18. Spieltag: FC Schalke 04 - 1.FC Köln

Liebe Jecken und FC-Liebhaberinnen,
verehrte Mitlesende aus Nah und Fern,

von ganz oben nach ganz unten, von Platz 1 bis zu Platz 18 laufen wir in der Gegner-Achterbahn zum zweiten Mal in Folge auswärts ein. Noch immer stehen Höhenflüge an- ein großer Dank an die Planer der DFL. Die nächsten Wochen bleiben ähnlich spannungsgeladen für alle FC-Jünger.

Wer Werder auseinanderschraubt, gegen die Bayern bravourös besteht, der sieht einer Partie auf Schalke voller Zuversicht entgegen- zu Recht.

Der kommende Sonntagnachmittag lädt dazu ein, nach Kaffee und Kuchen den Fernseher einzuschalten und sich anschließend gemütlich an unsere FC-Herde zu erfreuen. Selbstverständlich lädt auch die VELTINS-Arena unsere Auswärtsfahrer zu einem vergnüglichen Ausflug ein. Mögen diese, ähnlich wie in München, die Stimmungshoheit gewinnen- singen hält warm.

Unser Gastgeber hofft sicherlich darauf, dass die blauweißen Spieler ihr Gesicht aus dem Frankfurt-Spiel wiederfinden. Mindestens die Grundtugenden des Fußballs beim eigenen Team wieder erkennbar werden. Baumgart wird unsere Böcke sicherlich auf dieses Gesicht einstellen und das ist gut so.

Unser FC ist gewiss Favorit und wäre es eine andere Ballsportart, die 3 Punkte könnten schon eingebucht werden. Nun ist der Fußball aber so gestrickt, dass nicht immer der Bessere gewinnt und manchmal Pferde vor die Apotheke…

Trotz aller Demut und nötigem Respekt vor dem Gegner, es ist offensichtlich, unser nächster Kontrahent ist mächtig gebeutelt. Die Euphorie, die über die Stadtgrenzen hinaus nach dem Sieg über den FC St. Pauli im Mai 2022 durch ganz Gelsenkirchen und Umgebung strömte, ist aktuell nur noch eine löchrige Erinnerung.

Das Schalke aktuell einen 0:2 Rückstand noch in einen 3er verwandelt, glaubt derzeit nicht mal mehr Erwin.
„Kein Mensch, kein Tier, trägt er auf dem Rücken die NullVier“, so die Beschreibung des Schalker Maskottchens Erwin.
Dieser Schalker Glücksbringer darf für sich in Anspruch nehmen, dass wohl bundesweit einzige seiner Art zu sein, dass einem Schiedsrichter während einer offiziellen Bundesligapartie mal eine Rote Karte zeigte.

So lustig das klingt, so schauerlich erscheint die Auswärtsbilanz der Knappen. Wer als Schalke-Fan bei Bundesliga-Auswärtsspielen am Start ist, wartet seit fast 3 Jahren auf einen Sieg. Der letzte Auswärtssieg gelang Schalke noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie bei Werder Bremen.

Nun könnte man zu Recht einwenden, dass die Partie gegen unsere FC-Herde ja kein Auswärts- sondern ein Heimspiel ist und deshalb diese Horror-Bilanz in der Fremde nicht als Argument angeführt gehört. Kann man so sehen, wenn man´s nötig hat.

Das 1:6 zu Hause gegen Leipzig ist hingegen frisch und für jeden Schalker erschreckend. Nicht so sehr das Ergebnis an sich, die Art und Weise bringt den Schauer der Erschütterung. Wenn der eigene Trainer hinterher nur eine Entschuldigung fürs eigene Publikum hervorbringt, dann ist auch Schalke in höchster Not.

Die Schalker Bilanz, die eines hoffnungslosen Falls. Die letzten beiden Heimspiele gingen verloren. Für einen Aufsteiger nicht ungewöhnlich, erst recht nicht, wenn die Kontrahenten Leipzig und Bayern heißen. Immerhin konnte im November der Fastnachtszug aus Mainz mit 1:0 gestoppt werden. Der heilige Simon T. wars, der dieses seltene Wunder, äh Strohfeuer vollbrachte. Die drei Heimspiel vor diesem Triumph gingen ebenfalls ohne eigene Punkte über die Bühne. Lediglich Bochum gab sich im September dem Schalker Kreisel geschlagen.

Nach 17 absolvierten Begegnungen in der Bundesliga steht Schalke mit mageren 9 Punkten am Ende. 41 Gegentore, niemand kassiert mehr. 14 eigene Treffer, niemand schießt weniger Tore. Trainerwechsel schon vollzogen.

Der menschgewordene Strohhalm, Schalke Trainer Thomas Reis, mit Baumgart freundschaftlich verbunden, verließ die Nachbarn aus Bochum unter der Saison sieglos. Kurz danach machte er sich auf, die Schalker in der Liga zu halten. Wie´s momentan ausschaut, hat er sich sportlich dabei verzockt.

Vielleicht ist es aber auch bloß eine Momentaufnahme und Thomas Reis kann eine Fußball-DNA auf Schalke entwickeln, mit der sich die Fans identifizieren können. Ein Fußball, der den stolzen Knappen endlich mal wieder etwas Würde beschert.

