mehr, als in der Bundesliga) erreicht.


(Detaillierte Ausführungen zu den jew. Zahlen am Ende des Beitrags im "Anhang".)



5.2) TV-Übertragungen:

1979/80 stellte, wie bereits erwähnt, die Bundesliga sämtliche Halbfinalisten des UEFA-Pokals. Die TV-Präsenz: "keins der vier Uefa-Cup-Halbfinals (Anm.: kam) bundesweit live, die Zusammenfassung der Hinspiele begann um 22.40 Uhr (ZDF), der Rückspiele um 23 Uhr (ARD)
(...)
Glücklich, wer im „richtigen“ Bundesland wohnte: So kam das Rückspiel zwischen der Eintracht und den Bayern im dritten Programm des Hessischen Rundfunks. Auch die Finalspiele zwischen dem Champion Frankfurt und Gladbach (2:3 und 1:0) liefen nur in den dritten Programmen."


Auch die erwähnten legendären Spielentwicklungen gegen Saloniki 1983 und Inter Mailand 1989 erschlossen sich dem deutschen Publikum wohl nur in Nachbericht-Erstattungen (wobei hierzu erwähnt werden muss, dass bei 3 TV-Programmen und vier Europapokal-Teilnehmern in einem Wettbewerb zwangsweise manche Spiele auf der Strecke bleiben mussten). Bis zum letzten bajuwarischen Auftritt in jenem Wettbewerb hatte sich die Szenerie jedoch stark gewandelt - zumindest, was den FCB angeht:

"Die Bayern haben (...) einen für Uefa-Cup-Verhältnisse ganz ordentlichen Fernsehvertrag ausgehandelt mit Pro7 - der Sender erwarb die Rechte für maximal fünf Heimspiele (...) Immerhin werden die Fernsehbilder in 118 Ländern ausgestrahlt, „von Asien bis in die Karibik“, wie Mediendirektor Markus Hörwick erklärte. „Das ist mehr als Champions-League-Standard“ - und zeigt, dass die Bayern womöglich selbst im zweitklassigen Uefa-Pokal international mehr Interesse wecken als die drei Bundesliga-Konkurrenten bei ihren Auftritten in der Königsklasse."

Meine Interpretation: Der inzwischen längst herabgestufte Wettbewerb wurde in Deutschland kurzzeitig durch einen prominenten Teilnehmer aufgewertet.



5.3) Bedeutung der Wettbewerbe für die Gegner:

Hierzu zwei plakative Beispiele:

1979/80 im UEFA-Cup-Halbfinale vs. Frankfurt: "(...) kam es zu einem weiteren bundesligainternen Duell, was den Bayen-Anhang aber offensichtlich langweilte. Jedenfalls wollten nur 14.000 das Hinspiel gegen Eintracht Frankfurt sehen, das der FCB mit 2:0 gewann. In Hessen war das Interesse am Wettbewerb und am Gegner ungleich größer. 50.000 kamen ins Waldstadion." (Schulze-Marmeling S.181)

1984/85 zum Halbfinal-Rückspiel im Cupsieger-Cup beim FC Everton: "the biggest night in the club’s history. (...) The one-sided final victory over Rapid Vienna in Rotterdam was a formality. The real final was at Goodison. (...) Speaking in a 2019 documentary about the era called Howard’s Way, Southall, Reid and Gray recall the Bayern game as their finest footballing moment."

Nun ist es ja normal, dass ein Sieg gegen einen großen Gegner für den kleineren Club eine ungleich höhere Bedeutung als im umgekehrten Fall hat. (Siehe hierzu bspw. den "historischen" Finaltriumph von Eintracht Frankfurt 2018, anlässlich dessen eine DVD publiziert wurde - für den FCB war es zwar ärgerlich, aber es wäre im Falle des Sieges nur ein weiterer Pokalsieg und "Anhängsel" zur Meisterschale im gleichen Jahr gewesen.) Doch zu Everton sei gesagt, dass sie in jenen Jahren kein Mittelklasse-Team waren - im gleichen Jahr des Duells mit dem FCB wurden sie englischer Meister, was sie zwei Jahre später nochmals wiederholen konnten.




6) FAZIT:

Im Europapokal der Pokalsieger und im UEFA-Pokal absolvierte der FCB auch abseits der Finalspiele einige Duelle, die ihren festen Platz in der FCB-Historie verdient haben. Besonders erwähnenswert dürften Inter Mailand 1989, Barcelona 1996 und Getafe 2008 sein. Der Messepokal fliegt hier, wie auch hinsichtlich anderer Betrachtungsweisen, unter dem Radar.

