24. Spieltag: SV Darmstadt 98 - 1. FC Heidenheim - Ziehen die Lilien die Reissleine oder geht der freie Fall weiter?

Nach dem verlorenen Nachholspiel gegen die roten Teufel fällt es mir zugegebenermaßen schwer, den STT zu schreiben. Viele Foristen flüchten sich in Zweckoptimismus, versuchen, die Situation noch halbwegs positiv darzustellen und verweisen auf die verbleibenden Begegnungen. Es ist noch nichts verloren: 11 (End-)Spiele sind zu absolvieren, macht in Summe 33 Punkte Maximalausbeute. Eigentlich genug, um tabellarisch in gesicherte Gefilde zu klettern und die Liga zu halten, vorausgesetzt, man holt noch ein paar Siege. Mit derzeit 22 Punkten sind wir allerdings noch ein Stück weit vom Ziel entfernt. Selbst wenn man davon ausgeht, dass es nicht die ominösen 40 Punkte sein müssen, um in die nächste Saison versetzt zu werden. Der Klassenerhalt wäre für den Verein so eminent wichtig. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern um die Etablierung im Profifußball nicht über Gebühr zu verzögern. Allein der Unterschied bei den Fernsehgeldern wäre gewaltig: Etwas mehr als 15 Mio. EUR in der Zweiten Bundesliga stehen 1,3 Mio. EUR in Liga 3 gegenüber. Es gibt nichts zu beschönigen: Der Abstieg wäre nicht nur ein sportliches, sondern auch ein finanzielles Desaster.

Es kann am Wochenende viel passieren: Nach dem nächsten Spieltag können wir Tabellenletzter sein, was einem weiteren Tiefschlag für die Moral gleich käme. Oder die Lilien klettern auf den 15. Tabellenplatz, was die lang ersehnte Initialzündung sein könnte, um den Glauben in die eigenen Fähigkeiten wiederzubeleben und die aufkeimenden bzw. bereits vorhandenen Selbstzweifel zu vertreiben.

Die Ausgangslage vor dem Spiel gegen Heidenheim ist düster und der Trend der letzten Wochen spricht gegen uns. Der von allen erhoffte und ersehnte Impuls durch den Trainerwechsel ist weitgehend ausgeblieben. Die Mannschaft ist bemüht, aber offenkundig (noch) nicht in der Lage, über 90 Minuten eine konzentrierte Leistung abzuliefern. Die Defensiver wirkt phasenweise etwas stabiler, ist aber nach wie vor für Aussetzer gut. Im Mittelfeld wird bestenfalls gearbeitet, ohne Esprit und zündenden Ideen. Und die Harmlosigkeit in der Offensive macht schlichtweg Angst. Einige Akteure sind weit von ihrer Bestform entfernt und präsentieren sich mehr oder weniger glücklos. Die Mannschaftsteile greifen nicht ineinander, es ist vieles Stückwerk oder basiert schlicht auf Zufall. Der aktuelle Tabellenplatz kommt nicht von ungefähr.

Angesichts dieser Situation muss es sich von selbst verstehen, dass die Mannschaft 100% Einsatzwille zeigt und kämpferisch wirklich alles in die Waagschale wirft. Nicht zuletzt geht es für die Spieler um ihren eigenen Marktwerte und Perspektiven. Insofern tue ich mir schwer damit, wenn man derzeit unser Team schon dafür lobt, dass es zumindest diese elementaren Tugenden auf den Platz bringt, die im Übrigen auch von den anderen Teams abgerufen werden. Entschuldigung, wir haben es mit Profifußballern zu tun, die tagtäglich nichts anderes machen (sollten) und nicht allzu schlecht bezahlt werden. Wille und Engagement sind das Mindeste, was man als zahlender Zuschauer erwarten darf!

Ich bitte es nicht als Respektlosigkeit gegenüber unserem Gegner aufzufassen, wenn die Ausführungen zu Heidenheim knapp ausfallen. Der Verein ist holprig in die Saison gestartet, hat sich mittlerweile aber deutlich gesteigert und in den letzten Wochen die Punkte geholt, auf die wir selbst noch sehnsüchtig warten. Das große Plus des FCH ist sicher die eingespielte Mannschaft. Mit Marc Schnatterer verfügen die Heidenheimer zudem über einen Akteur, der allein durch seine Standards jeden Gegner ernsthaft in Schwierigkeiten bringen kann. Mit Schnatterer und Trainer Frank Schmidt, dem Dienst-ältesten Trainer im deutschen Profifußball, hat der Verein zudem zwei absolute Identifikationsfiguren. Mehr Vereinsloyalität geht eigentlich kaum.

Wir können nur hoffen, dass unsere Spieler an die positiven Ansätze aus der letzten Begegnung anknüpfen, die Zahl der individuellen Fehler deutlich reduzieren und etwas mehr Fortune vor dem gegnerischen Gehäuse haben. Dann könnte der Bock vielleicht endlich umgestoßen und eine kleine Erfolgsserie gestartet werden. Die Diskussion zur möglichen Aufstellung überlasse ich den Forumsteilnehmern.

Auf eine spannende und faire Partie. Den Gästefans eine gute und sichere Anreise ans Böllenfalltor!
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Lilienfieber am 23.02.2018 um 18:10 Uhr bearbeitet