Hasan Salihamidzic

Wie kommst du auf die Idee, dass ich neutral klingen will? Allerspätestens bei meiner Wertung sollte es klingeln, dass ich der Personalie sehr kritisch gegenüberstehe und die Beförderung für eine der größten Fehlentscheidungen halte, die aber ziemlich gut zur Abkehr vom Leistungsprinzip auf vielen Ebenen des Clubs passt und sinnbildlich für den Morast aus Vetternwirtschaft steht, der sich in den letzten Jahren zunehmend ausgebreitet hat. Dabei muss man noch nicht einmal die Farce der letzten beiden verkorksten Transferfenster anschneiden, bei der man sich wahlweise zum Affen gemacht oder teures Porzellan zerschlagen hat. Auch die Themen Außendarstellung und Präsenz als Sportdirektor kommen noch in unzähligen Kapiteln hinzu. Darum soll es hier aber nicht gehen, deshalb zurück zum eigentlichen Thema Profilschärfung und Davies:

Zunächst mal zu deiner Aussage, es gäbe keine einzige Stimme aus dem Verein zu den Personalien Sancho und Dembélé, die ist nämlich sehr einfach zu widerlegen:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.fc-bayern-wollte-youngster-salihamidzic-bestaetigt-jadon-sancho-lehnte-angebot-ab.e24d4ab4-17bf-4eae-a441-1d226f6e5e59.html
https://www.transfermarkt.de/reschke-bdquo-wollten-dembele-nach-munchen-holen-und-haben-alles-versucht-ldquo-/view/news/287360

Darüber hinaus ist von Hoeneß aus der Einarbeitungsphase Salihamidzics (kurz nach dem Dortmund mit Dembélé die Bank bei Barca geknackt hatte) folgendes Zitat im Kontext zu dessen Stellenbeschreibung überliefert:
"Außerdem stünden, so Hoeneß, 30 bis 40 Millionen Euro für sechs bis acht junge Spieler bereit, die sich der Rekordmeister holen könnte."
https://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern/1708/News/uli-hoeness-40-millionen-talente-youngsters-hasan-salihamidzic.html

Kurzum: Der Verein hat ganz klar die Devise ausgegeben, vermehrt junge Spieler ins Visier zu nehmen, die entweder hier ihren Durchbruch schaffen oder den Verein mit ihrem Abgang bereichern. Hoeneß wollte ein Stück vom Kuchen. Punkt.

Da du, wie einige andere auch, meine Meinung mit der Variabilität junger Spieler widerlegen möchtest: Die habe ich überhaupt nicht in Abrede gestellt. Das Beispiel Kimmich heranziehend, das zeitlich noch am ehesten bei Davies liegt, gibt es zwischen Reschke und Salihamidzic gravierende Unterschiede:
1. Reschke hat sich nie hingestellt und mit funkelnden Augen in die Mikros dieser Republik prophezeit, dass er für das DM, also die Position auf der Kimmich bei RB in Liga 2 brillierte, den Nachfolger für Alonso gefunden habe.
2. Reschke wurde nicht von Vereinsseite über den grünen Klee gelobt, als Kimmich die ersten brauchbaren Spiele absolviert hatte.

Er wurde schon gar nicht befördert, als Sammer das Vakuum als technischer Direktor hinterließ. Vielmehr hat man ihm alsbald den Grünschnabel Salihamidzic vor die Nase gesetzt. Daraufhin hat er bei der erstbesten Gelegenheit das Weite gesucht, was ihm, dem "schlauen Herrn Reschke", auch heute noch von einigen Vereinsgranden ziemlich übel genommen wird. Nun war Reschke auch längst nicht fehlerfrei und hat einige miese Transfers im Portfolio gehabt. Dieses Risiko gehört in dem Job dazu, davor ist kein Sportdirektor gefeit und daran mache ich meine Meinung zu Salihamidzic auch nicht alleinig fest.


