Rote Taktiktafel - Spiele, Spieler, Spielereien; Analysen

07.02.2014 - 18:50 Uhr
Um den taktischen Belangen des Fußballs rund um Hannover 96 ein kleines Biotop zu schaffen, soll es diesen Thread geben.
Diskutiert werden kann hier alles, was aus mannschafts- und individualtaktischer Sicht mit Fußball allgemein und 96 im Besonderen zu tun hat. Beispielsweise vor und nach einem Spiel:

-Warum spielt Spieler A auf dieser Position und nicht Spieler B?
-Wie sahen die taktischen Ausrichtungen im letzten Spiel aus?
-Welche Umstellungen gab es während des Spiels?
-Mit welcher Taktik könnten wir gegen den nächsten Gegner spielen und wie sollen die einzelnen Mannschaftsteile agieren?
-Welches Spielsystem zeichnet den nächsten Gegner von 96 aus und wie könnte er es gegen uns anwenden?
-Warum haben wir nicht mit fünf Stürmern gespielt, wir lagen doch 2-0 hinten?

Dazu kann neben der eigenen Analyse auch auf Expertenmeinungen aus den Gazetten und dem TV eingegangen werden.
Wie man sieht gibt es sicherlich Überschneidungen mit Spieler-, Spieltags- oder Aufstellungsthreads, aber vielleicht ist es trotzdem ganz nützlich, da es hier spezifisch um taktische Aspekte gehen soll.
Interessant unter vielen Anderen:
http://www.zonalmarking.net/ oder
http://spielverlagerung.de/ oder
http://www.abseits.at/category/fusball-international/deutschland/ oder
http://www.fourfourtwo.com/statszone

Regeln:
Seid nett zueinander. Jeder, der ein Fußballspiel guckt, kann taktische Aspekte erkennen. Und wer dann noch Lust hat, seine Analyse zu schreiben oder etwas zu fragen, sollte hier richtig sein. Wichtig ist, Kritik an Meinungen anderer nur mit Argumenten zu äußern und niemanden zu beleidigen.

[erstellt mit H9S6V; Danke]
Wer sich schonmal auf Schalke einstimmen will, kann sich hier ein bisschen einlesen:
http://www.halbfeldflanke.de/
Ist hin und wieder fast ein bisschen oberflächlich, aber dadurch umso verständlicher.
Zitat von Jaime:
Wer sich schonmal auf Schalke einstimmen will, kann sich hier ein bisschen einlesen:
http://www.halbfeldflanke.de/
Ist hin und wieder fast ein bisschen oberflächlich, aber dadurch umso verständlicher.


Halbfeldflanke ist schon recht oberflächlich, stimmt. Wer eine detailliertere taktische Analyse des morgigen Gegners lesen möchte, dem empfehle ich unseren Taktikthread im Schalke-Forum:

http://www.transfermarkt.de/de/speedkings-taktik-ecke--saison-1011121314/topic/ansicht_16_372788_seite34.html

Ausführliches gibt es dort auf Seite 34 von unserem Taktikspezi "s__we" und mir zu lesen (Posts #663 und #665).

•     •     •

Kennst du den Mythos?
An der Stelle will ich noch einmal das taktische Konzept von Tayfun Korkut loben, bzw. auch die damit verbundene Disziplin der Spieler, die diese Ideen toll umsetzen.

Wir stehen mittlerweile recht tief, die beiden üblichen Viererketten sind nah beieinander und sind darauf ausgelegt, das Zentrum möglichst dicht zu machen. Das war gerade bei Gegnern wie Wolfsburg und Mönchengladbach ganz wichtig, da dort Spieler wie de Bruyne, Raffael, Kruse, Diego usw. in der Mitte gespielt haben und so gar nicht dazu kamen, gefährliche Doppelpässe durch die Mitte zu spielen oder sich irgendwie durchzutanken.
Daher hatte das auch zeitweise etwas von Handball, also immer schön Pässe hin und her um den Sechzehnmeterraum, aber ein wirkliches Durchkommen gab es dort nie.

Ein logisches Mittel dagegen wären natürlich schnelle Seitenverlagerungen. Und da geht an dieser Stelle ein Lob an Christian Schulz und auch an Leo Bittencourt. Denn wenn der Gegner schnell auf rechts, also unsere linke Seite verschoben hat, standen die beiden da relativ schnell ihren Mann und unterbanden auch da zügig Flankenversuche oder Dribblings.
Das klappt auf unserer rechten Seite noch nicht ganz so gut. Sakai kam da in Wolfsburg das ein oder andere mal zu spät, auch Rajtoral hatte damit gegen Gladbach noch seine Mühe.
Aber lieber lasse ich natürlich von außen jemanden flanken als ihn durch die Mitte richtung Tor spazieren zu lassen.
Zumal wir dann in der Mitte auch gerade durch Marcelo einen äußerst kopfballstarken Spieler haben, der mit Hoffmann so ziemlich alles abräumt was angeflogen kommt. Außer gegen Mlapa, da hat er sich leider nicht geschickt angestellt.

Nach Ballgewinn gibt es dann meist zwei Möglichkeiten: Entweder ein langer Ball auf die gut 15 Meter vor der Mittellinie wartenden Diouf oder Rudnevs, oder man spielte den Ball zu Stindl oder Schmiedebach, die dann nach vorne durchstarteten und das Spiel in Überzahl geschickt in die Breite gezogen haben. Durch Kreuzungen vorne schafft man dann Unordnung, die beispielsweise eine schöne Verlagerung von Bittencourt auf Huszti ermöglichte, der dann im 1 gegen 1 gegen Mlapa recht gute Chancen hat sich durchzusetzen und dann auf Diouf zu flanken.

Mit Diouf und Rudnevs haben wir da dann die perfekten Stürmertypen, die ackern vorne jedem Ball hinterher und laufen beide wie die Wilden, um schon frühzeitig den Gegner auf die Außen zu zwingen.
Zudem beide bislang im Strafraum eiskalt mit ihren Chancen.

Auch die schon unter Slomka zuletzt kritisierte Laufarbeit spielt eine wichtige Rolle. Unsere Spielauslegung verlangt eine hohe Laufleistung, und da wird ein Lars Stindl im Zentum so wichtig, der ja krasse 13 Kilometer gegen Gladbach gelaufen ist.
Wie gut so ein Spielertyp in der Mitte ist wissen wir schon seit Jahren von Schmiedebach, dem ich seinen Stellenwert bei Korkut über alles gönne.
Zudem auch lobenswert was Bittencourt und Huszti bislang leisten. Hätte nicht gedacht, dass sie sich vergleichsweise so diszipliniert ins taktische Konzept einfügen.

Aber da sieht man auch die Solidarität, die Korkut immer wieder einfordert. Wenn die auf dem Platz stimmt und alle 11 an einem Strang ziehen sind wir zu schwer zu schlagen.
Zitat von Staatsfeind:
Wir stehen mittlerweile recht tief, die beiden üblichen Viererketten sind nah beieinander und sind darauf ausgelegt, das Zentrum möglichst dicht zu machen. Das war gerade bei Gegnern wie Wolfsburg und Mönchengladbach ganz wichtig, da dort Spieler wie de Bruyne, Raffael, Kruse, Diego usw. in der Mitte gespielt haben und so gar nicht dazu kamen, gefährliche Doppelpässe durch die Mitte zu spielen oder sich irgendwie durchzutanken.
Daher hatte das auch zeitweise etwas von Handball, also immer schön Pässe hin und her um den Sechzehnmeterraum, aber ein wirkliches Durchkommen gab es dort nie.

