16. Spieltag: VfL Osnabrück - FC Energie Cottbus

„Wir passen einfach nicht zu einander.“ Ziellos ließ Daniel Thioune seinen Blick über die regentropfenbesprenkelte Scheibe wandern, den grauen Himmel dahinter gar nicht mehr wahrnehmen ob des grauen Himmels seiner eigenen Gedanken.

Pele Wollitz saß schweigend hinter ihm am Tisch. Eine Zigarette in seiner Hand brannte sich langsam durch das Papier und Stück für Stück zerfiel sie in den Aschenbecher, ohne dass der Cottbus-Trainer Anstalten machte, auch nur einen Zug zu nehmen. Er wusste, dass es stimmte. Die Gefühle, die es früher gab, waren nicht mehr da. Und das war schwer zu akzeptieren. Sollte all das gemeinsame Leid der jugendlichen Sommer nichts mehr wert sein? Die Aufstiege? Die Jahrhunderttrainerauszeichnungen? Die Wutreden im strömenden Regen? Nein, es war nicht immer einfach gewesen. Aber jetzt erschien ihm das alles einfacher, als auch nur ein Wort des Trostes zu finden.

„Wir müssen über etwas Wichtiges reden.“ Langsam setzte sich Daniel zu ihm an den Tisch. Pele schluckte, denn er wusste, was er gleich ansprechen würde. „Claus-Dieter...ich will die Punkte in Osnabrück behalten.“ - „Alle drei?“ - „Ja.“
Pele spürte, wie sich die ange
staute Wut in ihm auf ihren Weg aus der Magengegend in Richtung seines Gehirns machte. Er hatte gehofft, dass sie sich salomonisch auf eine Teilung der Punkte einigen könnten, aber darauf wollte sich Daniel anscheinend nicht einlassen. Und warum? Hatte er sich denn nicht schon genug Punkte bei jedem dahergelaufenen Verein der Liga geholt?
Der Schmerz in seiner rechten Hand holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er öffnete die geballte Faust und die nun erloschene Zigarette fiel in den Aschenbecher.

„Nein, Daniel.“ sagte er ruhig, „ich werde die Punkte mit nach Cottbus nehmen.“
„Nach Cottbus?“ Spöttisch verzog Daniel die Augenbrauen. Das machte er immer, wenn er sich im Vorteil fühlte und erinnerte Pele wieder daran, warum diese Beziehung gescheitert war. „Was hast du ihnen denn zu bieten? Einen schnellen Konterstürmer, der das Tor nicht mehr trifft und einen Kapitän mit gebrochener Nase? Oh, oder diesen Stürmer, der vor zehn Jahren mal Erfolg hatte? Das sind ja tolle Aussichten.“
Pele schlug mit der Faust auf den Tisch! Niemand sprach so von Dimitar Rangelov!

„Wenn das alles ist, was du dazu zu sagen hast, müssen wir gar nicht mehr darüber diskutieren.“ Er hatte unwillkürlich angefangen zu brüllen. „Nur weil du momentan obenauf bist, mit deinen Alvarez‘ und Blachas, denkst du, du kannst dir alles erlauben! Was willst du denn gegen unseren Sturm tun? Soll Schiller sie betrunken ansingen? Will Heider etwa wieder eine SMS verschicken…!“
„Jetzt reicht es!“ Auch Daniel sprang jetzt auf. „Du bist zu weit gegangen! Du wirst von meinem vierten Offiziellen hören!“ - „Nein, DU wirst von MEINEM vierten Offiziellen hören!“ - „Dann SEHEN wir uns auf dem FELD!!“ - „SEHR WOHL!!!“

An der Tür drehte sich Daniel noch einmal um. „Ich wollte nicht, dass es so endete.“, aber Pele konnte ihn über den Lärm seiner mühselig zurückgekämpften Tränen nicht mehr hören.

Mögliche Aufstellungen:
Körber - Susac, Engel, Trapp - Agu, Danneberg, Blacha, Renneke - Amenyido, Heider - Alvarez

Spahic - Holthaus, Stein, Matuwila, Startsev - Zimmer, Viteritti, Weidlich, Geisler - Rangelov, Scheidhauer
Dieser Beitrag wurde zuletzt von Kuhru am 22.11.2018 um 20:59 Uhr bearbeitet