31. Spieltag: FC St. Pauli - SV Darmstadt 98

"Das Spiel heute ist ein wichtiges Spiel. Die Spiele davor waren wichtige Spiele, das nächste Spiel wird ein wichtiges Spiel und die folgenden Spiele werden auch wichtige Spiele. Alle Spiele sind wichtig."

So (etwas angepasst) lautet eines meiner Lieblings-Zitate von Ewald Lienen. Es ist so wahr, dass es komplett unwiderlegbar ist.
Aaaber es gibt Spiele, die bekommen aufgrund der äußeren Umstände eine höhere Bedeutung.

Natürlich war das Spiel gegen Aue genauso wichtig, das gegen Hannover, das gegen Kiel, gegen Dresden, Rostock usw. Alle diese Spiele waren im Prinzip genauso wichtig wie das am kommenden Samstag. Dadurch, dass sie wie etliche andere allerdings leider nicht wie Endspiele angegangen wurden, haben wir jetzt keinen entspannten Blick von der Tabellenspitze auf die Verfolger, die sich darum streiten, wer uns in die erste Liga begleiten darf.
Haben wir jetzt keinen Bornemann, der breitbeinig und vor allen anderen Kollegen der Liga eingleisig für die kommende Saison planen und spannende Spieler mit der Bundesliga (und zwar der ersten) locken kann.
Haben wir eine Spannung, die zwar an sich schick ist, auf die ich allerdings gut verzichten könnte, auch angesichts des Restprogramms.
Und (da ich gerade dabei bin) haben wir ein Restprogramm, das aus vier sehr, sehr* schwierigen Endspielen besteht.

Das erste kommt gleich mit einem echten Brocken daher. Darmstadt. Furchtbares Spiel in der Hinrunde. Der Blick auf die Tabelle suggeriert vielleicht, dass die Lilien bei uns gewinnen müssen, um nicht alle Hoffnungen auf den Aufstieg oder wenigstens die Relegation fahren lassen zu müssen. Das Darmstädter Restprogramm aus den letzten drei Spielen nach dem kommenden Wochenden aber ist formal mit Aue, Düsseldorf und Paderborn nicht eben das schwierigste aller Aspiranten auf die ersten drei Plätze. Im Gegenteil: Eigentlich sind wir zum Siegen verdammt. Nürnberg, Schalke und Düsseldorf warten auf uns. Düsseldorf haben wir beide, okay. Aber Nürnberg und Schalke sind aktuell einfach härtere Nüsse als Aue und Paderborn.

Andererseits: Das heißt in der aktuellen Situation in der Liga noch nicht ZU viel. Dennoch ist sicher: Wir müssen endlich wieder dreifach punkten – und das nicht nur gegen Darmstadt.

Holen wir aus den verbliebenen Spielen acht Punkte, sind wir sicher unter den ersten Vieren. Holen wir 10, ist Platz 3 sicher und Platz zwei möglich.
Andererseits: Wir müssen überhaupt erstmal wieder wie eine Mannschaft spielen, die drei Punkte holen kann und mit aller Macht auch will.

Gegen Lieberknechts Blümchen-Bande dürfte das alles andere als leicht werden, spielt die doch gerade diesen sehr physischen Fußball, den wir so gar nicht mögen. Ich habe sie in Bremen gesehen und war beeindruckt. Bis zur Unterzahl war Darmstadt klar dominant auf dem Platz. Das Gegenhalten, von dem Schultz spricht, das er auf dem Platz sieht, muss dort nun auch für alle sichtbar und den Gegner spürbar werden.
In Schönheit gestorben ist trotzdem tot. Ich mache persönlich einen großen Haufen auf Hackentricks und andere breadless art, wenn der Gegner am Ende jubelt. Amenyido liegt völlig richtig: Man darf auch gern dreckig gewinnen. Am liebsten sogar scheinbar unverdient. 1:0 reicht mir, völlig egal wie! Darauf kommt es jetzt wirklich nichtmehr an. Und da darf der Ball in der 93. Minute auch gern mal auf die Feldstraße geklärt werden.

Ewald, klar, alle Spiele sind wichtig, die Punkte aus allen Spielen zählen gleich viel. Aber die neue Truppe, die nun wirklich nicht mehr deine ist, hat eine Situation geschaffen, die dir zeigt: Manchmal sind Spiele eben ganz besonders wichtig. Auch, weil sie Möglichkeiten erhalten und Richtungen vorgeben. Das am Samstag ist so eines, ein besonders wichtiges Spiel!

Bei all dem Schwächeln in der Rückrunde hieß es immer wieder: die Heimspiele am Ende, die Matches gegen die direkte Konkurrenz, da werden wir stark sein. Nun denn: Die Situation ist jetzt da. Seid stark!

Glaube, Liebe, Hoffnung!
Forza, you boys in brown!



(*Verbeugung vor Stani, unserem letzten Aufstiegstrainer, der so gern „sehr, sehr“ sagte.)