Aber zurück zu Davies: Der wichtigste Punkt in meinem vorherigen Post, und der wurde konsequent von allen negativen Reaktionen dazu ausgeblendet, ist der des Zufalls dieser Entdeckung/Entwicklung auf LV. Denn klar, natürlich freue ich mich auch, dass hier ein junger Spieler aufblüht. Ich kann mich der Lobhudelei um den Sportdirektor hierfür aber nicht anschließen.
Denn Davies spielt doch überhaupt nur LV, weil Flick nur aufgrund der diversen Verletzungen/Sperren und der miserablen Kaderplanung die letzte Personalie, die überhaupt für diese Position in Frage kam, aufgeboten hat und somit zu seinem Glück gezwungen war. Denn bis dato hatte Davies unter Kovac 3 Kurzeinsätze auf den Außen und eine Halbzeit als LV in Paderborn, wo er regelrecht hergespielt wurde. Kurzum: Bis dato hatte sich Davies überhaupt nicht für diese Position empfohlen.

Daher ist das als sonstwie besonders hervorgehobene Profilscouting von Salihamidzic einfach nur ein Mythos, der von oben als Rechtfertigung ausgegeben wurde. Und er hat den Transfer auch nicht alleine eingefädelt, den Spieler schon gar nicht entdeckt, wie zu vernehmen war. Denn Brazzo sagte zum Transfer damals: „Ich möchte mich sehr bei allen bedanken, die an diesem Transfer mitgearbeitet haben, speziell bei unserer Scouting- und unserer Rechtsabteilung. Das war hervorragendes Teamwork.“

Kurzum: Davies Entwicklung ist gerade das Produkt äußerst glücklicher Umstände. Dass diese zufällige Konstellation herangezogen wird, um die Besetzung einer der wichtigsten Positionen im Verein zu rechtfertigen, stößt mir sehr bitter auf. Denn abgesehen davon zieht man nur weiche und ominöse Kriterien heran, die für keinen nachvollziehbar, geschweige denn überprüfbar sind. Die offenkundige Replik darauf ist natürlich, dass da oben geschäftige Macher mit weitreichendem Ein- und Überblick sitzen, die mit ihrer Erfahrung allein garantieren sollten, dass kleine Lichter wie meine Wenigkeit Salihamidzic gefälligst den 'benefit of the doubt' zuzugestehen hätten.

Nun, genau diese Macher haben gerade ziemlich lange ziemlich tatenlos zugeschaut, wie ein gewisser Ex-Präsident (nicht im Alleingang, aber in der Hauptrolle) mit seinen persönlichen Vorstellungen den Verein systematisch von der Spitze Europas weggeführt hat. Und nein, ich kann nicht so tun, als hätte es Transfers wie Wagner nicht gegeben, als hätte unser Sportdirektor die seit Jahren bestehenden Baustellen auf den Flügeln, im Zentrum oder einer Alternative im Sturm nicht nur nicht behoben, sondern durch das Ziehen sündhaft teurer Ausstiegsklauseln nicht noch weitere geschaffen, als würden die meisten Transfers seiner Amtszeit mit Tolisso, Goretzka, Hernandez (!!!), Pavard, Cuisance, Arp ihre Ablösesummen und/oder Handgelder auch nur ansatzweise rechtfertigen.

Davies ist das einzige Positivbeispiel, zur richtigen Zeit (gegen Dortmund) am richtigen Ort (auf der JHV). Das ist ungefähr so, als würde ich meinem Chef für das wichtigste Problem in unserem Betrieb eine optimale Lösung bei entsprechenden Kosten versprechen, die das Problem dann aber überhaupt nicht löst, sondern einige Zeit später an einer ganz anderen Stelle bei einem ganz anderen Problem als Workaround funktioniert. Dafür klopft mein Chef mir nicht auf die Schulter, vielmehr habe ich großes Glück, wenn er in der Zwischenzeit keine bessere Alternative (für das Problem und für mich) gefunden hat.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von GeorgTrakl am 14.12.2019 um 10:48 Uhr bearbeitet

Also dass ein Spodi alleine entscheidet über Spieler?

