18. Spieltag: Fortuna Düsseldorf - 1.FC Magdeburg

Freitag, 27.01.2023, 18:30 Uhr
Merkur-Spiel-Arena, Düsseldorf

Erfolgreiche Gastauftritte in Düsseldorf
Zum Auftakt in die Rückrunde nach der langen Winterpause tritt der 1. FC Magdeburg am Freitagabend unter Flutlicht bei Fortuna Düsseldorf an. Die Bilanz in Fortunas Heimstätte ist positiv mit zwei Siegen aus drei Partien. Gleich bei der Premiere am 31.03.2002 fuhr der FCM durch die Tore von Dirk Hannemann und Pavel Dobry mit einem 2:0 heim. Das gleiche Ergebnis wurde auch beim letzten Gastspiel am 29.03.2008 in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt erzielt. Marcel Probst und Ivica Jarakovic waren für Blau-Weiß erfolgreich, zwischendrin parierte Christian Beer einen Foulelfmeter von Axel Lawarée. Der Sieg kam damals durchaus überraschend, denn während die Elbestädte nur im Mittelfeld der drittklassigen Regionalliga Nord rangierten, spielte Düsseldorf um die vorderen Plätze mit. Am Saisonende verpasste die Mannschaft von Norbert Meier nur knapp den Zweitliga-Aufstieg, während der FCM an der Qualifikation für die eingleisige dritte Liga scheiterte.

Rückblick auf das Hinspiel: Abgezockte Fortunen entführen drei Punkte
Zum Saisonauftakt vor einer beeindruckenden Kulisse im Heinz-Krügel-Stadion bot der Gastgeber lange Zeit Paroli und hatte früh die Chance zur Führung durch Baris Atik. Im Laufe der ersten Halbzeit erfuhr das Magdeburger Publikum erstmals, welchen Einfluss der Videoassistent auf das Spiel haben kann und durchlebte dabei eine Achterbahn der Gefühle. Zunächst gab es große Erleichterung, als ein Elfmeterpfiff für die Gäste revidiert wurde. Als der FCM kurz vor der Pause einen Konter fuhr und einen Freistoß in der gegnerischen Hälfte zugesprochen bekam, schaltete sich der Videoschiri erneut ein und bat seinen Kollegen auf dem Platz an den Bildschirm zum Review. Dort sah er ein ungeschicktes Handspiel von Jamie Lawrence bei einer Abwehraktion, die sich vor dem Konter ereignet hatte. Folgerichtig entschied er auf Strafstoß, den Rouwen Hennings verwandelte. Direkt nach Wiederbeginn leisteten sich die Hausherren eine Ungenauigkeit im Aufbauspiel und fingen sich sogleich das zweite Gegentor. Der FCM antwortete postwendend mit einem sehenswerten Anschlusstreffer von Connor Krempicki nach passgenauer Vorlage von Jason Ceka, doch der Ausgleich fiel nicht mehr.

Das Auf und Ab der Düsseldorfer Hinrunde
Beflügelt durch den Auftaktsieg legte die Fortuna im Heimspiel gegen den SC Paderborn ein 2:1 nach und kam im DFB-Pokal problemlos gegen die Offenbacher Kickers weiter. Einen unerwarteten Dämpfer erlitt die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune bereits am 3. Spieltag bei der 0:1-Niederlage in Sandhausen. Fortan wechselten sich Heimerfolge und Auswärtspleiten ab, bis der 1. FC Nürnberg am 12. Spieltag als erster Gast alle drei Punkte aus Düsseldorf mitnahm. Die zweite Niederlage in Folge konnte schnell abgehakt werden mit dem 3:0 im Pokal bei Ligakonkurrent Regensburg. Anschließend ging es im Punktspielbetrieb wieder bergauf mit drei Siegen hintereinander in Karlsruhe, Kiel und heimwärts gegen St. Pauli.

Genau wie der FCM verlor die Fortuna die letzten beiden Spiele vor der Winterpause. Zunächst behielt Hannover im Verfolgerduell die Oberhand, bevor in der abschließenden Heimpartie gegen den 1. FC Kaiserslautern ein frühes 1:0 verspielt wurde. Vor der Rekordkulisse der Hinrunde mit 44.422 Zuschauern kassierte die Heimelf in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Nackenschlag zum 1:2-Endstand. Aufgrund der beiden abschließenden Niederlagen verlor Düsseldorf den Anschluss an die Aufstiegsplätze und muss nun wieder in einen Lauf kommen, um noch einmal oben anzuklopfen.

Kompakte Defensive, Ausbaufähiger Angriff
20 Gegentore sprechen für eine solide Abwehrarbeit, wohingegen die offensive Ausbeute mit nur 26 Treffern Luft nach oben lässt. Dabei sind die Fortunen Frühstarter: mehr als ein Drittel aller Tore (9) fielen in der ersten halben Stunde, der ligaweit drittbeste Wert in dieser Kategorie. Bester Scorer ist Stürmer Dawid Kownacki mit 6 Toren und 6 Vorlagen, gefolgt vom flexiblen offensiven Mittelfeldspieler Shinta Appelkamp (4 Tore, 4 Vorlagen). Der langjährige Torgarant Hennings ist nicht mehr die allererste Wahl. Der 35-jährige bestritt in der Hinrunde nur die Hälfte der möglichen Einsatzminuten und traf dreimal in die Maschen. Verstärkung für den Angriff erhofft sich der Tabellensiebte von Daniel Ginczeks Rückkehr, der Anfang September einen Sehnenriss erlitt. Der 120-fache Erstligaspieler arbeitete sich in der Vorbereitung wieder an den Kader heran.