Ein logisches Mittel dagegen wären natürlich schnelle Seitenverlagerungen. Und da geht an dieser Stelle ein Lob an Christian Schulz und auch an Leo Bittencourt. Denn wenn der Gegner schnell auf rechts, also unsere linke Seite verschoben hat, standen die beiden da relativ schnell ihren Mann und unterbanden auch da zügig Flankenversuche oder Dribblings.
Das klappt auf unserer rechten Seite noch nicht ganz so gut. Sakai kam da in Wolfsburg das ein oder andere mal zu spät, auch Rajtoral hatte damit gegen Gladbach noch seine Mühe.
Aber lieber lasse ich natürlich von außen jemanden flanken als ihn durch die Mitte richtung Tor spazieren zu lassen.


Da gab es aber in meinen Augen Variationen.
Natürlich ist es nach drei Test- und zwei Pflichtspielen noch zu früh, generelle Tendenzen rauszulesen, aber beispielsweise hat sich unser Defensivverhalten in den beiden Spielen unterschieden. Gegen Gladbach zuletzt haben wir die Außenbahnen quasi hergeschenkt, die beiden Außenverteidiger und auch die Mittelfeldspieler sind bei Ballbesitz Gladbach recht weit eingerückt und haben den Gladbachern sowohl den Lauf- als auch den Passweg nach außen Richtung Grundlinie angeboten. Das war Absicht, weil Gladbach weder über Spieler verfügt, die Flanken verarbeiten können, noch Außenspieler hat, die den natürlichen Drang zur Flanke haben (außer vielleicht Wendt). So will Favre es schließlich.
Darauf hat Gladbach oft reagiert, indem sie die Flügel überladen haben. Meistens waren außen im Ballbesitz der AV, der Flügelspieler und einer der Sechser, in der Regel Kramer. Durch die Überzahl auf den Flügeln konnte Gladbach den Ball zwar halten, aber durch unsere Kompaktheit konnte Gladbach die Zwischenlinienräume nicht bespielen, wie sie das gerne tun. Ihre Positionswechsel sind daher auch eher verpufft. Als Lösung blieb deshalb nur der Versuch der Verlagerung, aber der ist meist gescheitert, weil eben durch das Überladen der Flügel die Möglichkeit der Anspielstationen im Zentrum stark reduziert war. Also ging der Pass meistens hintenrum und von da auf den anderen Flügel, wo sich das Spiel wiederholte.

Gegen Wolfsburg standen wir breiter gefächert, aber natürlich mit den sehr geringen Abständen zwischen den Ketten. Da Wolfsburg aber Außenverteidiger besitzt, die gerne bis zur Grundlinie gehen oder auch mal aus dem Halbfeld flanken, konnten wir das denen nicht so anbieten. Daher haben wir eher auf den Flügeln defensiv Überzahlen geschaffen und so das Durchkommen bis zur Grundlinie zu verhindern versucht. Mit der Folge, dass Diego und De Bruyne oft ausgewichen sind und dann innen wieder wenig ging. Selbes Ergebnis wie gegen Gladbach, nur dass Wolfsburg hin und wieder außen durchgekommen ist und die Bälle meist flach in den Sechzehner bringen konnte. Meistens über unsere rechte Seite, zum einen weil Sakai in der ersten HZ etwas falsch stand, zum anderen weil Huszti nicht immer intensiv genug mitgearbeitet hat. Da hatten wir in einigen Szenen ein bisschen Glück, aber der grundsätzliche Plan stimmte.

Das ist in meinen Augen zur Zeit einer der größeren Unterschiede zwischen Slomka und Korkut. Slomka hat sich immer nur in Nuancen am Gegner ausgerichtet (wofür es auch sehr gute Argumente gibt), bei Korkut kommen mir die Anpassungen etwas größer vor. Aber ob dieser Eindruck stimmt, müssen wir mal in den nächsten 3, 4 Spielen beobachten. Abgesehen von den grundlegeneren Änderungen im Vergleich zu Slomka, z. B. wie die Doppelsechs steht, die Positionierung der Flügelspieler, (früher eher Freirolle Huszti, jetzt Asymmetrie mit offensiverem, linearerem Bittencourt, teilweise Einrücken von Huszti usw.)
Zitat von Jaime:
Zitat von Staatsfeind:
Wir stehen mittlerweile recht tief, die beiden üblichen Viererketten sind nah beieinander und sind darauf ausgelegt, das Zentrum möglichst dicht zu machen. Das war gerade bei Gegnern wie Wolfsburg und Mönchengladbach ganz wichtig, da dort Spieler wie de Bruyne, Raffael, Kruse, Diego usw. in der Mitte gespielt haben und so gar nicht dazu kamen, gefährliche Doppelpässe durch die Mitte zu spielen oder sich irgendwie durchzutanken.
Daher hatte das auch zeitweise etwas von Handball, also immer schön Pässe hin und her um den Sechzehnmeterraum, aber ein wirkliches Durchkommen gab es dort nie.

Ein logisches Mittel dagegen wären natürlich schnelle Seitenverlagerungen. Und da geht an dieser Stelle ein Lob an Christian Schulz und auch an Leo Bittencourt. Denn wenn der Gegner schnell auf rechts, also unsere linke Seite verschoben hat, standen die beiden da relativ schnell ihren Mann und unterbanden auch da zügig Flankenversuche oder Dribblings.
Das klappt auf unserer rechten Seite noch nicht ganz so gut. Sakai kam da in Wolfsburg das ein oder andere mal zu spät, auch Rajtoral hatte damit gegen Gladbach noch seine Mühe.
Aber lieber lasse ich natürlich von außen jemanden flanken als ihn durch die Mitte richtung Tor spazieren zu lassen.


Da gab es aber in meinen Augen Variationen.
Natürlich ist es nach drei Test- und zwei Pflichtspielen noch zu früh, generelle Tendenzen rauszulesen, aber beispielsweise hat sich unser Defensivverhalten in den beiden Spielen unterschieden. Gegen Gladbach zuletzt haben wir die Außenbahnen quasi hergeschenkt, die beiden Außenverteidiger und auch die Mittelfeldspieler sind bei Ballbesitz Gladbach recht weit eingerückt und haben den Gladbachern sowohl den Lauf- als auch den Passweg nach außen Richtung Grundlinie angeboten. Das war Absicht, weil Gladbach weder über Spieler verfügt, die Flanken verarbeiten können, noch Außenspieler hat, die den natürlichen Drang zur Flanke haben (außer vielleicht Wendt). So will Favre es schließlich.
Darauf hat Gladbach oft reagiert, indem sie die Flügel überladen haben. Meistens waren außen im Ballbesitz der AV, der Flügelspieler und einer der Sechser, in der Regel Kramer. Durch die Überzahl auf den Flügeln konnte Gladbach den Ball zwar halten, aber durch unsere Kompaktheit konnte Gladbach die Zwischenlinienräume nicht bespielen, wie sie das gerne tun. Ihre Positionswechsel sind daher auch eher verpufft. Als Lösung blieb deshalb nur der Versuch der Verlagerung, aber der ist meist gescheitert, weil eben durch das Überladen der Flügel die Möglichkeit der Anspielstationen im Zentrum stark reduziert war. Also ging der Pass meistens hintenrum und von da auf den anderen Flügel, wo sich das Spiel wiederholte.