Ähnliche Dramen, wie sie der FCB in der Königsklasse erlebt hat und die ihm ewig als vertane Chancen nachhängen, gibt es aus den nachrangigen Wettbewerben allerdings nicht zu berichten. Außer in den beiden Jahren der Pokalsiege 1967 & 1996 schnupperte der FCB allenfalls noch 1980 im UEFA-Pokal daran, ins Finale einzuziehen und damit einem Titel ganz nah zu kommen - aber jenes Spiel taugt nicht dazu, in einer Reihe mit 1982, 1991, 1999, 2012, 2016 od. 2018 genannt werden zu können.

Über die Hälfte der Teilnahmen an den nachrangigen Wettbewerben absolvierte der FC Bayern im UEFA-Pokal - und lieferte dabei keine Bilanz eines absoluten Spitzenclubs ab. 1 Sieg, 3 weitere Halbfinalteilnahmen und Platz 78 in der Ewigen Tabelle entsprechen nicht unbedingt den Ansprüchen, die man bereits zur damaligen Zeit an sich stellte. Im Europapokal der Pokalsieger gelang, gemessen an der Zahl der Teilnahmen, häufiger ein tiefes Eindringen in die späten Wettbewerbsrunden. Einerseits erklärbar durch die geringere Leistungsdichte jenes Wettbewerbs, doch andererseits stellt Platz 10 in der Ewigen Tabelle eine durchaus erwähnenswerte Leistung dar.

Dass insgesamt nur 2 Finalteilnehmen aus 8 Halbfinals resultierten, stellt eine unterdurchschnittliche Quote dar - im Europapokal der Landesmeister ist sie doppelt so gut. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die hier behandelten Wettbewerbe von den FCB-Beteiligten vielleicht nicht immer mit aller Ernsthaftigkeit angegangen wurden (Ich habe eine ähnliche Erklärung der schlechten Ergebnisse im DFB-Pokal zwischen 1987 und 1997 von Uli Hoeneß oder Klaus Augenthaler im Hinterkopf.) Einzelne Aussagen von FCBlern zur jeweiligen Zeit befeuern diesen Verdacht - allen voran das bekannte "Cup der Verlierer", was jedoch sogar aus dem Jahr eines Pokalsiegs stammt. Andererseits konnten die einzelnen Spiele dennoch erwähnenswerte Emotionen bei allen Beteiligten auslösen. Über den Europapokal der Pokalsieger finden sich keine abschätzigen FCB-Kommentare, woran aber auch durch die Zeitspanne von 35 Jahren seit der letzten FCB-Teilnahme begründet sein könnte.

Es wirkt so, als sei für den FC Bayern eine gewonnene Meisterschaft mehr wert, als der Erfolg in einem nachrangigen Europapokal (obwohl für mich persönlich z.B. der UEFA-Cup-Sieg 1996 bedeutender war, als einzelne Meisterschaften), welche wohl jeweils einfach als 2. wichtiger Pokalwettbewerb neben dem DFB-Pokal betrachtet wurden. Eine schlüssige Erklärung für die Geringschätzung der nachrangigen Wettbewerbe ist, dass sie durch die selbst errungenen Siege in der Königsklasse überstrahlt werden - bei Frankfurt, Everton oder Schalke hingegen stehen die jeweiligen Erfolge nicht so sehr im Schatten anderer. Erschwerend kommt hinzu, dass die heutige Europa League kein selbständiger Wettbewerb mit echten Spitzenclubs mehr ist, sondern immer mehr den Charakter einer 2. Liga angenommen hat. Auch die dadurch zementierte (Nicht-)Bedeutung der heutigen Europa League wertet unsere Erfolge in den Vorgänger-Wettbewerben ab.

Die Zuschauerzahlen schließlich bestätigen die Prioritäten, die sich aus diversen Aussagen und Berichten zusammensetzen lassen: Der Messestädte-Pokal wurde nur bedingt ernst genommen; schnitt sogar im Vergleich zu DFB-Pokal-Partien schlecht ab. Der UEFA-Pokal schien bei den ersten beiden Teilnahmen ähnlich unattraktiv zu sein, um dann jedoch ab Mitte der 80er-Jahre Zuschauerzahlen zu generieren, die mit denen in der Liga und im Europapokal der Pokalsieger mithalten konnten. Der Zuschauer-Boom ab Mitte der 90er-Jahre kam nur schleppend dort an - zu Allianz-Arena-Zeiten waren dann aber volle Stadien auch in diesem Wettbewerb die Regel. Bis auf diese Kapazitäts-bedingte Gleichstellung konnten jedoch in den nachrangigen Wettbewerben zu keiner Zeit Zuschauerzahlen, wie in der Königsklasse generiert werden.