Zu den Leistungsträgern in der Abwehr zählen Torwart Florian Kastenmeier, der noch keine Minute verpasst hat, und seine Vorderleute Christoph Klarer, Michal Karbownik und Tim Oberdorf. Letzterer wurde erst im Laufe der Vorsaison aus der zweiten Mannschaft hochgezogen und erspielte sich zügig einen Stammplatz.

Der WM-Star der Fortuna: Ao Tanaka
Nachdrücklich in den Fokus der Öffentlichkeit hat sich Ao Tanaka gespielt, der im Vorfeld der Saison nach seiner Leihe fest verpflichtet wurde. 1 Million Euro überwies die Fortuna an seinen Heimatverein Kawasaki Frontale. Diese Investition hat sich mittlerweile vollkommen bezahlt gemacht, denn der 24-jährige ist nicht nur eine feste Größe im zentralen Mittelfeld des Zweitligisten, sondern auch im Nationalteam gesetzt. Die guten Leistungen der Hinrunde bescherten ihm einen Platz im WM-Kader, wo er ebenfalls eine wichtige Rolle einnahm. Beim 2:1-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Spanien erzielte er das Siegtor, das wiederum die deutsche Mannschaft aus dem Turnier warf. Im Achtelfinale musste sich Japan nach einem aufopferungsvollen Kampf dem späteren WM-Dritten Kroatien dennoch geschlagen geben. Durch die Einsätze bei der WM und in den übrigen beiden Länderspielen hat Tanaka seinem Arbeitgeber bereits eine halbe Million Euro an Abstellprämien eingespielt. Zudem ist sein Marktwert durch die internationale Aufmerksamkeit gestiegen, der bei „TM“ auf 2,5 Mio. Euro taxiert wird. Die ab Sommer gültige Ausstiegsklausel in seinem Vertrag wurde sogar doppelt so hoch angesetzt.

Wie ist die Fortuna vor dem Rückrundenstart drauf?
Zum Abschluss der Vorbereitung besiegte eine stark ersatzgeschwächte Mannschaft den Viertligisten BSV Rehden mit 1:0. Trainer Thioune musste angesichts von neun erkrankten und drei verletzten Spielern improvisieren. Unter anderem fehlten Appelkamp und Tanaka. Ginczek kam für die letzte Viertelstunde zum Einsatz. Es bestehen also noch einige Fragezeichen, mit welchem Personal und in welcher Verfassung die Fortuna am Freitag auflaufen wird.

Die Lage beim Club: neuer Hoffnungsträger im Sturm, mehr Optionen in der Abwehr
Die Vorbereitung auf die zweite Halbserie wurde erneut durch verletzungsbedingte Ausfälle erschwert, wie schon im Sommer. Leon Bell Bell, Connor Krempicki und Luca Schuler verpassten das Trainingslager und die Generalprobe in Warschau ebenso wie Kai Brünker, der bis auf Weiteres freigestellt ist. Immerhin fand der FCM die dringend gesuchte Alternative für den Angriff. Probespieler Luc Castaignos überzeugte mit vier Toren in vier Testspielen und wurde folgerichtig unter Vertrag genommen. Der international erfahrene Niederländer hat die Attribute gezeigt, die dem Aufsteiger in der Hinrunde bisweilen gefehlt haben: körperliche Präsenz, Kopfballstärke und Abschlussqualität. Diese Eigenschaften gilt es nun auch in den Punktspielen erfolgreich einzusetzen.

Während die Offensive an Durchschlagskraft zugelegt hat, wirkt die Verteidigung weiterhin wenig sattelfest. Das liegt unter anderem daran, dass in den Testspielen auf den Außenverteidigerpositionen immer wieder umgestellt und improvisiert werden musste. Auf diese personellen Engpässe reagierte der FCM kurzfristig mit den Transfers von Daniel Heber und Maximilian Ullmann. Sie erweitern die Optionen im Abwehrbereich und bringen zusätzlich Geschwindigkeit in die letzte Linie. Aufgrund des Trainingsrückstandes der etatmäßigen Außenspieler ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass beide Zugänge am Freitagabend bereits ihr Startelfdebüt geben werden.

Fazit
Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die in den vergangenen Wochen einige Verletzungssorgen zu bewältigen hatten. Der Gastgeber steht aufgrund der Tabellenkonstellation und der im Hinspiel nachgewiesenen höheren Qualität in der Favoritenrolle. Allerdings hat der FCM mit seinen jüngsten Auswärtsauftritten in Hamburg, Nürnberg und durchaus auch Bielefeld bewiesen, dass er auf Augenhöhe mit gestandenen Zweitligisten agieren kann. Somit ist dem Club zuzutrauen, das Spiel offen zu gestalten und sich eigene Torchancen zu erspielen. Für den Ausgang der Partie wird entscheidend sein, welche Seite weniger Fehler macht und wer seine Chancen besser verwertet.
Dieser Beitrag wurde zuletzt von becks_fan93 am 25.01.2023 um 16:39 Uhr bearbeitet