Gegen Wolfsburg standen wir breiter gefächert, aber natürlich mit den sehr geringen Abständen zwischen den Ketten. Da Wolfsburg aber Außenverteidiger besitzt, die gerne bis zur Grundlinie gehen oder auch mal aus dem Halbfeld flanken, konnten wir das denen nicht so anbieten. Daher haben wir eher auf den Flügeln defensiv Überzahlen geschaffen und so das Durchkommen bis zur Grundlinie zu verhindern versucht. Mit der Folge, dass Diego und De Bruyne oft ausgewichen sind und dann innen wieder wenig ging. Selbes Ergebnis wie gegen Gladbach, nur dass Wolfsburg hin und wieder außen durchgekommen ist und die Bälle meist flach in den Sechzehner bringen konnte. Meistens über unsere rechte Seite, zum einen weil Sakai in der ersten HZ etwas falsch stand, zum anderen weil Huszti nicht immer intensiv genug mitgearbeitet hat. Da hatten wir in einigen Szenen ein bisschen Glück, aber der grundsätzliche Plan stimmte.

Das ist in meinen Augen zur Zeit einer der größeren Unterschiede zwischen Slomka und Korkut. Slomka hat sich immer nur in Nuancen am Gegner ausgerichtet (wofür es auch sehr gute Argumente gibt), bei Korkut kommen mir die Anpassungen etwas größer vor. Aber ob dieser Eindruck stimmt, müssen wir mal in den nächsten 3, 4 Spielen beobachten. Abgesehen von den grundlegeneren Änderungen im Vergleich zu Slomka, z. B. wie die Doppelsechs steht, die Positionierung der Flügelspieler, (früher eher Freirolle Huszti, jetzt Asymmetrie mit offensiverem, linearerem Bittencourt, teilweise Einrücken von Huszti usw.)


Ich denke, das Spiel von uns wird sich noch ändern. Allerdings erst, wenn wir das schwere Auftaktprogramm hinter uns haben.
Tayfun Korkut sagte auf der PK sinngemäß darauf angesprochen, ob die Ballbesitz-Rederei nur ein Bluff war, dass man derzeit eben gegen Gegner spiele, die selbst darauf aus sind viel Ballbesitz zu haben.
Und dass es das Ziel sei selber mehr Ballbesitz zu haben, eben um auch mal selbst für Ruhe und Verschnaufspausen zu sorgen.

Aber jetzt bin ich erst mal auf morgen gespannt. Denn Schalke hat sowohl zentrall bockstarke Spieler (Boateng, Neustädter) aber auch auf den Flügeln (Farfan) zudem noch ein Meyer, der auf beiden Positionen für viel Wirbel sorgen kann.
Wird wieder interessant, was sich Tayfun Korkut da ausgedacht hat. Ich schätze mal deinem Beitrag nach, dass das tendenziell dem Wolfsburg-Spiel ähneln wird.
So, in der Halbzeit war mir langweilig und da hab ich mal was geschrieben. Einiges davon ist vielleicht nicht richtig beobachtet, vieles fehlt vielleicht. Aber es ist auch ein Stück weit Frustbewältigung, weil ich leider einiges davon für absehbar gehalten habe... Tut mir leid, dass es so lang geworden ist, aber wer Bock hat es zu lesen, hat immerhin gut zu tun ;).
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Tuchel nahm – leider – im Vergleich zum letzten Mainzer Spiel eine Änderung vor und stellte im 4-4-2 von einer Raute auf eine leicht gestaffelte Mittelfeldkette mit zwei defensiven 6ern um. Leider, weil im Allgemeinen eine Raute, die auf eine flache Vier wie unsere trifft, zu dem Problem ständiger Unterzahlen in allen Bereichen des Mittelfelds führen kann. Doch folgerichtig stellte Mainz um, sodass sie uns mit einer weitestgehend gleichen Grundformation begegneten.
Das wiederum hatte das Kernproblem der ersten Halbzeit zur Folge: Beide Mannschaften neutralisierten sich im Mittelfeld. Zudem führten individuelle Fehler im Aufbauspiel, vor allem bei uns (Häufung bei Bittencourt, Rajtoral und Schmiedebach), sowie starke Rhythmusprobleme, hauptsächlich bei den Mainzern, zu einem etwas zerfahrenen Spiel.
Mainz presste phasenweise sehr hoch und intensiv, wobei sie manchmal in einem 4-3-3 mit Müller als flexiblerem Außenspieler und in den meisten Situationen in ihrer Grundformation agierten. Dies hatte zum Zweck, den ballbesitzenden Innenverteidiger unter Druck zu setzen. Dies gelang in Teilen gut, die unter Bedrängnis gespielten Pässe auf die Außenverteidiger oder sich freilaufenden 6er waren entweder ungenau oder ergaben keinen effizienten Raumgewinn, weil auch der nun im Ballbesitz befindliche Spieler sofort von mehreren Mainzern unter Druck gesetzt wurde.
Doch in vielen Phasen der ersten Halbzeit zog sich Mainz auch überraschend weit zurück und führte bisweilen wenig intensives Angriffspressing durch, wobei sie in so etwas ähnlichem wie einem 4-4-1-1 agierten. Unter diesen unterschiedlichen Herangehensweise litt jedoch der Mainzer Spielaufbau. Mal versuchten sie, nach Ballgewinn die Seiten zu wechseln und schnell in die Spitze zu kombinieren, mal fanden sie wegen der Neutralisation im Mittelfeld keine Anspielstationen und spielten lange Bälle. So kam Mainz in der ersten Halbzeit nicht richtig in einen Spielrhythmus.