LITERATUR:

  • Bausenwein, Christoph; Schulze-Marmeling, Dietrich und Renner, Hans-Peter: FC Bayern München - Unser Verein, unsere Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2012
  • Draxler, Alfred (Hg.): Die Rekord-Bayern. Axel Springer Sport Verlag, Hamburg, 2017
  • Kropp, Matthias: Deutschlands große Fußballmannschaften - Teil 4: Bayern München. Agon Sportverlag, Kassel, 1993
  • Schulze-Marmeling, Dietrich: Die Bayern. Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 1997





ANHANG: ANALYSE DER ZUSCHAUERZAHLEN


Der Anspruch ist ein Vergleich der Wettbewerbe untereinander, was jedoch mit Problemen behaftet ist. Europapokalspiele finden für gewöhnlich unter der Woche statt, die Bundesliga überwiegend am Wochenende. Je nach Verweildauer im jeweiligen Europapokalwettbewerb können vermehrt kühle Monate in den Betrachtungszeitraum fallen. Variierende Spielstätten. Und schließlich das veränderte Fußballinteresse innerhalb der Bevölkerung über die Jahre. Deshalb:

- Eine Aufteilung in "Epochen". Eine bis 1971/72 (ohne Olympiastadion). Dann eine bis 1992. Und eine Dritte von 1993-1997. (Eine Analyse der Zuschauerzahlen von 2007/08 erscheint angesichts der wettbewerbsunabhängigen Vollauslastung der AA sinnlos).
- separate Vergleiche von Durchschnittswerten der aufsummierten Zuschauerzahlen per Achtelfinale, per Viertelfinale und per Halbfinale. Und jeweils nur die Spielzeiten, in denen die betreffenden Runden erreicht wurden.
- vereinzelte Gegenüberstellungen mit Liga- oder DFB-Pokalspielen, die unter der Woche stattfanden


Zuschauerinteresse von 1962-1972:

Im Messecup wollten bis zum Achtelfinale durchschnittlich 11.625 Zuschauer den FCB zu Hause sehen. Inkl. den Viertelfinals steigt die Zahl auf 12.750. V.a. die allererste Begegnung 1962 gegen Drumcondra Dublin mit 2.500 Zuschauern sticht hier negativ hervor.

Im Pokalsieger-Cup hingegen: 19.000 Zuschauer bis zu den Achtel-, 23.778 bis zu den Viertel- und 28.833 bis zu den Halbfinals. Einen schönen Kontrast bieten die aufeinanderfolgenden Spielzeiten 1970/71 (Messepokal) und 1971/72 (Pokalsieger-Cup), in denen sogar gegen den FC Liverpool in beiden Jahren gespielt wurde: Die Spiele im Messepokal wollten durchschnittlich 16.500 Zuschauer sehen, die im EPP bis einschließlich dem Viertelfinale 28.333 - und darin ist sogar ein Ausreißer nach unten von 5.000 Zuschauern im Erstrunden-Match enthalten. Auch die Heimspiele gegen den FC Liverpool bestätigen diese Tendenz (22.000 Messecup vs. 40.000 EPP), wobei hier zu erwähnen ist, dass im ersten Jahr nach einem 0:3-Hinspielergebnis wohl nur noch die wenigsten an eine Wende im Rückspiel glaubten.

Dem entgegen stehen Liga-Durchschnittswerte der betreffenden 5 Spielzeiten von 22.475 Zuschauern. Bei ausschließlicher Betrachtung von Wochentags-Spielen liegt der Mittelwert über 6 Spiele sogar bei 25.667. Die Pokal-Heimspiele gegen Erstliga-Gegner an Wochentagen im gesamten Zeitraum besuchten im Mittel 21.125 Zuschauer.

Im Europapokal der Landesmeister 1969/70 schied der FC Bayern bereits in der ersten Runde aus - Dort wollten aber bereits 38.275 Zuschauer Gegner St. Etienne sehen.