Dann hast du ein falsches Bild wie es bei Liverpool läuft.
Im Grunde gibt es da auch ein Triumvirat wie bei Dortmund. Mike Gordon als Vertreter von FSG, der auch die Budgets frei gibt. Dann den Spodi Michael Edwards, dem u.a. das Scouting und Datenanalyse untersteht und halt der Manager Klopp.
Gibt ja auch den bekannten Spruch von Klopp, dass er das erste und letzte Wort hat.
Er und sein Trainerteam identifizieren die Positionen wo man sich verstärken will und welche Eigenschaften man vom Spieler spielerisch erwartet.
Möglichkeit 1 ist, dass es der Spieler wird, den Klopp unbedingt will z.B. Van Dijk oder
Möglichkeit 2 ist, dass Edwards Spieler identifiziert, die passen können. Beispiel wäre hier, dass Klopp nach eigenen Aussagen an Julian Brandt interessiert war und Edwards ihm wärmstens Mo Salah ans Herz gelegt hat und dieser ja dann auch kam.
Das letzte Wort bedeutet, dass Klopp die Spieler die vorgeschlagen werden auch will. Da fließt dann auch Einstellung, Charakter usw ein. Er bekommt also keine Spieler aufs Auge gedrückt, was bei deinem Vorschlag (Kahn) durchaus dem dann aktuellen Bayern-Trainer passieren könnte. Sowas wie einen Goretzka holen also weiteren CM obwohl der Schuh eher auf den Flügeln drückt, der zwar kaum spielt und eingebunden ist aber egal ist ja immerhin ein weiterer dt. Nationalspieler, sowas würde in Liverpool nicht vorkommen.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von BigDijk am 14.12.2019 um 11:21 Uhr bearbeitet

WOW

Bayern-Gala gegen Bremen: Alaba wünscht sich Flick bis Saisonende - Salihamidzic reagiert eiskalt.

David Alaba ... die Mannschaft unter Hansi Flick: „Wir fühlen uns sehr wohl. Man kann seine Philosophie in unserem Spiel sehr gut erkennen.“

Hasan Salihamidzic (FC Bayern München) über ...

.. die Zukunft von Flick: „Natürlich schauen wir uns ganz genau an, wie wir arbeiten, wie der Trainer arbeitet, wie die Spieler darauf anspringen. Aber selbstverständlich entscheiden wir das.“

... den offensichtlichen Wunsch der Mannschaft, dass Flick bleibt: „Klar, die Spieler können sich das wünschen, aber am Ende haben wir das letzte Wort.“

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber in dem Punkt hat Brazzo meine 100%ige Unterstützung. Sehr gut, dass man sich nicht von der Mannschaft (und vor allem den Medien!!) weichkochen lässt.

Starke Aussage.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Spiegelbild am 14.12.2019 um 21:02 Uhr bearbeitet

Er hat ja auch recht. Flick hat die Defensive auch noch nicht im Griff. Er lässt halt nach vorne spielen was man in dieser Liga und dem Spielermaterial auch erwarten muss. Zieht man aber am Montag Real sehe ich schwarz.

Die Defensive ist ja schon strukturierter geworden, beziehungsweise ist das gefühlt nicht mehr so unsicher.

Was du halt merkst, dass für das hohe stehen ein Süle oder ein Hernández aktuell neben Alaba echt gut tun würde. Da hat Flick halt einfach wenig Alternativen und dafür stehen wir stabil.

Was soll er sagen?
UH hat den Abgang von Ancelotti auf die Mannschaft geschoben.
UH hat den Abgang seiner Fehlentscheidung auf die Mannschaft geschoben.

Soll Hasan um sich zu Profilieren bzw. mal wieder geradezurücken, dass die Mannschaft nicht die Exekutive ist, jetzt sagen, die Mannschaft stellt den nächsten Trainer dann natürlich auch ein?

Und noch habe ich zudem noch nicht vernommen, dass Flick nicht bis Saisonende bleiben darf.

MMn ist das doch eh hochwahrscheinlich, Flick bis Saisonende, was die Mannschaft auch gerne möchte.