In diesen Phasen des Spiels konnte 96 zeigen, dass sich das Ballbesitzsspiel ein gutes Stück verbessert hat. Die beiden 6er mischten im Spielaufbau gut durch, spielten mal nicht ungeschickte Seitenverlagerungen, mal gut getimte Pässe in die Tiefe. Die dort angespielten Stürmer ließen den Ball prallen, woraufhin die Seitenverlagerung folgte. Hatte Mainz dort kurze Zeit später Zugriff, konnte sich 96 durch ordentliche Orientierungen der Innenverteidiger und 6er aus diesen engeren Situationen spielerisch befreien. Generell bildeten wir einige Male gut Dreiecke und spielten sie ansehnlich durch. Dabei wirkte auch Zieler viel mit und kam auf einige Ballkontakte. In diesen Situationen fiel auf, dass die beiden Außenverteidiger im Vergleich zu den bisherigen Spielen weiter aufrückten und somit mehr Optionen im Spielaufbau boten. Wir hatten folgerichtig recht viel Ballbesitz.
Defensiv standen wir eigentlich wie immer und prinzipiell, obwohl ich zeitweise den Eindruck hatte, dass wir bei Ballbesitz Mainz etwas breiter aufgefächert standen. Wir gaben die Außen nicht so sehr frei wie beispielsweise gegen Gladbach, was dadurch bedingt war, dass Mainz mit Müller und Okazaki über Spieler verfügt, die gerne den Weg über außen in die Spitze wählen. Was jedoch nicht immer glückte, war das defensive Verhalten unserer 6er. Schmiedebach spielte geschickt wie immer und konnte trotz weniger unglücklicher Ballverluste ein paar Bälle stehlen, doch Stindl interpretierte seine Rolle noch offensiver als in einigen Phasen des Schalke-Spiels. So wurde unser Mittelfeld noch rautiger, was zu etwas zu größeren Löchern im zentralen Raum vor unserer Abwehr führte. Zum Glück konnte Mainz nur selten diese Räume nutzen, wenn Malli dort jedoch angespielt werden konnte, wurde es meist gefährlich. Mainz hatte in diesen Situationen und bei den schnellen Gegenstößen immer das gleiche Schema: Nach einem oder zwei schnellen Bällen stießen Müller, Malli oder seltener Saller mit dem Ball am Fuß schnell ins Zentrum vor, liefen auf die Abwehr zu und versuchten den Schnittstellenpass. In der ersten Halbzeit fing Hoffmann einige dieser Bälle gut ab, sodass das Hinterlaufen der Abwehr von Okazaki oder Müller nichts einbrachte. Die Abfolge aus gelungenen, aber ineffektiven Kombinationen von 96, Ballverlust, Versuch des schnellen Umschaltens durch langen Ball oder Sprint und Schnittstellenpass, Abfangen durch 96, wiederholte sich in der ersten Halbzeit einige Male.
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Darauf reagierte Tuchel in der Halbzeitpause gut. Er ist leider einer der besseren Bundesligatrainer was Anpassungen im Spiel betrifft. Durch die Einwechslungen von Koo und Choupo-Moting und der daraus folgenden Umstellung auf ein 4-2-3-1, was zweitweise im Pressing ein 4-3-1-2 war, stärkte Mainz seine Präsenz im zentralen Bereich und konnte die dort immer noch zeitweise entstehenden Räume besser nutzen. In die Karten spielte ihnen dabei ihre Fluidität, da Koo, Müller und Malli in der Offensive eigentlich alle Positionen besetzen können. Folgerichtig fiel auch das Mainzer Tor relativ bald nach der Halbzeit auf die oben beschriebene Weise. Wir verloren den Ball, Mainz passte schnell in die Mitte, wo Müller mit Dampf auf die Abwehr zulief, den Ball zwischen den Innenverteidigern durchsteckte und Malli vor Zieler einschieben konnte. Das Schema war abzusehen, aber auch so wäre das Tor zu verhindern gewesen. Warum Schulz keine Lust hatte, zusammen mit Hoffmann und Marcelo aufzurücken und Malli ins Abseits zu stellen, bleibt jedoch sein Geheimnis.
Die personelle Dominanz der Mainzer im Mittelfeld machte es zudem einfacher, im Pressing Überzahlen zu schaffen und die Passwege auf unsere Stürmer zuzustellen. So lief der Ball bei 96 meist von einer auf die andere Seite, ohne großartigen Raumgewinn mit sich zu bringen. Unsere Außenverteidiger schalteten sich nach wie vor offensiv stärker ein als zuletzt, was auch an der Einwechslung Pribs und der Auswechslung Schulzens lag. Schlaudraff spielte wie ein tief stehender Spielmacher, hatte zwei, drei gute Pässe auf die außen dabei, konnte aber auch keine Blockaden im letzten Drittel lösen. Dieses Problem deutete sich letzte Woche bereits an und setzte sich heute fort. Nicht nur der letzte Pass fehlte, sondern oft auch der vorletzte. Die Standards waren gelinde gesagt durchweg Müll, daher konnten wir auch auf diese Weise keine offensive Gefahr entfachen. Generell fehlten in der zweiten Halbzeit bei uns die Struktur im Spiel nach vorne und die defensive Grundordnung. Mir fiel noch auf, dass Huszti extrem nach innen zog bzw. sich vorrangig dort aufhielt und versuchte, von dort das Spiel stärker zu beeinflussen, und den linken Flügel überlud. Im Gegensatz zur ersten Halbzeit war in meinen Augen Rudnevs besser ins Spiel eingebunden als Diouf, viel bewirken konnten aber beide nicht. Ich kann das aber auch nicht genau beschreiben, weil ich über die gesamte zweite Halbzeit hinweg Probleme mit der Internetverbindung hatte. Falls also jemand was zur zweiten Halbzeit sagen kann und möchte, bitte gerne. Im Ticker steht wir hatten noch eine richtig gute Chance, auch das zweite Mainzer Tor habe ich nicht gesehen. Aber da wir schon um offensive Akzente bemüht waren (logischerweise), vermute ich mal, dass es ein Konter nach dem üblichen Schema war, aber letztlich sowieso bedeutungslos.
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Mein Fazit: Erste Halbzeit defensiv einigermaßen stabil, aber mit selbstverursachten Räumen für Mainzer Konter. Offensiv bis ins letzte Drittel für unsere Verhältnisse gut, aber ohne Durchschlagskraft. Durch die Umstellungen von Mainz die Spielkontrolle verloren, dummes und unnötiges Gegentor kassiert. Dann bemüht, noch einen Punkt zu holen, im Angriffsspiel die gleichen Probleme wie in der ersten Halbzeit gehabt, generell anscheinend die Struktur verloren, Mainz immer wieder Platz zum Kontern gegeben und die Dominanz im Mittelfeld verloren (die wir so nicht hatten, aber egal). Was die Fähigkeit, taktisch umzustellen, für enorme Vorteile mit sich bringt, hat uns -mal wieder- Tuchel heute gezeigt. Ich hoffe, dass wir nächste Saison in dieser Hinsicht mehr Möglichkeiten haben (hat mir auch schon unter Slomka nicht gefallen, aber Korkut will ja flexibler und variabler spielen, also besteht Hoffnung).

Lichtblicke: Hoffmann wird in der IV immer besser und war in meinen Augen unser mit Abstand bester Feldspieler. Das Ballbesitzspiel wird immer besser, nützt uns aber noch nichts, weil wir die Verbindung in die torgefährlichen Zonen nicht hinkriegen. Und Zieler ist wieder in Nationalmannschaftsform. Hervorragend antizipiert, zeitweise hoch mitgespielt (fast Torwartkette!) und konnte endlich mal einen schwierigen Ball halten, bei dem er rumfliegen musste. Macht er eben nur, wenn ers muss.
Wir sind eben noch in einer Übergangsphase. Da müssen wir jetzt wohl einfach irgendwie durch und möglichst viele Punkte mitnehmen. Gewinnen wir halt nächste Woche... ;)
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Jaime am 14.02.2014 um 23:11 Uhr bearbeitet
Mein Gott, ich danke dir, dass du uns zu beginn der Rückrunde 6 Punkte geschenkt hast. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir diese 2 Spiele auch verloren hätten. Für die nahe Zukunft hast du uns ja einige schwere Prüfungen auferlegt, die wir wohl kaum stemmen können. Weiterhin danke ich dir, das du Eintracht Braunschweig, Bremen, Freiburg und als Sahnehäubchen Hamburg erschaffen hast. Ohne die müssten wir noch mehr Angst haben um unser Dasein haben.
Ein bisschen böse bin ich allerdings schon auf dich. Gaukelst uns Leichtgläubigen vor, es hätte sich was getan in unserer Mannschaft. Aber heute hast du uns deine wahre Fratze gezeigt. Hinterlist ist wohl deiner 2ter Vorname.
Nichts hat sich verändert.
Nun gut, ich verzeihe dir. Vielleicht denkst du wir hätten diese Bürde verdient, da wir glaubten, dass nach 2 erfolgreichen Jahren nur noch Honig und Milch fließen würden. Aber glaubst du nicht auch 1,5 Jahre Strafe reichen ?
Ok, Undankbarkeit ist ein schlechter Wegbegleiter. Aber bitte, bitte mach, dass 3 von den oben stehenden am Ende hinter uns sind.
Danke
Mir war schon wieder - wie man an der überbordenden Länge des Beitrags erkennt - sehr langweilig. Aber so langweilig, auf die einzelnen Phasen des Spiels einzugehen, dann doch nicht. Deshalb ist das eher eine Betrachtung der allgemeinen Aspekte des Spiels geworden. So Sachen wie Tore und Auswechslungen interessieren mich einfach nur bedingt ;). Das kann man insgesamt vermutlich anders sehen, aber im Rahmen meiner Möglichkeiten ist das meine Beobachtung und Interpretation.
Das interessanteste steht eigentlich im vierten Absatz.
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96 begann bedingt durch die Verletzungen von Diouf, Sobiech, Rudnevs und wegen der Sperre Andreasens stark verändert im Vergleich zu den Vorwochen. Jedoch wurden diese Ausfälle positionsgetreu kompensiert (bzw. zu kompensieren versucht), die grundsätzliche Ausrichtung und Grundformation änderte sich dadurch nur geringfügig (wie immer).
In die Viererkette kehrte links Pocognoli zurück, sie stand grundsätzlich wie in den letzten Wochen zu beobachten war in einigen Situationen relativ hoch (da ginge noch mehr), im Spielaufbau allerdings eher tief. In der Mittelfeldkette bildeten Schmiedebach und Sané die Doppelsechs, während Prib links und Stindl rechts aufgestellt waren. Somit wurden die Flügel nicht invers besetzt, was darauf hindeutet, dass Korkut dies eher wegen/ für Huszti eingeführt hat. Generell wirkte die Staffelung im Mittelfeld – wohlgemerkt in der Offensive – etwas ausgeprägter als sonst. Bei Ballbesitz der Dortmunder zogen sich Abwehr und Mittelfeld jedoch wie gewohnt zu zwei relativ engen Ketten mit geringen Abständen zusammen, die Außenbahnen wurden dabei (nicht nur wie üblich ballfern) weitestgehend freigelassen (ballnahe Außen aber nicht so extrem verwaist wie beispielsweise gegen Gladbach). Durch die Personalsorgen bedingt bildeten Huszti und Bittencourt den Sturm. Zwar mag man das graphisch als 4-4-2 abbilden, diese Formation war aber nur phasenweise bei gegnerischem Ballbesitz im (mäßig intensiven) Pressing zu beobachten. Bei eigenem Ballbesitz oder auch bei hohem Pressing (eher selten) spielte Huszti meist tiefer als Bittencourt. Er beschränkte sich dabei jedoch nicht auf die zentralen Räume, sondern wich oft aus und bildete je nach Situation Gegenpole zu Bittencourts Bewegungen oder überlud bewusst mit ihm gemeinsam die Flügel. Bittencourt selber war jedoch auch alles andere als ein statischer Zentrumsspieler, sondern ließ sich ebenfalls oft als Anspielstation fallen und besetzte flexibel die Halbräume und Flügel. Auffällig war allerdings, dass (wenig überraschend) Huszti in seiner Positionierung einen relativ starken Linksfokus aufwies. Auch Bittencourt bewegte sich tendenziell in der linken vertikalen Spielfeldhälfte, sodass das gesamte 96-Angriffspiel in der ersten Halbzeit einigermaßen asymmetrisch ausgeprägt war. Stindl war dementsprechend relativ zentrumsorientiert (ist er aber immer wenn er im RM spielt), die in seinem Rücken entstehenden Räume versuchte Sakai gelegentlich zu nutzen. Generell waren Sakai und Pocognoli deutlich offensiver ausgerichtet als noch in den ersten Spielen unter Korkut, was eine erfreuliche Entwicklung in den letzten Wochen weiter fortsetzt.