Zuschauerinteresse von 1972-1992:

Die Benchmark durch die Bundesliga liegt hier bei durchschnittlich 31.694 Zuschauern in den 7 Spielzeiten, in denen der FCB im Pokalsieger- oder UEFA-Cup antrat. Die Wochentagsspiele im Schnitt bei 30.738.

DFB-Pokal-Heimspiele (erneut gegen Erstliga-Gegner, an Wochentagen und über den gesamten Zeitraum): 19.750

In seinen zwei Teilnahmen am Europapokal der Pokalsieger verzeichnete der FCB bis zu den Achtelfinals 22.375, bis zu den Viertelfinals 29.583 Zuschauer im Schnitt. Im Halbfinale 1984/85 wollten dann 67.000 den FC Everton sehen, was den Schnitt in jenem Jahr auf 35.375 anhob.

Die Zahlen aus dem UEFA-Cup: 20.208 bis zu den Achtel-, 25.750 bis zu den Viertel- und 29.350 bis zu den Halbfinals. Hier bietet sich jedoch eine weitere Unterteilung an - eine für die Wettbewerbe 1977-1980 und eine von 1983 bis 1989: 1977-1980 waren es durchschnittlich 14.750 bis zu den Achtelfinals sowie im Wettbewerb 1979/80 bis zum Viertelfinale 21.250 und bis zum Halbfinale 19.800. In den Wettbewerben ab 1983/84: 25.667 bis zu den Achtelfinals sowie im Wettbewerb 1988/89 30.250 bis zum Viertel- und 38.900 bis zum Halbfinale. Der Zuschauerschnitt in der Bundesliga ging hingegen im gleichen Zeitraum sogar zurück. Eine mögliche Interpretation: Für die Zuschauer hatte der UEFA-Cup im Laufe dieser Jahre an Attraktivität gewonnen - bis hin zum annähernden Gleichstand mit dem Europapokal der Pokalsieger und der Bundesliga mit ihren Wochenendterminen.

Schließlich der Europapokal der Landesmeister: 33.517 bis zu den Achtel-, 38.383 bis zu den Viertel- und 44.174 (im Schnitt!) bis zu den Halbfinals. Eindeutig überdurchschnittlich.


Zuschauerinteresse von 1993-1997:

Möchte man die Zuschauerdurchschnittwerte für Spielzeiten ermitteln, in denen der FCB in nachrangigen EP-Wettbewerben bis mindestens ins Achtelfinale vorstieß, so verbleibt hier nur der UEFA-Cup-Wettbewerb 1995/96. Dort besuchten durchschnittlich bis zum Achtelfinale 24.333, bis zum Viertelfinale 27.750 und bis zum Halbfinale 34.800 Zuschauer die FCB-Heimspiele. In der Liga verzeichnete der FCB in jenem Jahr einen Zuschauerschnitt von 59.766 - hier hatte inzwischen der Zuschauer-Boom eingesetzt. In den beiden Wochentagsspielen gegen die nicht besonders attraktiven Gegner Uerdingen und St. Pauli kamen im Mittel immerhin auch noch 45.500 Zuschauer ins Olympiastadion. Offensichtlich zog die Bundesliga in jenem Jahr mehr Zuschauer ins Stadion, als der UEFA-Cup.

In der Saison 1993/94 wurden bis zum Sechzehntelfinale ähnliche Werte, wie 1995/96 bis zum Achtelfinale, erzielt: 26.250. Die Erstrundenniederlage im UEFA-Cup 1996/97 wollten hingegen wieder 44.000 Zuschauer sehen - gegen den allerdings überdurchschnittlich attraktiven Geger FC Valencia.

Das einzige DFB-Pokal-Heimspiel gegen einen Erstliga-Gegner im behandelten Zeitraum fand 1996/97 gegen Werder Bremen statt - 32.000 Zuschauer wollten die Hansestädter im Achtelfinale sehen.

In der CL-Saison 1994/95: 34.333 in der Gruppenphase (≈ Achtelfinale), 37.250 bis zum Viertel- und 41.800 bis zum Halbfinale.


(Datengrundlage: Kropp (bis 1993), Kicker.de, Transfermarkt.de)
Dieser Beitrag wurde zuletzt von username am 18.09.2020 um 01:33 Uhr bearbeitet
Vereinsgeschichte des FC Bayern |#260
16.10.2020 - 17:50 Uhr
Über den Dächern von München
Einweihung des Kurt-Landauer-Platzes

https://fcbayern.com/de/news/2020/10/ueber-den-daechern-von-muenchen---einweihung-des-kurt-landauer-platzes?shortURL=wKjNy
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