FC Bayern München beobachtet Marcus Thuram

Meine erste Reaktion: Thuram reicht von der individuellen Klasse dann doch nicht für München.

Meine zweite: aktuell waren viele Stürmer ein sinnvolle Ergänzung und Verstärkung. Da braucht es nicht Mal wen, von Weltklasse-Niveau, also passt Thuram doch.

Meine dritte: PR-technisch kannst du auch was rausschlagen durch seinen Vater und er ist ablösefrei. Das passt alles.

Sportlich: Thuram ist meiner Meinung nach - jeder kann es anders sehen - der Inbegriff des Spielers, der einen besonderen Kick braucht, um gut zu sein. Eine bevorstehende WM, ein besonderes Spiel, die Champions League, die erste Phase beim neuen Klub. All sowas. Gibt es aber den normalen Ligaalltag, habe ich ihn vergangene Saison (möglicherweise auch aufgrund eines versagten Transfers?) absolut lustlos auf dem Platz gesehen. Da hat er für mich überhaupt nicht überzeugt. Dennich bin ich mir sicher, dass er mit seiner Abschlussstärke, die toll ist, seinem bulligen Körper und auch mit der ordentlichen Pace erst einmal sehr gut treffen würde in München.

Bedenken sollte man dennoch schon noch seinen Charakter. Er hat mit der Spuck-Attacke uns Gesicht während einer Pandemie für mich die widerlichste Aktion gebracht, seitdem ich Bundesliga-Fußball sehe. Für mich war es nicht vergleichbar mit irgendeinem anderen Spucken, weil ich noch nie wahrgenommen habe, dass es bewusst aus kurzer Distanz ina Gesicht ging. Wenn man sich sicher ist, dass ihm nie wieder so etwas passiert, dann passt er und dann ist es für München ein risikoarmer Transfer, der gleichzeitig sportlich wie finanziell kaum schiefgehen kann - wenn er nicht der klare Stammstürmer sein soll.

Sehen wir es mal so

Vier Jahre Kane kosten pro Jahr gute 50 Millionen (Ablöse, Gehalt, Berater, usw)

Thuram kostet vielleicht 10 Mio pro Jahr (Handgeld durch vier, Gehalt, usw)

Choupo ist gut in Form, klar, zeigt aber auch, dass quasi jeder Sturmtank bei Bayern gut performen kann.


Ich würde Thuram Kane vorziehen und Kane ist einer meiner Lieblingsspieler.

Thuram ist ein hoch veranlagter Spieler, bei dem es aber vom Kopf her nicht für die absoluten Spitzenmannschaften reicht. Er hatte anfangs in Gladbach sehr gute 1,5 Jahre, in denen Marco Rose genau wußte, wie man mit ihm umgehen musste. Unter Hütter war das ein Jahr zwischen Verletzung und Leistungsverweigerung, bei Farke ist er als einziger Stürmer im Kader (!) natürlich immer gesetzt, wenn er halbwegs fit ist und zahlt das größtenteils mit Leistung zurück. Wobei nicht zu vergessen ist, dass er die meisten Großchancen der Liga verballert.

Am besten ist er, wenn er Raum hat für seine Dribblings und Sprints. Exemplarisch das Tor zum 0:1 bei den Bayern, als er den Fehler von Upamecanu ausnutzt.
Aber wie oft sind die Bayern in der Situation, so zu kontern?

Wenn dagegen gegen eine tief und eng stehende Mannschaft die Brechstange ausgepackt werden muss, ist von ihm relativ wenig zu sehen. Er ist nicht der Spieler (wie bspw. Lewandowski), bei dem du immer damit rechnen musst, dass er auch aus einer schlechten Flanke noch ein Tor machen kann.

Warum ich die Wahrscheinlichkeit für einen Wechsel zu den Bayern bei < 5% sehen würde, liegt aber v.a. an dem „Standing", das sich Thuram in den letzten Jahren erarbeitet hat: Permanente Schwalben, die man ihn anscheinend nicht austreiben kann. Eine rote Karte, weil er dem Gegenspieler ins Gesicht gespuckt hat. Temporäre Bocklosigkeit, wenn er sich nicht ausreichend hofiert fühlt bei bedenklichem konditionellen Zustand.

Klar, das könnte bei den Bayern alles ganz anders aussehen. Aber das Risiko für die Bayern ist m.E. viel zu groß, sich einen Problemfall ins Haus zu holen bei dem - wenn es schief gehen sollte - jeder zurecht sagen würde: „Das hätten die Bayern aber wissen müssen bei der Vorgeschichte, wenn sie da holen!"

Ich denke, das Gegenteil eines „Mentalitätsspielers" holen die Bayern in ihrer aktuellen explosiven Stimmungslage, bei der Transferpolitik und die fehlende „mia san mia"-Mentalität des Teams stark hinterfragt werden, als Letztes.
Sehe Thuram eher in Italien.