Dortmund begann ebenfalls mit leichten Änderungen in der Anfangsformation. Für den verletzten Schmelzer begann als linker Verteidiger Durm, der die Rolle aber weitestgehend ähnlich wie Schmelzer interpretierte (starkes Einrücken, extrem hohes Stehen im Spielaufbau, insgesamt offensiv orientiert). Im Zentrum spielten defensiv Sahin und Kirch, die Flügel wurden nominell von Großkreutz links und Hofmann (rechts) bespielt. Mkhitaryan besetzte den zentral offensiven Raum, Lewandowski stürmte. Aber auch hier war die Anfangsformation wenig aussagekräftig. Im Defensivverhalten stand Dortmund meist relativ hoch und noch am ehesten in einem 4-2-3-1, jedoch unterstützte Mkhitaryan Lewandowski oft in vorderster Linie und stellte sehr intelligent Passwege in den zentralen Bereich zu. Bei eigenem Ballbesitz machte der BVB das Spiel oft selber eng, jedoch mit der Option mit wenigen Pässen (oder einem langen) die so frei gelassenen Räume zu nutzen. Wie in den letzten Wochen öfter zu beobachten orientierte sich Lewandowski stark in den linken Halbraum. Diese Bewegung versuchte Hofmann auszugleichen und rückte relativ stark auf, aber nur selten wirklich -ein. Mkhitaryan ließ sich mal relativ weit fallen, mal rückte er bewusst weiter vor, um es Hannover zu erschweren, Kompaktheiten herzustellen. Im Spielaufbau formierte sich Dortmund wie gewohnt mit sehr hoch stehenden Außenverteidigern, breit aufgefächert in der Innenverteidigung und mit einem stark aber zentral abkippenden Sahin. Dieses Fallenlassen in die defensive Zentrale war in letzter Zeit oft ein Problem für das Dortmunder Spiel, weil Sahin so bisweilen eher Räume tötet als sie bespielbar zu machen und keine größere Dynamik erzeugen kann. Er nahm sich – mein Eindruck – heute auch ein bisschen stärker dabei zurück, aber wurde auch oft fast mannorientiert von Stindl verfolgt, sodass er sich eher vom Ball entfernte. Die beiden Innenverteidiger spielten wie gewohnt relativ viele hohe lange Bälle auf Lewandowski oder versuchten vertikale Pässe auf Mkhitaryan oder die Außenspieler. Hierbei wurde öfter Durm eingebunden als Piszczek. Zusätzlich zu Lewandowskis Linksfokus war interessanterweise also auch das Dortmunder Ballbesitzspiel von Asymmetrie geprägt. Hofmann und Piszczek hatten dementsprechend wenige Ballkontakte.

In der Anfangsphase konnte sich keine Mannschaft große Vorteile erarbeiten, es entstanden dafür aber enorm viele Zweikämpe im Mittelfeld. Die Anbindung an die Offensive war auf beiden Seiten etwas problematisch, Dortmund versuchte es mit bewusster Raumverknappung und teilweise flügellastigen Angriffen. Im letzten Drittel war Dortmund allerdings bestrebt, Mkhitaryan oder Lewandowski in Szene zu setzen. Dies gelang eher selten, weil 96 erneut großen Wert auf zentrale Kompaktheit legte und insbesondere Schmiedebach schnell entstehende Lücken erkannte und schloss. Sané hatte bedingt durch seine extrem langen Gliedmaße größere Probleme, sich in diesen engen Räumen zu behaupten. Etwas unglücklich fand ich, dass Schmiedebach rechts und Sané links agierten. Wegen Lewandowskis bekannter Linksorientierung und den auf ihn gespielten langen Bällen hätte Sané als Kopfballspieler vermutlich eine bessere Rolle spielen können. Im Spielaufbau fiel er eher durch Lässigkeiten und leichte Ungenauigkeiten auf. Die generell kompakte und abwartendere Ausrichtung Hannovers beugte außerdem den gefährlichen Situationen vor, in denen Mkhitaryan mit dem Ball am Fuß Tempo aufnimmt und Schnittstellenpässe spielen kann.