Ob das in der Erstklassigkeit erfolgen kann, hängt maßgeblich vom Endergebnis am Sonntag ab. Geling S04 ein Dreier gegen uns, keimt sicherlich nochmal Hoffnung auf und Mainz-Vibes wabern durch Gelsenkirchen. Bei einer Niederlage wird es selbst für kühne Optimisten schwer, sehr schwer.

Reis wirkte nach dem Alptraum gegen Leipzig ratlos. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger wird die Schuld für die häufig irrelevante Leistung eher im Kader denn beim Trainer gesucht. Für Schalker Verhältnisse sitzt Reis also (noch) sehr stabil im Sattel.

Grob zusammengefasst, Schalke hat in dieser Form nichts in der Bundesliga verloren. Dieses Statement klingt mitnichten irrational. Durch den überraschenden Abgang Rouven Schröders scheint die sportliche Führung des Vereins ebenfalls angeknackst.

Was die Knappen-Anhänger Licht am Ende des Tunnels erahnen lässt, klingt bescheiden. Es ist der Vergleich mit dem Sommer vor 2 Jahren. Damals war Schalke war auf allen Ebenen so dermaßen ins Rutschen gekommen, dass selbst eine mittelschwere Methangasexplosion unter Tage vergleichsweise harmlos wirkte. Die aktuelle Lage ist hingegen bloß schlimm.

Schalke geht vermutlich wieder zurück ins Unterhaus, dass sie letzten Mai als Meister verließen. Trotz aller Schmerzen, stehen die Chancen auf eine Wiederkehr besser, als beim letzten Abstieg. Es braucht hat viel Ausdauer, um alle Trümmer aus dem Weg zu räumen- die Kraft dafür hat der mitgliederstarke Verein Schalke 04.
So ein Absturz ist bitter und genau wie bei uns damals, keinesfalls ein einfacher Betriebsunfall. Es wird’s viel Zeit und Geduld und einen ganzen Schacht voll Glück brauchen, bis Schalke wieder über Tage reüssiert.

Als Kölner weiß man nur zu gut, wie sich die Schalker-Fans derzeit fühlen. Es ist noch nicht vergessen, wie unser Trikot von dort aus spöttisch belächelt wurde und internationale Stars sowie angehende Top-Spieler die Schalker in der Beletage der Bundesliga etablierten. Wie Schalke-Supporter sich über unsere Aufstiege und die damit einhergehenden 6 Punkte fürs Revier freuten. Mitleid ist von unserer Seite nicht angebracht- soviel Stil soll schon sein.

Für unsere Herde heißt es am Sonntag, die eigenen Karten richtig auszuspielen. Klar ist, die Trümpfe in diesem Spiel sind rot-weiß. Der FC hat eine eingespielte Mannschaft, die selbst Ausfälle von Leistungsträgern im Verbund bundesligatauglich auffängt. Schalke hat kaum (noch) Leistungsträger.

Auch in Punkto Selbstvertrauen liegen wir klar vorn. Unser Selbstvertrauen ist unter Baumgart kein Selbstzweck, sondern logische Folge der gezeigten Leistungen. Diese Leistungen begründen sich in einer körperlichen und mentalen Fitness, einem starken Gemeinschaftsgefühl und auch vorhandener spielerischer Klasse. Die Ergebnisse haben vor der WM-Pause zuletzt nicht mehr mit den Leistungen Schritt gehalten, doch neben der Fitness ist auch das Spielglück zurück.

Seit der Pause sind die Akkus der meisten Böcke wieder voll und unser Spiel wirkt abermals verdammt dynamisch. In den letzten beiden Spielen schossen wir früh die Führung. Diese neue Attitüde spielte uns eindeutig in die Karten. Gelingt uns dies zum dritten Mal in Folge, wäre das sicherlich ein herber Schlag für Schalke.

Sollte die Führung allerdings auf sich warten lassen, gibt es unsererseits keinen Grund nervös zu werden. Denn dann spricht immer noch einiges für einen FC-Auswärtserfolg. Unsere Bank ist deutlich ambitionierter, als die der Heimmannschaft. Unsere Wechseler haben häufig die entscheidenden Tore gemacht bzw. vorbereitet.

In den bevorstehenden Wochen werden wir die Favoritenrolle wohl nie mehr so eindeutig annehmen müssen. Unsere Böcke sind mental dermaßen gut eingestellt, dass sie davon nicht verschreckt werden. Im Gegenteil, ich kann mir vorstellen, dass diese Situation noch mehr Vorfreude bei unseren Heroen auslöst.

Was es zum Sieg braucht: eine bockstarke Einstellung unserer Herde, taktische Disziplin und die notwendige Demut vor dem Spiel.
Ich gehe fest von einem glückseligem Sonntagabend aus und wünsche allen Auswärtsfahrern eine sichere und gelungene An- und Abreise.

Heiliger Hennes- kein Mitleid- sondern Vollgas.
Bring unsere Herde mit 24 Punkten heil nach Hause!
Come on FC!