Edit:
Aber gut, durch das Ausscheiden von Ten Hag in der Gruppenphase, ist zumindest von Ten Hags Seite die Bereitschaft schon im Winter zu kommen, möglicherweise nun größer geworden.
Könnte ich mir zumindest vorstellen.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Fergy am 14.12.2019 um 21:48 Uhr bearbeitet

Es liegt in der Natur der Sache, dass Talente auch mal vom Verletzungspech profitieren und glückliche Umstände eine Rolle spielen können. Als ob da bei anderen Topclubs großartig anders wäre. Außerdem hat Davies schon unter Kovac seine Einsätze bekommen. Für mich ist das überhaupt kein Argument gegen Salihamidzic. Im Gegenteil, bei dieser Personalie wirkt es schon reichlich konstruiert.

Wer soll denn behauptet haben, dass Brazzo diesen Transfer völlig alleine eingefädelt hat? Natürlich arbeitet er sehr eng mit der Scoutingabteilung zusammen. Die Verträge setzt er auch nicht höchstpersönlich auf. Also jetzt wird es wirklich etwas albern. Bei uns findet kein Transfer im luftleeren Raum statt, das wird vorher mit KHR und Co. nochmal besprochen. Auch wenn es "nur" 10 Mio. Ablöse waren. Und ich gehe davon aus, dass Brazzo die Verantwortlichen von diesem Transfer schon überzeugt hat.

Wie gesagt, die Fehler in der Kaderplanung wurden schon vor Brazzo gemacht. Da wäre es stand heute völlig egal gewesen, ob Brazzo jetzt der Sportdirektor ist oder Eberl. Tolisso, Sanches, hatte man schon, Goretzka musste noch kommen, weil er deutscher Nationalspieler und ein großes Talent ist. Und schon hat man eine gewisse Zusammenstellung in der Zentrale, die nicht optimal ist. Die Vertragsverlängerung von Robbery ganz zu schweigen. Das haben andere bestimmt.

Ich möchte Brazzo damit nicht von allem freisprechen. Ganz sicher nicht. Angriffsfläche und Kritikpunkte gibt es genügend. Aber das Beispiel Davies ist für mich der völlig falsche Aufhänger und für die strategisch falsche Kaderzusammenstellung sehe ich ihn nicht in der Verantwortung. Die Fehler wurden früher gemacht.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Stoffler am 15.12.2019 um 18:32 Uhr bearbeitet

Ich hatte schon länger kein Interview von Hasan mehr gesehen. Fand es heute ganz gut, sehr sachlich, aufgeräumt und sympathisch. Er hat ja offenbar aus der Vergangenheit gelernt.

Den letzten Satz finde ich zwar verfrüht, aber grundsätzlich ist Brazzo seit ein paar Wochen schon deutlich lockerer und souveräner vor Mikros. Gefühlt auch mit viel weniger "ähm"´s.
Vielleicht hat er sich die Kritik der JHV zu Herzen genommen und versucht, an seiner Außendarstellung zu arbeiten. Ist ja nicht so, als könnte man das nicht trainieren. Vielleicht auch ein Auftrag von Hainer, der damit ja schon mehrfach konfrontiert wurde.

Man fragt sich ja, wieso sowas nicht eine der ersten Amtshandlungen ist, wahrscheinlich so ne Art "learning by doing"-Ding, aber wenn, dann wäre das erfreulich. Ist aber natürlich nur reine Spekulation, es kann genauso gut sein, dass er sich demnächst wieder einen abstammelt.

Die ähm's waren mir immer noch zu viel. Ich bezog mich auf den Inhalt seiner Aussagen. Mit "gelernt" meinte ich, dass er sich nicht mehr zu Spielern anderer Teams oder der Trainerfrage äußert. Das hat mir heute gut gefallen.

Ich glaube nicht, dass da die JHV eine große Rolle spielt. Jemand in seiner Position hat denke ich grundsätzlich den Anspruch sich auf dem Gebiet stets zu verbessern.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von KillerwhaleFCB am 21.12.2019 um 15:26 Uhr bearbeitet