Defensiv machte Hannover somit wenig falsch. Offensiv allerdings führten auch einige gefällige Kombinationen über mehrere Stationen nicht zu großen Torchancen. Obwohl für sich betrachtet keiner der Offensivspieler schlecht spielte (Prib fiel etwas ab), konnten sie kollektiv nur wenige zwingende Chancen kreieren. Dies lag (in meinen Augen) daran, dass das Angriffspiel nicht an die personelle Situation angepasst wurde. Oftmals verliefen die Angriffe im Ansatz gar nicht schlecht: Aus dem Zentrum heraus wurde mit wenigen Pässen durch die Halbräume im letzten Drittel auf die Flügel gespielt, auf dem Weg dorthin waren sowohl Positionswechsel als auch Dreiecksbildung zu sehen. Doch dort angekommen wurde der Ball fast schon reflexhaft in die Mitte zu spielen versucht (egal ob hohe Flanke oder flacher Pass hinter die Abwehr). Dieses Muster ist sowohl nach dem schnellen Umschalten, als auch bei ruhigerem Angriff aus eigenem Ballbesitz heraus zu erkennen gewesen. Mit Bittencourt und manchmal Huszti ist im offensiven Zentrum aber zu wenig körperliche Präsenz vorhanden, um gegen Spieler wie Sokratis oder Hummels mit nur wenigen Ballkontakten zu vielversprechenden Abschlüssen zu kommen. Zum einen sind sie körperlich im Zweikampf unterlegen (vor allem Bittencourt), zum anderen sind sie nur bedingt Typen, die nach wenigen Ballkontakten zum Abschluss kommen, und vor allem war durch ihre vielen ausweichenden Bewegungen gelegentlich auch einfach eine faktische Nicht-Besetzung der torgefährlichen Räume zu verzeichnen. Die Spielweise, die mit Spielertypen wie Diouf, Rudnevs und Sobiech extrem effektiv sein kann, ist mit Bittencourt und Huszti das genaue Gegenteil. Dieser Eindruck wird auch durch die Statistik bestätigt: Im gesamten Spiel schlug 96 16 Flanken. Dortmund, die eigentlich mit Lewandowski einen potentiellen Verwerter hätten, nur zwei.
Aber natürlich kann man auch mit zwei flexiblen und beweglichen Stürmern zu Torchancen kommen und Tore erzielen. Dazu muss aber die Angriffsstruktur geändert werden. Leider klappte das nur einmal. Und das in der 88. Minute. Ein Angriff wie oben beschrieben, doch statt den Ball verfrüht wieder ins Zentrum bringen zu wollen, wurde in Ballnähe Überzahl geschaffen, bis zur Grundlinie durchgegangen und der Ball flach zurückgelegt. Eine der zahlreichen weiteren Möglichkeiten wäre, die Beweglichkeit der Stürmer dazu zu nutzen, größere Abstände in die gegnerische Abwehr zu reißen, die Stürmer als flexible Wandspieler (schwimmende Neun) zu nutzen und über einrückende Flügelspieler zum Abschluss zu kommen. Aber Huszti wäre wohl der einzige, der das gut spielen könnte (dann müsste Prib dessen Rolle als Stürmer übernehmen).

Die Auswechslungen führten auf beiden Seiten zu keinen großen Umstellungen. Nach dem zweiten Tor stand Dortmund eher in einem 4-5-1 mit dem nachvollziehbaren Bestreben, sicher zu stehen und 96 zu hohen und manchmal langen Bällen zu zwingen. Reus übernahm weitgehend Lewandowskis Rolle, interpretierte sie nur noch beweglicher und wirkte durch seine tiefere Positionierung stärker auf das Dortmunder Angriffspiel.
Ya Konan, offensichtlich noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, stellt keinen Spielertypen wie Rudnevs oder Diouf dar. Auch er wich oft aus, strahlte dennoch mehr Torgefahr aus als beispielsweise Huszti (Ebenso interessante wie bezeichnende Heatmap übrigens. Lohnt sich, die mal anzugucken).
Zu der Entstehung der Tore ist zu sagen: Nach einem Eckball passiert sowas oft, wenn man den ersten Ball nicht herauskriegt. Und als Sakai kann man gegen Papastathopoulos auf jeden Fall ein Kopfballduell verlieren. Beim zweiten Tor wurde deutlich, wie gedankenschnell und strategisch unfassbar gut Mkhitaryan ist und dass Lewandowskis Linksorientierung Früchte tragen kann. Und, dass es nicht schadet, hin und wieder mal einen Zweikampf im Strafraum zu gewinnen. Vielleicht. Wenn einer Bock hat. Das dritte Tor zeigt eigentlich in Bezug auf Mkhitaryan nur das gleiche wie das zweite.
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Fazit: Defensiv wenig Fehler gemacht, die aber alle auf die Sekunden vor dem 2-0 verteilt. Damit war das Spiel gelaufen, Dortmund stand danach defensiv in Überzahl und war körperlich in den entscheidenden Zonen überlegen. Offensiv sitzen die Abläufe und Muster einigermaßen gut, das Ballbesitzspiel ist mittlerweile recht ordentlich, beides ist jedoch ohne einen klassischeren Stürmertyp wenig erfolgversprechend. Perspektivisch kann man mit den beweglichen Spitzen definitiv so spielen, weil es einem sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Dazu muss die Angriffsstruktur aber stärker angepasst werden. Das System und die Abläufe beizubehalten und verletzte Spieler positionsgetreu durch Spieler zu ersetzen, die ganz andere Voraussetzungen und Bewegungsmuster mitbringen, kann gegen individuell überlegene Gegner nicht funktionieren. Insgesamt war der Dortmunder Sieg in der Entstehung nicht unbedingt verdient, in der Endbetrachtung aber auf jeden Fall berechtigt. Aber es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, weil es ganz normal ist, dass diese offensiven Abläufe (die mittlerweile einfach in der 96-DNA verankert sind) nicht in der kurzen Zeit herauszukriegen sind. Erstmal kommt Rudnevs ja zurück, und für die Zeit danach (flexibleres, ballbesitzorientierteres Spiel) konnten wir jetzt schon ein paar Erfahrungen sammeln.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Jaime am 22.03.2014 um 22:23 Uhr bearbeitet
Kinder, frohlocket, es folgt wieder ein viel zu langer und in weiten Teilen von Redundanz geprägter Beitrag, in dem ich darlege, was ich beobachtete und vor allem mir einbilde beobachtet zu haben. Falls ihr also mal zwei Stunden lang nix zu tun habt...:
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Die Ausgangslage: Stuttgart hat sich seit der Übernahme durch Stevens in vielen Bereichen signifikant stabilisiert. Das klassische Stevens-Denken der defensiven Stabilität wurde in den letzten Spielen immer wieder gut umgesetzt, was man in Deutschland klassischerweise als unerlässlich für den Abstiegskampf ansieht. Wer im Abstiegskampf offensiv agiert, wird gefeuert.
Darüber hinaus hat Stevens die durch Kvists Abgang hervorgerufene Lücke im defensiven Mittelfeld durch die Paarung Gentner/Gruezo einigermaßen schließen können. Mit Traoré, Harnik und Werner besitzt der VfB zudem über eine auf Grund ihrer Dynamik (Traoré und Werner) und ihre Robustheit gepaart mit Abschlussfähigkeiten (Harnik) eine vielversprechende Offensivbesetzung, die durch zwei sehr kreative und spielstarke Spieler (Didavi, Maxim) relativ variabel ergänzt werden kann. Für die vorderste Position hätte Stuttgart mit Abdellaoue einen Stürmer, der die Temperaturanzeige eines handelsüblichen Gefrierfachs sprengt, mit Ibisevic einen robusten und Abschlussstarken Universalisten sowie mit Cacau einen spielstarken Alleskönner. Stuttgart könnte rein personell gesehen also wirklich schöne Dinge in der Offensive anstellen und tat dies in den letzten Spielen in Phasen auch. Vornehmlich lebten sie dabei von schnellen Umschaltsituationen und dynamischen Kombinationen.
Grundsätzlich musste 96 dieses Spiel nicht unbedingt gewinnen, um den Klassenverbleib auch rechnerisch sicherstellen zu können. Stuttgart hingegen durfte alleine auf Grund des Restprogrammes unter keinen Umständen verlieren. Alleine diese Ausgangslage ließ einiges an Vermutungen über ein zähes, eher unansehnliches Spiel zu.
Und es geschah. Jedenfalls wenn man es so sehen möchte.
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Ausrichtungen und die erste Halbzeit:
96 begann durch Sperren bedingt mit leicht veränderter Anfangsaufstellung. Vor der unveränderten Viererkette und dem 6er-Päärchen Schmiedebach/Andreasen spielten zu Beginn auf der linken Seite Schlaudraff, auf der Gegenseite begann Huszti (wie zu Beginn von Korkuts Amtszeit also inverse Flügelbesetzung). Stindl spielte wie zuletzt „hauptsache vorne“, Ya Konan war scheinbarer Alleinunterhalter im Sturm. Formativ kann man somit von einem 4-2-3-1 sprechen, wenn man möchte.
Die Gäste aus Stuttgart wählten dieselbe Grundformation. Die offensive Dreierreihe wurde durch Traoré auf dem rechten Flügel (dasselbe Prinzip wie bei 96), Harnik links und Didavi im Zentrum gebildet. Cacau gab den Stürmer, Ibisevic saß wie bereits in der Vorwoche auf der Ersatzbank.

Wenngleich die Formationen sich auf dem Spielberichtsbogen gleichen mögen, war in den unterschiedlichen Phasen des Spiels einiges an Unterschieden zwischen den beiden Mannschaften festzustellen. Das Stuttgarter Pressing war von Beginn an etwas zurückhaltender. Sie attackierten eher mäßig intensiv erst kurz vor oder manchmal sogar erst knapp hinter der Mittellinie. Sie taten dies dabei oft in einer 4-1-3-2-Formation. Diese kam zustande, da Gentner nach vorne schob und Didavi ihm dies gleich tat. Situativ rückte Didavi auch auf die rechte Seite, sodass Traoré neben Cacau den Spielaufbau Hannovers zu stören versuchte. Gruezo besetzte alleine die zentralen Räume vor der eigenen Abwehr und tat dies mit der Grazilität eines alten Kühlschranks. Aber sehr effektiv. Dasselbe Bild ergab sich in einigen weniger häufigen Situationen, in denen Stuttgart bei Ballbesitz Hannover im 4-1-4-1 formiert war. Wesentliches Merkmal der Stuttgarter Defensivordnung war wie zu erwarten jedoch die stark ausgeprägte Kompaktheit. Sowohl die Abstände zwischen den einzelnen Reihen, als auch die horizontalen Abstände zwischen den einzelnen Spielern waren sehr gering.
Hannover 96 dagegen verzichtete auf solche Mätzchen und presste bei Stuttgarter Ballbesitz ganz klassisch in einem 4-4-2 mit Stindl und Ya Konan in vorderster Reihe. Insgesamt drückte 96 dabei in der Anfangsphase der ersten Halbzeit ein gutes Stück höher als die Gäste. Es war somit ein etwas höheres Mittelfeldpressing als bei uns üblich zu erkennen. Dennoch liefen Stindl und Ya Konan situativ die beiden Stuttgarter Innenverteidiger aggressiv an. Dies geschah vor allem in Situationen, in denen die beiden Außenverteidiger sehr weit aufgerückt und das Zentrum zugestellt waren. Man erhoffte sich wohl so, die beiden nicht besonders spielstarken Innenverteidiger zu langen Bällen, oder noch besser zu Fehlpässen, zu zwingen. Im Gegensatz zu den Stuttgartern gab es im Hannoverschen Pressing keine signifikanten Variationen.

Der Spielaufbau bei 96 erfolgte oft in einem 4-2-3-1-artigen Konstrukt, wobei sich Stindl und Schlaudraff oft ballorientiert bewegten. Bei eigenem Ballbesitz (und leider auch manchmal bei BB Stuttgart) war das 96-Spiel in den ersten 15, 20 Minuten von einer gewissen Asymmetrie geprägt: Huszti agierte relativ stark aufgerückt und nach innen orientiert, bisweilen entstand dadurch unfreiwillig sogar eine 4-3-3-Struktur. Schlaudraff hingegen agierte auf der gegenüberliegenden Seite sehr weit zurückgezogen. Dies wirkte sich in zweierlei Hinsicht sehr positiv auf das Hannoversche Spiel aus: Zum einen war es so sehr einfach, Schlaudraff in die Kombinationen im Spielaufbau einzubinden, zum anderen hielt sich so immer ein zusätzlicher Spieler in Traorés Nähe auf. Er wurde in dieser Phase des Spiels dadurch nur sehr wenig angespielt und konnte nicht richtig seine Schnelligkeit und seinen Zug zum Tor ausleben.
Doch mit diesem Zustand gingen auch die größten Probleme der Anfangsphase einher: Der Raum in Husztis Rücken war oft verwaist. Stuttgart war nach einer Balleroberung bemüht, möglichst frühzeitig auf den linken Flügel zu spielen. Dort konnten sie wegen Husztis Abwesenheit sehr leicht überladen und ihre Überzahl einfach durchkombinieren. Entweder folgte von dort eine Seitenverlagerung auf den einrückenden Traoré oder der Pass auf den Entgegenkommenden Cacau. Nach demselben Muster erspielte sich Stuttgart ihre im Ansatz relativ guten Chancen in der ersten Halbzeit, blieb jedoch nicht unfassbar gefährlich.
Doch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit stabilisierte sich Hannover glücklicherweise. Huszti stand nun deutlich tiefer und agierte im Mittelfeldverbund disziplinierter. Der VfB konnte so nicht mehr so dynamisch aus der Tiefe über die Flügel kombinieren und zum Abschluss kommen. Generell presste 96 nicht mehr so intensiv in vorderster Reihe, was eine deutlich gesteigerte Kompaktheit der gesamten Mannschaft in der Defensive zur Folge hatte.
Die Probleme verlagerten sich ärgerlicherweise nun auf die andere Seite, das Muster blieb dasselbe: Pander zeigte bei seinen wenigen Versuchen, sich in die Offensive einzuschalten, sehr ungeschickte Laufwege, sodass er als Anspielstation nicht wirklich zur Verfügung stand. Oder, was häufiger vorkam, er spielte im zweiten Drittel inspirationslose hohe Diagonalpässe. Diese kamen aber meist nur bis zum nächsten Gegenspieler, auch seine Flachpassversuche landeten zu oft bei einem Stuttgarter. Somit war nun der Raum auf dem linken Flügel offen und Stuttgart konnte diesen ein paar Mal im Konteransatz bespielen. Die Absicherung dieser Räume musste Schulz alleine übernehmen, was er ein, zwei Mal zum Glück sehr geschickt löste. Auch auf der rechten Seite gab es noch phasenweise Ballverluste, doch durch Husztis tiefere Position und Sakais Schnelligkeit brachten diese keine Gefahr mehr.
Auffällig war im Spielaufbau Hannovers, dass Marcelo nahezu alle seiner Pässe auf Sakai oder den sich fallen lassenden Huszti (oder Stindl) spielte. Schulz hingegen spielte einige starke Pässe in die Tiefe und konnte damit den Stuttgarter 3er- oder 4er-Block knacken, an dem 96 in der ersten Halbzeit nur selten vorbeikam. Dort fand er einige Male Schlaudraff, der sich im zweiten Drittel stark ins Zentrum orientierte, während Stindl dann den rechten Raum besetzte. Von dort konnte Schlaudraff seine Stärke zumindest andeuten, indem er mit dem Ball am Fuß zwischen den Linien auf die Abwehr zulief und einen überraschenden Pass in die Spitze versuchte.
Die beiden 6er wechselten sich im Spielaufbau im Abkippen ab und schafften dadurch immerhin eine zusätzliche Anspielstation, wenn 96 die erste Stuttgarter Reihe nicht durchbrechen konnte. Raumgewinn entstand dadurch jedoch selten. Gelegentlich stieß Sakai linear bis zur Grundlinie durch und konnte sich dort nahezu immer durchsetzen. Dieses Mittel hätte man gerne öfter einsetzen dürfen, jedoch birgt es die bereits erwähnte Gefahr des Stuttgarter Flügelkonters.

Hervorzuheben ist allerdings die Rolle Andreasens nach einem Hannoverschen Ballgewinn. Wurde der Ball im Zentrum oder in den Halbräumen erobert, kam er sehr oft zu Andreasen, der es trotz Drucks mehrerer Stuttgarter immer wieder schaffte, auf den gegenüberliegenden Flügel zu spielen. Dort war auf Grund des Einrückens der Stuttgarter Flügelspieler viel Platz, den vor allem Sakai zu nutzen wusste. Andreasen verlor in solchen Situationen nicht ein einziges Mal den Ball und trotzte dem Stuttgarter Gegenpressing stark. Diese Umschaltmomente konnten so im Ansatz gut genutzt werden, doch Stuttgart fand recht schnell wieder in die Ordnung, sodass die Kontermöglichkeiten auf Seiten von 96 nur selten bis in die Spitze fortgeführt werden konnten. Ergänzt wurde dieses Bestreben durch einzelne überraschende Tiefensprints durch Andreasen und Schulz, die auf diesem Wege ebenfalls versuchten, den Spielaufbau bis ins Mittelfeld zu erleichtern. Schmiedebach, der insgesamt eher in den rechten Halbraum orientiert war, besetzte die möglicherweise gefährlichen Räume und gab Andreasen im Spiel nach vorne so ein paar Freiheiten.
Die Ballzirkulation war in den letzten zwanzig Minuten der ersten Halbzeit auf Seiten von 96 gar nicht schlecht. Wie gesagt war es problematisch, in die Zentrale zu spielen. Doch bei den Versuchen, über die Flügel und durch das Entgegenkommen der offensiveren Spieler in den Angriff zu gelangen, passierten wenige Fehler. Stuttgart hatte kaum Möglichkeiten, sich den Ball zu erobern, konnte sich aber auf die grundsätzliche Stabilität verlassen. Die Schwaben hatten in der ersten Halbzeit möglicherweise die etwas besseren (weniger schlechten) Torabschlüsse, diese resultierten jedoch meistens nach vermeidbaren Fehlern von 96. Ohne die Ballverluste und offenen Räume auf den Flügeln wäre 96 noch weniger in Gefahr geraten.
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Anpassungen und die zweite Halbzeit:
In der zweiten Halbzeit änderte sich an den grundsätzlichen Mechanismen der ersten Halbzeit wenig bis nichts. Die Formationen in Angriff und Pressing waren weitgehend unverändert. Verletzungsbedingt hatte 96 in der ersten Halbzeit bereits Rudnevs für Ya Konan bringen müssen. Rudnevs agierte zunehmend als Zielspieler für Anspiele in die Tiefe und legte den Ball des Öfteren auf Stindl oder seltener Andreasen ab. Huszti und Schlaudraff tauschten darüber hinaus in der Halbzeit die Seiten, sodass der Linksfuß Huszti nun meistens wieder auf seiner angestammten Position spielte. Rudnevs war insgesamt logischerweise weniger ausweichend und beweglich als Ya Konan. Er wurde oft als Wandspieler eingebunden und ließ sich dafür gelegentlich fallen. In diesen Situationen war Stindl, ehemals 6er, der am höchsten positionierte 96er. So entstand auch die beste Chance für Hannover und möglicherweise des ganzen Spiels: Ein Pass auf Rudnevs wurde von diesem verlängert und von Stindl aufgenommen, der durch die Abwehr stechen konnte und zum Abschluss kam (88. Minute).
Stuttgart versuchte bisweilen, etwas stärker das Zentrum zu bespielen, kam dabei jedoch auch meist von einem der beiden Flügel. Wie in der ersten Halbzeit bereits zu sehen wurden von beiden Mannschaften einige hohe, lange Bälle eingestreut. Diese waren ein legitimer Versuch, die kompakten Zonen auf beiden Seiten zu überspielen und in torgefährlichere Gefilde zu gelangen.
[Ich habe mir während des Spiels ein paar Notizen gemacht und zitiere mich in einem Punkt jetzt mal selbst (Emotionen und so… Ist nicht persönlich gemeint, aber fasst sehr prägnant zusammen, was ich auch anders formulieren könnte): „Weiter scheiße: Pander“]
Ansonsten gab es noch eher unwichtige Kleinigkeiten zu sehen: Situative Mannorientierung Schmiedebach-Traoré, nach wie vor hervorragende Herausrückbewegungen durch Schulz, die zu Ballgewinnen führten, eine eher tiefere Rolle Andreasens, gelegentlich Schmiedebach der offensivere der beiden.

Die Einwechslungen bewirkten auf beiden Seiten wenig. Hinter der Einwechslung Werners stand der Gedanke, die Stärken des Stuttgarter Spiels der ersten Halbzeit wiederzubeleben. Werner sollte dynamisch die Linien entlang sprinten und den recht beweglichen Zielspieler Harnik mit Zuspielen bedienen. Dies gelang in Ansätzen in einzelnen Szenen, ohne Gefahr zu erzeugen. Sulejmani kam für Schlaudraff, was zunächst positionsgetreu ausgelegt wurde. Später tauschten dann Sulejmani und Huszti die Seiten. Insgesamt hatte Sulejmani ein paar Ballkontakte, ohne wirklich eingebunden zu sein. Man merkte ihm seine Nervosität (ich nehme an, dass es das ist) an Hand einiger weniger technischer Probleme an. Maxim agierte etwas höher als der für ihn ausgewechselte Didavi, ließ sich aber oft auf den linken Flügel fallen. Die Absicht war die gleiche wie zuvor, aber ebenso wenig effektiv.
Insgesamt kann man die zweite Halbzeit unter dem ausgelutschten Begriff der „Neutralisierung“ zusammenfassen. Auf beiden Seiten war wenig Dynamik auszumachen, Kombinationen bestanden so gut wie nie aus vielen Stationen und wurden, vor allem auf Seiten Hannovers, immer wieder durch Fehlpässe unterbrochen. Die zweite Halbzeit war also insgesamt eher träge und fehlerbehaftet.
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Fazit:
Es war ein Spiel, wie man es hätte erwarten können. Doch auf beiden Seiten hätte es auch Überraschungen geben können, sodass beide wohl mit dem Punkt leben können. Stuttgart mag gefährlicher gewirkt haben, war strategisch aber nicht unbedingt als überlegen anzusehen. Vielmehr nutzten sie die größtenteils unerzwungenen Hannoverschen Fehler in Ansätzen gut, konnten sie jedoch nur selten zu Ende ausspielen. Auf der anderen Seite galt, dass Hannover nur schwer das Zentrum im Spielaufbau nutzen konnte, jedoch bei wenigen Aktionen von Schlaudraff vor der Abwehr oder über die Flügel ebenfalls vielversprechende Positionen erarbeitete. Der Abschluss war auch hier oft wenig ertragreich.
Gut war immerhin: Andreasen kann doch umschalten, und das sehr gut. Und Schulz ist immer da. Ist doch was…
Konnte das Spiel gestern leider nicht gucken, aber dank diesem Post brauche ich nicht mal mehr eine Zusammenfassung. Großes Lob !
Vielleicht hat Meister Wolke doch noch Gnade mit dir. ;)
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